Akutes Delirium – Symptome, Diagnose, Behandlung & Vorbeugung
- Wissenswertes über ein akutes Delirium
- Was ist ein akutes Delirium?
- Wie lange hält ein akuter Verwirrtheitszustand an?
- Woran erkennt man ein akutes Delirium?
- Wie wird ein Delirium diagnostiziert?
- Wie entsteht ein akutes Delirium?
- Durchgangssyndrom Behandlung: Was hilft bei akuter Verwirrtheit?
- Einem post-operativen Akutem Delirium vorbeugen
- Fazit: Plötzliche Verwirrung belastet Betroffene & Angehörige
Wissenswertes über ein akutes Delirium
- Definition Akutes Delirium: Störungen des vegetativen Nervensystems
- Bezeichnung: Delirium, Delir, Durchgangssyndrom, Intensivstationspsychose, akute Verwirrtheit
- Symptome: Verwirrung, Angst, Euphorie sowie weitere Wesensveränderungen
- Ursachen: Unbekannt, Vermutung: Botenstoffe des zentralen vegetativen Nervensystems in Ungleichgewicht
- Prognose: Entwickelt sich von selbst zurück, bleibende Schäden in etwa 25 % der Fälle
- Behandlung: Ursachenbekämpfung, medikamentöse Behandlung
- Häufigkeit: Älter 70: 1/3 der internistischen Patienten, Chirurgie: 5,1 % 52,2 %, Intensivpatienten: 30 – 80 %
Was ist ein akutes Delirium?
Die Erleichterung ist groß: Nach einem operativen Eingriff bei einem Verwandten sind die Chancen auf eine vollständige Genesung gut. Nur noch ein paar Tage auf der Intensivstation verbleiben. Doch plötzlich, am Tag nach der OP, ändert sich dieses Bild. Der Verwandte ist unruhig, wirkt verwirrt, ängstlich und kooperiert nicht mit den Ärzten. Was ist passiert? In medizinischen Kreisen ist dieses Phänomen als ein sogenanntes akutes Delirium (kurz: Delir) bekannt. Alternativ gibt es auch die Begriffe Intensivstationspsychose oder Durchgangssyndrom, denn in der Regel tritt es während eines Krankenhausaufenthalts, meist auf der Intensivstation auf.
Der Begriff stammt von lateinischen delirium, das Irresein bedeutet und auf de-liro „aus der Furche gehen, von der Linie abweichen“ zurückgeht. Es handelt sich dabei um einen vorübergehenden Zustand, der auftreten kann, wenn der Körper großem Stress ausgesetzt ist und auf diverse äußere Einflüsse reagiert. Delirien zeigen sich durch ausgeprägte Veränderungen der Psychomotorik der Betroffenen, also deren gewöhnlicher Bewegungsabläufe, wie Gestik und Mimik. Bei einigen Betroffenen zeigen sich Wahnvorstellungen oder Verwirrtheitszustände, andere werden sogar regelrecht aggressiv oder gehen in eine Abwehrhaltung über.
Ausprägungen eines Delirs
Alles, was die normale Funktion des Gehirns stört, kann zu einem solchen Delirium führen. In einer Klinikumgebung trifft das Syndrom vor allem schwerkranke Personen, bei denen die Hirnfunktion bereits stark beeinträchtigt ist (z.B. durch fortgeschrittene Parkinson-Krankheit oder Gedächtnisstörungen).
Insgesamt ist das Risiko eines akuten Deliriums bei älteren Menschen größer als bei jüngeren Personen. Dennoch kann es jeden treffen, der ins Krankenhaus kommt. Wer in der Vergangenheit bereits ein Delirium erleiden musste, hat er eine größere Wahrscheinlichkeit, noch einmal in diesen Zustand zu geraten.
Ein Delirium kann sich auch als Teil einer Entzugsreaktion entwickeln, wenn jemand regelmäßig verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel oder Schmerzmittel einnimmt, oder durch übermäßigen Alkoholkonsum entstehen.
Was ist ein organisches Psychosyndrom?
Ein Delirium ist ein organisches Psychosyndrom. Auch psychoorganische Syndrom genannt ist dies eine Gruppe von neuropsychiatrischen Störungen, bei denen durch organische Veränderungen Verhaltens- oder Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Es werden chronische und akute Formen unterschieden.
Während sich das chronische psychoorganische Syndrom langsam entwickelt, tritt das akute psychoorganische Syndrom auch plötzlich auf. Ursachen sind fast immer eindeutige Vorerkrankungen oder bestehende Schädigungen, darunter Gehirntumore, Verletzungen, Entzündungen und besonders das Alzheimer-Syndrom.
Sonderform Delirium tremens
Bei dem Delirium tremens handelt es sich um eine besondere Form der Alkoholkrankheit. Übersetzt bedeutet der Begriff „irres Zittern“ und tritt meist bei Alkoholentzug oder seltener auch bei einem Alkoholrausch ein.
Die Symptome eines solchen Syndroms reichen von Angstzuständen, Verwirrtheit, Halluzinationen, grobem Zittern (der namensgebende Tremor) bis hin zu Schwitzen, Blutdruckerhöhung und Hyperventilation.
Unterschiedliche Typen eines Delirs
Bei einem Delirium unterscheidet die Medizin hauptsächlich zwei Typen hinsichtlich der Auswirkungen auf die Psychomotorik. Diese sind das hyperaktive und das hypoaktive Delir. Beim hyperaktiven Delir (griech. hyper- „über-“) ist der Erregungszustand erhöht. Ungewöhnliche psychomotorische Aktivität, Unruhe und Aggressivität sind die möglichen Folgen. Beim hypoaktiven Delir (griech. hypo- „unter-“) hingegen, ist der Erregungszustand verringert. In diesem Fall tritt hauptsächlich eine Verlangsamung bis hin zur Apathie auf.
Beide Arten von Delirien schließen sich gegenseitig nicht aus. Es ist durchaus möglich, dass beide Arten nacheinander bei einer Person auftreten und in unregelmäßigen Abständen wechseln.
Wie lange hält ein akuter Verwirrtheitszustand an?
Ein Delirium ist in den meisten Fällen bereits nach zwei bis fünf Tagen überstanden. Dies ist eine lange Zeit, insbesondere, wenn ein Betroffener zu einem Entzug in einer Klinik untergebracht ist. Selten kann das Delirium auch bis zu 20 Tage lang anhalten, manchmal dauert es auch nur wenige Stunden.
Aufgrund dieser schweren Vorhersehbarkeit und der schwerwiegenden Probleme bei eintretenden Komplikationen, ist es notwendig, dass ein Delirium ärztlich begleitet wird. Sollte sich ein von einem Delirium betroffener Mensch nicht bereits im Krankenhaus befinden, so ist es spätestens beim Eintreten von Symptomen, die auf ein Delirium hindeuten, höchste Zeit, einen Notarzt zu rufen oder ins Krankenhaus zu fahren.
Woran erkennt man ein akutes Delirium?
Bei einem Delirium unterteilen sich die Symptome in zwei Arten. Zum einen treten psychische Symptome auf und zum anderen gibt es neurovegetative Anzeichen, die auf ein Delirium hindeuten.
Die tatsächlichen organischen Auswirkungen eines Deliriums wurden bereits angesprochen: Durch Durchblutungsstörungen, einem erhöhten Blutdruck und Überbeanspruchung des Herzens kann der Kreislauf zusammenbrechen und der Mensch gerät in Lebensgefahr. Im Folgenden möchten wir auch die anderen Symptome des Deliriums näher betrachten.
Psychische Symptome eines Delirs
Psychisch können die Auswirkungen von einem Delirium mannigfaltig sein. Störungen des Bewusstseins, der Persönlichkeit und Orientierung sowie Reizbarkeit, Unruhe und Denkstörungen sind typische Symptome bei einem Delirium.
Darüber hinaus leiden Betroffene unter Schlafstörungen, Bettflucht und übertriebener Angst oder Euphorie.
Was sind neurovegetative Symptome eines Delirs?
Das neurovegetative System steuert automatisch ablaufende Prozesse im Körper. Dazu gehören die Atmung, die Zirkulation des Blutes durch den Körper sowie die Verdauung. Kognitiv hat der Mensch auf diese Abläufe keinen oder nur einen externen Einfluss. Falsche Atmung, Ernährung und Verhaltensweisen können diese Prozesse stören, ihre tatsächliche Tätigkeit allerdings nicht gesteuert werden.
Bei einem Delir sind die neurovegetativen Symptome z. B. Fieber, Schwitzen, Hyperventilation und das berühmte unkontrollierte Zittern, welches dem Delirium tremens seinen Namen gibt.
Wie wird ein Delirium diagnostiziert?
Die Diagnose eines Deliriums ist oft bereits durch Anamnese und äußerliche Beobachtung möglich. Der Arzt erkennt die verschiedenen Symptome und schließt daraus auf ein Delirium.
Wichtig bei der Aufnahme von Informationen über den Patienten ist es, die Krankheitsgeschichte, Konsumgewohnheiten und das soziale Umfeld zu betrachten. Dabei spielen insbesondere die Angaben von Begleitpersonen des Patienten eine Rolle, denn durch das Delirium sind die Patienten selbst selten ansprechbar und geben keine entsprechenden Antworten.
Im Folgenden können unterschiedliche Tests durchgeführt werden, die von einem EKG über Blutuntersuchungen bis hin zu CT- und MRT-Untersuchungen reichen. Darüber hinaus hat sich der sogenannte CAM-Test bei akuter Verwirrtheit bewährt.
Was sind die CAM-Tests bei akuter Verwirrtheit?
CAM steht für Confusion Assessment Method und misst den Grad der Verwirrtheit einer Person. Dabei werden verschiedene Fragen gestellt, die logisches Denken sowie motorische Fähigkeiten testen. Die CAM ist die am häufigsten verwendeten Methode zur Erkennung eines Deliriums und es existieren zwei unterschiedliche Varianten, eine Kurz- und eine Langversion.
Die CAM verwendet die folgenden Kriterien:
- Verändertes Bewusstseinsniveau (wach bis komatös)
- Denkstörungen (Kommunikation ausschweifend, Konversation irrelevant, Ideenfluss unlogisch)
Die Diagnostik durch DSM-5
Nach einer anfänglichen Untersuchung kann alternativ auch mithilfe von standardisierten diagnostischen Kriterien wie dem DSM-5, dem Statistical Manual of Mental Disorders (5. Version) ein standardisiertes Verwirrungserkennungsverfahren eingesetzt werden.
Das DSM-5 testet auf folgende Eigenschaften:
- Die Aufmerksamkeit (z. B. Fokussierungsprobleme) ist beeinträchtigt und es kommt zu Bewusstseinseinschränkungen (Orientierungsstörungen).
- Die Störungsstärke variiert und entwickelt sich innerhalb weniger Stunden oder Tage.
- Die kognitive Leistung wird eingeschränkt (Gedächtnisprobleme, Sprach- und Denkprobleme).
Abgrenzung von akuter Verwirrtheit zur Demenz
Es ist nicht immer einfach, eine akute Verwirrtheit von einer Demenz zu unterscheiden. Dennoch gibt es deutliche Unterschiede. Wie der Name bereits sagt, ist ein akutes Delir akut, das heißt, es entwickelt sich plötzlich. Eine Demenz hingegen ist immer chronisch und entwickelt sich über einen langen Zeitraum, langsam und schleichend.
Orientierungsschwierigkeiten sind zudem bei einer Demenz einfacher zu verschleiern, denn der oder die Betroffene ist noch weitgehend im Besitz der eigenen geistigen Fähigkeiten (zumindest anfangs). Bei einer akuten Verwirrtheit lassen sich die Symptome nicht überspielen, die Anzeichen liegen deutlich weniger unter Kontrolle des oder der Betroffenen.
Eine Demenz ist zudem nicht heilbar, der degenerative Zustand verschlechtert sich immer mehr. Ein Delirium hingegen ist ein vorübergehender Zustand, der sich nach einiger Zeit zurückbildet. Auch hier können bleibende Schäden entstehen, bei einer Demenz sind die Schäden allerdings immer bleibend.
Schließlich unterscheiden sich beide Syndrome dadurch, dass bei einem Delirium insbesondere die Aufmerksamkeit gestört ist, während bei einer Demenz insbesondere die Gedächtnisleistung leidet.
Wie entsteht ein akutes Delirium?
Obwohl ein Delirium ein medizinisches Problem ist, sind die Faktoren bislang weitgehend unbekannt, die bei den einzelnen Patienten die normale Hirnfunktion stören und zum Delirium führen.
Bekannt ist jedoch, dass ein Delirium durch eine zugrundeliegende Erkrankung hervorgerufen werden kann. Nach einer größeren Operation können beispielsweise physiologische Veränderungen wie ein niedriger Sauerstoffgehalt des Bluts, niedriger Blutdruck, niedriger Blutzuckerspiegel oder Flüssigkeitsverschiebungen und -ungleichgewichte ein Delirium auslösen. Leber- oder Nierenversagen, Hirnblutungen oder sogar Infektionen können zur Störung beitragen.
Die Unruhe und die Aktivitäten in einem Krankenhaus können ebenfalls zur Verschlimmerung der Symptomatik beitragen. Zum einen ist dort der normale Tages- und Nachtrhythmus aufgehoben. Denn Pflege und Überwachung rund um die Uhr machen eine Klinik zu einem betriebsamen und oft lauten Ort. Zum anderen weichen oft die Essenszeiten von der Norm ab. Schlafmangel und Stress durch Sorge vor der eigenen und weiteren Krankheiten kann das Problem weiter verschärfen.
Möglicherweise sorgt auch die Anwendung von Medikamenten wie Sedativa (Beruhigungsmitteln) oder Medikamenten, die bestimmte Gehirnregionen beeinflussen, für die Verschärfung eines Deliriums. Gleiches gilt für Schmerzen, die durch eine Operation ausgelöst werden, sowie die Medikamente, die gegen sie eingesetzt werden (Schmerzmittel, Steroide).
Was ist das Krankenhaus-Delir?
Das Krankenhaus-Delir ist die spezielle Form des Deliriums, die bei einem Aufenthalt im Krankenhaus entsteht. Dabei spielen die oben genannten Faktoren eine große Rolle bei der Entstehung. Es kommen schlicht viele verschiedene Aspekte zusammen, die eine große Last auf den Körper und die Psyche darstellen und somit ein Delir begünstigen.
Patienten mit einer entsprechenden Störung müssen mit besonderer Sorgfalt gepflegt werden, dabei entsteht auch ein großer Druck auf die Angehörigen und das Krankenhauspersonal. Ärzte und Pflegepersonal sind in diesem Zusammenhang allerdings optimal geschult, somit befindet man sich bei einem Krankenhaus-Delir automatisch bereits am richtigen Ort.
Risikogruppe eines akuten Deliriums
Neben dem Alter sind besonders Verhaltensweisen und Vorerkrankungen der ausschlaggebende Punkt dafür, ob eine Person zu einer Risikogruppe für ein akutes Delirium gehört. Konsumiert jemand viel Alkohol, Drogen oder bestimmte Medikamente, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für ein Delirium. Gleichzeitig sind Stoffwechselstörungen, eine Verschiebung des Elektrolyte-Haushalts sowie Entzündungen und Stress Auslöser für die Ausschüttung bestimmter Stoffe, die ein Delirium begünstigen.
Gehört eine Person zu einer solchen Gruppe, so ist es ratsam, das Krankenhaus vor einem Aufenthalt davon in Kenntnis zu setzen, damit im Eventualfall alle Maßnahmen getroffen sind.
Wie ist die Prognose bei einem Delir?
Ein Delir verschwindet nach kurzer Zeit von allein. Die Prognose ist daher sehr gut.
Allerdings kann es auch zu schweren Komplikationen im Zusammenhang mit dem Delir kommen, die andere Erkrankungen hervorrufen können oder tödlich sind. Bei einer richtigen und gewissenhaften Versorgung ist diese Gefahr allerdings zu vernachlässigen.
Durchgangssyndrom Behandlung: Was hilft bei akuter Verwirrtheit?
Die Diagnose eines akuten Deliriums erfolgt nach sorgfältigem Ausschluss anderer Grunderkrankungen, die als Auslöser infrage kommen könnten. Wenn medizinische Ursachen ausgeschlossen oder behandelt werden, ist eine Reorientierung des Kranken der nächste Schritt. Ein Delirium kann einen Krankenhausaufenthalt verlängern.
Je nach Schwere des Deliriums kann das Klinikpersonal verschiedene hilfreiche Maßnahmen durchführen.
Regulierung der Umgebung: | Das Personal versucht, dem oder der Patienten/-in eine längere Zeit ruhigen Schlafs zu ermöglichen. Ein Tag-Nacht-Rhythmus kann zum Beispiel durch die Regulierung des Lichts und eine Verminderung der Lautstärke erreicht werden. |
Einbeziehen der Familie: | Die Familie sollte aufgeklärt werden, dass das Delirium nicht den wahren Charakter des oder der Angehörigen repräsentiert. Die Familienmitglieder können gebeten werden, den Genesungsprozess mit kurzen, häufigen Besuchen zu unterstützen. Sie können dabei ermutigend und beruhigend einwirken. |
Gewährleistung maximaler Kontinuität: | Eine Gruppe derselben vertrauten Gesichter, die beruhigend wirken, kann sehr hilfreich sein, wenn die Familie nicht anwesend sein kann. |
Helfen diese Bemühungen nicht oder ist das Delirium so schwer, dass der Patient eine Gefahr für sich selbst und andere ist, kann eine medikamentöse Behandlung nötig sein.
Medikamentöse Therapie eines akuten Deliriums
Falls medikamentös gegen die Verwirrung gearbeitet werden soll, muss immer auf eventuelle Wechselwirkungen geachtet werden. Der Wirkstoff Haloperidol steht mit einem Risiko für Herzrhythmusstörungen in Verbindung. Daher muss bei einer Einnahme immer auch ein kontinuierliches EKG durchgeführt werden.
Bei Alkoholikern werden bevorzugt Benzodiazepine verwendet (z. B. Lorazepam, Diazepam, Clomethiazol, Chloradiazepoxid).
Ursachenbekämpfung des Delirs
Zusammengefasst gibt es einige Dinge, die ein Delirium bereits vor der Entstehung behandeln, beziehungsweise es verhindern. Die kontinuierliche Anwesenheit vertrauter Personen beruhigt stark, hilft bei einer Orientierung in einem veränderten Alltag und verhindert Delir-Schübe. Ein fester Tag- und Nachtrhythmus sorgt ebenfalls für Sicherheit und Kontinuität.
Regelmäßige Berührungen und eine ruhige Umgebung, in der es weder zu hell noch zu dunkel ist, tragen zu einer besseren Befindlichkeit bei. Möglicherweise können da im Krankenhausfall auch vertraute Gegenstände von zu Hause helfen, den unbekannten Ort heimischer zu machen.
Einem post-operativen Akutem Delirium vorbeugen
Eine im Jahre 2010 in der Mayo Clinic durchgeführte Studie kommt zu folgendem Ergebnis: Durch eine Anpassung von Narkosen kann das Risiko eines postoperativen Deliriums in einem bestimmten Verfahren um bis zu 50 % gesenkt werden.
An der Studie nahmen 114 Erwachsene über 65 Jahre oder älter teil, die sich nach einer Hüftfraktur einem größeren operativen Eingriff unterzogen hatten. Keiner der untersuchten Studienteilnehmer hatte vor dem Eingriff ein Delirium oder schwere Wahrnehmungsstörungen.
Bei etwa der Hälfte der Patienten wurde im Rahmen der Narkose ein Spinalblock durchgeführt. Dabei werden mithilfe eines üblichen Betäubungsmittels vorübergehend die Nervenimpulse von der Hüfte abwärts unterbrochen, so dass der Patient von den Zehen bis zur Hüfte gefühllos und schmerzfrei ist.
Die andere Hälfte, der in der Studie untersuchten Patienten erhielt ebenfalls eine Spinalanästhesie, allerdings war die Dosis des eingesetzten Betäubungsmittels niedriger. Nach der Operation erhielten beide Gruppen dieselben Medikamente, um postoperative Schmerzen zu kontrollieren. Zu diesen Medikamenten gehörten auch Opiate, die bekannt dafür sind, das Risiko eines Deliriums zu erhöhen.
Der Vergleich beider Gruppen nach der Operation brachte folgendes Ergebnis: 40 % der Patienten, die eine höhere Dosis Betäubungsmittel erhielten, hatten ein postoperatives Delirium, während nur 19 % der Patienten in der Gruppe mit dem niedriger dosierten Betäubungsmittel nach der Operation unter einem Delirium zu leiden hatten.
Nach dem Ergebnis dieser Studie kommen die Forscher zu folgendem Schluss: Geringere Dosen an Betäubungsmitteln können das Risiko eines postoperativen Deliriums bei den Menschen senken, die eine Spinalanästhesie zur Schmerzvorbeugung während der Operation erhalten haben.
Akutes Delirium: Zusammenhang mit Betäubungsmitteln
In vielen Fällen steht ein Delirium im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln. Ein Großteil der Fälle von Delirium (insbesondere Delirium tremens) treten im Zusammenhang mit einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit auf und dem Entzug von abhängigkeitsinduzierenden Substanzen. Vereinfacht können auch die körperlichen und geistigen Auswirkungen eines starken Rausches als Delirium bezeichnet werden. Der Betroffene verliert allmählich die Kontrolle über seine Motorik und erleidet geistige Einschränkungen.
Es muss allerdings klar unterstrichen werden, dass es ein Delirium nicht nur im Zusammenhang mit Alkohol und Drogen gibt und dass nicht alle Betroffenen substanzabhängig sind. Auch andere Faktoren können ein Delirium auslösen, die nichts mit diesen Stoffen zu tun haben.
Fazit: Plötzliche Verwirrung belastet Betroffene & Angehörige
Bei einem Delirium handelt es sich um einen Zustand der Verwirrung, bei dem der oder die Betroffene unter anderem Unruhe, Angst und eventuell Aggressivität zeigen. Ursache sind bestimmte Botenstoffe des zentralen Nervensystems, die in einem Ungleichgewicht stehen. Bei Symptomen wie Verwirrung, Halluzinationen, Schlaflosigkeit, Hyperventilation, Fieber, Schwitzen oder Zittern sollte sofort der Krankenwagen gerufen werden, wenn der Verdacht auf ein Delirium steht.
Anschließend kann das Leiden kontrolliert behandelt werden und verschwindet nach wenigen Stunden oder Tagen wieder von selbst. Oft steht das Delirium in einem Zusammenhang mit Alkohol- und Drogenkonsum, allerdings gibt es auch viele weitere Fälle von Delirien, die nichts mit Betäubungsmitteln zu tun haben.
Seit der Studie der Mayo Clinic wird ein Delir langsam mit anderen Augen betrachtet. Inzwischen überprüfen immer mehr Krankenhäuser vor einer Operation die Delir-Anfälligkeit und sorgen entsprechend vor. Ein akutes Delirium ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die großen Einfluss auf das Leben von Betroffenen und Angehörigen haben kann.