Selbstbefriedigung: Ist Masturbation gesund?

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„Masturbation ist Sex mit jemandem, den ich sehr mag“, sagte der Schauspieler und Regisseur Woody Allen mal und spricht dabei über ein sensibles Thema. Während über Sex in der Gesellschaft mittlerweile recht offen gesprochen wird, tun sich viele Leute schwer über Selbstbefriedigung zu reden. Schließlich ist es etwas sehr privates und wird aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus praktiziert. Ein völliges Tabu-Thema ist Selbstbefriedigung aber nicht mehr und auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit der Masturbation.

Selbstbefriedigung: Fast jeder tut es

Laut einer Studie des Online-Erotik-Shops Amorelie in Zusammenarbeit mit dem Institut SSI befriedigen sich 93 Prozent der Männer selbst, bei den Frauen sind es 86 Prozent. Die Worte Masturbation und Selbstbefriedigung werden oft synonym verwendet und stammen ursprünglich vom lateinischen „masturbari“, was so viel wie „sich mit den Händen reizen“ bedeutet.

Masturbation galt und gilt in vielen Religionen und Kulturen der Welt als Frevel. Auch in der Pädagogik und in der Medizingeschichte kursierten zum Thema Selbstbefriedigung jahrhundertelang Horrorgeschichten. Demnach verleitet Masturbieren zur Disziplinlosigkeit, macht egoistisch, verursacht Akne sowie Tuberkulose und fördert Neurosen. All diese Theorien konnten mit den Jahren widerlegt werden und der neueste Stand der Wissenschaft besagt das Gegenteil: Selbstbefriedigung ist gesund und fördert das Wohlbefinden.

Masturbation ist gesund: 6 Gründe, die für Selbstbefriedigung sprechen

  1. Glücksgefühle: Beim Orgasmus werden die Hormone Endorphin und Oxytocin freigesetzt. Sie machen glücklich, ausgeglichen und entspannt.
  2. Gesunde Spermien: Nach drei bis vier Tagen lässt die Qualität der Spermien im männlichen Körper nach. Männer, die Kinder zeugen möchten, sollten daher regelmäßig masturbieren oder Sex mit ihrem Partner haben, um die Spermaqualität zu erhalten.
  3. Beckenbodenmuskulatur stärken: Beim Orgasmus zieht sich die Beckenbodenmuskulatur rhythmisch zusammen, was diese trainiert. Sowohl für Frauen als auch für Männer ist eine kräftige Beckenbodenmuskulatur wichtig, um beispielsweise Harninkontinenz zu vermeiden.
  4. Einschlafhilfe: Beim Orgasmus werden die Muskeln entspannt und die Körpertemperatur steigt leicht an. In Zusammenhang mit den ausgeschütteten Endorphinen wird der Körper in einen ruhigen und müden Status versetzt, wodurch das Einschlafen leichter fällt.
  5. Abhilfe bei Regelschmerzen: Selbstbefriedigung während der Periode kann eine krampflösende Wirkung haben. Frauen, die unter Regelschmerzen leiden, können sich selbst durch Masturbation Schmerzlinderung verschaffen.
  6. Kalorien verbrennen: Weiterhin wirkt sich Masturbieren positiv auf den Kalorienverbrauch aus. Bis zu 150 Kalorien werden bei der Selbstbefriedigung verbrannt.

Es gibt auch immer wieder die Theorie, dass sich häufiges Masturbieren beim Mann positiv auf die Prostata auswirkt und Prostatakrebs vorbeugt. Dafür gibt es aber bisher keine wissenschaftlich gestützten Belege.

Selbstbefriedigung für ein besseres Sexleben mit dem Partner

Gewiss ist aber, dass Selbstbefriedigung auch zu einem besseren Sexleben mit dem Partner führen kann. Frauen, die Probleme haben beim Sex überhaupt zum Orgasmus zu kommen, können mit Selbstbefriedigung herausfinden, was ihnen gefällt und worauf sie anspringen. Für Männer kann Selbstbefriedigung eine gute Übung sein, den Orgasmus hinauszuzögern. Für Männer, die zur vorzeitigen Ejakulation neigen, kann regelmäßiges Masturbieren also hilfreich sein.

Wer seinen eigenen Körper gut kennt, kann seine Wünsche und Vorlieben auch dem Partner kommunizieren, was den Sex für beide verbessert. Auch das gemeinsame Masturbieren mit dem Partner empfinden viele Menschen als erregend. Ihm dabei zuzusehen oder sich selber dabei zuschauen zu lassen kann Schwung in das Sexleben bringen und hilft zudem dabei die Vorlieben des anderen noch besser kennenzulernen. Darüber hinaus stärken das Erforschen des eigenen Körpers und auch die regelmäßigen Orgasmen das Selbstbewusstsein.

Entspannung und Stressabbau

Entspannung ist generell ein wichtiger Aspekt beim Thema Selbstbefriedigung. Wie auch Yoga, Meditation oder andere entschleunigende Praktiken hilft Selbstbefriedigung dabei für einen Moment vom Alltag abzuschalten und zu entspannen. Sich Zeit für sich selbst zu nehmen gilt als einer der Schlüssel zur Stressreduktion und zu einem zufriedenen Leben – Masturbation kann als ein Baustein dazu beitragen.

Vorsicht vor Hilfsmitteln bei der Selbstbefriedigung

Selbstbefriedigung birgt jedoch auch Gefahren. Diese entstehen primär durch Unfälle. Zwar ist die Anzahl dieser Unfälle verschwindend gering, aber sie passieren. Der häufigste Grund für Unfälle bei Selbstbefriedigung ist, dass Gegenstände in den Anus oder die Vagina eingeführt werden, die dann nicht mehr entfernt werden können und Schäden im Körper anrichten.

„Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern“ heißt die Dissertation eines Urologen, die nach Ihrem Erscheinen für Wirbel gesorgt hat. Unter Umständen können bei der Masturbation mit gewissen Hilfsmitteln gefährlichen Verletzungen entstehen – wenn auch äußerst selten.

Masturbation: Wie oft ist gesund?

Es gibt keine gesundheitlichen Vorgaben, wie oft in der Woche Menschen masturbieren sollten bzw. können und wann es zu viel wird. Die Empfehlungen reichen von zwei Mal die Woche bis hin zu fünf Mal die Woche, nichts davon ist aber wissenschaftlich belegt. Wichtig ist, dass Masturbation nicht aus einem Zwang heraus passieren sollte sondern wirklich nur dann, wenn die Lust da ist oder der Wunsch nach Entspannung besteht.

Selbstbefriedigung: Masturbation ist nicht in allen Fällen gesund

Problematisch wird Selbstbefriedigung dann, wenn das Masturbieren zur Sucht wird. Anzeichen dafür gibt es verschiedene:

  • Die Gedanken kreisen nur noch um das Masturbieren. Wann und wo kann das nächste Mal Hand angelegt werden?
  • Termine oder Verabredung können nicht mehr wahrgenommen werden, da die Selbstbefriedigung den Tag bestimmt.
  • Betroffene haben ständig ein schlechtes Gewissen, da sie so häufig masturbieren.

Dieses Verhalten spricht häufig für eine Sucht, die ähnliche Muster haben kann wie beispielsweise bei der Alkoholsucht, Drogensucht oder Glücksspielsucht. Der Betroffene ist in seiner Sucht gefangen und benötigt in der Regel professionelle Hilfe, um sein Verhalten zu ändern.

Weiterhin kann Selbstbefriedigung für schwer herzkranke Menschen zur Gesundheitsbelastung werden, denn jeder Orgasmus wirkt sich auf das Herz-Kreislauf-System aus. Allerdings ist die Belastung nicht höher als beim Treppensteigen oder einem kurzen Spaziergang, weshalb von der Selbstbefriedigung in der Regel keine Gefahr ausgeht.