Ätherische Öle: Himmlische Düfte für Ihre Gesundheit
- Was sind ätherische Öle?
- Ätherische Öle – Wie gelangen Düfte ins Gehirn und rufen Gefühle und Stimmungen hervor?
- Ätherische Öle – Wie wirken sie auf unseren Körper und was sind ihre wichtigsten Anwendungsgebiete?
- Anwendungsbeispiel von reinem ätherischem Pfefferminzöl
- Studie: Hilft Pfefferminzöl genauso gut gegen Kopfschmerzen wie Paracetamol?
- Vorsicht beim Kauf ätherischer Öle: Darauf müssen Sie achten!
- Ätherische Öle: So werden naturreine Öle hergestellt
- Ätherische Öle: Das sind die Wirkstoffe für Ihre Gesundheit
- Ein kleiner geschichtlicher Rückblick
Was sind ätherische Öle?
Ätherische Öle sind natürliche Substanzen, die von Pflanzen gebildet werden. Sie dienen ihnen als Schutz vor Bakterien und Pilzen, zur Kommunikation untereinander, als Energiespeicher und als feine klimatische Schutzglocke. Sie locken Insekten an, die sie zur Bestäubung brauchen, und vertreiben andere, die sie sonst schädigen oder als Futter vertilgen würden.
Ätherische Öle sind in Blüten (z.B. Rose), Blättern (Geranie), Früchten (Anis), Fruchtschalen (Zitrusfrüchte), Nadeln (Fichte), Gras (Lemongrass), Flechten (Eichenmoos), Wurzeln (Vetiver), Holz (Sandelholz), Rinde (Zimt), Harz (Weihrauch) oder der ganzen Pflanze (Pfefferminze, Lavendel) eingelagert.
Ätherische Öle sind im Vergleich zu fetten Ölen wie Mandel- und Olivenöl leicht flüchtig. Sie verdunsten vollständig und es bleiben keine Überreste zurück.
Probieren Sie es aus: Tropfen Sie etwas naturreines ätherisches Öl auf ein Papiertaschentuch. Wenn es echt ist, verdunstet es vollständig und hinterlässt keine Spuren. Auch zwischen den Fingern fühlen sich echte ätherische Öle nicht fettig an.
Duftessenzen erheben sich in den Himmel und in unsere Nase, von wo Sie ins Gehirn gelangen. Im limbischen System, einem entwicklungsgeschichtlich sehr alten Teil des Gehirns, in dem u.a. das Gedächtnis gebildet wird, das mit Gefühlen in Verbindung steht, entsteht eine Verbindung mit Situationen, in denen es ähnlich gerochen hat.
Oder der Duft wird für immer in Bezug auf das aktuelle Geschehen abgespeichert. Sicher haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass ein Duft Sie sofort an eine Situation und emotionale Erfahrung erinnert, die schon Ewigkeiten zurückliegt.
Ätherische Öle – Wie gelangen Düfte ins Gehirn und rufen Gefühle und Stimmungen hervor?
Ätherische Öle gelangen über die Nase ins Gehirn und regen von dort Gefühle und Steuerungsprozesse an. Ätherische Öle wirken tief auf die Psyche ein. Dazu werden sie direkt oder indirekt inhaliert oder gelangen durch äußerliche Anwendungen nicht nur über die Haut in den Körper, sondern auch über den Geruch ins Gehirn.
Duftmoleküle treffen beim Einatmen an der Nasenkuppel auf die Riechschleimhaut. Sie ist beidseitig angelegt und enthält ca. 10 Millionen Riechzellen mit je 6 bis 8 Flimmerhärchen (Cilien). So finden sich auf der Riechschleimhaut, die einen direkten Kontakt zum Gehirn hat, bis zu 80 Millionen Flimmerhärchen. Riechzellen gehören zwar anatomisch schon zum Gehirn, werden aber dennoch alle 4 – 6 Wochen erneuert. Sie nehmen die feinsten Düfte aus der Umgebung auf.
Wie das Auge Licht und das Ohr Schall als Reize braucht, um zu sehen und zu hören, so benötigen die Riechzellen in der Riech-Schleimhaut Duftmoleküle, um einen Geruch wahrzunehmen. Auf den Flimmerhärchen der Riechzellen sind Andockstellen (Rezeptoren) für die Duftmoleküle. Die Rezeptoren passen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip genau zu einem bestimmten Duftmolekül.
Lagert sich ein exakt passendes Duftmolekül auf dem Flimmerhärchen ein, löst das eine chemische Reaktion aus: Tausende Kanäle für Natriumionen werden geöffnet, Botenstoffe werden aktiviert und die Duftinformation, die ins Gehirn gelangt, vervielfacht. Das erklärt, warum Sie feinste Gerüche wahrnehmen können.
Damit Ihre Aufmerksamkeit jedoch nicht dauerhaft so stark von einem Geruch absorbiert wird, schützt Sie Ihr Körper nach intensiven Duftreizen durch eine erneute chemische Reaktion: Sie riechen nicht mehr den starken Duft. So sind Sie frei, um andere Geschehnisse in Ihrer Umgebung wahrzunehmen.
Sie kennen das sicher: Nach ein paar Parfum-Tests riechen Sie genauso wenig einen weiteren starken Duft wie Sie auf dem Fischmarkt nach einer Weile keinen Fisch mehr riechen.
Bei jeder Riechzelle, an die sich ein exakt passendes Duftmolekül aus der Luft angelagert hat, wird eine chemische Reaktion hervorgerufen. Sie setzt sich als elektrischer Reiz mit hoher Geschwindigkeit über Nervenzellfortsätze durch das Siebbein (das tatsächlich wie ein Sieb durchlöchert ist) ins Gehirn zum Riechkolben fort. Der leitet sie weiter. Duftreize gelangen sofort ins limbische System. Sie nehmen keinen Umweg über die „moderne“, kluge und vernünftige Großhirnrinde, die zwischen Gut und Schlecht unterscheidet und nur das in Ihr Bewusstsein dringen lässt, was aus ihrer Sicht gut für Sie ist. Nein, die Duftreize gehen ungefiltert in das archaische Stammhirn mit dem limbischen System. Der Mensch kann bis zu 10 000 Duftstoffe unterscheiden.
Dabei sind wir den Gefühlen und anderen Affekten, die von den Düften ausgelöst werden, „ausgeliefert“. Sie lösen die Freisetzung neurochemischer Substanzen (Botenstoffen) aus, z.B.:
- Serotonin mit beruhigender, entspannender und beglückender Wirkung
- Noradrenalin mit wach machender, aktivierender Wirkung
- Enkephaline mit morphinähnlicher Wirkung, d.h. schmerzstillend, macht euphorisch und schafft Wohlbefinden
- Endorphine stillen den Schmerz, stimulieren sexuell und zählen auch zu den Glückshormonen
Pheromone sind Duftstoffe mit hormonartiger Wirkung. Diese Liebesduftstoffe haben Einfluss auf die Partnerwahl, auf Sympathie und Antipathie, d.h. wen Sie riechen können und wen nicht. Düfte und Gedächtnis sind gekoppelt. So können Sie schöne Zeiten und Gefühle durch die entsprechenden Düfte wieder wachrufen. Oder Sie vermeiden negative Gefühle durch das Verhindern dieser Düfte in Ihrer Umgebung.
Auch ohne bestimmte Kopplung an eine Erinnerung wirken echte (keine synthetischen!) Düfte wohltuend und haben erfahrungsgemäß bestimmte Wirkungen: Sie klären den Geist, stärken die Konzentrationskraft, entspannen das Gemüt, öffnen das Herz usw.
Ätherische Öle – Wie wirken sie auf unseren Körper und was sind ihre wichtigsten Anwendungsgebiete?
Duftstoffe gelangen rasch durch Auftragen, Bäder, Massagen, Wickel und Kompressen über die Haut in den Blutkreislauf. Blut und Lymphe verbreiten sie im ganzen Körper. So gelangen sie an den Ort des Bedarf, z.B. eine Entzündung, und üben in dem Fall ihre antibakterielle, antivirale bzw. antimykotische (gegen Pilze) Wirkung aus.
Dabei kommt ihnen ihre winzige Molekulargröße und fettlösliche Substanz entgegen, die von der Haut gut aufgenommen werden kann. Noch schneller durchdringen sie die feine Schleimhaut. Bei der innerlichen Anwendung, die ohnehin von einem Aromatherapeuten (Arzt oder Heilpraktiker) begleitet werden sollte, sind die Vorgänge der Umwandlung durch Magensäure und Verdauungsenzyme nicht vollständig geklärt. Dennoch tun sie ihre Wirkung. Gesichert gilt die Aufnahme über die Mundschleimhaut, indem die mit Honig oder Milch emulgierten Öle oder Fertigpräparate vor dem Schlucken etwas im Mund behalten oder ein paar Tropfen Öl pur zehn Minuten eingespeichelt und dadurch emulgiert werden. Auch bei der Anwendung von Zäpfchen, die rektal oder vaginal eingeführt werden, wird die Verdauungszone umgangen.
Außerdem sind ätherische Öle reich an Sauerstoffmolekülen, sie helfen, Nährstoffe zu hungernden Zellen zu transportieren und verfügen über eine bioelektrische Frequenz, die um ein Vielfaches höher ist als die Frequenz, die in Pflanzen, frischen Kräutern, getrockneten Kräutern und sogar im menschlichen Körper vorzufinden ist.
Alle ätherischen Öle enthalten Antioxidantien: Sie binden freie Radikale und schützen so Zelle und Erbgut vor der schädigenden Wirkung aggressiver Sauerstoffverbindungen.
Es gibt eine große Anzahl an Studien, welche die Wirksamkeit ätherischer Öle belegen.
Ätherische Öle helfen dabei,
- das Nervensystem zu stabilisieren,
- das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen,
- Depressionen, Ängste und Schlafstörungen zu lindern,
- seelisch anzuregen oder zu beruhigen,
- geistig zu stärken,
- die Lebens- und Selbstheilungskräfte zu aktivieren,
- das Immunsystem zu aktivieren,
- Bakterien, Viren und Pilze abzutöten und Entzündungen zu hemmen,
- Herz und Kreislauf zu beeinflussen (anregend oder beruhigend),
- Schmerzen zu lindern,
- Die Wundheilung zu fördern,
- Appetit und Verdauung anzuregen,
- den Körper zu entwässern,
- die Milchbildung in der Brust anzuregen oder zu hemmen,
- den Alterungsprozess zu verzögern.
Was geht zum Beispiel bei der Verwendung von Pfefferminzöl in unserem Körper vor?
Anwendungsbeispiel von reinem ätherischem Pfefferminzöl
Nehmen wir zum Beispiel einen Tropfen von naturreinem ätherischem, Pfefferminzöl: Es hat eine Wirkung wie 40 Tassen Pfefferminztee. Ist das nicht verblüffend?
Ein Tropfen auf die Hand verteilt, dringt sofort durch die Haut, nach 3 Minuten in die Blutbahn und nach einer Viertelstunde ist dieser im ganzen Körper verteilt.
So kann Pfefferminzöl die Konzentration steigern, den Verstand schärfen und die Reaktionsfähigkeit verbessern, so dass Prüfungsstress vermindert und Lerninhalte besser aufgenommen, bzw. wiedergegeben werden können.
- Es fördert zudem die Verdauung, wenn man einen Tropfen um den Bauchnabel einreibt oder ein bis zwei Tropfen naturreines Öl einnimmt.
- Beim Inhalieren werden Lunge und Atemwege frei.
- Es verhilft müden, schmerzenden Beine zur Linderung.
- Es entspannt die Muskulatur und lindert Kopfschmerzen
- Es kühlt die Haut und hilft gegen Juckreiz.
- Es reduziert die Schmerzempfindlichkeit.
Studie: Hilft Pfefferminzöl genauso gut gegen Kopfschmerzen wie Paracetamol?
In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie mit insgesamt 164 Schmerzattacken von 41 Kopfschmerz-Patienten beider Geschlechter im Alter zwischen 18 und 65 erhält eine Gruppe Pfefferminzöl (10%ige Lösung in Alkohol), nach 15 und 30 Minuten auf Stirn und Schläfen aufgetragen, und als Placebo eine Alkohollösung mit Spuren von Pfefferminz. Die andere Gruppe der Probanden erhält 2 Kapseln Paracetamol (1000 mg) bzw. ein gleich aussehendes Placebo. In beiden Fällen war ein signifikanter Unterschied zwischen dem Auftragen des Pfefferminzöls bzw. der Einnahme von Paracetamol gegenüber dem Placebo zu beobachten.
Das Pfefferminzöl reduzierte die Kopfschmerzen nach etwa 15 Minuten deutlich und die Linderung hielt eine Stunde lang an. Dasselbe Ergebnis brachte die Einnahme von 2 Kapseln Paracetamol. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen der Behandlung mit 10-prozentigem Pfefferminzöl und 2 Kapseln Paracetamol. In beiden Fällen war die Linderung der Kopfschmerzen ähnlich effektiv. Der wesentliche Unterschied ist: Paracetamol hat eine Reihe von Nebenwirkungen. Pfefferminzöl dagegen ist frei von Nebenwirkungen, wenn der Patient nicht gerade eine Allergie gegen Pfefferminze hat.
Vorsicht beim Kauf ätherischer Öle: Darauf müssen Sie achten!
Verwenden Sie nur 100 % naturreine ätherische Öle
Nicht jedes ätherische Öl ist gleich. Im ersten Moment erzeugen Sie zwar denselben Duft, doch wenig später riecht das Öl merkwürdig, nicht mehr frisch, wenn nicht sogar unangenehm. Nicht alle Öle, die Sie in Geschäften oder gar auf dem Weihnachtsmarkt o.ä. erwerben können, sind absolut rein. Häufig sind sie mit billigeren, ähnlich duftenden Ölen gestreckt oder enthalten sogar synthetisch hergestellte Duftstoffe. Diese Qualitäten haben keine der hier beschriebenen gesundheitsfördernden Wirkungen!
Im Gegenteil: In der Duftlampe verdampft können sie Kopfschmerzen verursachen. Auf der Haut haben sie gar nichts zu suchen, denn die Gefahr für allergische Reaktionen ist bei synthetisch hergestellten Duftölen sehr hoch, bei naturreinen Ölen dagegen selten.
Für eine innerliche Anwendung, die ohnehin nur in Zusammenarbeit mit einem Heilpraktiker oder Arzt empfohlen wird, sind sie absolut tabu. Sie haben keinerlei Heilwirkung und schädigen Ihre Gesundheit! Achten Sie auf die Formulierung: 100 % naturreines ätherisches Öl. Naturidentisch bedeutet synthetisch! Und: Das ätherische Öl muss lichtgeschützt in einem Braun- oder Blauglas abgefüllt sein.
Da manche naturreine ätherische Öle sehr teuer sind, werden sie mit anderen günstigeren naturreinen ätherischen Ölen gemischt, z.B. Rosenöl mit Geranienöl. Wenn es Ihnen nur um den Duft geht und die Beimischungen auf dem Etikett genau aufgeführt sind, können Sie sie für die Beduftung des Raumes oder als Hautpflege verwenden. Es sind ja naturreine Öle. Nur wenn Sie einen bestimmten Heileffekt herbeiführen möchten, bleibt Ihnen ungeachtet des Preises nichts anderes übrig, als das naturreine ätherische Öl nur von der Pflanze anzuwenden, die den gewünschten Effekt verspricht. Kombinationen mit anderen, wenn auch naturreinen Ölen, verändern und vermindern die gewünschte Heilwirkung.
Optimal: ätherische Öle aus Wildsammlung oder kontrolliert biologischem Anbau!
Wenn Sie von ätherischen Ölen und ihrem Nutzen für Gesundheit und seelisches Wohlbefinden optimal profitieren möchten, kaufen Sie Öle aus Wildsammlung oder kontrolliert biologischem Anbau. Dann können Sie sicher sein, dass keine Herbizide, Pestizide, Fungizide und chemische Kunstdünger in den Essenzen der Pflanzen sind, mit denen Sie sich verwöhnen, pflegen und Ihre Gesundheit fördern möchten. Dass synthetisch, d.h. künstlich hergestellte Öle keinerlei Heilwirkung haben, versteht sich von selbst. Sie sind energetisch tot und nicht wie echte ätherische Öle die Seele der Pflanzen.
Da die Bezeichnung 100 % naturreines ätherisches Öl die richtige Bezeichnung, aber leider nicht geschützt ist, müssen Sie noch auf die folgenden Angaben achten:
- Es sollte nicht nur der deutsche, sondern auch der botanische (lateinische) Name auf dem Etikett stehen, um Verwechslungen zu verhindern. Diesen können Sie im Internet überprüfen.
- Angabe des Pflanzenteils, aus dem das ätherische Öl gewonnen wurde, z.B. Wurzel, Blätter, Blüte etc. Es macht einen qualitativen Unterschied, ob das Öl z.B. aus den Blättern oder den Stielen gewonnen wurde.
- Name des Ursprungslandes
- Verfahren, wie das ätherische Öl gewonnen wurde Wasserdestillation o.a.
- Angabe des Chemotyps, z.B. Eucalyptus globulus (Gewöhnlicher Eukalyptus)
- Bei einer Mischung von einem sehr teuren Öl mit einer anderen Pflanze oder einem Trägeröl oder Alkohol muss das Verdünnungsmittel benannt und Mischungsverhältnis zwischen den Komponenten angegeben sein.
- Chargennummer – mit ihr können z.B. biochemische Testergebnisse zurückverfolgt werden. Die Kontrollnummer ist wichtig bei Unverträglichkeiten oder Reklamationen.
- Angabe der Füllmenge
- Angabe der vollständigen Firmenadresse, z.B. um sich bei der Firma zu informieren oder um zu reklamieren.
Ätherische Öle: So werden naturreine Öle hergestellt
Schon seit Jahrtausenden werden auf unterschiedliche Weise die Duftstoffe von Pflanzen extrahiert: Ein mesopotamisches Destilliergerät z.B., das Archäologen ausgegraben haben, soll 5000 Jahre alt sein. Die auch heute noch gebräuchlichste Art, ätherische Öle aus den Pflanzen zu gewinnen, ist die
Wasserdampfdestillation – die ätherischen Öle durch Wasserdampf herauslösen
Die Pflanzen werden gereinigt, zerkleinert und in Wasser erhitzt. Der Wasserdampf löst die ätherischen Öle heraus und steigt mit den winzigen Öltröpfchen nach oben. Dort gelangt er in ein sich verjüngendes, gekühltes Rohr und wird in ein Auffanggefäß weitergeleitet. Von wenigen Ausnahmen abgesehen schwimmt das ätherische Öl auf dem Wasser und kann abgeschöpft werden.
Um das Öl vollständig zu extrahieren, braucht es Zeit. Sie kostet Geld, wie auch die perfekte Hitze und der richtige Druck. Werden zu viel Wärme und Druck aufgewendet, beschleunigt das zwar den Destillationsvorgang. Aber es fehlen dann wie auch beim zu kurzen Destillieren Komponenten des Öls. Es kann nicht die vollkommene Heilwirkung besitzen.
Schon allein diese Tatsache erklärt, warum hochwertige ätherische Öle neben den Ausgangsstoffen auch wegen der optimalen, langwierigen Herstellung ihren Preis haben. Auch das Destillationswasser, das die wasserlöslichen Substanzen der Pflanze enthält, hat gesundheitsfördernde und pflegende Eigenschaften, z.B. Rosenwasser, das erfrischt, Entzündungen hemmt und Juckreiz stillt.
Zitrusöle werden mit Kaltpressung gewonnen
Zitrusfrüchte haben ihre ätherischen Öle in der Schale. Sicher kennen Sie das Experiment: Wenn Sie eine Orangenschale gegen eine Kerzenflamme zusammendrücken, verbrennt das ätherische Öl mit einer kleinen hellen Flamme und es riecht lecker nach der Zitrusfrucht.
Früher wurden die ätherischen Zitrusöle durch das Ausdrücken der Schalen gegen einen Schwamm gewonnen. Heute findet die Kaltpressung maschinell statt: Die zerkleinerten Schalen werden mit etwas Wasser gemischt und ausgedrückt. Das ätherische Öl wird mithilfe einer Zentrifuge von der wässrigen Flüssigkeit getrennt. Wichtig für die Qualität ist, Schalen ohne Giftstoffe, d.h. aus biologischem Anbau zu verwenden und keine Hitze beim Zentrifugieren anzuwenden.
Mazeration und Enfleurage – die Düfte durch die Verbindung mit Fett und Öl gewinnen
Diese Methode ist schon sehr alt und inzwischen überholt: Schon in der Antike gab man die Blütenteile in warmes Fett oder Öl und ließ sie darin ziehen. Dann filterte man das Öl durch ein Gewebe und gewann so Salben und Öle mit wohlriechenden Düften (Mazeration).
Die Trennung beider Komponenten war lange Zeit ein Rätsel. Diese Methode wird heute nur noch zur Gewinnung von fetten Ölen wie Rotöl aus Johanniskraut, Arnika- und Ringelblumenöl nach Einlegen in Oliven- oder Mandelöl. Erst im 19. Jahrhundert entwickelte man für Blüten, die nicht mit Destillation verarbeitet werden konnten, wie z.B. Jasmin, die kalte Enfleurage: Dabei streicht man ein geruchsneutrales Tierfett auf Glasblatten und drückt die Blüten hinein. Alle paar Tage werden die Blüten durch neue ersetzt, bis das Fett durch das ätherische Öl gesättigt ist.
Dieser Prozess zieht sich wochenlang hin. Mithilfe von Alkohol werden die hochwertigen ätherischen Öle extrahiert. Eine Methode, die heute nicht mehr durchgeführt wird. Stattdessen werden andere Lösungsmittel angewendet:
Ätherische Öle mit chemischen Lösungsmitteln extrahieren (Solventextraktion)
Heute werden Pflanzen, die für das Erhitzen bei der Wasserdampfdestillation nicht geeignet sind, in ein Lösungsmittel wie Tetrachlormethan, Hexan, Toluol oder Petroläther eingelegt, die anschließend unter Vakuum abdestilliert werden. Zurück bleibt eine duftende Salbe, das Concrète.
Mithilfe von Alkohol löst man das Pflanzenwachs heraus und erhält das sogenannte Absolue. Es ist konzentrierter als ein reines ätherisches Öl. Von manchen Pflanzen kann man ein ätherisches Öl sowohl durch Destillation und als auch ein Absolue gewinnen, z.B. bei Rosen.
Problematisch ist die möglichst vollständige Entfernung der hochgiftigen Lösungsmittel. Auch kleinste Reste können allergische Reaktionen auslösen und die heilende Wirkung auf Null reduzieren. Absolues dürfen nie innerlich eingenommen werden!
Bio-Absolues zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit Alkohol als Lösungsmittel gewonnen werden, z.B. ein Absolue mit Vanille oder Lotus. Sie haben die bestmögliche Qualität, um in der Aromatherapie eingesetzt zu werden.
Resinoide – dickflüssige ätherische Öle aus Harzen
Um ätherische Öle aus Harzen herauszulösen, wird das Harz in Toluol oder Alkohol gegeben, erhitzt und umgerührt. Die Duftstoffe lösen sich heraus. Das Lösungsmittel wird abgedampft. Auch hier ist die Herstellung mit Alkohol gegenüber dem giftigen Chlorkohlenwasserstoff vorzuziehen.
Ätherische Öle aus Harzen sind z.B. Myrrhe, Elemi, Eichenmoos, Styrax, Tolubalsam und Weihrauch. Die Öle enthalten noch Spuren von Wachsen und Klebern und fühlen sich dickflüssiger und klebriger an als ätherische Öle aus einer Wasserdestillation.
CO2 – mit verflüssigtem Gas die Duftstoffe herauslösen
Bei der neuesten Methode lösen Gase wie Kohlendioxid oder Butan, die sich unter Druck verflüssigen, die ätherischen Öle aus der Pflanze. Sie können sich etwas von den Ölen unterscheiden, die aus den gleichen Pflanzen mithilfe von Wasserdampfdestillation gewonnen werden. Sie können z.B. weniger Wirkstoffe wie Terpene haben.
Ätherische Öle: Das sind die Wirkstoffe für Ihre Gesundheit
Ätherische Öle enthalten bis zu 500 Inhaltsstoffe. Das macht es der etablierten Medizin so schwer, sie zu verstehen. Während sich die Schulmedizin mit ihren Einzelwirkstoffen beschäftigt, ist der Reichtum an Inhalts- und Wirkstoffe ätherischer Öle nicht so einfach für sie einzuordnen. Das sollte aber nicht zu Lasten des Patienten gehen. Deshalb erhalten Sie hier Informationen über bewährte Anwendungsbereiche in der Aromatherapie für Ihre Selbstbehandlung.
Dazu zählt auch, die wichtigsten Wirkstoffe in den ätherischen Ölen kennenzulernen. Ich liste sie auch deshalb auf, damit Sie sehen, dass ätherische Öle nicht nur irgendwie gut tun. Sie enthalten Substanzen, deren körperliche und seelisch-geistige Wirkung nicht nur seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde erfolgreich Anwendung findet, sondern heute auch wissenschaftlich erwiesen ist:
Ätherische Öle bestehen in erster Linie aus Terpenen: Monoterpene wirken antibakteriell, antiviral und regen das Immunsystem an. Bestimmte Monoterpene sollen krebshemmende Eigenschaften haben. Zudem wirken sie vitalisierend, stärken die Psyche und fördern die Konzentrationskraft. Monoterpene finden sich verstärkt z.B. in Weißtanne, Mandarine, Latschenkiefer, Kiefer und in geringerem Maße in Lavendel.
Sesquiterpene haben eine entzündungshemmende, antioxidative und antibakterielle Wirkung. Außerdem können sie gegen Fieber und Allergien wirken und die Regeneration der Haut fördern. Sie beruhigen und stärken die Psyche. Ein hoher Gehalt an Sesquiterpenen haben Zeder, Ylang-Ylang, Melisse, Ingwer, Kamille und Patchouli.
Monoterpenole (Monoterpen-Alkohole) haben einen angenehmen Duft und ein weites Spektrum an gesundheitsfördernden Eigenschaften: Sie bekämpfen Bakterien, Viren und Pilze, sind sehr gut verträglich und hautfreundlich. Sie sind anregend und steigern leicht den Blutdruck. Seelisch geben sie Energie und hellen die Stimmung auf.
Sesquiterpenole (Sesquiterpen-Alkohole) wirken antientzündlich, antiallergisch, antibakteriell und regen die Abwehrkräfte an. Auch sie sind gut verträglich, pflegen die Haut und können entstauende und entgiftende Wirkungen haben. Sesquiterpenole sind stimmungsaufhellend und geben auf seelisch-geistiger Ebene Energie und Kraft.
Diterpen-Alkohole finden sich nur selten in ätherischen Ölen. Sie haben dieselben Eigenschaften wie Sesquiterpenole sowie hormonähnliche Wirkungen. Alkohole sind verstärkt z.B. in Sandelholz, Palmarosa, Teebaum und Lavendel enthalten.
Monoterpenaldehyde zeichnen sich durch eine stark antioxidative und virusabtötende Wirkung aus. Sie bekämpfen zudem Pilze und wirken gegen Fieber und Entzündungen. Seelisch sind sie aufheiternd und entspannend zugleich. Sesquiterpenaldehyde haben ähnliche Effekte. Dazu kommen schleim- und krampflösende sowie teilweise hormonähnliche Eigenschaften. Aldehyde finden sich in hohem Maße in Eukalyptus, Lemongrass, Cassia, Zimtrinde und Melisse.
Auch Monoterpenketone sind schleim- und krampflösend, was sich z.B. bei Bronchitis und Asthma zunutze gemacht wird. Sie wirken antiallergisch und antientzündlich, anregend, galletreibend, fördern die Wundheilung der Haut und verringern die Bildung von Narben. Ketone sind vor allem in Salbei, aber auch in süßem Fenchel, Zeder, Geranie, Myrrhe und Eukalyptus enthalten.
Ester bekämpfen Pilze und Entzündungen, lösen Krämpfe, auch im Magen-Darm-Trakt, und regen den Lymphfluss an. Seelisch beruhigen sie und lösen Ängste. Einen hohen Anteil an Ester haben z.B. Kamille, Bergamotte, Lavendel und Muskatellersalbei.
Ether und Oxide töten Bakterien, Viren und Pilze ab, lösen Krämpfe und Schleim bei Erkältungen und Bronchitis, entblähen und wirken örtlich betäubend. Psychisch beruhigen sie, stärken die Seele und das Konzentrationsvermögen. Ether und Oxide sind besonders in Eukalyptus, Cajeput, Basilikum, Myrte, Kampfer und Myrrhe enthalten.
Phenole zeichnen sich durch eine besonders starke antibakterielle und antiseptische Wirkung aus. Sie stimulieren die Abwehrkräfte und das zentrale Nervensystem, steigern leicht den Blutdruck und haben lokalanästhetische Eigenschaften. Als Einzelstoffe können Phenole eventuell die Haut reizen. Seelisch sind sie nährend, wärmend und stärkend. Phenole finden sich vermehrt in Oregano, Tulsi, Thymian und Zimtrinde.
Lactone und Cumarine sind stark antioxidativ, antientzündlich, antibakteriell, krampflösend, schleimlösend und auswurffördernd, z.B. bei Bronchitis und Husten. Sie sind vermehrt in Katzenminze, Cassia und in kleinerer Menge in Zitrusfrüchten wie Zitrone und Bergamotte enthalten. Speziell die Furocumarine, häufig in Zitrusölen, erhöhen die Lichtempfindlichkeit und damit das Risiko für eine Schädigung durch Sonneneinstrahlung. Deshalb werden heute diese Substanzen oft abdestilliert. Das schwächt jedoch den Duft und die Haltbarkeit, weil Furocumarine stark antioxidativ wirken.
Ein kleiner geschichtlicher Rückblick
Die Essenzen haben vor mehr als 6000 Jahren im alten Ägypten ihren Ursprung. Man fand damals in den pharaonischen Gräbern Restbestände in Alabaster-Krügen. Sie wurden nicht nur zum Einbalsamieren von Mumien verwendet und fanden Gebrauch als Gabe an die Götter, sondern dienten zu Lebzeiten der Pharaonen der Gesundheit und Schönheit.
Auch die Inder und Chinesen haben eine sehr alte Geschichte mit ätherischen Ölen. Die Griechen und Römer übernahmen das Wissen von der Heilkraft der Düfte von den Ägyptern. Es wird erzählt, dass der römische Kaiser Nero das ätherische Öl der Rose verwendete, um sich von Kopfschmerzen zu befreien, seine Verdauung anzukurbeln und seinen Geist zu erheben.
Aus der Bibel erfahren wir, dass Moses das Wissen um die Essenzen ins Heilige Land brachte und auch Jesus und Hildegard von Bingen ätherische Öle zur Heilung verwendeten.
So haben ätherischen Essenzen eine durchgängige Tradition vom alten Ägypten über Moses, Jesus und Maria Magdalena, die vom Heiligen Land nach Südfrankreich ging.
Im 10. Jahrhundert tauchten ätherische Öle wieder bei den arabischen Ärzten und Alchemisten auf. Mit den Kreuzzügen kam das Wissen über die duftenden Essenzen nach Europa. Im Mittelalter tauchten immer wieder ätherische Öle in Frankreich auf. Im 16. Jahrhundert entdeckte der Straßburger Arzt Brunschwig die Kunst der Destillation und die Kenntnisse der medizinischen Anwendung ätherischer Öle wieder neu und verbreitete sie in im deutschen Raum. Auch Paracelsus, der berühmte Arzt und Alchemist im 16. Jhdt. trieb die Herstellung und den heilkundlichen Gebrauch ätherischer Öle voran.
Bis zum 19. Jahrhundert fand man ätherische Öle und ihre Anwendungsmöglichkeiten in Kräuterbüchern. Dann wurden sie zunehmend durch chemische Heilmittel ersetzt. In der Neuzeit gilt derfranzösische Chemiker René-Maurice Gattefossé als der Vater der Aromatherapie. Er untersuchte vor allem die kosmetische und medizinische Wirkung ätherischer Öle auf die Haut. Gattefossé prägte den Namen Aromatherapie und betitelte so auch sein 1937 erschienenes Buch.
Der französische Arzt Dr. Jean Valnet war begeistert von dem Werk und erprobte erfolgreich seine Aussagen insbesondere über die Hautdesinfektion bei der Behandlung von Kriegsverletzten im zweiten Weltkrieg. Seine Erfahrungen fasste er in seinem Buch und späteren Standardwerk “Aromatherapie – Gesundheit und Wohlbefinden durch pflanzliche Essenzen“ zusammen. Er unterrichtete Ärzte darin, wie sie ätherische Öle in ihrer Praxis anwenden können. Die Aromatherapie breitete sich auch in andere europäischen Länder, besonders Italien und England aus.
Trotz einer Vielzahl positiver Studienergebnisse steckt die Aromatherapie in Deutschland noch in den Kinderschuhen, was ihre Anerkennung und Anwendung im medizinischen Alltag anbelangt. Sie wird oft auf etwas mehr Wohlbefinden durch eine Duftlampe reduziert, obwohl sie nachweislich viel mehr zu bieten hat.
Deshalb erhalten Sie hier genaue Infos, wie Sie sich selbst mit ätherischen Ölen helfen zu können. Durch die zunehmende Nachfrage verbessert sich immerhin das Angebot mit qualitativ hochwertigen Ölen. Ätherische Öle zählen zu den ältesten und wirkungsvollsten therapeutischen Mitteln, welche den Körper, Seele und Geist positiv beeinflussen können.
Quellen:
Fischer-Rizzi, S.: Himmlische Düfte, Aromatherapie, AT Verlag, 2002
Wabner, D., Beier, C.: Aromatherapie, Urban & Fischer, 2. Auflage 2012
https://flexikon.doccheck.com/de/Enkephalin, abgerufen 14.02.20
https://flexikon.doccheck.com/de/Endorphin, abgerufen 14.02.20
https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/riechkolben/57036, abgerufen 14.02.20