Borretsch: Als Heilpflanze mit Vorsicht zu genießen
Der Borretsch (Borago officinalis) gehörte früher nicht nur in jede Hausapotheke: Als Teil der berühmten „grünen Soße“ oder als Garnierung für Sommersalate war er auch ein beliebtes Kraut in der Küche. Forscher haben allerdings herausgefunden, dass das sogenannte Gurkenkraut giftige Pyrrolizidinalkaloide enthält – und raten deshalb heute davon ab, das Gewürzkraut zu essen. Lesen Sie hier, warum Sie die frischen Borretschblätter und -Blüten besser meiden sollten, und wie Sie dennoch von der Heilkraft des Borretschs zu profitieren können.
Borretsch als Heilpflanze: Infos auf einen Blick
- Borretsch: Behaarte Pflanze mit blauen Blüten und teilweise giftigen Inhaltsstoffen
- Heilwirkung: hautregenerierend, pflegend (Öl), zusammenziehend, schleimlösend, stimmungsaufhellend, entzündungshemmend (Homöopathie)
- Inhaltsstoffe: schädliche Pyrrolizidinalkaloide, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Kieselsäure (Blüten und Blätter) Gamma Linolensäure (Samen)
- Einsatzgebiete: Venenleiden, Erkältungskrankheiten, leichte depressive Verstimmungen (Homöopathie); Entzündungen, Hautpflege (Öl)
- Anwendung: Mediziner raten von der Einnahme des Krauts ab – auch als Würzmittel! Verwenden Sie die Pflanze deshalb nur stark verdünnt (Homöopathie) oder in Form des Borretschöls aus den Samen.
- Botanik: (Borago officinalis) krautige Pflanze aus der Familie der Raublattgewächse mit behaarten Blättern und sternförmigen, blau-violetten Blüten
- Weitere Namen: Boretsch, Gurkenkraut, Blauhimmelstern, Streukegel, Kukumerkraut, Liebäuglein, Wohlgemutsblume
Vorsicht! Studien haben ergeben, dass die Borretsch-Pflanze hohe Konzentrationen gefährlicher Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthält. Experten raten deshalb vom Verzehr – auch geringer Mengen – des sogenannten Gurkenkrauts (besonders der Blüten) ab. Auch in Kräutertees oder Gewürzkraut-Mischungen sollten Sie die Pflanze meiden. |
Ist Borretsch gesund?
Nein. Auch wenn der Borretsch früher in der Volksmedizin und als Küchenkraut beliebt war, raten Mediziner heute vom Verzehr der Pflanze, auch in geringen Mengen, ausdrücklich ab. Denn neben verschiedenen Vitalstoffen enthält der Borretsch eine hohe Konzentration an giftigen Pyrrolizidinalkaloiden (PA). Diese können sowohl die Leber als auch andere Organe wie Lunge, Herz und Niere schädigen. Zudem verursachen die Stoffe aus der Gruppe der Alkaloide eine Veränderung (Mutation) der Zellen im menschlichen Körper und gelten deshalb als krebserregend.
Achtung: Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie z. B. Ungarn, ist die Verwendung von Borretsch als Zutat in der Lebensmittelindustrie bei uns bis heute erlaubt. Immer wieder finden sich deshalb verschiedene Tee- oder Küchenkräutermischungen auf dem Markt, die auch Borretschblätter enthalten. Untersuchungen weisen darauf hin, dass diese Produkte stets auch einen bedenklichen PA-Gehalt aufweisen. Werfen Sie deshalb beim Kauf von fertigen Kräutertees oder gemischten Küchenkräutern einen Blick auf die Inhaltsangabe – und wählen Sie lieber ein Produkt ohne Borretsch (Borago officinalis).
Trotz dieser Erkenntnisse ist die lange Tradition des Borretschs als Heilpflanze nicht von der Hand zu weisen – denn neben den gefährlichen Pyrrolizidinalkaloiden enthält das Gurkenkraut auch Schleimstoffe, Kaliumsalze, Gerbstoffe und Kieselsäure. Wer den Borago officinalis deshalb weiterhin als Heilpflanze verwenden möchte, kann einerseits auf homöopathische Präparate zurückgreifen. Außerdem wird auch das Borretschöl, das man aus dem Ölkörperchen (Elaiosom) der ungiftigen Samen gewinnt, als gefahrlos eingestuft.
Wie kann ich Borretsch als Heilpflanze verwenden?
Der Borretsch gehört traditionell zu den alten Heilpflanzen. Schon Paracelsus empfiehlt ihn im 16. Jahrhundert als Heilkraut gegen Venenentzündungen, Brust- und Bauchfellentzündungen sowie zur Blutreinigung. Laut der Überlieferung soll er sogar gegen Melancholie helfen und stimmungsaufhellend wirken.
Lange gehörte der Borago officinalis, den man landläufig auch als Streukegel oder Gurkenkraut kennt, deshalb zu den Heilkräutern in der Hausapotheke der Volksmedizin. Um auch heute noch von dieser überlieferten Heilwirkung zu profitieren, ohne sich den schädlichen Inhaltsstoffen des Borretschs auszusetzen, bieten vor allem homöopathische Mittel an: Denn die Homöopathie arbeitet mit so stark verdünnten Pflanzenpräparaten, dass sich in Globuli und Co. keine Giftstoffe aus den verwendeten Pflanzenteilen wie Blättern, Blüten oder Stängeln nachweisen lassen.
Zubereitungen mit Borretsch (Borago officinalis) sind dabei aber nicht nur in Form der süßen Kügelchen, sondern sind auch als Salbe, Zäpfchen oder Essenzen erhältlich. Anwender und Heilpraktiker berichten dabei über die folgenden Effekte der homöopathischen Borretsch-Präparate:
- zusammenziehend und entstauend
- schleimlösend
- schmerzlindernd
- entzündungshemmend
- stimmungsaufhellend
- beruhigend
In der Folge wenden Heilpraktiker und Homöopathen die genannten Borago Präparate zu Heilzwecken bei Venenleiden wie Krampfadern und Hämorriden, aber auch bei Erkältungskrankheiten und Entzündungen sowie leichten depressiven Verstimmungen an. Als Vorbeugemittel sollen sie außerdem vor Herzbeschwerden und Steinerkrankungen schützen.
Wer sich für eine homöopathische Therapie entscheidet, sollte allerdings auch bedenken, dass deren Wirksamkeit bisher wissenschaftlich nicht bewiesen ist – schwere Erkrankungen und Beschwerden sollten Sie deshalb niemals nur mit homöopathischen Mitteln behandeln. Konsultieren Sie im Zweifel immer Ihren behandelnden Arzt und setzen Sie die Homöopathie ergänzend ein.
Anwendung als Öl: Für was ist Borretschöl gut?
Ende der 90er Jahre erlebte der Borretsch eine Renaissance, nachdem Forscher im Öl, das in den Borretschsamen enthalten ist, einen besonders hohen Anteil an Gamma Linolensäuren entdeckten. Diese Omega-Fettsäuren, die sich vor allem im Ölkörperchen der Samen (Elaiosom) finden, sind nicht nur in Lebensmitteln geschätzt, sondern auch für die Hautpflege wertvoll – denn sie ähneln den hauteigenen Lipiden und fügen sich deshalb perfekt in den natürlichen Hautschutzfilm ein.
So kann das Borretschsamenöl bestimmte Zellen in der Hornschicht der Haut stabilisieren und zu einem weichen und geschmeidigen Hautbild beitragen. Daneben wirkt Borretschöl:
- entzündungshemmend
- abschwellend
- juckreizstillend
- regulierend auf den Hautstoffwechsel.
Besonders im Winter, die Haut besonders viel Feuchtigkeit benötigt, ist das Öl aus Borretschsamen deshalb hilfreich, um trockene Stellen und Entzündungen zu vermeiden. Daneben ist das Borretschöl auch zur Pflege reiferer Haut geeignet – denn diese wird im Alter langsam dünner und profitiert deshalb von der Extraportion wertvoller Inhaltsstoffe, wie der Gamma Linolensäure.
Da in den Samen auch keine nennenswerten Anteile der ungesunden Pyrrolizidinalkaloide nachweisbar sind, eignet sich Borretschsamenöl außerdem zur Einnahme. So sind auch Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln erhältlich: Diese sollen vor allem die Zufuhr der wichtigen mehrfach ungesättigten Omega-Fettsäuren unterstützen, die zum Beispiel zum Erhalt der Knorpelstruktur beitragen. Dadurch gilt das Borretschöl auch als Vorbeugemittel gegen Arthrose und rheumatische Erkrankungen.
Die früher vermutete positive Wirkung bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis konnte in Studien dagegen für die innerliche Anwendung bisher nicht bestätigt werden: Eine groß angelegte Untersuchung aus dem Jahr 2013, bei der insgesamt 27 Studien mit 1.596 Patienten durchgeführt wurden, konnte weder im Empfinden der Studienteilnehmer noch in der Beurteilung durch die Hautärzte eine messbare Verbesserung belegen. Aktuell wird deshalb die äußerliche Anwendung von Borretschsamenöl zur Behandlung von Neurodermitis erprobt. Eindeutig positive Studien liegen dazu zwar noch nicht vor, erste Praxiserfahrungen zeigen jedoch gute Erfolge.
Blaue Bienenweide: Der Borretsch als Zierpflanze im Garten
Auch wenn das früher als Heilpflanze beliebte Borretschkraut mittlerweile nicht mehr gegessen werden sollte, muss er dennoch nicht aus dem Garten weichen: Denn seine leuchtend blauen Blüten sind auch aus Zierpflanze ein echter Augenschmaus. Nicht umsonst ist der Borretsch auch unter dem Namen Blauhimmelstern bekannt.
Das Raublattgewächs aus der Gattung der Borretschgewächse stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, wo es meist wild wächst. Nach Mitteleuropa kam das Kraut erst im späten Mittelalter. Seitdem ist es nicht nur im Kräutergarten, sondern auch als dekorative Bepflanzung in traditionellen Bauerngärten beliebt. Dabei mag der Borretsch sonnige und halbschattige Standorte sowie feuchte Böden, stellt aber sonst keine besonderen Ansprüche – und ist dadurch vielseitig einsetzbar.
Als äußerst wuchsfreudige Pflanze bekannt, wird der einjährige Borretsch bis zu 70 cm groß. Die borstig behaarten Blätter und Stängel des Tiefwurzlers glitzern hübsch in der Sonne und füllen schnell kleine Lücken im Beet aus. Von Mai bis September bezaubert der Blauhimmelstern dann mit anfangs rosafarbenen Blüten, die sich später leuchtend blau färben.
Die strahlenden Borretschblüten sind dabei nicht nur für uns Menschen eine wahre Augenweide – sie sind auch ein echter Insektenmagnet! Besonders bei Bienen und Schmetterlingen ist das Raublattgewächs beliebt. Wer also einen insektenfreundlichen Garten anlegen möchte, ist mit dem Borretsch und seinen schönen Blüten gut beraten.
Achtung: Wer den Borretsch kultivieren möchte, sollte ihn besser ins Blumenbeet und nicht in den Kräutergarten setzen. So können Sie beim Ernten der anderen Kräuter sicher gehen, dass nicht zufällig Blätter oder andere Teile des Krauts in den Kochtopf gelangen.
Gefährliche Pyrrolizidinalkaloide: Kann man Borretsch essen?
Mediziner raten heute davon ab, die krautige Pflanze zu essen. Dabei war der Borretschin der Naturheilkunde und der traditionellen Küche, z. B. als Würzkraut, lange geschätzt. Vor allem der frische, gurkenähnliche Geschmack machte die auch als Gurkenkraut bekannte Pflanze zu einer beliebten Zutat für Sommersalate.
Und auch die blauen Blüten verwendete man gern als Garnierung. Erste Zweifel an der positiven Wirkung des Borrektschkrauts kamen bereits 1991 auf, als aus Sicherheitsgründen eine Warnung der Kommission E beim früheren Bundesgesundheitsamt herausgegeben wurde. Damals war man allerdings der Meinung, dass der Verzehr des beliebten Gurkenkrauts in geringen Mengen ungefährlich sei.
Eine neuere Studie stellte bei einer Untersuchung im Jahr 2013 jedoch fest, dass die Borretschpflanze bis zu 15-mal höhere Mengen der gefährlichen Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthält, als man in den 90-er Jahren vermutet hatte. Viele Pflanzen bilden solche Alkaloide als Schutzfunktion gegen Tierfraß, da sie einen bitteren Geschmack erzeugen. Forscher haben herausgefunden, dass diese Stoffe bereits in kleinen Mengen die Leber schädigen und sogar Einfluss auf das Zellwachstum im Körper nehmen. Aus diesem Grund können diese Alkaloide Herz, Lunge oder Nieren angreifen. Außerdem gelten sie als Auslöser für Krebserkrankungen.
Dr. Till Beuerle, der die Studie an der TU Braunschweig durchführte, rät deshalb ausdrücklich vom Verzehr des früher so beliebten Gurkenkrauts ab: „Ich würde raten, dass man versucht, es zu vermeiden, wo man es vermeiden kann.“ Dabei betrifft dies nicht nur die Anwendung des Borretschkrauts als Heilpflanze, z. B. im Tee – auch die Verwendung in der Küche, wo der Borretsch beispielsweise als Zutat in der Frankfurter Grünen Soße beliebt ist, sollte man besser vermeiden. Greifen Sie für eine gesunde Ernährung stattdessen lieber auf andere Pflanzen aus dem Kräutergarten zurück.
Tipp: Verwenden Sie anstatt der Borretschblüten und -blätter lieber Dill oder Pimpinelle. Beide eignen sich wunderbar zur Garnierung oder als Salatgewürz – ganz ohne gesundheitliche Bedenken. |