Johanniskraut: Wirkung der Heilpflanze auf Körper und Seele
- Johanniskraut als Heilpflanze: Alles Wichtige auf einen Blick
- Johanniskraut als Heilpflanze: Anwendungsgebiete und Wirksamkeit
- Wissenschaftlich belegt: Die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts
- Von Neurodermitis bis Verbrennungen: Johanniskrautöl für die äußere Anwendung
- Vorsicht: Mit diesen Wechselwirkungen und Nebenwirkungen müssen Sie rechnen
- Johanniskraut: So wenden Sie die Heilpflanze an
- Johanniskrautöl selbst zubereiten – in nur 5 Schritten
- Alles, was Gartenliebhaber über Johanniskraut wissen müssen
- FAQ: Häufige Fragen zum Johanniskraut
Das Johanniskraut (lateinische Bezeichnung: Hypericum perforatum) zählt zu den am besten untersuchten pflanzlichen Heilmitteln, auch Phytopharmaka genannt. Grund dafür ist die Wirksamkeit gegen depressive Verstimmungen. Denn die Heilpflanze ruft Wirkungen hervor, die sonst nur von klassischen Antidepressiva bekannt sind. Doch das Johanniskraut kann noch mehr: So wird es beispielsweise auch bei Hautproblemen, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt und bei Angstzuständen eingesetzt. Doch welchen Inhaltsstoffen verdankt Hypercium perforatum diese vielfältige Wirksamkeit?
Johanniskraut als Heilpflanze: Alles Wichtige auf einen Blick
- Johanniskraut: Heilpflanze mit stimmungsaufhellender und gesundheitsförderlicher Wirkung
- Heilwirkung: mild antidepressiv, wundheilungsfördernd, durchblutungsfördernd, antibakteriell, Anti-Stress-Wirkung, angstlösend
- Einsatzgebiet: leichte bis mittelschwere Depressionen, Angstzustände und nervöse Unruhe, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Hautprobleme, äußerliche Behandlung von Verletzungen
- Wirkstoffe: Flavonoidglykoside, Gesamthypericine, Gerbstoffe, Xanthone, ätherisches Öl
- Anwendung und Einnahme: Trockenextrakte, Rotöl, Tinktur
- Weitere Namen: echtes Johanniskraut, gewöhnliches Johanniskraut, Tüpfel-Johanniskraut, durchlöchertes Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu
Diese kostbaren Inhaltsstoffe enthält das Johanniskraut
Der Wirkstoff des Johanniskrauts (Hyperici herba) wird während der Blütezeit aus der Pflanze Hypericum perforatum gewonnen. Dabei enthalten sowohl die Blüten als auch die Blätter die Inhaltsstoffe, die für die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts verantwortlich sind: Hypericin und Hyperforin. Doch auch dem sekundären Pflanzenstoff Rutin kommt eine zentrale Rolle zu. Offenbar aktiviert er den Hauptwirkstoff Hyperforin. Johanniskraut-Zubereitungen ohne Rutin zeigen nicht dieselben gesundheitsförderlichen Vorteile.
Außerdem liefert das Kraut Flavonoide mit antioxidativer Wirkung, wertvolle ätherische Öle und Gerbstoffe. Dabei sind vor allem die Blätter ölhaltig: Hält man sie gegen das Licht, sieht man winzige Ölbläschen, die die Blätter sogar löchrig erscheinen lassen. Aus den Blättern lässt sich das Johanniskrautöl gewinnen, das aufgrund seiner Farbe auch als Rotöl bekannt ist. Dieses wird äußerlich angewendet und kann bei der Heilung von Wunden unterstützend wirken.
Johanniskraut als Heilpflanze: Anwendungsgebiete und Wirksamkeit
Hypericum perforatum zeichnet sich durch seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten aus. Dabei sind vor allem die folgenden Wirkungen förderlich für die Gesundheit:
- regt die Verdauung an
- stärkt den Kreislauf
- stärkt die Psyche
- fördert das Wohlbefinden
- kann die Gedächtnisleistung verbessern
- lindert Blutergüsse
- lindert Verstauchungen
- verbessert unreine Haut
Besonders zur antidepressiven Wirkung gibt es eine umfangreiche Studienlage. Denn klassische Antidepressiva haben häufig zahlreiche Nebenwirkungen. Eine pflanzliche Alternative ist daher für viele Forscher interessant.
Wissenschaftlich belegt: Die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts
Bei Depressionen oder Angststörungen müssen es nicht immer gleich Psychopharmaka sein: Auch das hoch dosierte Extrakt aus Johanniskraut ist bei leichten bis mittelschweren Depressionen wirksam (Apaydin et al., 2016).
Johanniskraut-Extrakte sind nicht nur preisgünstiger, sondern auch nebenwirkungsärmer als synthetische Stimmungsaufheller. So beeinträchtigt die Heilpflanze im Gegensatz zu synthetischen Antidepressiva nicht das Reaktionsvermögen und die Fähigkeit, am Straßenverkehr teilzunehmen.
Auch Störungen des Herzrhythmus treten nicht auf. Aus diesem Grund empfiehlt die Amerikanische Gesellschaft für innere Medizin hoch dosiertes Johanniskraut als einziges Naturheilmittel zur Behandlung von Depressionen. Auch bei nervös bedingten Unruhezuständen und Angststörungen kann es zum Einsatz kommen. Sie leiden unter Schlafstörungen oder nervöser Erschöpfung? Selbst in diesem Fall können Sie nach Rücksprache mit einem Arzt zur Heilpflanze Johanniskraut greifen.
Zur Behandlung einer mittelschweren Depression oder von Angstzuständen hat sich eine tägliche Menge von 2 bis 4 g Johanniskraut-Extrakt als erfolgreich erwiesen.
Gut zu wissen: Mit einer wahrnehmbaren Wirksamkeit ist erst nach 10 bis 20 Tagen zu rechnen. Gelegentlich kann es sogar noch länger dauern. Doch auch ein klassisches Antidepressivum entfaltet seine Wirkung nicht direkt nach der ersten Anwendung. Der Grund: Die Inhaltsstoffe lösen im Körper eine Kette von Ereignissen aus, die nach 10 bis 20 Tagen in der antidepressiven Wirkung resultieren.
Von Neurodermitis bis Verbrennungen: Johanniskrautöl für die äußere Anwendung
Doch Johanniskraut hat als Heilpflanze nicht nur eine Wirkung auf die Psyche. Auch bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis kann eine Creme aus Johanniskraut Abhilfe schaffen.
Eine Studie der Universität Freiburg zeigte, dass sich Johanniskraut zur Behandlung von entzündlichen Hautkrankheiten eignet: 21 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Neurodermitis wurden täglich halbseitig mit Johanniskrautöl-Salbe eingecremt, auf die andere Körperhälfte wurde eine Vergleichscreme ohne Wirkstoff aufgetragen.
Nach vier Wochen waren die entzündeten Hautstellen, die mit Johanniskraut behandelt wurden, zu 75 Prozent abgeheilt. Bei zwei Drittel der Patienten wurde der Juckreiz deutlich gemildert. Bei der Creme ohne Wirkstoff zeigte sich keine Besserung (Schempp et al., 2003).
In der Alltagsmedizin kommt Johanniskraut außerdem auch bei anderen Hautbeschwerden zum Einsatz. Dabei punktet das Johanniskrautöl mit seinen entzündungshemmenden Eigenschaften. Es kann auf kleinere Wunden aufgetragen werden, sowie bei Verstauchungen, Prellungen oder leichten Verbrennungen helfen.
Achtung: Eine Vielzahl von Studien hat verschiedene gesundheitsförderliche Wirkungen des Johanniskrauts belegt. Dennoch ersetzt das Heilkraut nicht den Besuch beim Arzt oder Apotheker. Sollten Sie unter längerfristigen Beschwerden wie einer Depression oder Neurodermitis leiden, sollten Sie vor der Anwendung des Johanniskrauts Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt halten.
Hypericum perforatum: Antibakterielles Mittel aus der Natur
Je besser das Kraut erforscht wurde, desto mehr wohltuende Wirkungen entdeckten die Forscher: Zu den bereits nachgewiesenen Erfolgen bei Depressionen, Neuralgien, Hautverletzungen und -verbrennungen gibt es die ersten Hinweise, dass Johanniskraut auch antibakterielle Wirkungen entfaltet.
Verantwortlich dafür machen amerikanische Wissenschaftler den Inhaltsstoff Hyperforin. In Laborversuchen hemmte er das Wachstum verschiedener grampositiver Bakterien, wie etwa Staphylococus aureus. Besonders interessant ist aber, dass Johanniskraut offensichtlich auch solche Bakterien blockiert, die gegenüber Antibiotika resistent geworden sind.
Gramnegative Bakterien oder Pilze wie Candida albicans hingegen kann Hyperforin nicht bekämpfen. In der Pflanze sind ebenfalls Flavonoide zu finden. Diese wirken durchblutungsfördernd und gerinnungshemmend. Sie verhindern also, dass Ihre Gefäße „verstopfen“ und somit möglicherweise eine Arteriosklerose. Ob Johanniskraut dadurch vor einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einem Schlaganfall schützen kann, gilt es allerdings noch in Studien zu untersuchen.
Vorsicht: Mit diesen Wechselwirkungen und Nebenwirkungen müssen Sie rechnen
Bei der äußerlichen Anwendung des Johanniskrautöls ist nur mit wenigen Nebenwirkungen – wie beispielsweise einer allergischen Reaktion zu rechnen. Anders sieht es jedoch aus, wenn das Extrakt aus Hypericum perforatum oral eingenommen wird. Besonders in Kombination mit antidepressiv wirkenden Medikamenten, mit Herzmitteln, Lipidsenkern und mit Schlafmitteln kann es zu Wechselwirkungen kommen.
Dabei werden beispielsweise folgende Medikamente von Johanniskraut in ihrer Wirkung gehemmt:
- Blutverdünner (z. B. Marcumar®)
- Digoxin (Herzmedikament)
- Theophyllin (Asthmamittel)
- Ciclosporin (Immunsuppressivum z. B. nach Organtransplantation)
Forscher diskutieren zudem auch eine Wechselwirkung mit der Pille – diese konnte wissenschaftlich allerdings noch nicht nachgewiesen werden.
Wichtig: Nehmen Sie Johanniskraut nie ein, ohne Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt zu halten!
Weitere Nebenwirkungen sind Übelkeit, leichte Hautirritationen und Kopfschmerzen. Im Vergleich zu herkömmlichen Antidepressiva ist die Einnahme von Johanniskraut allerdings mit weniger Nebenwirkungen verbunden.
Gut zu wissen: Der Wirkstoff Hypericin bewirkt, dass die Haut lichtempfindlich wird. Während der Zeit der Behandlung sollten Sie sich deshalb keiner direkten Sonneneinstrahlung aussetzen und auch kein Solarium aufsuchen. Der Kontakt mit der Pflanze an Sonnentagen kann bei besonders empfindlichen Personen zu Hautreizungen und Sonnenbrand führen. Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor (ab SPF 30) können hier Abhilfe schaffen.
Johanniskraut: So wenden Sie die Heilpflanze an
Früher wurde die Heilpflanze vor allem in Form von Johanniskraut-Tee konsumiert. Doch Forscher empfehlen, zu standardisierten Trockenextrakten zu greifen. Nur diese enthalten eine festgelegte Menge an Hypericin und Hyperforin. Kommt die Heilpflanze bei mittelschweren Depressionen zum Einsatz, gilt es auf verschreibungspflichtige Arzneimittel zurückzugreifen. Die freiverkäuflichen Johanniskraut-Produkte wirken lediglich bei leichten Depressionen unterstützend.
Tipp: Kaufen Sie Johanniskraut-Präparate immer in der Apotheke. Nur hier ist garantiert, dass jede Tablette oder Kapsel die gleiche Menge an Wirkstoff enthält. Alternativen aus Discountern und Drogeriemärkte enthalten in der Regel keine standardisierten Mengen der gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffe.
Rotes Öl aus Johanniskraut: Wohltuend für Haut und Wunden
Für die äußere Anwendung kommt das sogenannte Rotöl zum Einsatz. Reiben Sie die gelben Blütenblättchen des Johanniskrauts zwischen den Fingern, kommt der blutrote Farbstoff zum Vorschein. So sieht auch das Öl aus, das aus ihnen gewonnen wird – daher der Name Rotöl. Johanniskrautöl unterstützt die Regeneration der Haut bei Verbrennungen, Schnittwunden sowie Geschwüren. Außerdem kann es auch Entzündungen hemmen.
Johanniskrautöl selbst zubereiten – in nur 5 Schritten
Zerkleinern Sie 50 bis 100 g frische Blüten des Johanniskrauts. Idealerweise zerstoßen Sie das Kraut dazu in einem Mörser, um die Öldrüsen zu öffnen. Geben Sie die Heilpflanze in ein Gefäß aus weißem Glas und übergießen Sie das Johanniskraut mit 1.000 g Olivenöl. Unter gelegentlichem Umrühren überlassen Sie die Mischung unverschlossen 3 bis 5 Tage der Gärung.
Dann verschließen Sie die Flasche und stellen sie ins Sonnenlicht. Sie können die Mixtur gelegentlich schütteln. Mit der Zeit nimmt das Öl zusehends seine leuchtend rote Farbe an. Die Mischung braucht insgesamt 5 bis 6 Wochen zum Durchziehen.
Nun geht es ans Abtrennen: Gießen Sie dazu die Tinktur über ein feines Tuch. Pressen Sie den Rückstand aus. Danach etwa 1 Woche stehen lassen, damit sich das Öl vom Wasser trennt, das aus den Blüten zurückgeblieben ist. Nun gießen Sie das Öl vorsichtig von der wässrigen Schicht ab. Füllen Sie das Rotöl anschließend in gut schließende, ausgekochte braune Glasflaschen. Das Johanniskrautöl sollte bis zur Verwendung kühl gelagert werden.
Tipp: Johanniskrautöle sind ihrer antiseptischen und entzündungshemmenden Eigenschaften wegen auch als Bade- oder Waschzusatz beliebt. Das Kraut hilft gegen unreine Haut und macht die Haut geschmeidig und weich.
Alles, was Gartenliebhaber über Johanniskraut wissen müssen
Das Johanniskraut entfaltet seine gelbe Blütenpracht von Juni bis September. Daher stammt auch der Name des Krauts. Denn die Blüten öffnen sich jedes Jahr um den Johannitag am 24. Juni. Die Heilpflanze wächst in ganz Europa, beispielsweise auf feuchten Wiesen, an Wald- und Wegrändern sowie an Ufergebüschen.
Im Hochsommer zieren seine leuchtend gelben Blüten auch den heimischen Garten. Als weitverzweigte Staude kann das Johanniskraut bis zu 1 Meter hoch werden. Johanniskraut wächst an sonnigen, warmen Orten besonders gut. Hier kann die Heilpflanze ihre wichtigen Inhaltsstoffe herausbilden. Steht das Kraut in voller Blüte, kann es geschnitten werden. Man hängt es in Bündeln zum Trocknen auf oder legt Blätter und Blüten in Öl ein, um sie zu konservieren.
Johanniskraut: Als Heilpflanze beliebt
Hypericum perforatum ist eine wissenschaftlich viel untersuchte Heilpflanze. Denn das Kraut ist eine pflanzliche Alternative zu synthetischen Antidepressiva. Es wirkt stimmungsaufhellend und angstlösend und kommt daher bei leichten bis mittelerschweren Depressionen zum Einsatz.
Doch auch bei der Wundheilung und verschiedenen Hautkrankheiten ist das Johanniskraut beliebt. Denn das äußerlich angewandte Rotöl wirkt entzündungshemmend und beruhigt gereizte Haut. Seine Vielfältige Wirksamkeit verdankt das Johanniskraut vor allem den Inhaltsstoffen Hypericin und Hyperforin. Damit diese Inhaltsstoffe in einem Mittel aus Johanniskraut auch ausreichend vorhanden sind, ist es sinnvoll, Kapseln, Tabletten und Co. in der Apotheke zu kaufen.