Gedächtnistraining: Übungen & Tipps um die Merkfähigkeit zu verbessern

Gedächtnistraining: Übungen & Tipps um die Merkfähigkeit zu verbessern
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Inhaltsverzeichnis

„Wie hieß er nur gleich?“ Diese Frage stellt sich manch einer, wenn er sein Gegenüber schon einige Male gesehen hat, der Name ihm aber nicht einfällt. Können auch Sie sich die Geheimzahl Ihrer EC-Karte nur schwer merken? Spätestens beim Bezahlen oder am Geldautomaten kommen Sie ins Grübeln und stellen fest, dass die Zahl aus dem Gedächtnis verschwunden ist.

Vergessen gehört zu unserem Leben. Es ist sogar dringend notwendig. Denn würden Sie sich alles merken, was Sie lesen, hören und erleben, dann hätten Sie so viele Informationen in Ihrem Gehirn gespeichert, dass es völlig überlastet wäre.

Sie hätten keinerlei Zugriff mehr auf die Informationen, die wirklich wichtig wären. Aus diesem Grund merkt sich Ihr Gehirn nur Dinge, die scheinbar notwendig für Sie sind.

Warum Gedächtnistraining jung hält

Die nachlassende Erinnerungsfunktion des menschlichen Gehirns ist eine natürliche Reaktion auf den Alterungsprozess, doch muss man sie nicht annehmen und vor ihr resignieren. Wer seinen Geist trainiert, wird sich auch im hohen Rentenalter noch erinnern und damit mehr Freude am Leben und an gemeinsamen Unternehmungen mit seiner Familie und seinen Freunden haben können.

Neben der körperlichen Fitness ist es daher hilfreich und ratsam, das Gedächtnis zu trainieren und binnen kurzer Zeit zu merken, dass man sich besser erinnern und wichtige Dinge wieder im Kopf behalten kann. Abwechslungsreiche Übungen schulen alle Areale des Gedächtnisses und steigern die Freude am täglichen Training.

Denn nur was Spaß macht, erhöht auch die Motivation und Konsequenz, sich den täglichen Aufgaben zu stellen und nicht die Lust zu verlieren.

Wichtig

Gehirnjogging sollte mit gleicher Aufmerksamkeit betrachtet werden wie körperliche Fitness, da ein gesunder Körper und Geist bis ins hohe Alter für Wohlbefinden sorgen und die Vorstellung vom vergesslichen, zurückgezogen lebenden Rentner der Vergangenheit angehören lässt.

Mit diesen Tipps trainieren Sie ihr Gedächtnis

Diese Tricks und Übungen helfen Ihnen, Ihre Merkfähigkeit zu fördern.

1. Schaffen Sie Interesse.

Wahrscheinlich haben Sie es schon selbst bemerkt: Wenn Sie eine Sache interessiert, können Sie sich viele Details merken. Haben Sie dagegen die Einstellung, dass Sie sich etwas merken müssen, obwohl Ihnen das Thema eigentlich gleichgültig ist, tun Sie sich schwer, selbst die einfachsten Grundlagen zu behalten.

Müssen Sie sich zum Beispiel in ein neues Computerprogramm einarbeiten? Können Sie sich die Befehle nicht merken, weil Sie im Grunde kein Interesse an PC-Arbeit haben?

Wichtig ist daher, dass Sie sich vor Augen führen, warum das Thema für Sie interessant sein könnte.

  • Führen Sie sich vor Augen, wie das Programm Ihre Arbeit erleichtert.
  • Machen Sie sich klar, dass Sie, wenn Sie das Programm beherrschen, Ihre Arbeit schneller beenden können und so mehr Zeit für andere Dinge haben.

So gewinnen Sie Freude an der Arbeit, sind aufmerksamer und können sich automatisch mehr merken.

2. Bleiben Sie aufmerksam.

Viele Menschen stehen heute unter Stress. Das Telefon klingelt ständig, hinzu kommen E-Mails, die beantwortet werden müssen, oder Kollegen, die immer wieder nach irgend­etwas fragen. Ihr Gehirn ist in diesen Situationen zu beschäftigt, um sich Dinge dauerhaft einprägen zu können. Vielmehr merkt es sich Informationen nur kurz, sie werden aber langfristig nicht abgespeichert.

Wenn Sie sich etwas dauerhaft merken wollen, sollten Sie daher alle Störer abschalten.

  • Sorgen Sie für Ruhe.
  • Fokussieren Sie Ihre Gedanken ganz auf das, was Sie sich einprägen wollen.
  • Zur Not schalten Sie den Anrufbeantworter ein und hängen ein „Bitte nicht stören“-Schild an die Tür, um Unterbrechungen von außerhalb zu vermeiden.

So kann sich Ihr Gehirn ganz auf die gestellte Aufgabe konzentrieren.

3. Fragen Sie nach.

Häufig haben Sie Schwierigkeiten, sich etwas zu merken, weil Sie Dinge (akustisch oder dem Sinn nach) nicht verstanden haben. Was Sie so falsch verstehen, kommt auch falsch in Ihrem Gedächtnis an.

  • Fragen Sie daher lieber noch einmal nach, ob das, was Sie sich merken wollen, auch tatsächlich so gemeint war.

Stellt sich Ihnen jemand vor und Sie wollen oder müssen sich den Namen merken, können Sie sich weitere Informationen verschaffen und so Ihr Gehirn unterstützen.

  • Fragen Sie zum Beispiel bei einem Namen, der fremd klingt, nach der Herkunft.
  • Sie können sich auch eine Eselsbrücke bauen, zum Beispiel mit einem Reimwort.

Durch solche vertiefenden Informationen ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass Ihnen der Name auch wirklich im Gedächtnis bleibt.

Nachfragen hilft beim einprägen und signalisiert gleichzeitig Interesse an Ihren Mitmenschen.© zinkevych | Adobe Stock

4. Denken Sie an die verflixte ­Sieben.

Eine Situation, die viele Menschen kennen: Sie sind in einer fremden Stadt und fragen nach dem Weg. Ihr Gegenüber gibt Ihnen eine ausführliche Wegbeschreibung, Sie wiederholen sie und sind sich nun auch sicher, Ihr Ziel tatsächlich zu erreichen. Sie gehen los – und dann wissen Sie irgendwann nicht mehr weiter und müssen erneut fragen.

Der Grund dafür: Unser Gehirn hat keine unendliche Merkfähigkeit. Sie speichern in Ihrem Kurzzeitgedächtnis 7 Informationen ohne Probleme. Sind Sie trainiert, können es auch neun bis zehn sein. Danach aber ist Schluss. Alles, was darüber hinaus geht, vergessen Sie sofort wieder.

  • Versuchen Sie daher, sich nicht zu viel auf einmal einzuprägen.
  • Unterteilen Sie lieber das, was Sie sich merken müssen, in kleine Abschnitte.

So können Sie sicher sein, deutlich mehr zu behalten.

5. Wiederholen Sie, denn Lernen lebt von Wiederholungen.

Sie sorgen dafür, dass Sie sich Informationen auch längerfristig einprägen. Auch hierbei spielt die Zahl sieben eine große Rolle: Es hat sich gezeigt, dass sich Dinge besonders dann gut einprägen, wenn Sie sie im Siebener-Rhythmus wiederholen.

Allerdings sollten Sie die Informationen nicht einfach siebenmal durchlesen. Vielmehr sollten Sie zwischen den Wiederholungen Pausen machen, die immer länger werden.

  • Lesen Sie sich also die Informationen durch.
  • Machen Sie 5 Minuten Pause.
  • Lesen Sie sie erneut.
  • Machen 10 Minuten Pause etc.

6. Suchen Sie gedankliche Verbindungen.

Merken bedeutet im Grunde, dass Informationen in Ihrem Gehirn so abgelegt werden, dass sie leicht wieder abgerufen werden können. Sie können Ihrem Gehirn dabei helfen, einen richtigen Speicherort zu finden.

  • Suchen Sie nach Ihnen bereits bekannten Dingen, mit denen Sie die neuen Informationen verknüpfen können.
  • Lernen Sie eine neue Sprache? Dann können Sie nach Übereinstimmungen mit Ihnen in einer anderen Sprache bereits bekannten Wörtern suchen.

So erleichtern Sie Ihrem Gehirn die Speicherarbeit.

7. Lernen Sie mit allen Sinnen.

Je mehr Informationen Sie mit neuen Themen verbinden, umso eher können Sie sie sich merken.

Versuchen Sie daher, den Dingen, die Sie sich merken wollen, Ihnen bereits bekannte Lieder, Töne, Bilder oder Farben zuzuordnen.

So behalten Sie etwa die Geheimzahl 0714 besser, wenn Sie beispielsweise daran denken, dass Sie im Juli zwei Wochen, also 14 Tage, in Urlaub fahren.

Wenn Sie diese sieben Tipps im Alltag beherzigen, wird es Ihnen viel einfacher fallen, sich neue Dinge zu merken – ganz gleich, ob es sich um Namen, fremde Wörter oder Zahlenfolgen handelt.

Gedächtnistraining steigert auch die Konzentration

Strukturiert die Aufgaben des Alltags angehen
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Amerikanische Forscher haben untersucht, was effektiver ist: Multitasking oder Aufgaben Schritt für Schritt abzuarbeiten. Versuchspersonen mussten Aufgaben nach beiden Schemata lösen. Dabei wurde die Leistung pro Zeiteinheit gemessen.

Das Ergebnis: Wenn die Testpersonen erst eine Aufgabe in Angriff nahmen und lösten und dann die zweite begannen, waren sie besser und schneller, als wenn sie beide im Multitaskingverfahren lösten.

Lernen also auch Sie, sich wieder auf einzelne Tätigkeiten zu konzentrieren.

Sie werden auf diese Weise nicht nur leistungsfähiger, sondern auch schneller und gewinnen dadurch wertvolle Lebenszeit zurück.

Übungen für Ihre Konzentration

Für jede Höchstleistung brauchen Sie Konzentration. Egal, ob es sich um Privatleben, Beruf, Sport oder Hobby handelt.

Sicherlich, solange etwas für Sie neu und spannend ist, gelingt es Ihnen ganz gut, sich zu konzentrieren und mit Begeisterung bei der Sache zu bleiben.

Was aber, wenn Ihre Aufgaben den Reiz des Neuen verlieren und Alltag geworden sind? Können Sie sich dann noch motivieren und ausreichend konzentrieren? Mit diesen Übungen können Sie Ihre Konzentrationsfähigkeit trainieren.

1. Hören Sie wieder aufmerksam zu.

Es ist nicht einfach, nur zuzuhören. Versuchen Sie es:

  1. Kaufen Sie sich eine Hörspiel-CD oder -Kassette.
  2. Legen Sie sie ein.
  3. Machen Sie es sich bequem.
  4. Schließen Sie Ihre Augen.
  5. Hören Sie einfach nur zu. Nicht während Sie bügeln oder Auto fahren, sondern einfach nur so.

Sie werden merken, wie schwer es Ihnen zu Beginn fallen wird, sich nur auf das Erzählte zu konzentrieren, ohne dass Ihre Gedanken abschweifen. Aber mit jeder CD wird es Ihnen wieder leichter fallen.

2. Schreiben Sie einen Aufsatz.

Das mag für Sie nach Schule klingen, ist aber eine ideale Konzentrationsaufgabe.

  • Nehmen Sie sich mindestens 1 Stunden Zeit.
  • Schalten Sie alles aus, was Sie stören könnte: Türklingel, Radio, TV, Handy und Telefon.
  • Suchen Sie sich ein Thema aus, das Sie im Moment beschäftigt. Mögliche Themen sind etwa, was für Sie Erfolg bedeutet oder wofür Sie verantwortlich sind.
  • Wichtig ist auch, dass Sie per Hand schreiben, nicht mit Maschine oder PC.

3. Bremsen Sie sich.

Diese Übung ist geeignet für Menschen, die unter Zeitdruck dazu neigen, hektisch und fahrig zu handeln. Sie sollten dann bewusst die Langsamkeit entdecken.

  1. Merken Sie, dass Sie wieder fahrig und hektisch werden, sagen Sie laut „Stopp!”.
  2. Senken Sie das Tempo Ihrer Bewegungen.
  3. Gehen Sie ganz langsam.
  4. Setzen Sie bewusst einen Fuß vor den anderen.
  5. Greifen Sie nach jedem Gegenstand, als handele es sich um ein rohes Ei.

Nach ein bis zwei Minuten werden Sie merken, wie Sie wieder aufmerksamer an die Sache gehen und konzentriert weiterarbeiten können.

4. Disziplinieren Sie Ihren Geist durch Ihren Körper.

Ausdauersportarten wie Joggen, Walken oder Radfahren trainieren neben Ihrer körperlichen auch Ihre geistige Ausdauer. Durch das regelmäßige Training, das einer immer wiederkehrenden Aufgabe entspricht, üben Sie sich in Durchhaltefähigkeit. Sie werden weniger sprunghaft, geben nicht so schnell auf.

Fangen Sie langsam an, vielleicht mit 10 Minuten. Wenn Sie nach sechs bis neun Monaten eine Stunde am Stück laufen können, haben Sie auch Ihr Durchhaltevermögen um das Sechsfache gesteigert.

5. Betreiben Sie Denksport.

Im Moment erleben Denksportübungen einen neuen Boom. Gerade Sudokus oder Kakuros, die beliebten Zahlenrätsel, schulen Ihre Konzentration – denn schon kleine Unaufmerksamkeiten führen zu falschen Lösungen.

Solche Rätsel gibt es als Hefte und Bücher, aber auch als Spiele für den Computer.

Was ist hinter den Bergen? Ein kleiner Merkfähigkeit-Test

Wir haben eine kleine Geschichte für Sie zusammengestellt. Dabei wird eine Umgebung sehr genau beschrieben. Lesen Sie den Text aufmerksam durch. Im Anschluss beantworten Sie dann bitte die Fragen unten zu diesem Text.

Am besten decken Sie die Fragen während des Lesens schon einmal ab. Aber nicht schummeln! Zu Ihrer eigenen Übung sollten Sie während der Beantwortung der Fragen nicht in den Text schauen.

Text:

Direkt hinter dem Haus mit der roten Haustür steigen die Berge bis zu einer Höhe von 1.000 Metern auf. Pinien, Fichten und auch Eichen wachsen dort so dicht, dass die Zahl der Wildschweine und des Rotwilds außergewöhnlich hoch ist. Eine große Blumenwiese mit wildem Thymian, Lavendel, Kamille und Mohn erstreckt sich davor, auf der die Bienen und Schmetterlinge von einer Pflanze zur anderen fliegen.

Fragen:

  • Wie hoch waren die Berge hinter dem Haus?
  • Welche Tiere wurden genannt?
  • Welche Bäume wurden genannt?
  • Welche Kräuter wurden genannt?

Gedächtnistraining: Wo liegen die eigenen Stärken und Schwächen?

Das Gedächtnis aller Menschen funktioniert unterschiedlich. Einige Menschen merken sich vor allem in der Vergangenheit geschehene Dinge sehr gut, während sie kürzlich Erlebtes bereits kurz darauf vergessen haben.

Andere Menschen graben vergeblich in der Vergangenheit und können die Erinnerungen auch bei größter Anstrengung nicht abrufen, während sie im aktuellen Leben nichts vergessen und sich verschiedene Dinge sehr gut merken. Durch die unterschiedliche Performance der Gedächtnisleistung ist es wichtig, die eigenen Schwächen zu erkennen und sich über seine Stärken im Klaren zu sein.

Die theoretischen Grundlagen für ein Gedächtnistraining sind sowohl für das Langzeit- wie für das Kurzzeitgedächtnis zielführend und ermöglichen jedem Menschen, seine Schwächen zu bekämpfen und Gedächtnislücken oder Einschränkungen im Erinnerungsvermögen effektiv zu schließen.

Ein wichtiger Aspekt im Gehirnjogging ist die Gestaltung des täglichen Ablaufes. Denn der Alltag kann sich je nach Ausrichtung positiv oder negativ auf die Erinnerung auswirken. Der Lebensstil ist ein Grundpfeiler der Erinnerung und sollte sich daran orientieren, wie man selbst leben und seine Wünsche erfüllen möchte.

Jeder Mensch kann mit dem entsprechenden Training ein Leben lang geistig fit bleiben und seine Enkelkinder oder Urenkel mit einem enormen Erinnerungsvermögen überraschen. Tägliches Training für das Hirn legt dabei einen Grundstein und sorgt für die Fitness des “geistigen Muskels”, des Hirns.