So wichtig ist Sex für die Beziehung wirklich

So wichtig ist Sex für die Beziehung wirklich
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Inhaltsverzeichnis

Sex ist ein wichtiger Bestandteil einer Beziehung und häufig sogar das, womit viele Beziehungen beginnen. Viele Paare lernen sich erst auf der körperlichen Ebene kennen, bevor sie den anderen auch charakterlich intensiv erforschen und sich die Liebe festigt. Schließlich dauert es, eine geistige Verbindung zu jemandem aufzubauen und sich in- und auswendig zu kennen – das Körperliche kann ein Wegbereiter dafür sein.

Wenn die erste Verliebtheitsphase vorbei ist und sich ein glückliches und zufriedenes Beziehungsleben eingependelt hat, wird häufig auch der Sex weniger. Aus dem Ausnutzen vieler spontaner Gelegenheiten für einen schnellen Quickie oder nächtelangen Liebesspielen wird ein routinierterer Ablauf mit weniger Spontaneität und weniger Abwechslung. In vielen Beziehungen ist das für beide in Ordnung. Es kommt aber auch vor, dass einer der beiden oder sogar beide mit dem Status Quo unzufrieden sind und sich fragen, ob die Beziehung nun eingeschlafen ist.

Wie wichtig ist Sex in der Beziehung?

Wenn Frauen die Lust auf den Mann nicht mehr richtig spüren oder Männer nach der Arbeit zu müde sind, um sich noch körperlich zu verausgaben, kommt irgendwann die Frage auf: Haben wir noch genug Sex? Ist unsere Beziehung jetzt eingeschlafen? Oder ist uns Sex vielleicht gar nicht so wichtig? Und falls das so ist – ist das okay?

Über die Wichtigkeit von Sex in Beziehungen gibt es viele Studien, Untersuchungen und darauf basierend auch viel gesellschaftlichen Diskurs. Die einen sind der Meinung, dass viel Sex zu einer guten Beziehung dazu gehört. Andere sagen, dass ihnen andere Dinge wichtiger sind und es für sie in Ordnung ist, nicht mehr so häufig Sex zu haben.

Diese Funktionen hat Sex in einer Beziehung

Dabei hat Sex aus rein wissenschaftlicher Sicht viele entscheidende Aufgaben in einer Beziehung. Er ist wichtig für die Bindung zwischen zwei Menschen, da beim Sex Oxytocin ausgeschüttet wird. Es ist auch als das „Kuschelhormon“ bekannt und sorgt dafür, dass wir uns einem Menschen eng verbunden fühlen. Es wird nicht nur beim Sex, sondern auch beim Händchenhalten oder Knutschen ausgeschüttet – eben allem, was mit Körperkontakt zu tun hat.

Sex ist natürlich eine besonders starke Form von Körperkontakt – zwei Menschen sind nackt und berühren sich überall. Diese Berührungen, das enge Beisammensein, die Hingabe und die gemeinsam empfundene Lust schaffen eine große Intimität zwischen ihnen, was die Paarbeziehung stärkt. Paare können sich beim Sex zeigen, dass sie sich mögen, annehmen und schätzen. Das ist wichtig für das empfundene Glück und die Harmonie in der Beziehung.

Beim Sex werden außerdem Stresshormone abgebaut und das Paar kann sich dabei gemeinsam entspannen. Zudem wirkt er

  • anregend,
  • motivierend,
  • fördert die Kreativität
  • und sorgt für ein wichtiges Zugehörigkeitsgefühl.

Er zeugt Nähe, Vertrauen und stärkt die Liebe. Doch wie viel Sex ist eigentlich normal?

So viel Sex ist in einer Beziehung normal

Ganz wichtig: Beim Thema Sex gibt es kein normal oder nicht normal. Alles, womit sich beide Partner wohlfühlen, ist gut. Laut Studien haben deutsche Paare im Schnitt zwei Mal pro Woche Sex. Die meisten Paare haben nach sieben Beziehungsjahren ein bis zwei Mal Sex in der Woche, in den ersten Jahren ist es mehr.

Viele Paare in Langzeitbeziehungen geben an, dass ihr Sex mit den Jahren zwar weniger geworden ist aber dafür besser. Eine weitere Studie hat ergeben, dass Paare mit mehr als einmal Sex pro Woche ihre Beziehung im Schnitt nicht als glücklicher bewerten als Paare, die einmal in der Woche miteinander schlafen.

Eine gute Kommunikation als Basis für ein gutes Sexleben

45 Prozent der Männer in Beziehungen bewerten ihr Liebesleben als gut und 37 Prozent der Frauen. Andere Studien ergeben Zahlen von 75 Prozent Zufriedenheit. Diese Zahlen zeigen, dass bei vielen Paaren theoretisch noch Verbesserungsbedarf im Bett besteht. Dieser beginnt aber in erster Linie mit einer guten Kommunikation.

Denn das Entscheidende ist immer, wie die beiden Partner ihre Beziehung und ihr Liebesleben wahrnehmen. Wer eine offene Kommunikation pflegt und ehrlich darüber spricht, wie er über das gemeinsame Sex-Leben denkt, hat einen ersten wichtiger Schritt schon gemacht.

Wenn beide damit unzufrieden sind, dass sie nicht mehr so viel Sex haben, können sie gemeinsam etwas daran ändern. Weniger Sex kann beispielsweise durch eine Veränderung äußerer Umstände ausgelöst werden, wie ein neuer stressiger Job oder ein Baby, das die volle Aufmerksamkeit beider Partner fordert und Zeit zur Mangelware werden lässt.

Ein gutes Sexleben hat der, der mit seinem zufrieden ist

Wenn es für beide in Ordnung ist, dass Sexualität in ihrer Partnerschaft weniger geworden ist, ist das unproblematisch. Entscheidend ist, ob die Meinung der beiden zu diesem Thema auseinandergehen und dann zu hinterfragen woran das liegt. Schließlich haben nicht alle Menschen dasselbe Level an sexuellen Bedürfnissen.

Den einen reicht es, wenn sie alle zwei Wochen mit ihrem Partner schlafen. Andere wollen mindestens drei bis vier Mal pro Woche Sex haben, um sich befriedigt und glücklich zu fühlen. Ob Männer oder Frauen ein stärker ausgeprägtes Bedürfnis nach Sexualität haben, lässt sich nicht pauschal sagen. Jeder Mensch hat eine andere Libido und das Klischee, dass Männer immer wollen und können, ist längst überholt.

Wann wird Sex in einer Beziehung zum Problem?

Sex ist kein unmittelbarer Indikator einer glücklichen oder unglücklichen Beziehung. Manche Paare sind sehr glücklich miteinander und haben einmal im Monat Sex. Andere Paare schlafen fünf Mal pro Woche miteinander und sind damit ebenfalls sehr zufrieden. Problematisch in einer Beziehung ist, wenn ein Partner deutlich mehr Sex will als der andere und dann immer wieder zurückgewiesen wird. Dies kann zu Selbstzweifeln führen und dann auch irgendwann zu Zweifeln an der Beziehung:

  • Findet der andere mich noch attraktiv?
  • Habe ich etwas falsch gemacht?
  • Liebt er mich nicht mehr?
  • Gibt es jemand anderen?
  • Stimmt etwas nicht mit unserer Beziehung?

Diese Fragen können auf Dauer zermürben und sollten frühzeitig geklärt werden. Wenn sich einer der beiden Partner zunehmend zurückzieht und für Sex immer zu müde ist oder keine Lust hat, kann das auch auf tiefgreifende Probleme hinweisen.

Schließlich ist Sex häufig nur möglich, wenn man mit dem anderen gerade glücklich ist und sich wohlfühlt. Wer auf einer emotionalen Ebene Probleme mit dem Partner hat, hat in der Regel auch Probleme damit, ihm körperlich nahe zu sein. Körperliche Distanz kann daher auch ein Zeichen von emotionaler Distanz sein – hier liegt häufig eine Krise zugrunde, die das Paar miteinander klären sollte. Andernfalls kann es zu Unzufriedenheit, Streit, Seitensprüngen oder sogar zu einer Trennung kommen.

Sex in der Beziehung: Qualität ist wichtiger als Quantität

Wichtiger als die Quantität ist beim Sex die Qualität. Studien haben ergeben, dass 61 Prozent der Männer laut eigener Aussage immer zum Höhepunkt kommen aber nur 17 Prozent der Frauen. Dabei ist Spaß im Bett nicht für jeden unbedingt damit verbunden, dass der Sex auch im Orgasmus endet. Dennoch spielt die körperliche Befriedigung für viele eine wichtige Rolle.

Wer selten Sex hat, diesen aber als sehr erfüllend empfindet, kann in einer Beziehung glücklicher sein als jemand, der viel Sex hat, aber diesen als unbefriedigend und nicht erfüllend empfindet. Auch hier ist die Kommunikation zwischen den Partnern entscheidend. Über Wünsche oder Probleme im Bett offen zu sprechen, ist ein wichtiger Aspekt und der erste Schritt zu einem besseren Sexualleben.

Falls es im Bett nicht klappt und der Mann beispielsweise immer zu früh kommt oder die Frau Schmerzen beim Sex hat, sollten die Paare gemeinsam auf Ursachenforschung gehen. Körperliche Untersuchungen oder eine Paartherapie mit nützlichen Tipps können der nächste Schritt sein, wenn Paare ihre Probleme im Bett nicht selber geregelt bekommen. Mit genügend Zeit, Kommunikation, Offenheit und dem Wunsch, wirklich etwas zu verändern, können Paare aber häufig auch selber schon viel erreichen.

Körperkontakt jeglicher Art ist wichtig

Nicht nur Sex spielt in Beziehungen eine Rolle, sondern Intimität generell. Körperkontakt, Umarmungen, kuscheln und küssen sind wichtige Elemente einer Beziehung. Sie drücken ebenfalls Liebe und Zuneigung aus und können das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Paare, die sich kaum noch berühren, werden mehr Schwierigkeiten haben, ihre Sexualität wieder zu beleben, als Paare, die sehr liebevoll miteinander umgehen.

Zusammenfassung

Alle Zahlen und Statistiken sind egal, solange Partner glücklich miteinander sind. Kommunikation und Sex sind auf jeden Fall sehr eng miteinander verbunden. Offen über die Sexualität in der Beziehung zu sprechen und Wünsche, Zweifel und Bedenken zu teilen, ist ein wichtiger Schritt zu mehr Zufriedenheit. Sex ist für eine Beziehung so wichtig, wie das Paar ihn nimmt. Er erfüllt eine wichtige, verbindende Funktion in einer Beziehung – die Bedeutung der Qualität geht aber gerade bei Langzeitpaaren über die reine Häufigkeit hinaus.

Viel Sex muss nicht zwingend glücklicher machen, zumindest wenn beide mit der Häufigkeit einverstanden sind. Paare, die Probleme mit ihrem Sexleben haben, sollten jedoch bei sich und beim anderen ergründen woran das liegt.