Epilepsie: Definition, Ursachen und Behandlung
- Was ist der Unterschied zwischen einem epileptischen Anfall und Epilepsie?
- Epilepsie Ursachen: Was kann eine chronische Erkrankung auslösen?
- Welche Formen von epileptischen Anfällen gibt es?
- Symptome von Epilepsie: Wie erkenne ich einen epileptischen Anfall?
- Wie wird Epilepsie diagnostiziert?
- Epilepsie-Therapie: Wie lässt sich die neurologische Krankheit behandeln?
- Gilt Epilepsie als Behinderung?
- Ist Epilepsie tödlich?
- Fazit: Epilepsie lässt sich in den Griff bekommen
Epilepsie und epileptische Anfälle sind unter den krankhaften Reaktionen des Nervensystems weit verbreitet: Ungefähr 5 % der Bevölkerung erleidet mindestens einmal im Leben einen Anfall. Meist stehen mit Epilepsie krampfartige, unkontrollierte Bewegungen in Verbindung. Doch auch ein leichtes Kribbeln oder Zuckungen zählen zu den gängigen Symptomen. Die Nervenkrankheit ist jedoch gut erforscht: Dank verschiedener Behandlungsmöglichkeiten sind für viele Betroffene ein geregelter Alltag und ein normales Leben mit wenigen Einschränkungen möglich. Informieren Sie sich hier, welche Ursachen mit Epilepsie in Verbindung stehen, woran Sie einen epileptischen Anfall erkennen und wie Sie als angehörige Person Erste Hilfe leisten können.
Was ist der Unterschied zwischen einem epileptischen Anfall und Epilepsie?
Ein epileptischer Anfall ist eine Fehlfunktion des Gehirns: Nervenzellen im Gehirn geben plötzlich und gleichzeitig Impulse ab, die sich über einen kurzen Zeitraum elektrisch entladen und über andere Nervenzellen im Körper verbreiten. Der Anfall kann sich somit auf das Bewusstsein, die Kontrolle der Muskeln, Bewegungen oder Sinneseindrücke auswirken. Wie genau sich jedoch ein epileptischer Anfall äußert, ist sehr unterschiedlich und hängt vom Gehirnareal ab, das betroffen ist. Folgende Wahrnehmungen können bei epileptischen Anfällen über mehrere Sekunden bis wenige Minuten hinweg auftreten:
- Aussetzer der Aufmerksamkeit (Absencen)
- Kribbeln
- unkontrollierte Zuckungen
- Unfähigkeit sich zu bewegen oder zu sprechen
- Krampfanfälle
- Bewusstseinsverlust
Oft stehen epileptische Anfälle im Zusammenhang mit unterschiedlichen Krankheiten oder weiteren gesundheitlichen Umständen – wie beispielsweise Fieber oder starkem Schlafmangel. Wichtig ist deshalb eine klare Unterscheidung: Ein einzelner epileptischer Anfall stellt noch keine chronische Erkrankung an Epilepsie dar. Denn letztere bezeichnet regelmäßige Anfälle, die zwar aus Krankheiten heraus entstehen können, aber nicht zwingend in Verbindung mit diesen auftreten.
Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 0,6 bis 0,8 % der Bevölkerung an einer Epilepsie leidet – das entspricht etwa 500.000 bis 650.000 Patienten. Epileptische Anfälle treten in jedem Alter auf, meist aber gerade bei sehr jungen und sehr alten Menschen. Besonders bei Kindern und Jugendlichen wird die Erkrankung häufig diagnostiziert.
Generell gilt: Das Risiko, im Laufe des Lebens eine Epilepsie zu entwickeln, liegt bei ca. 5 % – Tendenz steigend. Die Chance, einen epileptischen Anfall zu erleiden, liegt sogar bei etwa 10 %. Der Grund dafür ist, dass der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung wächst.
Epilepsie Ursachen: Was kann eine chronische Erkrankung auslösen?
Die Gründe für Epilepsie sind vielfältig. Oft haben sie ihren Ursprung in anderweitigen Vorerkrankungen, wie zum Beispiel:
- Verletzungen des Gehirns
- Hirnschädigungen bei der Geburt
- Fehlbildungen des Gehirns
- Schlaganfall
- Gehirntumor
- Stoffwechselerkrankungen
- Hirnhaut- sowie Gehirnentzündungen
Stehen die chronischen epileptischen Anfälle im Zusammenhang mit derartigen Erkrankungen oder Hirnschäden, sprechen Mediziner von einer strukturellen Epilepsie oder symptomatischen Epilepsie. Hierbei sind die meisten Anfälle fokaler Natur – sie gehen also von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus.
Die Auslöser für Epilepsie können allerdings auch einen genetischen Ursprung haben, da eine Veranlagung für epileptische Anfälle vererbbar ist (idiopathische Epilepsie). In diesem Fall zeigen sich die Anfälle häufig in generalisierter Form mit stärkeren Symptomen.
Weiterhin existieren Arten der Epilepsie, die auf keinen nachweislichen Grund zurückzuführen sind. Ärzte und medizinisches Fachpersonal sprechen hier von einer kryptogenen Epilepsie.
Risikofaktoren: Welche Einflüsse können einen epileptischen Anfall begünstigen?
Die Ursachen für die Entstehung eines Epilepsie-Anfalls sind oft komplex und undurchsichtig. Inzwischen ist allerdings bekannt, dass bestimmte Faktoren den Ausbruch eines Anfalls potenziell provozieren. Dazu gehören neben psychischen Stresssituationen oder emotionalen Anspannungen auch äußere Einflüsse:
Hat das Wetter Einfluss auf epileptische Anfälle?
Immer wieder berichten Betroffene auch davon, dass sich die Wetterlage auf die Anfallshäufigkeit auswirkt. Häufig bemerkten sie, dass vor allem ein Wetterwechsel zu einem epileptischen Anfall führt.
Tatsächlich konnten Wissenschaftler einen Zusammenhang feststellen: War der Luftdruck niedrig, stieg die Anzahl der Anfälle signifikant. Herrschten dagegen sommerliche Temperaturen, gab es deutlich weniger Anfälle.
Doch nicht jeder Epileptiker reagiert gleichermaßen auf die Luftdruckveränderungen. Als besonders empfindlich erwiesen sich jene, die eigentlich nur selten Anfälle erleiden. Ihr Risiko für einen epileptischen Anfall stieg um 36 % je 10,7 Hektopascal Luftdruck-Verringerung. Patienten hingegen, die wegen häufigeren Anfällen zwei oder mehr Epilepsie-Medikamente einnahmen, reagierten deutlich seltener auf die Veränderung des Luftdrucks.
Welche Formen von epileptischen Anfällen gibt es?
Bei der Bestimmung der verschiedenen Arten von Epilepsie stellt sich zuerst die Frage, ob der Auslöser des Anfalls von einer bestimmten Hirnregion ausgeht (fokal) – oder ob das gesamte Gehirn betroffen ist (generalisiert). Anschließend können epileptische Anfälle in drei Kategorien unterteilt werden: einfach-fokal, komplex-fokal und generalisiert. Je nachdem, wie die Ausbrüche beginnen, unterscheiden sie sich in der jeweiligen Ausprägung.
Einfach-fokale Epilepsie
Diese Form gilt im Vergleich als die erträglichste für den Patienten, da sie nicht mit Bewusstlosigkeit einhergeht. Die Epilepsien verursachen allerdings unter Umständen Symptome wie das Zucken von Extremitäten, veränderte Gefühle oder Wahrnehmungsstörungen.
Komplex-fokale Epilepsie
Solche Anfälle verändern das Bewusstsein für einige Minuten, sodass eventuell eine vorübergehende Verwirrung auftritt. Gewöhnlich führen sie zu einem zeitweiligen Gedächtnisverlust (Amnesie) und lassen Betroffene als nicht ansprechbar erscheinen.
Diese Epilepsieform ist am weitesten verbreitet. In der Regel dauern die Anfälle einige Minuten und verursachen einen starren Blick sowie Bewegungen wie wiederholtes Händereiben, Lippenlecken, monotones Gestikulieren oder sinnloses Schlucken. Anschließend folgen Verwirrung oder Schläfrigkeit, diese nachfolgenden Symptome können für mehrere Minuten bis Stunden andauern.
Generalisierter epileptischer Anfall
Ein generalisierter Anfall beginnt nicht in einer bestimmten Gehirnregion. Stattdessen sind immer beide Gehirnhälften betroffen, der Verlauf eines Anfalls ist immer verschieden. Sie ist die schwerwiegendste der drei Epilepsieformen und führt fast immer zum Bewusstseinsverlust. Die beiden anderen Arten gehen unter Umständen in diese über.
Symptome von Epilepsie: Wie erkenne ich einen epileptischen Anfall?
Patienten berichten von verschiedenen Symptomen, die Ihnen einen bevorstehenden epileptischen Anfall sozusagen „ankündigen“. Auf diese Weise können sich Betroffene über ihren körperlichen Zustand bewusstwerden oder Anwesende über den Anfall informieren, bevor stärkere Symptome wie der Bewusstseinsverlust auftreten.
Typische Anzeichen für einen aufkommenden epileptischen Anfall sind:
- Nervosität
- Ängstlichkeit
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- visuelle Veränderungen
- Wahrnehmung von Geräuschen und Geschmäckern
- Illusionen und Halluzinationen
- Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Gänsehaut
Wenn Sie an epileptischen Anfällen leiden und eines oder mehrere dieser Anzeichen bemerken, können Sie Vorkehrungen treffen, bevor sich die Symptome verschlimmern. Entfernen Sie beispielsweise – so gut wie möglich – spitze oder scharfe Gegenstände aus Ihrem Umfeld und legen oder setzen Sie sich auf den Boden, um einen Sturz zu vermeiden.
Wie wird Epilepsie diagnostiziert?
Der spezialisierte Hausarzt oder Neurologe benötigt für eine detaillierte Diagnose von Epilepsie viele Informationen von der betroffenen Person – aber auch von Angehörigen und insbesondere Zeugen des epileptischen Anfalls. Dabei gibt es spezifische Symptome, die auf bestimmte Arten von Epilepsie hindeuten. Die äußerliche Betrachtung durch Zeugen des Anfalls erleichtert somit auch dem Arzt die Diagnose.
Der Arzt beginnt nach dem anfänglichen Gespräch mit einer regulären körperlichen Untersuchung. Neben einer Messung der Hirnströme (EEG) ist insbesondere auch die MRT (Magnetresonanztomografie) wichtig, um Schäden und Fehlbildungen im Gehirn zu erkennen.
Des Weiteren können Laboruntersuchungen Aufschluss darüber geben, ob beispielsweise eine Entzündung die Ursache für die Anfälle ist. Ist dies der Fall, gehen mit Behandlung der Entzündung häufig auch die Anfälle der Epilepsie zurück – bis hin zur vollständigen Anfallsfreiheit.
Epilepsie-Therapie: Wie lässt sich die neurologische Krankheit behandeln?
In der Regel erfolgt bei Epilepsie eine medikamentöse Behandlung. Bestehen gegen Arzneimittel Unverträglichkeiten, kann das Stimulationsverfahren zum Einsatz kommen: Dabei werden bestimmte Regionen im Gehirn mit Strom stimuliert. Die am weitesten verbreitete Vagusnervstimulation (VNS) erfolgt über ein kleines Gerät, welches der betroffenen Person implantiert wird. In regelmäßigen Abständen überträgt es anschließend elektrische Signale an den Vagusnerv am Hals.
Greifen weder die Medikamente noch das Stimulationsverfahren, stellt eine Operation eine weitere Möglichkeit dar. Die Epilepsiechirurgie umfasst beispielsweise eine teilweise Entfernung von Gehirnarealen, in denen epileptische Anfälle immer wieder auftreten.
Da dieser Schritt sehr gefährlich ist und große Nebenwirkungen haben kann, ist er nur unter bestimmten Voraussetzungen anzuraten:
- Keine andere Therapieform wirkt.
- Die Anfälle treten sehr häufig mit starken Reaktionen auf.
- Die Schläfenlappen sind betroffen – dort lässt sich die Operation am einfachsten durchführen.
Des Weiteren existieren einige „natürliche“ Therapieansätze, die auf Arzneimittel oder operative Eingriffe verzichten – zum Beispiel psychotherapeutische Übungen oder bestimmte Ernährungsformen. Eine vollständige Anfallsfreiheit durch eine medikamentenlose Behandlung bei diagnostizierter Epilepsie ist jedoch nur in Einzelfällen dokumentiert. Dazu existiert für diese nicht-medikamentösen Therapien meist kein wissenschaftliches Fundament, das die Wirkung bestätigt. Dennoch können diese Behandlungsformen eine Therapie mit Medikamenten ergänzend unterstützen.
Welche Arzneimittel kommen bei Epilepsie zum Einsatz?
Zur medikamentösen Behandlung von Epilepsie verschreibt ein Arzt sogenannte Antiepileptika.Diese hemmen die übermäßige Nervenzellen-Aktivität im Gehirn. Die Ursachen von Epilepsie werden mit Medikamenten nicht behandelt: Die Mittel wirken ausschließlich symptomatisch, unterdrücken also lediglich den Ausbruch eines Anfalls.
Da Antiepileptika häufig unangenehme Nebenwirkungen haben, kommen sie meist einzeln im Rahmen einer Therapie (Monotherapie) zum Einsatz. Teilweise kann es aber auch sein, dass eine betroffene Person mehrere Medikamente einnehmen muss, die dank einer Wechselwirkung Abhilfe schaffen. Dies Bedarf einer sorgfältigen Planung und Kontrolle. Der Patient wendet die Mittel dann meist über Jahre hinweg an – was auch wichtig ist. Denn nur, wenn die Medikamente gewissenhaft und regelmäßig eingenommen werden, können sie effektiv wirken und für Linderung sorgen.
Die Wahl des richtigen Medikaments und der passenden Therapie sind immer vom Anfallmuster der Epilepsie abhängig. Der Arzt wird das geeignete Mittel entsprechend auswählen und verschreiben.
Welche nicht-medikamentösen Therapieansätze bei Epilepsie gibt es?
Neben einer Behandlung mit Arzneimitteln existieren auch alternative Therapieformen, die Epilepsie und epileptische Anfälle ohne medikamentösen Einfluss lindern können. Dennoch muss betont werden, dass diese Behandlungsansätze Medikamente nicht ersetzen können – schließlich existieren kaum Studien, die eine definitive Wirkung bestätigen.
Deshalb sollten Betroffene die nachfolgenden Therapiemöglichkeiten auf keinen Falleigenständig anwenden, um auf Arzneimittel und Antiepileptika zu verzichten. In Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin können diese Behandlungsarten jedoch eine sinnvolle Ergänzung zu Arzneimitteln darstellen.
Ketogene Diät
Diese alternative Therapieform erweist sich als vergleichsweise vielversprechend, wie u. a. eine aktuelle Studie von 2023 bestätigte: Bei einer ketogenen Ernährung steht der Verzicht auf Kohlenhydrate im Vordergrund. Dadurch soll sich der Energiestoffwechsel umstellen – zur Gewinnung von Energie nutzt der Körper nicht mehr Zucker und Stärke, sondern die zur Verfügung stehenden Fette. Vor allem bei Kindern, die an Epilepsie leiden, zeigt diese Umstellung der Energiezufuhr einen positiven Effekt auf die Anfallshäufigkeit. Doch auch Jugendliche und Erwachsene können unter Umständen von einer Reduktion der Anfälle mithilfe einer ketogenen Diät profitieren.
Psychotherapie
Es ist möglich, dass eine psychologische Begleitung durch einen Therapeuten epileptische Anfälle vermindert. Das schließt zum einen eine strukturierte Umstellung des Alltagsablaufs ein – beispielsweise, indem in den Sitzungen die Schlafgewohnheiten hinterfragt werden. In seltenen Fällen können Betroffene auch lernen, einen aufkommenden Anfall durch Steuerung ihrer Gedanken zu mildern oder unterbinden, sobald sie die Anzeichen einer epileptischen Reaktion spüren. Dies ist allerdings nur in Einzelfällen möglich.
Osteopathie
Ein Fachartikel von 2020 berichtet von einem Jugendlichen, der unter epileptischen Anfällen litt, die auch durch Medikamente nicht verringert werden konnten. Eine osteopathische Behandlung erzielte scheinbar Erfolge: Durch das regelmäßige Lösen von Blockaden war der Jugendliche nach fünf Monaten anfallsfrei. Aussagekräftige Studien zur Wirkung von Osteopathie bei Epilepsie existieren allerdings bisher nicht.
THC und CBD
Im Zusammenhang mit Therapieformen für Epilepsie ist auch der Einsatz von Cannabis im Gespräch – genauer gesagt die chemischen Substanzen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Für zwei schwere sowie seltene Formen der Epilepsie (Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom) ist das CBD-haltige Arzneimittel Epidyolex® bereits durch die Behörden zugelassen.
Allerdings beziehen sich die meisten Studien zur Wirkung von THC und CBD nur auf Epilepsie bei Kindern. Ob diese Stoffe auch eine allgemeine Verringerung der epileptischen Anfälle bei Erwachsenen begünstigen, bleibt bislang unklar. Deshalb ist es notwendig, dass Wissenschaftler diesen Bereich der Epilepsie-Therapie weiter erforschen.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Zeugen eines epileptischen Anfalls sollten sofort einen Arzt rufen und sich an folgende Maßnahmen halten:
- Lockern Sie die Kleidung um den Hals der betroffenen Person. Das erleichtert die Atmung.
- Stecken Sie niemals Finger oder andere Gegenstände in den Mund des Betroffenen.
- Halten Sie die Person nicht fest.
- Entfernen Sie alle scharfkantigen oder zerbrechlichen Objekte (Geschirr oder Stifte) aus der Reichweite der betroffenen Person. Es herrscht sonst Verletzungsgefahr.
- Nach dem Anfall ist es ratsam, die betroffene Person auf die Seite zu rollen und ein weiches Kissen unter den Kopf zu legen.
Gilt Epilepsie als Behinderung?
Epilepsie zählt durchaus als Behinderung. Betroffene Personen können somit einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Die Einteilung in einen Grad der Behinderung erfolgt insbesondere nach der Häufigkeit der Anfälle. Eine Schwerbehinderung besteht ab 50 %.
Sehr seltene Anfälle mit Abstand von über einem Jahr | 40 % Behinderung |
Seltene Anfälle mit Pausen von mehreren Monaten | 50 bis 60 % Behinderung |
Mittel-häufige Anfälle mit Pausen von Wochen bis Tagen | 60 bis 80 % Behinderung |
Häufige Anfälle in Serien | 90 bis 100 % Behinderung |
Ob Epileptiker verkehrstüchtig sind und ein Auto fahren dürfen, hängt von der Art der Anfälle ab. Eine Fahrerlaubnis ist u. a. bei kaum spürbaren, fokalen oder schlafgebundenen Anfällen möglich. Auch Epilepsie-Störungen, die durch eine Erkrankung wie Fieber ausgelöst werden, stellen ein Beispiel dar.
Ebenso erhalten Betroffene ihre Fahrerlaubnis zurück, wenn sie ein Jahr lang anfallsfrei bleiben und das Rückfallrisiko gering ausfällt. In jedem Fall erfordert es regelmäßige Epilepsie-Kontrolluntersuchungen.
Ist Epilepsie tödlich?
Grundsätzlich besteht bei Epilepsie keine Lebensgefahr. Im Vergleich zur Normalbevölkerung ist die durchschnittliche Lebenserwartung allerdings leicht verringert – etwa um zehn Jahre bei einer symptomatischen Epilepsie und um zwei Jahre bei einer idiopathischen (vererbten) Epilepsie. Oft sind es Herzrhythmusstörungen, Atemversagen oder Hirnödeme, die einen vorzeitigen Tod bei Epilepsie bewirken.
In manchen Fällen sind Epilepsien Begleiterscheinungen von anderen Krankheiten, beispielsweise von Gehirntumoren. Hier geht also von der ursächlichen Grunderkrankung eine Lebensgefahr aus. Auch bei Unfällen, die durch einen epileptischen Anfall ausgelöst werden, kann es zu Todesfällen kommen. Ertrinken, Verbrennen oder Ersticken sind in diesem Zusammenhang typische Todesursachen bei Unfällen durch Epilepsie.
Mit der Abkürzung „SUDEP“ (sudden unexpected Death in Epilepsy) wird der plötzliche und unerwartete Tod einer Person mit Epilepsie bezeichnet. Die Ursache ist dabei nicht erkennbar. Dieses Phänomen tritt ist besonders unter jüngeren Epilepsie-Patienten auf – unter anderem deshalb, weil es bei ihnen selten aufgrund anderer Ursachen zu Todesfällen kommt. Was letztlich zu einem SUDEP führt, wird unter Medizinern noch immer diskutiert. Einige Forscher vermuten Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems bei der Atmung und beim Herzschlag. Plötzliche Aussetzer können hier schnell zu einem unerklärbaren Tod führen.
Fazit: Epilepsie lässt sich in den Griff bekommen
Bei Epilepsie handelt es sich um eine Fehlfunktion des Gehirns, bei der es zu elektrischen Überreaktionen kommt. Die Formen der epileptischen Anfälle unterscheiden sich je nach Art und Ausprägung der Epilepsie stark. Es muss jedoch betont werden, dass ein epileptischer Anfall nicht direkt mit der Diagnose Epilepsie gleichzusetzen ist: Epileptische Anfälle werden durch Krankheiten wie Fieber ausgelöst, Epilepsie bezeichnet das chronische Auftreten der Anfälle über einen längeren Zeitraum hinweg.
Ebenso vielfältig sind die Ursachen von Epilepsie. In manchen Fällen lässt sich die neurologische Krankheit auf Hirnschäden oder Vorerkrankungen wie einen Schlaganfall zurückführen. Einzelne Epileptische Anfälle können hingegen auch durch singuläre äußere Faktoren ausgelöst werden – wie beispielsweise flackerndes Licht oder Schlafmangel.
Da epileptische Reaktionen weit verbreitet sind, lassen sich Anfälle mit Medikamenten gut behandeln. Nur selten reichen Arzneimittel nicht aus, sodass eine Operation am Gehirn in Betracht gezogen wird. Alternative Therapieformen wie eine ketogene Diät, psychotherapeutische Hilfen oder CBD können eine Behandlung mit Arzneimitteln jedoch nicht ersetzen – haben jedoch das Potenzial, zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie Linderung zu schaffen.