Was Sie bei orthostatischer Hypotension tun können
- Was ist unter orthostatischer Hypotension zu verstehen?
- Was sind die Ursachen einer orthostatischen Dysregulation?
- Welche Symptome treten bei einem Orthostase-Syndrom auf?
- Hypotonie – Wie können Sie die Beschwerden lindern?
- Diese Werte deuten auf eine Hypotonie hin
- Unsere Empfehlungen bei Schwindel nach dem Aufstehen
Normalerweise geht man davon aus, dass man problemlos aus einer liegenden oder sitzenden Position aufstehen kann. Aber manchmal kann einem beim Aufstehen, insbesondere morgens oder mitten in der Nacht, schwindelig werden.
Diese Symptome sind bekannt als orthostatische Hypotension (orthostatisch bedeutet aufrecht, Hypotension ist ein niedriger Blutdruck).
Meist gehen die Symptome innerhalb weniger Sekunden ohne weitere Folgen vorbei. Sie können aber auch zu Ohnmacht und Stürzen führen. Dabei sinkt der Blutdruck stark ab.
Das kann sowohl Menschen mit Bluthochdruck als auch solche mit normalem oder niedrigem Blutdruck betreffen. Dieser rasche Abfall des Blutdrucks hat nichts mit Ihren normalen Werten zu tun.
Obwohl die Störung als „Hypotension“ bezeichnet wird, wird sie nicht durch einen chronisch niedrigen Blutdruck ausgelöst. Sie ereignet sich häufiger bei älteren Menschen, aber auch junge Erwachsene können diese Symptome haben.
Die orthostatische Dysregulation (auch orthostatische Hypotonie oder Orthostase-Syndrom genannt) führt besonders bei älteren Menschen zu Stürzen. Mit Hilfe einfacher Maßnahmen bewältigen die Patienten die orthostatische Hypotonie gut.
Was ist unter orthostatischer Hypotension zu verstehen?
Niedrigen Blutdruck bezeichnet man als Hypotonie. Mit dem Begriff „orthostatische Hypotonie“ ist ein plötzlicher Abfall des Blutdrucks beim Aufstehen gemeint. Beim Aufstehen fließt Ihr Blut vom Kopf weg zu den Füßen.
Um dem entgegenzusteuern, schlägt das Herz schneller und die Blutgefäße ziehen sich zusammen. Der Blutdruck steigt daraufhin schnell an und der Körper befördert das Blut rasch zum Kopf zurück.
Ist diese Reaktion verlangsamt, kommt es kurzzeitig zu einem ungenügenden Blutzufluss zum Gehirn. Dadurch fühlen Sie sich „wie benebelt“.
Das hauptsächliche Symptom der orthostatischen Hypotonie ist das Gefühl, Ihnen werde „schwarz vor Augen”.
Es ist anders als das Gefühl von Schwindel bei mehrmaligem Drehen um die eigene Achse. Unter Umständen sehen Sie Punkte vor den Augen und fühlen sich einer Ohnmacht nahe.
Die Symptome sind morgens, nach dem Essen oder nach einem Bad in den meisten Fällen stärker ausgeprägt. Diese Störung ist nicht lebensgefährlich. Die orthostatische Hypotonie verursacht jedoch eventuell einen Verlust des Bewusstseins und zieht unter Umständen eine Verletzung durch einen Sturz nach sich.
Was sind die Ursachen einer orthostatischen Dysregulation?
Beim Stehen fließt mehr Blut bedingt durch die Schwerkraft in Ihre Beine. Dadurch sinkt der Blutdruck beim Aufstehen ein wenig ab. Der Körper gleicht diese Blutdruckschwankung sofort aus, indem sich die Blutgefäße der Beine zusammenziehen und das Herz schneller schlägt. Für diese Kreislaufreflexe ist Ihr vegetatives Nervensystem verantwortlich. Das ist der Teil des Nervensystems, der unbewusst ablaufende Körperfunktionen steuert, wie Herzschlag, Körpertemperatur, Blutdruck und Verdauung.
Eine Hypotension kann unterschiedliche Ursachen haben, z. B. Antidepressiva, antihypertensive Medikamente, Medikamente gegen die erektile Dysfunktion, aber auch Alkohol und Rauchen. Eine große schwedische Studie im European Heart Journal bezog die orthostatische Hypotension auf Herzkreislaufprobleme.
Mögliche Gründe einer orthostatischen Dysregualtion |
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Mit zunehmendem Alter verliert das vegetative Nervensystem nach und nach die Fähigkeit, schwerkraftbedingte Blutdruckschwankungen optimal auszugleichen. Gelegentlich sind Krankheiten, bei denen das chemische Gleichgewicht oder die Zellen des vegetativen Nervensystems geschädigt sind, die Ursache.
Die orthostatische Hypotonie kann aber auch durch Medikamente verursacht werden. Sie tritt als Nebenwirkung zum Beispiel bei Mitteln gegen Bluthochdruck (Hypertonie), Prostatavergrößerung oder Depressionen auf.
Wenn Sie diese Art von Schwindel häufig haben, insbesondere mit Begleiterscheinungen wie verschwommenem Sehen, Schwäche und Ohnmacht, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen.
Er wird Ihren Blutdruck im Liegen und Stehen messen sowie andere Risikofaktoren für eine Herzerkrankung kontrollieren. Wenn Sie schon einmal gestürzt sind, sollte bei Ihnen zusätzlich ein Gleichgewichtstest gemacht werden. Eventuell müssen auch Ihre Medikamente angepasst werden.
Welche Symptome treten bei einem Orthostase-Syndrom auf?
Fällt der Blutdruck plötzlich ab, fließt meist zu wenig Blut in Ihr Gehirn. Mangelnde Hirndurchblutung macht sich durch verschiedene Symptome bemerkbar.
Sie können von Benommenheit, Schwindel und Schwäche bis hin zu Verwirrtheit, verschwommenem Sehen oder Ohnmachtsanfällen beim Aufstehen reichen. Seltener sind Atemstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzattacken, Nacken- oder Brustschmerzen im Stehen.
Manche Betroffene leiden beim jedem Aufstehen unter Schwindel, in anderen Fällen treten die Beschwerden nur bei körperlichem Stress auf, etwa bei Flüssigkeitsmangel oder nach Krankheiten. Auch nach größeren Mahlzeiten kann der Blutdruck schneller abfallen.
Trotz niedrigem Blutdruck können Sie aber auch beschwerdefrei sein. Um eine orthostatische Hypotonie festzustellen, überwacht der Arzt Ihren Blutdruck beim Aufstehen. Typisch ist ein systolischer Blutdruckabfall um mehr als 20–30 mmHg und/ oder wenn der zweite Wert um mindestens 10 mmHg innerhalb von 3 Minuten nach dem Aufstehen abfällt.
Anzeichen einer orthostatischer Dysregualtion |
häufig |
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selten |
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Die Diagnose orthostatische Hypotonie kann auch mit Hilfe des ‚Kipptischtests‘ festgestellt werden.
- Sie liegen auf einem Tisch mit Fußstütze, der in eine senkrechte Position aufgerichtet wird.
- Ihr Blutdruck wird kontinuierlich gemessen und die Pulsrate aufgezeichnet.
Grunderkrankungen, wie Anämie oder Flüssigkeitsmangel können durch Blut- und Urintests abgeklärt werden. Eventuell veranlasst Ihr Arzt auch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung oder eine Analyse der Funktionsfähigkeit Ihres vegetativen Nervensystems.
Hypotonie – Wie können Sie die Beschwerden lindern?
Steht die Diagnose fest, besteht das Ziel darin, Ihre Beschwerden zu lindern. Mit Zustimmung des Arztes sollten Sie zunächst mehr Flüssigkeit und Salz aufnehmen oder die Dosierung von Medikamenten anpassen, um Nebenwirkungen zu reduzieren. Weitere Maßnahmen umfassen:
- Änderung des Lebensstils – Mit der Zeit wissen Sie, wann Sie Kreislaufstörungen haben, und können aktiv etwas zur Stabilisierung Ihres Blutdrucks tun. Grundsätzlich sollten Sie sich langsam und schrittweise aufrichten. Kündigt sich ein Blutdruckabfall an, kreuzen Sie Ihre Beine im Stehen und drücken Sie die Oberschenkel zusammen. Alternativ können Sie auch ein Bein auf eine Stufe oder einen Stuhl stellen und sich vornüber beugen – aber nur so weit, wie Sie sich sicher fühlen. Übungen wie diese aktivieren Ihre Muskulatur und fördern den Blutfluss von den Beinen in Richtung Herz. Falls Sie Beschwerden rasch lindern müssen, setzen oder legen Sie sich wieder hin, und gehen Sie erst weiter, wenn Sie sich sicher auf den Beinen fühlen.
- Kompressionsstrümpfe – Das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder einer abdominellen Kompressionsbinde stabilisiert den Kreislauf und beugt einem Blutstau in den Beinen vor.
- Dosisanpassung von Medikamenten – Da die orthostatische Hypotonie eine Nebenwirkung von Medikamenten sein kann, sollten Sie die Beschwerden nicht mit zusätzlichen Medikamenten bekämpfen. Setzen Sie stattdessen in Rücksprache mit Ihrem Arzt das entsprechende Mittel ab. Falls das nicht möglich ist, helfen blutdrucksteigernde Wirkstoffe. Fludrocortison führt beispielsweise zu einer Zunahme des Blutvolumens und erhöht so den Blutdruck. Midodrin verengt die Blutgefäße und verhindert dadurch ein Absinken des Blutdrucks.
Manche Patienten mit orthostatischer Dysregulation haben einen zu hohen Blutdruck, wenn sie liegen. Blutdrucksteigernde Medikamente treiben in diesen Fällen den Blutdruck meist noch weiter nach oben. Solche Probleme lassen sich verhindern, wenn Sie mit erhöhtem Kopfende schlafen und mindestens 5 Stunden vor dem Schlafengehen kein Midodrin mehr einnehmen. Ihr Arzt kann Ihnen auch Pyridostigmin (Mestinon) verordnen. Dieser Wirkstoff erhöht den Blutdruck lediglich im Stehen und nicht im Liegen.
Alter und Medikamente verstärken die Symptome
Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers ab, den Blutdruck bei einer Änderung der Lage zu regulieren. Altersabhängige Erkrankungen wie Diabetes erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer orthostatischen Hypotonie.
Diese sowie andere Erkrankungen schädigen die Nerven, welche zur Regulation des Blutdrucks beitragen.
Bestimmte Arzneimittel verstärken die Störung des Weiteren verstärken. Einige Medikamente gegen Bluthochdruck erweitern die Blutgefäße. So behindern sie die Fähigkeit des Körpers, diese beim Aufstehen schnell wieder enger zu stellen.
Diuretika (eine bestimmte Klasse von blutdrucksenkenden Mitteln) senken den Blutdruck, indem sie den Wassergehalt des Bluts vermindern.
Ein geringeres Blutvolumen erschwert es dem Körper, in der aufrechten Haltung schnell Blut ins Gehirn zu pumpen.
Diese Werte deuten auf eine Hypotonie hin
Zu niedrigen Blutdruck:
- Der erste Wert (der systolische Wert) bei Frauen unter 100 mmHg und bei Männern unter 110 mmHg gerutscht ist.
- Der zweite Wert (diastolischer Wert) muss gleichzeitig unter 60 mmHg gefallen sein.
Anders als beim Bluthochdruck muss man sich bei einem niedrigen Blutdruck nicht ständig selbst überwachen.
Hin und wieder sollten besonders Frauen im mittleren Lebensalter ein Auge darauf halten. Nach der Umstellung der Hormonproduktion schlägt unter Umständen der Blutdruck um: Wer bisher niedrige Werte hatte, bekommt jetzt möglicherweise zu hohe.
Frauen mit einem niedrigen Blutdruck stellen mit regelmäßigen Kontrollen fest, ob ihr Blutdruckabfall an bestimmte Ereignisse gekoppelt ist oder ob der Blutdruck konstant so niedrig ist.
Unsere Empfehlungen bei Schwindel nach dem Aufstehen
- Richten Sie sich langsam aus einer liegenden Position auf. Bleiben Sie so lange auf der Bettkante sitzen, bis der Schwindel vergangen ist. Sobald Sie stehen, verharren Sie zunächst ruhig und gehen dann erst los.
- Spannen Sie vor dem Aufstehen die Bauch-, Gesäß- und Beinmuskulatur an und machen Sie Fußübungen (Füße beugen und strecken). Oder Sie halten die Arme über den Kopf, dadurch fließt das Blut aus Ihren Beinen.
- Stehen Sie auch aus dem Sitzen langsam auf, und halten Sie sich an den Armlehnen des Stuhls fest. Oder Sie stabilisieren sich auf andere Weise für ein paar Sekunden.
- Empfehlenswert ist, sich regelmäßig mäßig intensiv zu bewegen. Aber auch zügiges Gehen, Schwimmen und/oder Radfahren auf einem Liegefahrrad (Ergometerfahrrad, bei dem die Beine in horizontaler Position die Pedale bewegen) sind nützlich.