Melisse: Die gesundheitliche Wirkung der Heilpflanze

Zitronenmelisse
Adobe Stock – Sonja Birkelbach
Inhaltsverzeichnis

Die Melisse, auch Zitronenmelisse (Melissa officinalis) genannt, ist eine Pflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum, kann bis zu 30 Jahre alt werden und erreicht Wuchshöhen von bis zu 90 Zentimetern. Melisse wirkt ausgleichend auf das Nervensystem, beruhigt die gereizten Nerven und fördert die Konzentrationsfähigkeit.

Nicht nur als Bienenweide geeignet

Die anmutig nach Zitrone duftende Pflanze ist eine enge Verwandte von Minze und Salbei. Ihren Namen Melissa (griechisch für Honigbiene) verdankt sie der Tatsache, dass ihr feiner Duft die Bienen anlockt und sie deshalb von Imkern als Bienenfutter sehr geschätzt wird. Das hat ihr die Bezeichnungen Bienenkraut, Honigblume und Immechrut eingetragen. In manchen Gegenden heißt sie Frauenwohl, Muttertee oder Mutterkraut, denn sie wurde ursprünglich hauptsächlich bei Frauenleiden aller Art eingesetzt.

Die Pflanze kommt in freier Natur von Anatolien und den Kaukasus über Iran und Irak bis Pakistan vor; mittlerweile finden sich auch in Mitteleuropa verwilderte Bestände. Ihre eiförmigen Blätter sind gegenständig angeordnet und tragen in den Blattachsen von Juni bis August kleine weiße Blüten. Wenn man die Melissenblätter zerreibt, verströmen sie einen intensiven zitronenartigen Geruch. Die Pflanze wird mittlerweile kommerziell als Bienenweide, Gewürz und Heilpflanze genutzt. Sie kann bis zu viermal pro Jahr vor der Blüte abgeerntet werden. Lediglich die Blätter werden sowohl als Gewürz, Zusatz in alkoholischen Getränken und Arznei verwendet.

So wirkt die Melisse

Als Heilpflanze hat die Melisse eine lange Tradition und wurde bereits im Mittelalter gegen Herzbeschwerden angewendet. Heute wird sie vor allem zur Beruhigung des überreizten Nervensystems eingesetzt. Zu medizinischen Zwecken werden die frischen oder getrockneten Blätter der Melisse verwendet. Aus diesen können sowohl Teezubereitungen als auch Fertigpräparate zur innerlichen und äußerlichen Anwendung hergestellt werden.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe

  • ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen Citral, Linalool und Geraniol
  • Eugenolglykosid
  • Rosmarinsäure
  • Flavonoide wie Isoquercitrin
  • Urolsäure

Medizinisch wirksam ist vor allem das ätherische Öl, das bei innerlicher Anwendung eine ganze Reihe von Wirkungen im Körper hat. Zum einen beruhigt es überreizte Nerven, wodurch auch das Einschlafen erleichtert wird. Zum anderen entspannt es auch die glatte Muskulatur im Magen-Darm-Trakt, sodass Blähungen und Völlegefühle gelindert werden. Hildegard von Bingen nannte die Melisse ein Mittel das „das Herz freudig macht“.

Bei diesen Beschwerden hilft die Melisse

innerliche Anwendung:

  • Nervosität, Unruhe, Anspannung
  • Ängstlichkeit
  • Einschlafstörungen
  • Abgespanntheit
  • nervöse Herzbeschwerden
  • krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Blähungen)
  • Magenschleimhautentzündung
  • Verdauungsbeschwerden
  • Entzündungen der Harnwege
  • Menstruationsbeschwerden

äußerliche Anwendung:

Melisse gegen Herpes

Bei einer Infektion mit dem Herpes simplex-Virus sollten Sie auf die betroffene Mundregion eine Salbe mit Melissenöl auftragen (erhältlich in Apotheken). Alternativ können Sie sich Melissenöl auch selbst herstellen. Tupfen Sie das Öl täglich zwei- bis dreimal auf die betroffene Hautregion.

Rezept für Melissenöl

  • Melissenblätter
  • Olivenöl

Mischungsverhältnis: Auf 500 ml Olivenöl kommen 60 Gramm Melissenblätter.

Waschen Sie die Melissenblätter gründlich, dann grob zerhacken. In einem verschließbaren Gefäß mit Olivenöl übergießen. Alle Bestandteile sollten mit Öl bedeckt sein. Die Mischung zwei Wochen an einem warmen sonnigen Ort durchziehen lassen und hin und wieder durchschütteln. Danach das nun fertige Melissenöl durch ein Leinentuch filtern, sodass es von den groben Pflanzenteilen getrennt wird. Bewahren Sie das Öl an einem lichtgeschützten, kühlen Ort auf. Es ist sechs bis neun Wochen haltbar.

Sie können das Öl für Hautanwendungen nutzen, aber beispielsweise auch in der Küche, um einen Salat anzumachen.

Melisse beruhigt Ihre aufgebrachten Nerven

Seit der Antike gilt die Melisse als bewährtes Heilkraut. Das Kraut entfaltet viele wohltuende Wirkungen, vor allem auf Ihre Nerven. Bei Schlafstörungen, Nervosität und nervösen Magenbeschwerden leistet die Heilpflanze hervorragende Dienste. Doch vor allem entfaltet die Melisse auch eine wohltuende Wirkung auf die Seele. Sie vertreibt trübe Stimmung und hellt die Seele auf. Sie fördert die Entspannung, löst Ängste, verbessert das Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit. Melisse ist Bestandteil vieler Beruhigungstees. Sie gilt als Kraut, das auch für den längeren Gebrauch geeignet ist. Es löst krampfartige Menstruationsbeschwerden, erleichtert Probleme mit den Wechseljahren und in der prämenstruellen Phase und beeinflusst den Geburtsvorgang günstig.

Sie lindert Kopfschmerzen, Schwindel und Ohrensausen. Als heißer Aufguss wirkt sie fiebersenkend und hat sich so bei Bronchitis und Erkältungen bewährt. Melissenöl wirkt antibakteriell und wird deshalb bei Wundverbänden eingesetzt. Äußerlich angewendet soll es auch gegen rheumatische Erkrankungen helfen. Melissenextrakt gilt als Geheimwaffe gegen Herpes und ist in der Apotheke auch als Salbe erhältlich. Bei den Heilwirkungen steht die beruhigende Wirkung heute im Vordergrund. Wenn Sie abends nicht zur Ruhe kommen, kann Ihnen Melissentee zum Schlaf verhelfen. Segensreich ist das Heilkraut auch bei „nervösen” Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Appetitmangel. Diesen Anwendungsgebieten steht auch die Kommission E positiv gegenüber. Es sind weder Gegenanzeigen noch Nebenwirkungen bekannt.

Melissentee

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Zitronenmelisse bringt Ihre Gehirnpower auf Vordermann

Er gehe nie ohne Zitronenmelisse auf einen Wettkampf, sagt der lange Zeit weltbeste Gedächtnischampion Dominic O’Brien, denn das Kraut helfe ihm dabei, sich zu konzentrieren. Britische Wissenschaftler haben tatsächlich herausgefunden, dass Zitronenmelisse nicht nur die gute Laune schürt, sondern auch das Gedächtnis stärkt. Sie steigert ebenfalls die Aktivität des Botenstoffs Acetylcholin im Gehirn. Lernen und Erinnerungsvermögen werden gefördert. Bei 40 Patienten mit leichten Demenzerscheinungen besserte Zitronenmelisse Gedächtnis, Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, Probleme zu lösen.

Auch die mit der Demenz einhergehende Erregung konnte gemildert werden. Das Heilkraut wird seit altersher gegen Verdauungsbeschwerden und leichte Depressionen eingesetzt. Wie inzwischen aus wissenschaftlichen Studien bekannt wurde, hilft Zitronenmelisse auch gegen einen aufflammenden Lippenherpes. Einfach mit einem Blättchen über die prickelnde Stelle an den Lippen reiben. Das ist allemal einen Versuch wert.

So wenden Sie die Melisse an

Melisse können Sie im Garten oder auch in Töpfen anpflanzen. Die beste Erntezeit für die Blätter ist zwischen Juni und Juli. Fertigpräparate aus Melissenextrakten sowie getrocknete Melissenblätter erhalten Sie in der Apotheke.

  •  Grundrezept für Melissentee: Übergießen Sie zwei Teelöffel getrocknete Melissenblätter (aus der Apotheke oder dem Reformhaus) mit einer Tasse kochendem Wasser und lassen Sie den Ansatz zehn Minuten lang zugedeckt ziehen, ehe Sie ihn abseihen. Trinken Sie morgens und abends jeweils eine Tasse des frisch zubereiteten Tees.
  • schlaffördernde Melissen-Milch: Hängen Sie zwei Teebeutel Melissentee in eine Tasse und überbrühen Sie die getrockneten Teeblätter mit heißer Milch. Lassen Sie alles zehn Minuten abgedeckt ziehen und seihen die Milch dann ab. Trinken Sie die Melissen-Milch lauwarm vor dem Schlafengehen.
  • beruhigende Melissen-Tinktur: Übergießen Sie in einem Schraubdeckelglas 50 g getrocknete Melissenblätter mit 70-prozentigem Alkohol, bis sie bedeckt sind, und lassen Sie den Ansatz etwa zwei Wochen lang dunkel stehen. Gießen Sie ihn dann durch einen Kaffeefilter und füllen Sie die Tinktur in eine dunkle Flasche ab. Nehmen Sie davon bei Bedarf einen Teelöffel ein. Mit dieser Tinktur können Sie auch ein Kompressentuch tränken und es dann auf schmerzende Gelenke auflegen.
  • Melissenbad zur Entspannung und gegen Depressionen: Übergießen Sie 50 g getrocknete Melissenblätter mit zwei Liter Wasser und bringen dies zum Kochen, lassen es zehn Minuten ziehen, bevor Sie es abseihen und ins Badewasser geben. In der Apotheke erhalten Sie Fertigbäder mit Melisse.
  • Melissenmöhrchen: Putzen Sie 500 g junge Möhren und schneiden Sie diese in Scheiben. In einem Topf mit dickem Boden zwei Esslöffel Butter auslassen und Möhren darin andünsten, mit jeweils einer Prise Salz und Zucker würzen. Mit einem Glas trockenem Weißwein (ersatzweise ungezuckerter Apfelsaft) ablöschen und auf kleiner Flamme garen, mit einem Achtelliter Sahne binden und drei Esslöffel frisch gehackte Melisse unterrühren.

Wenn Sie sich sehr nervös und gereizt fühlen, können Sie auch ein paar Tage lang ein Präparat mit Melissenextrakten einnehmen. Empfehlenswert sind hier vor allem Präparate, in denen die Melissenextrakte mit Extrakten aus Hopfen und Baldrian kombiniert werden. Kombinationspräparate mit Melisse: Pascosedon®, 100 Tabletten ab 13 Euro; Euvegal®, 25 Tabletten ab 15,50 Euro; Plantival® forte, 25 Tabletten ab 13 Euro.

Melissentee sollte nicht zu Ihrem Dauergetränk werden

Melissentee sollten Sie allerdings nicht uneingeschränkt nutzen. Erste Untersuchungen warnen, dass die in der Pflanze enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide langfristig in großen Mengen gesundheitsschädlich sein könnten, möglicherweise begünstigen sie eine Krebserkrankung. Experten raten deshalb zur Vorsicht: Nutzen Sie den Tee daher immer nur für einen begrenzten Zeitraum, beispielsweise nur während einer Infektion, akuten Beschwerden oder in stressigen Lebenssituationen, die Schlaflosigkeit hervorrufen.