Wermut als Heilpflanze: Das Bitterkraut für den Magen-Darm-Trakt
- Wermut: Die Artemisia absinthium auf einen Blick
- Heilpflanze für die Verdauung: Bei diesen Beschwerden hilft Wermut
- Schon in der Antike bekannt: Die Geschichte des Wermutkrautes
- Anwendung, Zubereitung und Rezepte: Tees und Tinkturen aus Wermut
- Achten Sie auf die Nebenwirkungen von Wermut
- Wermut im eigenen Garten: Darauf sollten Sie beim Anbau achten
- Fazit: Wermut als Heilpflanze: Hilfreich, aber mit Vorsicht zu genießen
- Häufig gestellte Fragen rund um die Heilpflanze Wermut
Schon die alten Ägypter nutzten das Wermutkraut als Heilpflanze – und bis heute wird sie als solche geschätzt. Besonders bekannt ist das Kraut zudem durch seine Verwendung in einer weltbekannten und berüchtigten Spirituose: Dem Absinth. Bei Magen- und Darmproblemen stellt Wermut durch seine Bitterstoffe außerdem ein natürliches Heilmittel dar. Doch wie wirkt Wermut als Heilpflanze und worauf sollten Sie bei der Einnahme achten?
Wermut: Die Artemisia absinthium auf einen Blick
- Wermut: dreifach fiederspaltige Blätter an einem Stängel, ähnlich dem Liebstöckel oder dem Beifuß, wächst bis zu 1 Meter hoch, gelbe Blüten
- Heilwirkung: entzündungshemmend, blutbildend, erfrischend, blutreinigend
- Anwendung: Magen- und Darmbeschwerden, Gallenbeschwerden, Blähungen, Leberschwäche
- Einnahme: Tee, Tinktur, Heilwein, Würzkraut, auch erhältlich als Öl
- Weitere Einsatzbereiche: Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen, Kreislaufschwäche, Morbus Crohn
Heilpflanze für die Verdauung: Bei diesen Beschwerden hilft Wermut
Allein durch die Redensart „Der Wermutstropfen jedoch…“ ist Wermutkraut vielen Menschen bekannt. Sprichwörtlich meint diese Metapher einen bitteren Beigeschmack zu einem sonst freudigen Anlass – und bitter ist Wermut in der Tat. Gemeinsam mit dem Gelben Enzian gilt die Artemisia absinthium, so ihr lateinischer Name, als eine der bittersten Heilpflanzen.
Bei der Anwendung von Wermutkraut als Heilmittel sind es jedoch genau die Bitterstoffe, zum Beispiel Absinthin, die eine gesundheitsfördernde Wirkung erzielen. Durch das Bittere werden Speichel und Magensäure, aber auch Verdauungshormone und Gallensäure angeregt. Deshalb ist Wermut besonders bei Verdauungsstörungen ein bewährtes Heilkraut.
Jedoch lindert es auch andere Beschwerden, zum Beispiel:
- Probleme des Magen-Darm-Traktes
- Appetitlosigkeit
- Störungen des Fettstoffwechsels
- Schmerzen wie Kopf- oder Ohrenschmerzen
- Förderung der Menstruation
- Kreislaufbeschwerden
Bei Erkrankungen wie Morbus Crohn gibt es bislang jedoch noch keine wissenschaftlichen Beweise für die Wirksamkeit des Wermutkrautes (Langhorst, 2014).
Wichtig: Verdauungsbeschwerden und Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes können unterschiedliche und ernsthafte Ursachen haben. Behalten Sie daher Ihre Symptome jederzeit im Blick und suchen Sie bei anhaltenden Beschwerden einen Hausarzt auf, der zur Klärung der möglichen Erkrankung beitragen kann. Oftmals wird der Hausarzt Sie an einen Internisten oder Gastroenterologen überweisen, dessen Fachgebiet Magen-Darm-Beschwerden sind.
Schon in der Antike bekannt: Die Geschichte des Wermutkrautes
Die Nutzung des Wermutkrautes als Heilmittel hat eine lange Geschichte. Seit Jahrhunderten ist Menschen die Wirkung der Artemisia absinthium bekannt – und wird zur Heilung und Linderung von körperlichen Beschwerden genutzt.
Frühe Erkenntnis: Wermut in der Antike und der frühen Neuzeit
Bereits im „Papyrus Ebers“, ein medizinisches Schriftstück aus dem alten Ägypten, ist von Wermut die Rede. Das Heilkraut war den Menschen schon in der Antike bekannt. Die Äbtissin Hildegard von Bingen empfahl Wermut-Räucherungen vor allem gegen Dämonen, erkannte aber auch den heilenden Wert des Krautes. Ihr Rezept für ein „Wermut-Elixier“ sollte bereits im 11. Jahrhundert Nierenschwäche unterdrücken, den Magen reinigen und für eine gute Verdauung sorgen.
In der frühen Neuzeit wurde Wermut vor allem durch verschiedene illustrierte Kräuterbücher bekannt. Der damals benannte Einsatz des Krautes ähnelt dem heutigen: Bei Magenbeschwerden, Verstopfung oder Gallenproblemen solle das Heilmittel eingesetzt werden. Besondere Beliebtheit erlangte das Wermutkraut jedoch in der Weiterverarbeitung als Absinth. Im 19. Und 20. Jahrhundert erreichte der Genuss einen Höhepunkt – und führte zum Verbot der Spirituose. Doch weshalb?
Der Mythos Absinth: Das steckt dahinter
Besonders bei Künstlern und Schriftstellern war Absinth im 20. Jahrhundert ein beliebtes Getränk. Denn die Spirituose sollte besondere Rauschzustände und somit kreative Schaffensprozesse ermöglichen. Verboten wurde der Absinth in Deutschland schließlich 1923 – das Getränk hatte keinen allzu guten Ruf: Es sollte blind und süchtig machen, Halluzinationen hervorrufen und Epilepsie verursachen. Dies lag allerdings vor allem an einzelnen Rezepturen. Seit 1998 ist der Absinth wieder legal, denn nur die Dosierung eines bestimmten Inhaltsstoffs macht ihn riskant.
Der Wirkstoff, der psychische und physische Ausnahmezustände hervorrufen kann, ist Thujon, das naturbedingt im Wermutkraut enthalten ist. Thujon ist ein Nervengift, das bei zu hoher Dosierung zu Halluzinationen und epileptischen Krämpfen führen kann. Daher ist der Thujon-Gehalt, den Absinth heutzutage enthalten darf, gesetzlich vorgeschrieben. Getränke dürfen nun maximal 35 Gramm Thujon pro Liter enthalten. Trotz dessen sollte von einem regelmäßigen Konsum von Absinth, wie auch von anderen starken Spirituosen, abgesehen werden.
Das Wermutkraut entfaltet nicht nur im Absinth seine Wirkung. Die Bitterstoffe wie Absinthin, die in der Pflanze enthalten sind, lassen sich auf verschiedene Arten einnehmen, zum Beispiel als Tee oder Tinktur. Doch auch in der Küche findet das Kraut seine Verwendung: Besonders fette Mahlzeiten werden durch Wermut bekömmlicher. Die Pflanze passt dabei vor allem in Eintöpfe, zu Wild oder fettem Fleisch. Durch ihren bitteren Geschmack ist sie aber kein klassisches Würzmittel und eher sparsam einzusetzen. Wermut-Tee oder Tinkturen hingegen sind in der Apotheke erhältlich. Doch auch diese können von Ihnen selbst hergestellt werden.
Anwendung, Zubereitung und Rezepte: Tees und Tinkturen aus Wermut
Eingenommen wird Wermut meist als Tee. Wermut-Tees regen vor allem die Verdauung an und beugen einem Völlegefühl nach dem Essen vor. Wenden Sie Wermut in Form einer Tinktur an, wird diese besonders gegen Appetitlosigkeit förderlich wirken. Folgende Rezepturen dienen als Inspirationen.
Grundrezept: So gießen Sie einen Wermuttee auf
Je nach Geschmack und Bedürfnissen lässt sich Wermut mit verschiedenen anderen Heilkräutern als Tee aufbrühen. So erhält er noch weitere Eigenschaften und der bittere Geschmack des Wermutkrauts wird etwas gemildert. Welche Zusammensetzung für Sie die bekömmlichste ist, entscheiden Sie selbst.
Dennoch ist ein das Grundrezept für einen Wermuttee immer ähnlich:
Zutaten:
- 1 Teelöffel getrocknetes Wermutkraut
- 250 ml Wasser
Überbrühen Sie 1 Teelöffel getrocknetes Wermutkraut mit 1/4 l kochendem Wasser und lassen Sie den Tee 10 Minuten ziehen, bevor Sie ihn abseihen. Trinken Sie 3-mal täglich 1 Tasse frisch zubereiteten Tee vor dem Essen, um Ihre Verdauungssäfte anzuregen.
Gegen Blähungen: Die altbewährte Wermuttee-Mischung
Blähungen sind für viele Menschen ein unangenehmer Störfaktor in ihrem Alltag – etwa jeder fünfte Erwachsene in Deutschland leidet gelegentlich darunter.
Doch auch solchen Flatulenzen können Sie mithilfe natürlicher Heilpflanzen wie Wermut entgegenwirken:
Zutaten:
- 10 Gramm getrocknetes Wermutkraut
- 10 Gramm getrocknete Pfefferminzblätter, Koriander-, Fenchel-, Kümmel- und Anisfrüchte
- 250 ml Wasser
Mischen Sie 10 g getrocknetes Wermutkraut mit 10 g getrockneten Pfefferminzblättern sowie je 10 g Koriander-, Fenchel-, Kümmel- und Anisfrüchten (alle aus der Apotheke). Überbrühen Sie 2 Teelöffel dieser Teemischung mit 1/4 l siedendem Wasser, lassen Sie den Tee 10 Minuten lang ziehen und seihen Sie ihn dann ab. Trinken Sie den warmen Tee bei Bedarf schluckweise.
Wichtig: Verzichten Sie dabei auf Honig oder Zucker, da Süßungsmittel die beruhigende Wirkung der Bitterstoffe stören.
Appetitlosigkeit? Diese Tinktur bringt Ihren Appetit zurück
Auch Appetitlosigkeit ist ein gesundheitlicher Aspekt, bei dem das Wermutkraut weiterhilft.
Mit nur wenigen Tropfen einer selbst gemachten Tinktur entfaltet die Heilpflanze ihre appetitanregende Wirkung:
Zutaten:
- frisches Wermutkraut
- hochprozentiger Alkohol (beispielsweise Korn)
- helle & dunkle Flasche
Setzen Sie frisches Wermutkraut mit der fünffachen Menge an hochprozentigem Alkohol (z. B. Korn) in einer hellen Flasche an und lassen Sie den Ansatz 5 bis 6 Tage an einem kühlen Ort ziehen. Schütteln Sie das Gemisch täglich einmal kräftig durch. Nach dem Abseihen durch ein Leinentuch füllen Sie die Tinktur in kleine dunkle Flaschen.
Nehmen Sie bei Appetitlosigkeit, z. B. nach einer längeren Erkrankung, 3-mal täglich 20 bis 30 Tropfen in 1/2 Glas Wasser vor dem Essen. Wegen ihres hohen Alkoholgehalts ist diese Tinktur mehrere Jahre haltbar.
Achten Sie auf die Nebenwirkungen von Wermut
Trotz seiner positiven Effekte auf die Verdauung sollte auch die Einnahme von Wermut nicht übertrieben und mit Vorsicht genossen werden. Dosieren Sie das Kraut beispielsweise im Tee zu hoch, ist es möglich, dass Sie sich anschließend benommen fühlen, erbrechen müssen oder Bauchschmerzen bekommen.
Auch die innere Verwendung als ätherisches Öl ist mit diesen eventuellen Nebenwirkungen verbunden und wird deshalb nicht empfohlen. Bei besonders starkem Missbrauch des Wermutkrautes kann es sogar zu Nierenschäden und Störungen des Zentralnervensystems kommen.
Wichtig: Auch in der Schwangerschaft sollte von der Einnahme von Wermut abgesehen werden: Durch die muskelanregende Wirkung löst die Artemisia absinthium Wehen aus und beschleunigt diese.
Wer unter akuten Gallenerkrankungen leidet, findet in Wermut ebenfalls nicht die richtige Heilpflanze. Das Kraut kann Gallenkoliken hervorrufen. Generell ist es vor der Einnahme von Wermut immer hilfreich, den Rat eines Arztes oder Apothekers hinzuzuziehen.
Wollen Sie Wermut allerdings aufgrund seiner lindernden Wirkung einnehmen und haben diese Anwendung abgesprochen, steht dem nichts mehr im Wege. Besonders praktisch ist bei der Heilpflanze, dass Sie diese im eigenen Garten anbauen können. Dazu benötigen Sie nicht viel gärtnerisches Geschick – und haben das Wermutkraut trotzdem immer frisch zur Hand.
Wermut im eigenen Garten: Darauf sollten Sie beim Anbau achten
Um Wermut bei Bedarf immer zur Hand zu haben, ist es möglich, das Kraut im eigenen Garten anzubauen. Die Heilpflanze ist ein Korbblütler und hat geringe Anforderungen.
Folgende Punkte helfen Ihnen beim Anbau:
Standort | Die Pflanze benötigt einen warmen Standort, der viel Sonne und Licht bekommt. Zu empfehlen ist deshalb ein Hochbeet oder der Anbau im Kräutergarten. Am besten geeignet ist außerdem ein sandiger oder kiesiger Boden. |
Aussaat | Die Wermut-Samen werden von frühestens Mitte April bis Anfang Juli ausgesät. Wollen Sie im selben Jahr schon ernten, ist die Aussaat bis Ende Mai empfehlenswert. |
Gießen & Düngen | Das Heilkraut benötigt wenig Wasser. Staunässe und andauernde Feuchtigkeit sind eher schädlich für die Pflanze. An heißen Tagen sollte sie trotzdem alle 2 bis 3 Tage gegossen werden. Zum Düngen eignet sich üblicher Mist oder Kompost, aber auch NPK-Dünger. |
Ernte | Die Ernte der Wermutblätter kann bereits im Frühjahr beginnen und bis in den Herbst andauern. Dabei sollten nicht alle Blätter auf einmal abgeerntet werden, sondern lieber Stängel für Stängel vorgegangen werden. |
Durch den Anbau des Krautes im eigenen Garten haben Sie das Magenkraut immer zur Verfügung. Der Wermut wird dabei bis zu einem Meter hoch und hat seine Blütezeit zwischen Juli und September in gelben Blüten.
Wichtig: Jedoch werden nicht alle Pflanzenteile vom Wermut als Heilmittel verwendet. Hierbei kommen die Blätter bzw. das Kraut zum Einsatz, der Stängel und die Blüten bleiben unbeachtet. Nach der Ernte ist es möglich, das Kraut frisch zu verwenden oder zu trocknen. Achten Sie dabei auf einen schonenden Vorgang, damit die ätherischen Öle und Bitterstoffe des Wermuts erhalten bleiben.
Fazit: Wermut als Heilpflanze: Hilfreich, aber mit Vorsicht zu genießen
Wermut bietet Ihnen als natürliches Heilkraut die Möglichkeit, schonend gegen Magen- und Darmbeschwerden vorzugehen und noch weitere Verstimmungen in diesem Bereich zu lindern. Die enthaltenen Bitterstoffe wie Absinthin nehmen Sie dabei am besten als Tee oder Tinktur zu sich – doch auch in Form des Absinths ist Wermut bekannt.
Der Anbau der Heilpflanze ist dabei selbst für unerfahrene Gärtner zu schaffen und ermöglicht, das Kraut direkt im eigenen Garten zu ernten. Die Artemisia absinthium ist dennoch mit Vorsicht zu genießen und sollte nicht übermäßig eingenommen werden.