Lavendel: Heilpflanze mit beruhigender Wirkung
Lavendel ist im Garten nicht nur ein echter Hingucker, sondern findet auch in der Naturheilkunde Anwendung. Besonders als Tinktur, Öl oder Lavendeltee macht sich die wohlriechende Pflanze mit den violetten Blüten einen Namen – und überzeugt dabei mit beruhigenden und desinfizierenden Eigenschaften. Doch welche Inhaltsstoffe sorgen für diese Wirkung der Lavandula angustifolia? Und wie lässt sich ein Lavendeltee zubereiten?
Der Lavendel auf einen Blick
- Lavendel: krautige Pflanze aus der Familie der Lippenblütler mit beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften
- Heilwirkung: beruhigend, entzündungshemmend, desinfizierend
- Einnahme/Anwendung: Tee, Tinktur, Öl, Fertigpräparate
- Einsatzgebiet: seit der Antike als Heil- und Duftpflanze bei Nervosität, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, Schmerzen, Verletzungen
- Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Gerbstoffe, Cumarine, Flavonoide, Triterpene
- Botanik: Lavandula angustifolia aus der Familie der Lippenblütler, kleiner Halbstrauch mit ährigen Blütenständen und violett gefärbten Blüten
- Andere Verwendung: in Duftsäckchen, Badezusatz, Öl, Kosmetikprodukte, als Gewürz zum Kochen
Der Lavendel als Heilpflanze
Im Sommer kann jeder seine Pracht in den Gärten bewundern und auch riechen: Der Lavendel zeichnet sich durch seine violett gefärbte Blütenpracht und seinen typischen Duft aus. Dieser entsteht durch die enthaltenen ätherischen Öle – sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe. Sie dienen nicht direkt dem Wachstum des Lavendels, sondern locken Insekten zur Bestäubung an, halten Schädlinge fern oder können sogar als Schutz vor Krankheiten dienen.
Neben ätherischen Ölen enthält der Lavendel auch:
- Gerbstoffe mit krampflösenden Eigenschaften
- Cumarine, die antibiotisch wirksam sind
- Flavonoide, gelbe Pflanzenfarbstoffe, die den Blutdruck senken und Entzündungen lindern können
- Triterpene, im Tier- und Pflanzenreich verbreitete Gruppe von Naturstoffen mit einer schmerzstillenden Wirkung
All diese Stoffe finden beim Menschen in verschiedenen Darreichungsformen Anwendung. Meistens wird jedoch das aus dem Lavendel extrahierte ätherische Öl genutzt. Dieses wird durch Destillation aus den Blütenständen oder durch das Ansetzen der Blüten in Öl gewonnen. Wegen seines wohltuenden Dufts findet der Lavendel etwa in der Parfumindustrie oder als aromatischer Zusatzstoff in verschiedenen Produkten Anwendung.
Doch nicht nur mit seinem Geruch kann das violette Kraut überzeugen: In der Naturheilkunde wird der Lavendel dank seiner vielseitigen Wirkung geschätzt, beispielsweise bei Nervosität oder Schlafstörungen. Doch bei was kann er noch Abhilfe schaffen?
Wie wirkt Lavendel bei Stress und Migräne?
Die Pflanzenheilkunde sieht den Lavendel aufgrund seiner Inhaltsstoffe als sehr vielseitig an. So soll der Lippenblütler vor allem entspannend und krampflösend wirken und zudem die folgenden Heilwirkungen haben:
- antidepressiv
- antiseptisch
- schleimlösend
- schweißtreibend
- harntreibend
- entgiftend
- schmerzstillend
- entzündungshemmend
Unruhe und Angstgefühle entstehen durch biochemische Veränderungen im limbischen System, dem Gefühlszentrum des Gehirns. Die Inhaltsstoffe des Lavendels können die vorliegende Überproduktion der erregenden Botenstoffe hemmen, sodass eine beruhigende Wirkung eintritt. Dies trägt dazu bei, dass der Betroffene früher einschlafen kann und Kopfschmerzen gemildert werden. Gleichzeitig wird durch den Lavendel auch der Kreislauf gestärkt und die Konzentration gesteigert.
Wie hilft Lavendel bei Verdauungsbeschwerden?
Auch bei Verdauungsbeschwerden kann Lavendel angewendet werden. Er unterstützt durch seine krampflösenden Eigenschaften die Verdauung. Dies ist auf die enthaltenen Gerbstoffe und Terpene zurückzuführen, die die Bildung von Gallensäure anregen, das Nervensystem beruhigen und Magenschmerzen sowie Blähungen lindern können.
Lavendel in der Behandlung von Verspannungen und Schmerzen
Der Lavendel findet auch bei allgemeinen Schmerzen Verwendung. So lässt sich das Öl des Lavendels auch ideal als Massageöl nutzen, zum Beispiel bei:
- Verspannungen
- Rheuma und Gicht
- Gliederschmerzen
- Neuralgien
- Prellungen
Auch bei Juckreiz, etwa durch Insektenstiche, kann Lavendelöl die Beschwerden lindern.
Hat Lavendel eine desinfizierende Wirkung?
Schon in der Antike wusste man die desinfizierenden Eigenschaften des Lavendels zu schätzen. Auch heute noch findet Lavendelöl bei der Behandlung von Wunden und Verbrennungen Anwendung. Es lindert den Schmerz und unterstützt die Wundheilung. Zudem kann Lavendel die Narbenbildung, und das Entstehen von Schwangerschaftsstreifen vermindern.
Da die Inhaltsstoffe des Lavendels auch eine entzündungshemmende und schleimlösende Wirkung aufweisen, findet er bei Erkältungen und gereizter Haut Anwendung. Hierfür eignen sich sowohl Präparate zum Einnehmen und Inhalieren als auch Lavendelöl, welches sich auf den Brustkorb und andere betroffene Stellen auftragen lässt.
Wie nehme ich Lavendel zu mir?
Über den Duft kann Lavendel seine Wirkung am besten erzielen, weil dadurch das volle Wirkspektrum in sämtliche Bereiche wie Kopf, Bronchien, Lunge sowie Atemwege gelangen kann. Am besten lässt sich der Duft über Lavendelöl und Duftlampen verteilen, wie zum Beispiel bei Aromatherapien.
Äußerlich wird Lavendelöl für Massagen oder Bäder eingesetzt, wodurch eine entspannende bzw. entkrampfende Wirkung erzielt wird. Auch in der Geburtshilfe wirken Lavendelbäder entspannend bzw. wehenfördernd und können die Geburt einleiten.
Für die innere Anwendung werden dagegen Lavendelblüten, meistens in Form von Fertigpräparaten verwendet. Diese sind auch in Duftsäckchen bzw. -kissen enthalten.
Frischer Lavendel als Gewürz beim Kochen
Die frischen Blüten, aber auch die Blätter des Lavendels eignen sich hervorragenad als aromatische Würze und Ergänzung einer gesunden Ernährung. Die Idee, mit der violetten Pflanze zu würzen, stammt ursprünglich aus Südfrankreich. Auch in der italienischen und spanischen Küche findet sich Lavendel in zahlreichen Rezepten.
Vom Geschmack her lässt sich die Pflanze mit den verwandten Arten Thymian und Salbei vergleichen. Darum harmonieren beispielsweise frische Lavendelzweige besonders mit Huhn-, Fisch- oder Lammgerichten. In manchen Restaurants werden außerdem frische Blüten als Gewürz in Süßspeisen eingesetzt.
Tipp: In der Küche sollte Lavendel immer sparsam eingesetzt werden, weil er durch seine ätherischen Öle sehr geschmacksintensiv ist und so andere Komponenten leicht überlagern kann.
Wie bereite ich einen Lavendeltee zu?
Um einen Lavendeltee zuzubereiten, eignen sich am besten die selbst getrockneten Lavendelblüten. Die Heilpflanze verbreitet dabei ihre gesamte Wirkungskraft. Der Tee findet zum Beispiel bei Angst, Nervosität und Unruhezuständen sowie Schlafproblemen Verwendung.
Ein Grundrezept für Tee aus Lavendelblüten funktioniert folgendermaßen:
- Etwa 0,5 l heißes Wasser (~ 80 °C) vorbereiten
- Dem Wasser 2 TL getrocknete Lavendelblüten beigeben
- 5 Minuten ziehen lassen und danach abseihen
Trinkt man den Lavendeltee vor dem Essen, kann er zudem Verdauungsbeschwerden, Blähungen und Krämpfe lindern.
Tipp: Wie trocknet man Lavendel richtig?
Damit die heilsamen Inhaltsstoffe beim Trocknen auch erhalten bleiben, sollten die Zweige des Lavendels direkt nach der Ernte an einem trockenen, kühlen und vor der Sonne geschützten Ort gebracht werden. Die Blütenstände trocknen am besten, wenn sie zu kleinen Büscheln zusammengebunden und mit den Blüten nach unten aufgehängt werden. Alternativ können die Pflanzenteile auch liegend getrocknet werden.
Sind die Zweige ausreichend getrocknet, lösen sich die Lavendelblüten durch leichtes Schütteln von alleine. Dies dauert im Normalfall etwa eine Woche. Lösen sich die Blüten dann noch nicht, ist Geduld gefragt, denn unvollständig getrocknete Pflanzen neigen zur Schimmelbildung.
Getrockneter Lavendel in Duftsäckchen
Wie für die Lavendeltee-Zubereitung auch, sollte für Duftsäckchen und Badezusätze der Echte Lavendel, Lavendula Angustifolia verwendet werden. Dieser beinhaltet eine große Menge ätherische Öle und ist deshalb sehr ergiebig.
Duftsäckchen mit Lavendel müssen mit komplett getrockneten Lavendelblüten befüllt werden, damit sich kein Schimmel bildet. Für das Säckchen bietet sich besonders Leinenstoff an, da dieser, anders als Baumwolle, Feuchtigkeit und andere Gerüche nicht so stark annimmt.
Duftsäckchen wirken als Lufterfrischer und Mottenschutz im Kleiderkasten. Ihre Wirkung kann nach etwa zwei Monaten mit wenigen Tropfen Lavendelöl verlängert werden. Nach vier Monaten sollte die Füllung des Säckchens getauscht werden.
Tipp: Wie lagert man getrockneten Lavendel richtig?
Im besten Fall werden die getrockneten Blüten des Lavendels lichtgeschützt und luftdicht gelagert. So behalten sie für lange Zeit ihren aromatischen Duft und auch ihre Färbung. Alternativ ist auch die Aufbewahrung in einem verschließbaren, lichtundurchlässigen Karton möglich.
Öl aus frischen Lavendelblüten selber machen
In Form von Öl ist eine sehr hohe und besonders wirksame Konzentration der ätherischen Öle des Lavendels erreichbar. Lavendelöl gibt es in gut sortieren Reformhäusern, Drogerien und Apotheken zu kaufen. Häufig ist Lavendelöl auch in Salben beigemengt sowie in Kapselform erhältlich. Sie können das Öl aber auch zu Hause aus frisch geernteten Blütenständen herstellen.
Für die Destillation von Lavendelöl, wie es in der Apotheke und Drogerie erhältlich ist, ist eine spezielle Maschine und einiges an Zeit nötig. Es funktioniert aber auch auf Grundlage eines Basisöls. Dabei handelt es sich um ein pflanzliches Öl, das als Basis für das Herstellen von aromatisierten Ölen verwendet wird. Dieses sollte einen sehr geringen Eigengeschmack bzw. -geruch haben und andere ätherische Öle, wie etwa die des Lavendels, gut aufnehmen und speichern können. Besonders gut eignen sich Mandel-, Jojoba- oder Sesamöl.
Für die Herstellung von Lavendelöl können sowohl die frischen Zweige als auch nur die getrockneten Blüten verwendet werden. Haben Sie diese und das Basisöl zur Hand können Sie starten:
- Auf 0,5 l Basisöl kommt etwa 20 g Lavendel
- Lavendelblüten zwischen den Händen reiben, um das ätherische Öl freizusetzen
- Pflanze in ein verschließbares Glas füllen
- Basisöl lauwarm erwärmen
- Basisöl über die Pflanzenteile gießen, sodass diese vollständig bedeckt sind
- Umrühren, Glas anschließend luftdicht verschließen und an einem warmen Ort aufbewahren – nicht in direktes Sonnenlicht stellen!
- Nach etwa einem Monat kann das Öl abgeseiht und in kleine Fläschchen abgefüllt werden
Selbstgemachtes Lavendelöl bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Als Duft- oder Aromaöl verbreitet es etwa durch Duftlampen eine beruhigende Wirkung und hilft bei der Luftreinigung. Die Tinktur kann ebenso direkt auf der Haut verrieben werden. An den Schläfen wirkt es bei Kopfschmerzen, an verspannten Stellen als Massageöl und bei Schlafstörungen. Bei Atemwegserkrankungen oder Erkältungen bietet es sich als Inhalationsbeigabe oder für die Herstellung eines Wickels an.
Nebenwirkungen von Lavendel: Ist Lavendel gefährlich?
Wie bei den meisten Wirkstoffen gilt auch für den Lavendel: Die Dosis macht das Gift. Die Frage „Ist Lavendel giftig?” kann aber grundsätzlich verneint werden. In einer hohen Dosierung können aber besonders Speik- oder Schopflavendel toxisch wirken. Die ätherischen Öle können bei Überempfindlichkeit oder einer Überdosierung reizend auf den Organismus und insbesondere die Schleimhäute einwirken.
Folgende Nebenwirkungen können bei der Anwendung von Lavendel in seltenen Fällen auftreten:
- Magen-Darm-Beschwerden wie beispielsweise Aufstoßen, Bauchschmerzen und Übelkeit
- allergische Reaktionen
Beachten Sie: Wird Lavendel bei Erkrankungen eingenommen und bessern sich die Beschwerden nicht oder verschlechtern sich sogar, muss ein Arzt hinzugezogen werden!
Auch bei der Anwendung auf der Haut sind allergische Reaktionen oder Hautreizungen möglich. Sobald diese auftreten, sollte die Anwendung des Mittels abgebrochen werden.
Bei Kleinkindern unter zwei Jahren wird im Allgemeinen von der Verwendung von ätherischen Ölen wie Lavendel abgeraten, da die Gefahr eines allergischen Schocks oder einer starken Überempfindlichkeit besteht.
Lavendel in der Natur: So wächst der Lippenblütler
Der Echte Lavendel (lateinisch Lavandula angustifolia) ist eine krautige Pflanze aus der Familie der Lippenblütler – wie auch andere Gewürz- und Heilpflanzen wie Thymian, Salbei oder Basilikum. Diese Pflanzen zeichnen sich durch ihre charakteristisch geformte Blüte aus, die sozusagen aus einer Ober- und einer Unterlippe besteht.
Der Lavendel ist im Mittelmeerraum Europas heimisch. Besonders die Provence, eine Landschaft im Süden Frankreichs, ist für ihre weitläufigen Lavendelfelder berühmt. Die krautige Pflanze hat die Wuchsform eines gedrungenen Halbstrauches, der eine Wuchshöhe von durchschnittlich 1 m erreicht. An den zahlreichen, aufrechtstehenden Zweigen des Lavendels befinden sich schmale, etwa 5 cm lange Blätter, die zunächst grau-filzig sind und später ergrünen.
Der Blütenstand des Lavendels erinnert an eine Ähre, an der viele kleine Blüten aufsitzen. Er kann eine Länge von bis zu 8 cm erreichen. Aus den typisch violett gefärbten Blüten wird das ätherische Öl gewonnen, welches nicht nur den typischen Duft des Lavendels ausmacht, sondern auch bei der Naturheilkunde vielseitige Anwendung findet.
Anbau und Ernte: Wie pflanze ich Lavendel an?
Der Lavendel ist eine pflegeleichte, winterharte Pflanze, die jedoch viel Sonnenschein sowie einen eher trockenen, sandigen Untergrund benötigt, der auch wasserdurchlässig ist. Staunässe sollte vermieden werden.
Wenn Sie den Lavendel als Nutz- und Heilpflanze verwenden möchten, sollten Sie beim Kauf unbedingt auf den richtigen botanischen Namen (Lavendula angustifolia) achten. Pflanzen Sie die Jungpflanzen am Besten im Frühjahr oder Herbst in geschützter Lage ein.
Die Blütezeit des Lavendels fällt in unsere Sommermonate, zwischen Juni und Mitte September. Zu dieser Zeit entfalten die Blüten auch ihren typischen Duft. Sobald die Pflanze in voller Blüte steht und die unteren bereits vertrocknet sind, kann geerntet werden.
Die Ernte sollte am besten zur Mittagszeit geschehen, wenn die Sonne am höchsten steht und es besonders heiß ist. Die ätherischen Öle besitzen zu dieser Zeit ihre höchste Wirkungskraft. Dafür werden die oberen 10 bis 15 cm der Zweige abgeschnitten. Gleichzeitig zur Ernte in den Sommermonaten bietet es sich an, einen leichten Rückschnitt vorzunehmen.
Der Lavendel damals: Die Geschichte des violetten Lippenblütlers
Der Lavendel ist seit Jahrtausenden als Duft- und Heilpflanze bekannt. Schon während der Antike verwendeten die Römer die violetten Blüten zur Reinigung von Körper und Kleidung sowie als Räucherkraut bei Zeremonien und Riten. Seiner Anwendung als Badezusatz verdankt der Lavendel auch seinen Namen: Lavare ist das lateinische Wort für waschen und baden. Zudem trugen römischen Soldaten das Lavendelöl oft bei sich, um sich vor Schlachten zur beruhigen und Verletzungen zu behandeln.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit führten später die Benediktinermönche den Lavendel nördlich der Alpen ein. Da die Pflanze winterhart ist, gedeiht sie seitdem auch in unseren Breiten. Sie übersteht den Winter und auch längeren Frost in den Gärten. Nachweise für die Verwendung im Mittelalter finden sich unter anderem in den berühmten Kräuterbüchern von Hildegard von Bingen. Königin Elizabeth I. von England wendete getrocknete Lavendelblüten vermutlich als Teezubereitung bei Migräne an.