Paartherapie: Möglichkeiten, Kosten und Erfolgschancen
- Definition: Was ist eine Paartherapie?
- Die Ziele der Paartherapie
- Wann ist eine Paartherapie sinnvoll?
- Gründe und Anzeichen, die für eine Paartherapie sprechen
- Was tun, wenn der Partner keine Therapie möchte?
- Erfolgsquote einer Paartherapie
- So erkennen Paare einen guten Therapeuten
- Ablauf: Was macht man in einer Paartherapie?
- Wie lange dauert eine Paartherapie?
- Wann gilt eine Paartherapie als erfolgreich abgeschlossen?
- Nach der Paartherapie: So halten Sie Ihre Beziehung aufrecht
- Welche Risiken birgt eine Paartherapie für eine Beziehung?
- Kosten: Wer bezahlt die Therapie?
- Zusammenfassung: Eine Paartherapie kann sich lohnen!
- FAQ: Antworten auf die häufigsten Fragen rund um die Paartherapie
In den ersten Jahren einer Beziehung erscheint eine Paartherapie meilenweit weg. Die Verliebtheit wird mit der Zeit zu Liebe, Paare genießen das Zusammenleben und irgendwann folgen vielleicht eine Heirat und gemeinsame Kinder. Mit der Zeit oder mit der Familiengründung steigen für viele Paare jedoch die Herausforderungen.
Nicht allen Paaren gelingt es dabei, immer offen zu kommunizieren, Konflikte sofort aus der Welt zu schaffen und ihre Beziehung trotz Kinder zärtlich und liebevoll zu halten. Die Partner können häufig nicht mehr ohne zu streiten miteinander kommunizieren, wenn sie überhaupt noch mehr als organisatorische Alltagsangelegenheiten miteinander besprechen. Bei einigen nehmen Zerrüttung, Vorwürfe und Entfremdung in der Partnerschaft Oberhand, die Distanz wird immer größer und das anfängliche Glück wandelt sich langsam aber sicher in Unglück. Eine Paarberatung erscheint für viele häufig der letzte Ausweg aus der Krise.
Doch was genau ist eine Paartherapie eigentlich und wie läuft diese ab? Im folgenden Artikel geben wir Ihnen die wichtigsten Informationen zur Paartherapie an die Hand.
Definition: Was ist eine Paartherapie?
Unter einer Paartherapie werden psychotherapeutische Sitzungen verstanden, die Paare mit Beziehungsproblemen in Anspruch nehmen können. Handelt es sich um ein Ehepaar, ist auch häufig von einer Eheberatung die Rede. Begleitet werden die Sitzungen in der Regel von einem ausgebildeten Psychotherapeuten oder Sozialpädagogen. Diese verfolgen das Ziel, die beziehungsinternen Konflikte aufzuarbeiten und Schritt für Schritt mit dem Paar zu überwinden.
Im medizinischen Bereich nimmt die Paartherapie jedoch eine untergeordnete Rolle ein. Im Mittelpunkt steht das Erlernen von Beziehungskompetenzen, die unmittelbar in den Lebens-Alltag des Paares integriert werden sollen. Die Praxis des Therapeuten ist dabei ein neutraler Raum, in dem Konflikte ruhig und unter Anleitung ausgetragen werden können. Die bisherige Dynamik des Streits im heimischen Umfeld entfällt und Paare finden neue Möglichkeiten im Umgang mit Konflikten.
Für viele Paare in der Paartherapie wirkt der Therapeut als dritte, neutrale Person befreiend. Er ist nicht nur Moderator, sondern auch Ansprechpartner und hilft bei offenen Fragen zu veränderten Herangehensweisen und neuen Kommunikationsstrategien. Mit seinem aufmerksamen und einfühlsamen Verhalten ebnet er den Weg zu einer neuen Chance für das Paar, das mit neuen Ideen, Strategien und vielen Tipps seinen Alltag neu gestalten kann.
Die Ziele der Paartherapie
Um die eigene Ehe oder Beziehung zu retten, müssen Paare sich langsam wieder anzunähern und zu versuchen, in der Beziehung miteinander wieder glücklich zu werden. Dafür ist es wichtig alte Kommunikationsmuster aufzubrechen und die aufgebaute Mauer zu überwinden. Viele Paare schaffen dies nach einer gewissen Zeit nicht mehr alleine und benötigen professionelle Hilfe. Mithilfe eines Therapeuten oder einer Therapeutin können unter Anleitung Probleme besprochen und Lösungen gefunden werden. So ist es über die Zeit sogar möglich, die Gefühle des Paares wieder aufflammen zu lassen.
Eine Paartherapie zielt daher darauf ab, die Beziehungsprobleme eines Paares gemeinsam zu erforschen, aufzuarbeiten und letztendlich zu beseitigen. Im Mittelpunkt steht die Erarbeitung von Lösungsstrategien, mit denen Paare die bisherigen Hürden ihrer Beziehung überwinden können.
Da jede Beziehung jedoch anderen Schwierigkeiten unterliegt, verfolgt auch jede Paartherapie andere Ziele, die sich nach den Wünschen und Bedürfnissen des Paares richtigen. Dazu zählen unter anderem:
- die Suche nach dem Kernproblem der Beziehung
- das Überwinden der Distanz zum Partner
- das Aufarbeiten scheinbar unverzeihlicher Vertrauensmissbräuche
- ein vorwurfsfreier und verständnisvoller Umgang miteinander
- die Stärkung einer offenen und ehrlichen Kommunikation
- das Führen respektvoller und wertschätzender Gespräche
- das Erlernen von mehr Achtsamkeit füreinander
- neue, nicht verletzende Verhaltensmuster in das tägliche Leben zu integrieren
- die Nähe, Intimität und Sexualität wieder aufzubauen
- das gemeinsame Leben wertzuschätzen und zu genießen
In der Regel ergeben sich die Ziele der Paartherapie in den ersten Sitzungen, in denen die Partner offen ihre Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren.
Wann ist eine Paartherapie sinnvoll?
Von heftigen, verletzenden Streitereien über Untreue bis hin zur unerklärlichen Schweigsamkeit: Eine Paartherapie ist nicht immer nur für Paare mit schwerwiegenden Konflikten wie einen unverzeihlichen Seitensprung geeignet. Auch für Paare, die schweigsam am Essenstisch sitzen und sich einfach nichts mehr zu sagen haben, kann eine Paartherapie sinnvoll sein.
Oftmals haben Paare einfach nur ihren Draht zueinander verloren. Auseinandersetzungen werden in der Partnerschaft nicht offen kommuniziert, sondern einfach stillschweigend hingenommen. Die Distanz wird immer größer. Das Paar weiß einfach nicht mehr weiter. In solchen Fällen können Paarberatungen helfen, die soziale Distanz des Paares wieder abzubauen und das Beziehungsglück wieder aufleben zu lassen. Denn schließlich bedeuten häufige Streitereien und Konflikte nicht gleich, dass sich Paare nicht mehr lieben.
Hier zeigt sich jedoch schon ein entscheidender Hinweis, ob eine Therapie überhaupt Sinn macht: Nur wenn beide Partner noch Gefühle füreinander hegen und den Mut und Willen dazu haben, etwas in ihrer Beziehung zu verändern, ist eine Paartherapie sinnvoll. Beide Partner müssen sich also vollständig auf die psychotherapeutische Beratung einlassen. Ansonsten funktioniert eine Paartherapie nicht.
Gründe und Anzeichen, die für eine Paartherapie sprechen
Perspektivlosigkeit, fehlende Wertschätzung oder scheinbar unlösbare Konflikte – es gibt viele Gründe, die für eine Paartherapie sprechen. Dazu gehören unter anderem:
- Die Partner können nicht mehr miteinander reden. Jeder Versuch etwas zu klären, endet in Streit und verletzenden Vorwürfen.
- Einer oder beide haben keine Lust mehr auf Sex. beziehungsweise fehlt die körperliche Nähe und Intimität
- Die Streitthemen sind immer dieselben, nichts ändert sich, die Partner drehen sich im Kreis.
- Sie sind sich unsicher, ob die Beziehung noch eine Chance hat.
- Der eine fühlt sich vom anderen alleine gelassen und nicht genügend unterstützt.
- Der eine hat das Gefühl, dass er in der Beziehung nichts mehr zu sagen hat und Entscheidungen nur noch einseitig durch den anderen getroffen werden.
- Sie wollen ihre Distanz überwinden und das, was zwischen ihnen steht, aus dem Weg schaffen.
- Sie haben aufgrund eines verletzenden Seitensprungs des Partners das Vertrauen verloren und Schwierigkeiten, ihm zu verzeihen.
- Die Gemeinsamkeiten sind weniger geworden, die Partner verbringen kaum noch Zeit miteinander.
- Die Partner haben unterschiedliche Lebensvorstellungen (Hausbau, Hochzeit, Kinderwunsch, andere Vorstellungen wie gemeinsame Kinder erzogen werden sollen, etc.) oder auch andere Wünsche an die Freizeitgestaltung
- Die Beziehung leidet unter der Geburt und die Veränderungen, die durch das Elternsein entstehen
Was tun, wenn der Partner keine Therapie möchte?
Lehnt ein Partner eine Paartherapie strikt ab, kann das viele unterschiedliche Gründe haben. Ungewöhnlich ist es jedoch auf keinen Fall. Denn viele Menschen scheuen diesen Schritt, der sehr viel Mut erfordert, lange. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Es ist ihnen unangenehm, ihre Probleme vor einer anderen Person auszubreiten.
- Sie denken, dass eine Paartherapie nichts mehr bringt.
- Sie haben Angst vor dem Ergebnis der Therapie.
- Sie scheuen die Kosten einer Paartherapie.
Um Ihren Partner also von einer Paartherapie zu überzeugen, sollten Sie im ersten Schritt den Grund dafür ausfindig machen. Ist es Ihrem Partner einfach nur unangenehm vor einer fremden Person über die eigenen Gefühle oder die Beziehungsprobleme zu reden, können Sie mit wohlüberlegten Argumenten gegensteuern. Erklären Sie Ihrem Partner, dass der Paartherapeut objektiv bewertet, unparteiisch auftritt und in der Regel nur Impulse sowie Anregungen liefert, um die Kommunikation in Ihrer Partnerschaft zu fördern.
Zugleich lassen sich viele Partner von einer therapeutischen Sitzung überzeugen, indem man den Wunsch zur Paartherapie begründet. Sprechen Sie also offen und ehrlich aus, dass Sie einfach wieder glücklich mit Ihrem Partner sein möchten und hoffen, dass er denselben Wunsch hegt. Ist dies der Fall, wird Ihr Partner ebenfalls offen mit Ihnen kommunizieren und möglicherweise der Paartherapie zustimmen.
Erfolgsquote einer Paartherapie
Entscheidend für den Erfolg einer Therapie ist, ob noch Liebe in der Partnerschaft da ist und ob beide Partner die Beziehung überhaupt retten wollen. Denn nur unter diesen Voraussetzungen werden Paare die Therapie ernst nehmen, gemeinsam an ihrer Beziehung arbeiten und danach streben, Veränderungen im Beziehungsalltag hervorzurufen. Lediglich wenn beide Partner aktiv mitarbeiten, kann die Therapie erfolgreich sein und die Beziehung oder Ehe gerettet werden. Wenn einer von beiden bereits mit der Beziehung abgeschlossen hat und schon weiß, dass er eine Trennung will, wird er kaum einer Paartherapie zustimmen. Therapeuten können jedoch auch bei Trennungen oder einer Scheidung helfen und begleiten – dafür müssen die Partner jedoch bereit sein, sich zu öffnen.
In 80 Prozent der Fälle sind es die Frauen, die beim Paartherapeuten anrufen. Männer werden seltener aktiv. Nur rund 30 Prozent der Paare entschließen sich auf Anhieb gemeinsam dazu, eine Paartherapie zu machen. Studien belegen, dass sich bei 40 bis 50 Prozent der therapierten Paare die Beziehung maßgeblich verbessert.
Laut einer Online-Umfrage der Weber Marketing- und Marktforschung GmbH (WWM) kann die Erfolgsquote einer Paartherapie sogar bei 77 Prozent liegen – jedoch nur, wenn die Therapie von beiden Partnern ausgeht. Ist dies nicht der Fall, ist die Erfolgsquote viel niedriger. Dieses Ergebnis bestätigt ebenfalls, dass die gemeinsame Entscheidung eine Paartherapie zu beginnen, bereits der erste Schritt zur Rettung der Beziehung ist.
Eine Paartherapie ist also durchaus einen Versuch wert, wenn Paaren noch etwas an ihrer Beziehung liegt. Denn je bereitwilliger beide Partner in die Therapie gehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Beziehung wieder in den Griff bekommen können.
Doch es gibt noch viele weitere Faktoren, die zum Erfolg einer Paartherapie beitragen. Dazu gehört zum Beispiel der gewählte Paartherapeut sowie der therapeutische Ansatz. Denn letztendlich ist jede Beziehung individuell und reagiert dementsprechend unterschiedlich auf die verschiedenen Therapiemethoden. Während bei manchen Paaren bereits eine Verhaltenstherapie ausreicht, in der die Verhaltensweisen der Partner analysiert werden, gibt es auch Paare, bei denen ein tiefenpsychologischer Ansatz erforderlich ist.
In diesem Zusammenhang wird auch deutlich, wie wichtig die Auswahl des Therapeuten ist. Dieser sollte dazu in der Lage sein, das Beziehungsgeflecht des Paares zeitnah zu erfassen und eine geeignete therapeutische Methode auszuwählen. Die Erfolgsquote der Paartherapie hängt also sowohl von Therapiesitzung als auch von dem Paar selbst ab.
So erkennen Paare einen guten Therapeuten
Paare, die sich für eine Therapie entscheiden, haben die Wahl zwischen unzähligen Therapeuten. Einen guten Therapeuten erkennt man nicht zwingend an seinen Referenzen oder Reputationen. Der Beruf des Eheberaters oder Paartherapeuten ist nicht geschützt, weshalb ihn nicht nur ausgebildete Psychotherapeuten ausüben dürfen.
Wichtiger als ein abgeschlossenes Studium sind Einfühlungsvermögen, Verständnis und dass sich beide Partner bei ihm wohlfühlen. Um einen guten Paarberater zu finden, empfiehlt es sich Freunde oder den Hausarzt nach Empfehlungen zu fragen. Am besten wird dann mit dem Berater eine erste Probestunde vereinbart. In dieser können sich das Paar und der Berater in einem Gespräch kennenlernen.
Es ist nicht unüblich, dass Paare zwei oder drei verschiedene Therapeuten ausprobieren, bis sie bei einem bleiben. Schließlich ist Wohlbefinden eine wichtige Voraussetzung für eine offene Gesprächsatmosphäre. Wer allerdings von Therapeut zu Therapeut geht und immer wieder etwas entdeckt, das ihm nicht zusagt, sollte seine tatsächliche Therapiebereitschaft hinterfragen.
Ablauf: Was macht man in einer Paartherapie?
Der Ablauf einer Paarberatung unterscheidet sich je nach Therapeut und Therapieansatz stark. Nichtsdestotrotz umfasst eine Paartherapie in der Regel drei Phasen, die der Therapeut anleitet.
Phase 1: die Bestandsaufnahme
In der Regel beginnt eine Therapie damit, dass der Therapeut das Paar sowie die beziehungsinternen Konflikte näher kennenlernt. Dafür gilt es in der ersten Sitzung herauszufinden, welche Themen das Paar besprechen will. Der Therapeut versucht dabei Antworten auf die folgenden Fragen zu finden:
- Weshalb sind sie gekommen und was hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass ihre Ehe nun in einer Krise steht?
- Denken sie oder einer von ihnen an eine Trennung?
- Welche Konflikte liegen in der Partnerschaft vor?
- Wollen sie überhaupt wieder zueinanderfinden?
Der Therapeut hat dabei eine moderierende Rolle. Er stellt die richtigen Fragen und vermittelt zwischen den Ehepartnern, wenn das Schildern der Probleme durch den einen zu einem neuen Streit untereinander führt. Darüber hinaus versucht er herauszufinden, welche Gefühle die Paare noch füreinander hegen. Um herauszufinden, ob sich die Paare noch lieben, wird häufig nach der Anfangszeit der Beziehung und der Kennenlernphase gefragt. Je nachdem wie die Paare davon erzählen, zeigt sich, ob noch ausreichend Gefühle für den anderen vorhanden sind oder ob die Probleme der letzten Zeit die Liebe erdrückt haben.
Phase 2: die Ziele der Paartherapie festlegen
Sobald der Therapeut den Stand der Beziehung kennt, kann er mit dem Paar ihre Bereitschaft besprechen, Dinge zu ändern. Dafür müssen Themen aus der Vergangenheit besprochen werden und jeder der beiden Partner muss deutlich machen, was ihm persönlich wichtig ist. So können gemeinsam Ziele festgelegt werden, auf die die Therapie dann ausgerichtet wird. Im Anschluss kann sich der Therapeut den konkreten Problemen widmen.
Phase 3: Lösungen erarbeiten
Im folgenden Verlauf der Therapie werden die individuellen Konflikte, Wünsche und Bedürfnisse des Paares offen besprochen und gemeinsam untersucht. Der Therapeut ergreift dabei nie Partei. Stattdessen gibt er Impulse und Anregungen, sodass sich das Paar öffnet und frei miteinander kommuniziert. Durch gezielte Fragen und Übungen leitet der Therapeut das Paar dazu an, seine alten Rollen aufzubrechen und eine neue Perspektive einzunehmen. Im Anschluss werden gemeinsame Lösungen erarbeitet, die das Paar dabei unterstützen wieder zueinander zu finden und Veränderungen im täglichen Leben herbeizuführen. Konkrete Handlungs- und Kommunikationsempfehlungen helfen dem Paar mit der Zeit den Weg zu erkennen, wie sie ihre Ehe retten und die Ehekrise dank der Therapie überwinden können.
Diese Schritte sind dabei nur eine der vielen Möglichkeiten, wie eine Therapie aufgebaut sein kann. Schließlich ist jedes Paar und jede Ehekrise individuell. Auch hat jeder Therapeut eine unterschiedliche Herangehensweise an die verschiedenen Konflikte und Therapieansätze, die den Ablauf einer Paartherapie stark beeinflussen.
Die verschiedenen Ansätze und Methoden
Grundsätzlich unterscheidet man in der Paartherapie sowie in der Eheberatung zwischen drei verschiedenen Ansätzen. Dazu gehören:
- Verhaltenstherapie: In einer Verhaltenstherapie werden das Verhalten und die Handlungen beider Partner in einer Beziehung analysiert und gemeinsam Alternativen erarbeitet. So kann das Paar lernen, Muster aufzubrechen und den Kreis der immer selben Vorwürfe zu durchbrechen.
- Systemische Paartherapie: In einer systemischen Therapie geht es um das Sozialgefüge aus dem die beiden Partner kommen und in dem sie sich aktuell befinden. Ihre Rollen werden infrage gestellt, ebenso ihre Kommunikation. Die Bedürfnisse des anderen besser zu verstehen, ist dabei essentiell.
- Tiefenpsychologische Paartherapie: In der tiefenpsychologischen Therapie konzentrieren sich Paartherapeuten auf die Kindheit der Partner und dort erlernte Gefühls- und Verhaltensmuster. Diese zu identifizieren legt den Grundstein, um sie zu ändern. Eine tiefenpsychologische Paarberatung ist in der Regel ein langwieriger Prozess.
Viele Paartherapeuten folgen nicht nur einem der drei Ansätze, sondern kombinieren verschiedene Schwerpunkte. Welcher Ansatz für welches Paar am besten geeignet ist, hängt von den Problemen ab. Auch die Einstellung zur Therapie und zur Partnerschaft sowie der Grad der Bereitschaft etwas zu ändern, sind entscheidend.
Wie lange dauert eine Paartherapie?
Eine Paartherapie ist ein Prozess, der Schritt für Schritt erfolgt, und nimmt in der Regel mehrere Monate in Anspruch. Denn zwischen den Sitzungen liegen oft ein bis zwei Wochen. Diese Zeit ist wichtig, um das Gehörte zu verinnerlichen und zu Hause anzuwenden. Grundsätzlich entscheiden aber die Klienten, wie oft sie die Hilfe des Therapeuten in Anspruch nehmen wollen.
Entscheidend für die Dauer der Paartherapie ist die Bereitschaft des Paares, etwas an der Situation verändern zu wollen, sich vor seinem Partner zu öffnen und die eigenen Wünsche zu erläutern. Doch grundsätzlich sind Paare bereits nach rund drei Sitzungen davon überzeugt, dass sich die Beziehung zueinander wieder verbessert hat. Nach sechs Sitzungen beenden viele Paare die Therapie wieder.
Wichtig: Es gibt kein Muss, keinen Druck und keine Vorgaben. Das Paar entscheidet, bis zu welchem Punkt es begleitet werden möchte.
Wann gilt eine Paartherapie als erfolgreich abgeschlossen?
Als abgeschlossen gilt eine Paartherapie dann, wenn beide Partner verstanden haben, welchen Beitrag sie zu den Problemen in ihrer Partnerschaft leisten. Auch die Sicht des anderen vorwurfsfrei zu verstehen und einen Blick dafür bekommen zu haben, wie er sich fühlt, ist ein Therapieziel. Weiterhin sollten beide Partner verstanden haben, wie sie ihre Probleme angehen und bestehende Muster verändern können.
Kurz gesagt: Eine Paarberatung ist abgeschlossen, wenn beide Partner bereits große Fortschritte im täglichen Leben und Miteinander erleben und auch wissen, wie sie zukünftig mit Problemen in der Beziehung umgehen.
Nach der Paartherapie: So halten Sie Ihre Beziehung aufrecht
Auch nach der Arbeit mit dem Therapeuten können Paare aktiv an ihrer Beziehung arbeiten:
- Sich Zeit füreinander nehmen und die gemeinsame Freizeit aktiv gestalten.
- Den anderen wertschätzen und respektieren – durch Gesten, Worte und Taten. Das kann sowohl die Unterstützung im Haushalt, als auch ein liebes Kompliment als auch eine lange Umarmung nach einem stressigen Tag sein.
- Dem anderen auch mal entgegenzukommen zeugt von Respekt und ist förderlich für den Beziehungsfrieden.
- Gemeinsame Rituale zelebrieren.
- Regelmäßig miteinander sprechen und eine Bestandsaufnahme der eigenen Beziehung machen.
- In einem respektvollen Ton mit dem anderen sprechen – kein Schreien, keine Verachtung, keine Herablassung.
Noch während der Therapiephase kann dieses Verhalten besprochen werden. Der Therapeut kann Anregungen dazu geben, wie Paare ihr wiederentdecktes Glück bewahren und weiter ausbauen können. Schließlich haben sie die Arbeit an ihrer Beziehung lange Zeit vermieden und müssen nun erst wieder lernen, wie sie auf angenehme Art und Weise miteinander umgehen können.
Welche Risiken birgt eine Paartherapie für eine Beziehung?
Paare, die sich zu einer Therapie entscheiden, sollten sich darüber klar sein: Die Paartherapie ist herausfordernd und schmerzhaft. Sie setzt an den Punkten an, an denen Paare ohne Hilfe nicht weiterkommen. Jeder der beiden Partner muss sich also mit den Themen auseinandersetzen, denen er sonst durch Streit oder Zurückziehen ausweicht.
Obwohl die Paartherapie für viele Paare den letzten Ausweg darstellt, um die Beziehung zu retten, birgt eine solch therapeutische Beratung also auch Risiken. Denn das Ergebnis einer Paartherapie kann auch die Trennung sein. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Beziehungsproblematik können sich Paare oder auch nur einer der Partner dazu entscheiden, die Partnerschaft nicht weiterführen zu wollen.
So können Paare in der Therapie zum Beispiel herausfinden, dass sich die unterschiedlichen Lebensvorstellungen nicht in Einklang bringen lassen. Dementgegen kann ein Partner während den therapeutischen Sitzungen auch feststellen, dass die Gefühle einfach nicht mehr dieselben sind wie früher.
Eine Paarberatung kann also ebenfalls dazu führen, dass sich das Paar trennt. Aus diesem Grund sollte eine gemeinsame Therapie nicht als Allheilmittel angesehen werden. Denn letztendlich sind die Wünsche, Bedürfnisse und die Gefühle des Paares entscheidend dafür, ob die Beziehung eine glückliche Zukunft hat oder eine Trennung sinnvoller ist.
Kosten: Wer bezahlt die Therapie?
Die Kosten für eine Paartherapie und auch für die Eheberatung werden weder von gesetzlichen noch von privaten Krankenkassen übernommen. Schließlich handelt es sich nicht um eine Psychotherapie, bei der eine psychische Krankheit zugrunde liegt, sondern vielmehr um eine Beratung.
Die Kosten für eine Therapie müssen Paare daher selber tragen. Doch es gibt eine Ausnahme: Leidet einer der Betroffenen unter einer psychischen Erkrankung wie zum Beispiel eine Depression, die für die Beziehung eine große Belastung darstellt, kann eine Paartherapie von den Krankenkassen bezahlt werden.
Die Kosten der Therapie für Paare
Eine Paartherapie-Sitzung kostet zwischen 80 und 200 Euro. Die Preise variieren in der Regel je nach Erfahrung, Ausbildung und Standort des Therapeuten. 10 Sitzungen belaufen sich also auf 800 bis 2.000 Euro. Bei manchen Paaren sind auch bis zu 15 bis 20 Stunden nötig, um ihre Probleme zu thematisieren und Lösungen zu finden. Die Kosten fallen dementsprechend höher aus.
Kostengünstige Alternativen zur Paartherapie
Wer sich scheut so viel Geld für eine Paar- oder Eheberatung auszugeben oder es schlichtweg nicht hat, muss mit seinen Beziehungsproblemen trotzdem nicht alleine bleiben. Kirchliche und staatliche Beratungsstellen bieten Paaren Hilfe an (zum Beispiel „pro familia“), wenn sie mit ihren Konflikten alleine nicht mehr weiterkommen.
Manche Angebote der Paar- und Eheberatung sind sogar kostenlos, andere kosten 20 bis 30 Euro pro Sitzung. Das Angebot ist in der Regel begrenzt: Mehr als 10 Sitzungen können bei diesen Stellen häufig nicht in Anspruch genommen werden.
Zusammenfassung: Eine Paartherapie kann sich lohnen!
Eine Paartherapie kann Partnern helfen, wieder zusammenzufinden. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass beide auch dazu bereit sind. Kommunikationsprobleme, Konflikte und Unstimmigkeiten können auf neutralem Boden mit einer neutralen, dritten Person ausgetragen werden, die anleitet und neue Impulse gibt. Die Erfolgschancen einer Paartherapie stehen gut, wenn beide Partner an ihrer Beziehung arbeiten wollen. Durch die Hilfe des Therapeuten können neue Perspektiven aufgezeigt und alte Muster aufgebrochen werden.
Einen guten Therapeuten erkennt man an seiner Feinfühligkeit und am eigenen Wohlbefinden in seiner Praxis. Die vierstelligen Kosten einer Paarberatung übernehmen die Krankenkassen nicht – sie zu investieren kann aber durchaus lohnen. Wer die Kosten scheut, kann erst einmal auf ein kostengünstigeres staatliches oder kirchliches Angebot zurückgreifen. Bei Mehrbedarf kann dann immer noch ein Therapeut zurate gezogen werden.