Geschlechtskrankheiten: Anzeichen, Übertragung & Schutz

Die „klassischen“ Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhoe (Tripper) und Syphillis traten in den vergangenen Jahren in den Hintergrund (aber sie verschwanden beileibe nicht).
Währenddessen erfuhren andere einen teilweise rapiden Anstieg:
- Chlamydien,
- Genitalwarzen,
- Pilze,
- Viren
- oder Bakterien
siedeln sich bei immer mehr Frauen und Männern in den Geschlechts-Organen an.
Sie übertragen sich beim Sex und heißen deshalb heute in der Medizin STD (Sexual Transmitted Diseases; englisch für „sexuell übertragbare Kankheiten“).
Mindestens 7 Mio. Frauen stecken sich pro Jahr mit einer Genital-Infektion an; jede 3. – 5. Frau leidet an einer solchen Infektion.
Bleiben derartige Krankheiten unbehandelt, drohen Unfruchtbarkeit und Krebs-Erkrankungen.
Bei ersten Anzeichen einer Genital-Infektion gleich zum Arzt!
In den meisten Fällen bemerken zuerst die Frauen, dass sie sich „mit irgendetwas“ angesteckt haben, denn viele Männer bleiben von Symptomen verschont.
Selbst bei geringfügigen Beschwerden ist ein Arztbesuch sinnvoll.
Die lästigen Parasiten der Lust können schließlich gefährlich sein: Bekämpft man sie nicht durch eine rechtzeitige Behandlung, dringen sie immer weiter in den Körper ein. Unter gewissen Umständen befallen sie sogar andere Organe.
Manche Erreger verhalten sich besonders gewitzt: Sie hängen sich beispielsweise an die männlichen Spermien an. Auf diese Weise lassen sie sich von ihnen „ganz bequem“ im Huckepack durch die Gebärmutter in die Eileiter transportieren. Diese entzünden sich und verkleben.
Unfruchtbarkeit ist die gefürchtete Folge. In mindestens 10 – 15% aller Fälle tragen unbehandelte Geschlechtskrankheiten die Schuld für den vergeblichen Kinderwunsch einer Frau.
Darüber hinaus stellen die Infektionen während der Schwangerschaft ein hohes Risiko dar: Sie verursachen in einer Vielzahl der Fälle Fehlgeburten.
Mehrfach-Infektionen keine Seltenheit
Nicht selten treten die Erreger von Geschlechtskrankheiten im „Rudel“ auf. Im Huckepack-Verfahren schleppt ein Leitkeim andere Erreger in die Scheide mit ein. Nach den Erfahrungen von Gynäkologen leiden die meisten infizierten Frauen an solchen Mehrfach-Infektionen.
Das macht die Behandlung oft schwierig, denn der Arzt muss die verschiedenen Erreger einzeln identifizieren, bevor er die richtigen Medikamente auswählt.
Geschlechtskrankheiten: Übertragung auf einem Toilettensitz möglich?
Mit großer Wahrscheinlichkeit fangen Sie sich Geschlechtskrankheiten wie
- Gonorrhoe,
- Syphilis,
- Chlamydien,
- AIDS
- und anderen Geschlechtskrankheiten
nicht auf einem Toilettensitz ein. Denn die für den Ausbruch verantwortlichen Viren überleben außerhalb Ihres Körpers nicht.
Eine Ausnahme ist der Genitalherpes hervorrufende Virus; er lebt unter gewissen Umständen bis zu 4 Std. außerhalb des Körpers. Öffentliche Toilettensitze stellen also zwar eine mögliche, jedoch höchst unwahrscheinlich vorkommende Form der Ansteckung dar.
Theoretisch infizieren Sie sich mit einem Herpes-Virus via Toilettensitz, vorausgesetzt es liegen die beiden folgenden Bedingungen vor:
- Das Virus wurde auf dem Toilettensitz durch Sekretionen offener Wunden infizierter Personen ausgeschieden.
- Und eine offene Wunde in Ihrem Genital-Bereich gelangt in Kontakt mit einer ausreichenden Zahl an Viren der Sekrete.
Eher sollten Sie bzgl. eines möglichen Kontaktes mit anderen Organismen wie Salmonellen oder Shigellen-Bakterien besorgt sein. Diese Organismen kommen in Exkrementen vor und verursachen Durchfall und weitere unterschiedliche Krankheiten.
Kälte- und Grippe-Viren wie Rhino- und Influenza-Viren sind ebenfalls ärgerlich. Sie kommen bevorzugt auf Toiletten-Spülgriffen, Badezimmer-Vorrichtungen und Wasserhähnen vor. Wenn Sie in Berührung mit befallenen Oberflächen und danach mit dem Mund kommen, können Sie sich ebenfalls infizieren.
Schutz vor Geschlechtskrankheiten
Wie schützt man sich am besten vor Geschlechtskrankheiten? – Durch gründliches Waschen der Hände mit Seife und warmem Wasser nach Benutzung des Badezimmers und vor Mahlzeiten.
Benutzen Sie außerdem niemals einen nassen oder unreinen Toilettensitz!
Verwenden Sie eine Toilettensitz-Bedeckung, wenn Papier aus einem Spender an der Wand verfügbar ist oder kaufen Sie in Drogerien entsprechendes Material. Oder reinigen Sie vor dem Hinsetzen Ihren Sitz mit Toilettenpapier.
Aminkolpitis
Die häufigste, aber auch harmloseste Infektion ist die Aminkolpitis. Die auslösenden Bakterien (Gardnerella vaginalis) sind bei 10% aller sexuell aktiven Frauen zu finden.
Symptome und Therapie
Bemerkbar macht sich das Leiden durch einen vermehrten, leicht fischig riechenden Ausfluss, dem nicht selten Scheiden- und Darm-Entzündungen folgen.
Schnelle Hilfe ist angesagt, denn oft bereiten die Gardnerella-Bakterien anderen Krankheitserregern den Weg.
Die Therapie: Meist werden desinfizierende und antibiotikahaltige Scheiden-Zäpfchen eingesetzt. Flammt die Entzündung wieder auf, muss der Partner mitbehandelt werden.
Papilloma-Warzen
Steckt ein Partner Sie mit den Humanen Papillomaviren (HPV) an, bilden sich spitze Warzen (Kondylome oder Feigwarzen) an den Genitalien.
Nach einer Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Auftreten der ersten Symptome) von etwa 4 – 6 Wochen treten zunächst vereinzelt kleine warzenförmige Knötchen auf. Oft vermehren und vergrößern sie sich.
Wenn die Feigwarzen zusammenlaufen, können sie die Form eines Hahnenkamms annehmen. Auf der äußeren Haut sind sie weiß-gelblich bis bräunlich, auf der Schleimhaut eher rot-weißlich.
Sie schießen auf den Schamlippen auf, am Muttermund sowie an der Harnröhre und am After.
Klein und unauffällig – aber nicht zu unterschätzen!
Oftmals sind die Veränderungen jedoch weder zu sehen, noch zu spüren. Etwa 60 – 70% aller Erwachsenen tragen dieses Virus in sich, ohne es zu wissen. Fast jede 2. Frau ist infiziert.
Bei der regelmäßigen gynäkologischen Untersuchung sollte der Arzt feststellen, ob eine Infektion vorliegt oder nicht. Im Falle einer Infektion sollten Sie die Warzen entfernen.
Zum einen sind sie ansteckend für den Partner. Zum anderen sind bestimmte Unterarten der auslösenden Papillomaviren verbunden mit dem Risiko späterer tumuröser Veränderungen an Vulva, Muttermund und Penis.
Beim ungeschützten Verkehr übertragen sich oft besonders aggressive Formen des Virus. Sie gelten als Verursacher von Gebärmutterhalskrebs und anderen Krebs-Formen. Bei 98% aller Frauen mit Gebärmutterhalskrebs findet man diese Warzen-Viren.
Verschiedene Methoden zur Entfernung der Warzen
Genitalwarzen benötigen entweder eine medikamentöse oder operative Behandlung; in vielen Fällen ist nach Absprache mit dem Arzt eine Selbstbehandlung möglich:
- So gibt es beispielsweise eine Crème, die den Wirkstoff Podophyllotoxib enthält und die Genitalwarzen in wenigen Wochen zum Verschwinden bringt, indem sie die Viren-Abwehr vor Ort aktiviert. Die Crème ist verschreibungspflichtig.
- Sie können die Warzen darüber hinaus verätzen. Dafür gibt es sanftere Mittel zum Selbstauftragen, schärfere Ätzstoffe muss der Arzt 1x wöchentlich aufpinseln.
- Bei der Kälte-Therapie vereist der Arzt die Warzen mit flüssigem Stickstoff.
- Man kann sie des Weiteren mit Laser oder einem Skalpell herausschneiden
- oder per Elektrokoagulation verschmurgeln.
Bei diesen chirurgischen Methoden können Sie Narben zurückbehalten. Oft tauchen die Warzen nach einer Weile außerdem erneut auf.
Pilze
Mit Pilzen – v. a. Hefe-Pilzen (Candida albicans) – im Geschlechts-Bereich plagen sich ebenfalls sehr viele Frauen herum.
Wo Sie sich die Pilze herholen können
An diesen Stellen kommen solche Pilze insbesondere vor:
- Die Keime stammen häufig aus dem eigenen Darm.
- Pilze holen Sie sich aber auch in Whirlpools,
- auf Saunabänken
- oder fremden Toiletten.
Risikogruppen
Wenn Sie mit der Pille verhüten, sind Sie anfälliger, weil sie das Scheiden-Milieu verändert, sodass sich die Krankheits-Erreger besser vermehren können.
Auch Frauen in den und jenseits der Wechseljahre bekommen häufiger Pilz-Infektionen. Mit der Veränderung der Hormon-Ausschüttung wird auch hier die natürliche Schutzbarriere der Scheidenhaut anfälliger.
Allgemeine Symptomatik
Eine Pilz-Infektion macht sich meist bemerkbar durch:
- Ausfluss,
- Jucken oder Brennen in der Scheide,
- oft auch durch Rötungen und Schwellungen,
- durch flockig-weißen Ausfluss
- oder durch Schmerzen beim Wasserlassen bzw. beim Sex.
Behandlung von Pilz-Infektionen
Behandelt wird meist mit:
- Vaginal-Zäpfchen,
- Medizinal-Tampons,
- Salben,
- Crèmes
- und Tabletten.
Es gibt heute äußerst wirkungsvolle Medikamente, die die Pilze schon mit einer einzigen Vaginal-Tablette (gyno Canesten 1-Tages-Kombi-Packung) in ihre Schranken verweisen.
Hilfreich sind auch keimhemmende Knoblauch-Präparate.
Empfehlenswert ist darüber hinaus ein spezielles pilztötendes Waschmittel für Unterwäsche, Bettwäsche, Handtücher, Socken und Badematten (Canesten Hygiene Wäschespüler).
Häufig Rückfälle
Kommt es zum Rückfall – was bei Pilzen leider recht häufig der Fall ist – oder hat der Partner ebenfalls Beschwerden, muss er mitbehandelt werden.
Für die Rezidiv-Therapie gibt es neue und erfolgreiche Behandlungswege (z. B. mit „Gynatren“). In solchen Fällen sollte aber auch geprüft werden, ob der Darm nicht ebenfalls befallen ist.
Herpes Genitalis
Allgemein bekannt sind die Bläschen, die sich an der Lippe nach ausgiebiger Sonnenbestrahlung, bei der Menstruation oder bei Fieber mit Schmerzen, Rötung und Schwellung ansiedeln. Herpes-Viren Typ 1 rufen diese hervor.
Bläschen, die immer wieder aufschießen
Ein ähnliches Krankheitsbild lösen Herpes-Viren Typ 2 (manchmal auch Herpes Typ 1) im Bereich des Genitals aus.
Die Übertragung geschieht durch Tröpfchen- und Schmier-Infektion. Die Eintritts-Pforte stellen die Schleimhaut oder kleine Verletzungen der äußeren Haut dar.
Der Herpes genitalis gilt als sexuell übertragene Infektion. Betroffen sind v. a. junge Leute im sexuell aktiven Alter zwischen 20 und 40 Jahren – in Deutschland etwa 20% der Bevölkerung.
Die Erstinfektion verläuft wie beim labialen Herpes (labial = im Lippenbereich) in über 90% der Fälle unbemerkt. Nur 1% der Betroffenen leiden unter:
- Fieber,
- Kopf- und Muskel-Schmerzen
- sowie verstreut aufschießenden Flecken,
- Bläschen
- und kleinen Geschwüren.
Diese Stellen brennen und schmerzen heftig, bevor Bläschen aufschießen. Im Gegensatz zur juckenden Pilz-Infektion steht hier der brennende Schmerz im Vordergrund. Die Lymphknoten in der Leiste schwellen an.
Bis zu 12 Attacken und mehr pro Jahr
Wichtiger und schwererwiegend für die Betroffenen als diese Ersterkrankung ist die Tatsache, dass in etwa der Hälfte der Fälle die Bläschen immer wieder auftreten.
Nach der Erstinfektion zieht sich das Virus in einen Nerven-Knoten zurück, der dem Hautareal zugeordnet ist. Verschiedene Umstände wie:
- Stress,
- Immun-Schwäche,
- andere Infektionen
- oder UV-Licht
reaktivieren es – wie beim Herpes labialis. Das Virus wandert zurück in Schleimhaut und Haut und verursacht neue Probleme. Manche Frauen plagen auf diese Weise 12 oder mehr Attacken pro Jahr. Dabei spüren sie in manchen Fällen nur ein heftiges Brennen.
Ganz wichtig zu wissen ist, dass sich das Virus auch mit wenigen oder gar keinen Beschwerden bei jeder Reaktivierung übertragen kann.
Erkrankt eine Frau während der Schwangerschaft an einem Herpes genitalis, kann sie obendrein das Baby unter der Geburt anstecken und sein Leben bedrohen.
Diagnose und Therapie
Der Arzt findet die winzigen Bläschen oder Geschwüre auf den Schamlippen, in der Vagina oder auf dem Muttermund nur mit der Lupe oder dem Kolposkop (Gerät zur genauen Betrachtung des Muttermunds). Manchmal schießen die Pusteln oder Bläschen auf dem Gesäß oder am Oberschenkel auf.
Der Abstrich aus Bläschen oder kleinen Geschwüren mit anschließender Kultivierung des Erregers im Labor sichert die Diagnose.
Für die Therapie verordnet Ihnen Ihr Gynäkologe wirksame Anti-Viren-Präparate in Tablettenform für 5 – 10 Tage. Treten mehr als 6 Rückfälle pro Jahr auf, empfiehlt sich eine Langzeit-Behandlung.