Sex im Alter: So klappt es mit dem Liebesspiel ab 60
- Wie können Sie Sex im Alter angehen?
- Welche positiven Aspekte hat Sex im Alter?
- Wie lange können Männer und Frauen sexuell aktiv sein?
- Welche Einschränkungen gibt es beim Sex im Alter?
- Welche Veränderungen bei Frauen beeinflussen den Sex?
- Welche Veränderungen bei Männern beeinflussen den Sex?
- Wie lässt sich das Thema Sex im Alter entspannt angehen?
- Mit welchen Hilfsmitteln klappt der Sex im Alter besser?
- Ist Sex im Alter gesund?
- Welche Möglichkeiten haben Singles für Sex im Alter?
Sex im Alter gilt nach wie vor als Tabuthema, was auch eine Generationsfrage ist. Viele Senioren, die heute 60 Jahre, 70 Jahre und älter sind, sind mit deutlich weniger sexueller Offenheit aufgewachsen, als sie heute in vielen Bereichen der Gesellschaft vorherrscht.
Dennoch ist die Sexualität im Alter ein wichtiges Thema, über das gesprochen werden sollte und auch nach wie vor ein Grundbedürfnis vieler Menschen. So sollen auch ältere Menschen ein erfüllendes und lustvolles Sexualleben haben.
Wie können Sie Sex im Alter angehen?
Der Fokus ist beim Sex auch auf das Vorspiel zu legen, um beide Partner bereit für den eigentlichen Liebesakt zu machen. Paare können sich gemeinsam verinnerlichen, dass es beim Sex vielmehr um die körperliche Nähe, die Zärtlichkeit und das Zusammensein mit dem geliebten Menschen geht.
Ältere Menschen sollten sich nicht an der Jugend messen und akzeptieren, dass sich ihr Sexleben verändert hat. Bequeme Positionen wie zum Beispiel die Löffelchenstellung von der Seite sind gut geeignet, wenn einer von beiden (oder beide) Gelenkprobleme oder Bewegungseinschränkungen hat. Leistungsdruck ist völlig fehl am Platz und führt nur zu Stress, der sich wiederum negativ auf die Erektion des Mannes oder die Feuchtigkeit der Frau auswirken kann.
Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil von Sex. Das Paar sollte offen über seine Bedenken, Hemmungen oder gesundheitlichen Probleme sprechen, um den Weg für ein lustvolles Liebesspiel zu bereiten. Denn Sex fängt häufig schon im Kopf an, in dem die Libido aktiviert wird.
Tipp: Wenn Sie keinen Zugang mehr zur Sexualität mit ihrem Partner finden, kann eine Sexualtherapeutin dabei helfen, Ihr Sexleben wieder in Gang zu bringen. Die entscheidende Voraussetzung dafür ist aber, dass beide Partner dazu bereit sind, dieses intime Thema mit Dritten zu besprechen.
Welche positiven Aspekte hat Sex im Alter?
Der Vorteil von Sex im Alter ist, dass beide Partner genau wissen, was ihnen gefällt. So bekommen Frauen ab 40 häufiger Orgasmen als in jüngeren Jahren. Jahrzehntelange sexuelle Erfahrungen haben ihnen gezeigt, was sie sich im Bett wünschen und was es braucht, um befriedigt zu sein. Außerdem haben insbesondere Rentner meist viel Zeit, die Kinder sind aus dem Haus und der Alltag ist nicht mehr so stressig wie während des Berufslebens. Das kann sich positiv auf die Orgasmusfähigkeit auswirken, da die psychischen Belastungen weggefallen sind.
Auch das Thema Verhütung spielt im Alter keine Rolle mehr, schließlich sind Frauen nach den Wechseljahren nicht mehr fruchtbar. Viele Männer ab 40 haben mit zunehmendem Alter außerdem weniger Probleme mit einem vorzeitigen Samenerguss – je älter sie werden, desto länger können sie. Dadurch dauert das Liebesspiel länger und es bleibt mehr Zeit für die Stimulation der Partnerin.
Außerdem geht es für viele ältere Paare beim Sex nicht mehr um wilde Nächte, Herumprobieren und den Gipfel der Lust – sie genießen vielmehr die Nähe zu ihrem Partner und sehen in Geschlechtsverkehr einen Weg sich nahe zu sein. Die Befriedigung wird dabei zweitrangig.
Wie lange können Männer und Frauen sexuell aktiv sein?
Für Liebe und Partnerschaft sind Menschen nie zu alt. Grundsätzlich gibt es auch keine Einschränkung, bis zu welchem Alter Menschen Sex haben können, solange es körperlich funktioniert. So gibt es auch im Alter noch Männer, die unter Hypersexualität bzw. Sexsucht leiden.
In einer Umfrage aus dem Jahr 2019 gaben ein Drittel der 60- bis 80-jährigen Studienteilnehmer an, ein erfülltes Sexualleben zu haben. Die Fähigkeit einen Orgasmus zu erleben, geht auch im hohen Alter nicht verloren, auch wenn bei alternden Männern jenseits der 70 schon mal der Samenerguss ausbleiben kann. Sex mit 60 oder 70 ist also grundsätzlich kein Problem und theoretisch können auch Menschen über 80 noch sexuell aktiv sein, wenn denn von den körperlichen Voraussetzungen her alles funktioniert.
Schließlich kommen sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit zunehmendem Alter einige Einschränkungen hinzu, wodurch sich die Herangehensweise an Sex ändert. Dies muss aber nichts heißen, sondern ist eine ganz normale Anpassung an die veränderte Situation und möglicherweise unterschiedliche Bedürfnisse. Es gilt: Wer Lust hat, soll sie ausleben.
Welche Einschränkungen gibt es beim Sex im Alter?
Viele ältere Menschen haben ihrem Partner gegenüber Hemmungen – etwa aufgrund ihres veränderten Körpers und auch gesundheitliche Probleme werden mehr und mehr zum Thema. Das jugendliche Schönheitsideal wird im Rentenalter schließlich nicht mehr erfüllt. Körperliche Einschränkungen können Sex im Alter zu einer Herausforderung werden lassen. Das kann zu psychischem Druck führen, der die Nähe zwischen zwei Partnern beeinflussen kann.
Welche Veränderungen bei Frauen beeinflussen den Sex?
Sowohl Männer als auch Frauen können beim Sex mit Altersbeschwerden und Veränderungen der Geschlechtsorgane zu kämpfen haben. Gerade die weiblichen Wechseljahre verändern den Körper und verunsichern viele Frauen in Sachen Sexualität.
Diese Probleme kennen viele ältere Frauen:
- vaginale Trockenheit aufgrund der Abnahme des Geschlechtshormons Östrogen im Körper
- die Scheide ist weniger dehnbar, das Gewebe hat sich zusammengezogen, wodurch sie kleiner ist, Schmerzen beim Sex sind möglich
- schwächere Beckenbodenmuskulatur, zum Beispiel nach Geburten
Weitere Probleme können auftreten bei:
- Frauen, die sich einer Gebärmutter- oder Eileiterentfernung unterziehen mussten. Sie haben häufig mit Narben und Verwachsungen und dadurch auch mit Schmerzen beim Sex zu kämpfen. Auch fühlen sich manche Frauen ohne diese Geschlechtsorgane nicht mehr als vollwertige Frau und müssen daher erst diese psychische Dimension überwinden, bevor sie wieder lustvollen Sex haben können.
- Frauen, die eine Krebstherapie hinter sich haben, leiden häufiger unter Schmerzen, zum Beispiel durch Bestrahlungen. Wurden eine oder beide Brüste abgenommen, kann das zu zusätzlicher Verunsicherung führen, die dem Sex im Wege stehen kann.
- Harninkontinenz ist ein weiteres Leiden, das bei Frauen mit dem fortschreitenden Alter entstehen kann. Wenn beim Sex ein Tröpfchen Urin verloren geht, ist die Scham groß und die sexuelle Unlust steigt. Insbesondere Frauen, die ein oder mehrere Kinder bekommen haben, haben mit Inkontinenz zu kämpfen.
Welche Veränderungen bei Männern beeinflussen den Sex?
Männer leiden im Alter verstärkt unter Erektionsproblemen, was die Lust hemmen und den Sex erschweren kann. Damit offen umzugehen, kann viel Druck rausnehmen und das Zusammensein verbessern. Nicht immer sind Erektionsstörungen reine Alterserscheinungen. Falls die Psyche dahintersteckt, hilft eine Psychotherapie bei der Steigerung des Wohlbefindens und unter Umständen auch bei der Erektionsfähigkeit. Auch Schädigungen der Blutgefäße, Gefäßverkalkungen oder Diabetes können die Ursachen für Potenzprobleme sein.
Weitere Themen sind:
- Harninkontinenz, welche das Sexleben beeinträchtigen kann.
- Männer, die sich einer Krebsoperation zum Beispiel bei Prostatakrebs unterziehen mussten, haben anschließend zum Teil mit Impotenz zu kämpfen. Das kann für die Beziehung herausfordernd sein.
Welche körperlichen Veränderungen betreffen beide Geschlechter?
Bei beiden Geschlechtern gehen mit dem Alter sowohl die Muskel- als auch die Knochenmasse zurück, die Beweglichkeit kann eingeschränkt sein und nicht jede Stellung funktioniert mehr so einfach wie früher.
Weitere Krankheiten, die das Sexleben negativ beeinflussen können, sind:
- Bluthochdruck
- Rheuma
- Arthrose
- Diabetes
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Depressionen
Auch die Nebenwirkungen von Medikamenten können sich negativ auf die Sexualität auswirken.
Wie lässt sich das Thema Sex im Alter entspannt angehen?
Das Entscheidende für ein aktives und erfülltes Sexleben im Alter ist primär der Kopf und die Art sich dem Thema zu nähern. Für ein schönes Sexleben zählen nicht die Leistungsfähigkeit oder die Häufigkeit, sondern die Qualität. Paare sollten sich den Druck nehmen, indem sie offen und ehrlich darüber sprechen, wie sie sich das Liebesspiel mit ihrem Partner vorstellen. Dabei ist besonders die körperliche Nähe zum anderen wichtig, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.
Je mehr sich Menschen so akzeptieren wie sie sind, desto leichter fällt es ihnen mit ihrem Partner intim zu werden und Erregung zu verspüren. Das unübersehbare Bäuchlein, die Polster an den Oberschenkeln oder die nicht mehr so straffen Brüste als Teil des eigenen Körpers zu akzeptieren, hilft dabei, sich auf den anderen einzulassen. Dem Partner das Gefühl zu vermitteln, dass er sexy und begehrenswert ist und auch trotz vermeintlicher Schönheitsmakel noch so gemocht wird, wie er ist, ist ein wichtiger Schritt zu mehr Nähe.
Paare, die sich erst langsam wieder an Sex herantasten müssen, nachdem sie ihn einige Zeit vernachlässigt haben, sollten es langsam angehen lassen. Nicht der Akt an sich, sondern das Zusammensein sollten im Vordergrund stehen. Sich küssen und berühren, gemeinsam in die Badewanne gehen und bei Scham vor dem zu hellen Licht lieber ein paar Kerzen anzuzünden kann die Stimmung anheizen und die Lust aufeinander steigern.
Mit welchen Hilfsmitteln klappt der Sex im Alter besser?
Für viele Altersbeschwerden gibt es Mittel und Wege, sodass sie kein Hindernis sein müssen.
Hilfsmittel für Frauen:
- Gegen die vaginale Trockenheit gibt es Gleitgel, dass schon in der gemeinsamen Anwendung und beim Auftragen für jede Menge Spaß sorgen kann.
- Die Beckenbodenmuskulatur kann mit Liebeskugeln trainiert werden.
- Bei Schmerzen beim Sex hilft neben Gleitgel vor allem eines: Zeit. Ein langsames Vortasten kann der Frau helfen, denn Mann in sich aufzunehmen.
Falls die Schmerzen zu stark sind oder sogar medizinische Gründe gegen Geschlechtsverkehr mit Penetration sprechen, gibt es immer noch die Möglichkeit sich gegenseitig mit den Händen oder oral zu befriedigen. Frauen, die unter den genannten Symptomen besonders stark leiden, können sich auch ein hormonhaltiges Mittel verschreiben lassen, das die Durchblutung der Scheide fördert und den Sex somit angenehmer macht. Dieses hat allerdings auch Nebenwirkungen wie die Erhöhung des Brustkrebsrisikos und sollte daher nicht als simple Wunderwaffe angesehen werden.
Hilfsmittel für Männer:
- Männer können eventuellen Erektionsproblemen mit einer Vakuumpumpe für den Penis begegnen. Mit dieser Pumpe erzeugt man einen Unterdruck, der die Erektion fördert.
- Die Einnahme von Viagra oder anderen potenzfördernden Mitteln ist ebenfalls eine Möglichkeit.
Dass Männer im fortgeschrittenen Alter nicht mehr nur vom Ansehen einer Frau oder durch ihre Fantasie eine Erektion bekommen, ist normal. Frauen sollten daher nicht beleidigt sein, wenn sie nackt vor ihrem Partner stehen und sich bei ihm nichts regt. Die meisten älteren Männer benötigen die direkte Stimulation des Penis für eine Erektion, entweder durch Masturbation oder mit Hilfe der Frau. Dass er nicht mehr so steif wird wie früher, ist ebenfalls nicht unüblich.
Wie gehen Männer und Frauen mit gesundheitsbedingten Einschränkungen um?
Männer sollten bei Erektionsstörungen einen Urologen ins Vertrauen ziehen. Er kann auch bei anderen Problemen wie Harninkontinenz oder Problemen mit der Prostata Tipps dazu geben, wie ein erfülltes Liebesleben mit der Partnerin trotzdem möglich ist. Außerdem kann er die Wechselwirkung von potenzsteigernden Mittel wie Viagra mit anderen Medikamenten beurteilen, weshalb der Einsatz solcher Mittel vorher abgeklärt werden sollte.
Frauen können von einem Gynäkologen Tipps erhalten und sich ein Mittel gegen Scheidentrockenheit verschreiben lassen. Nach einer Krebsbehandlungen können Ärzte ebenfalls Tipps geben, wie sich Schmerzen beim Sex vielleicht vermeiden lassen und was Frauen beachten müssen, die zum Beispiel unter Herzschwäche leiden.
Schließlich erhöht sich die Herzfrequenz beim Sex – sie geht jedoch in der Regel nicht über die zumutbare Belastbarkeit hinaus, weshalb Frauen oder Männer nach einem Herzinfarkt oder bei Herzschwäche in der Regel nicht auf Sex verzichten müssen.
Bei Bluthochdruck oder Herzkrankheiten kann generell ein Gespräch mit dem Arzt helfen. Er kann am besten einschätzen, welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen, um den Sex entspannt genießen zu können.
Ist Sex im Alter gesund?
Ja, Sex im Alter ist gesund. Er setzt Glückshormone frei, bringt den Kreislauf in Schwung und sorgt für eine gesteigerte Durchblutung.
Weitere gesundheitsfördernde Effekte von Sex sind:
- Ein verbesserter Schlaf
- Ein ausgeglichener Hormonhaushalt
- Ein gestärktes Immunsystem
- Stärkung der Rücken- und Beckenbodenmuskulatur
- Kalorien verbrennen
Paare, die ihre Sexualität im Alter ausleben, sind häufig zufriedener und gehen mit größerem Wohlbefinden durch das Leben.
Welche Möglichkeiten haben Singles für Sex im Alter?
Für Senioren ohne Partner gibt es spezielle Singlebörsen und auch viele andere Möglichkeiten jemanden kennenzulernen. Unverbindliche sexuelle Kontakte im Alter sind kein Tabu und es gilt: erlaubt ist was gefällt.
Nochmal jemanden kennenzulernen kann auch im fortgeschrittenen Alter sehr aufregend sein und die Sexualität kann eine ganz andere als die bisher gekannte sein. Viele Senioren erleben mit einem neuen Partner im Alter sogar nochmal einen zweiten Frühling und entdecken verloren geglaubte Gefühle und ihr Lustempfinden wieder.
Auch Selbstbefriedigung ist bis ins hohe Alter ein Thema und kann das Wohlbefinden sowie die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper steigern.
Fazit: Sex im Alter ist vielleicht ruhiger, aber nicht weniger schön
Sex im Alter sollte kein Tabuthema sein. Schließlich haben auch Ü-60-jährige noch Lust auf körperliche Nähe, Zärtlichkeit und Befriedigung. Allerdings kommt es mit fortschreitendem Alter meist zu immer mehr körperlichen Einschränkungen, wie zum Beispiel vaginaler Trockenheit oder Erektionsstörungen. Auch die medizinische Vorgeschichte wie eine Krebsbehandlung oder eine Herzerkrankung kann Auswirkungen auf die Sexualität haben.
Entscheidend ist, dass Paare offen miteinander kommunizieren und es langsam angehen lassen. Manche Paare müssen ihre Sexualität auch erst wiederfinden und sollten nichts überstürzen. Im Gegensatz zu den jungen Lebensjahren geht es beim Sex im Alter meist nicht mehr darum, möglichst wild oder experimentell zu sein. Im Vordergrund stehen die Nähe zwischen zwei Menschen und die Zärtlichkeit durch die Berührungen – die sexuelle Befriedigung ist häufig zweitrangig.
Kommen Paare alleine nicht weiter, kann eine Sexualtherapeutin dabei helfen, die Lust wiederzufinden. Zu diesem Schritt müssen aber beide Partner gleichermaßen bereit sein, damit er von Erfolg gekrönt ist.
Ein erfüllendes Sexualleben im Alter kann zu mehr Zufriedenheit, einem gesteigerten Wohlbefinden sowie einer verbesserten Gesundheit führen, da beim Sex Glückshormone ausgeschüttet werden, der Kreislauf und die Durchblutung angeregt werden und die körperliche Aktivität die Fitness steigern kann.