Polymyalgia rheumatica
Polymyalgia rheumatica (PMR) bezeichnet eine entzündliche rheumatische Erkrankung, die ausgedehnte Muskelschmerzen und Steifheit verursacht. Es stellt die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung bei älteren Menschen dar.
Im Durchschnitt betrifft die Erkrankung Menschen um die 70 Jahre. Selten tritt die PMR vor dem 50. Lebensjahr auf. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer.
Ironischerweise ist die Mehrzahl aller PMR-Patienten ansonsten bei guter Gesundheit. Nach kräftezehrender Gartenarbeit oder nach einem langen Tennisspiel fühlten Sie sich schon früher steif und hatten leichte Gliederschmerzen.
Jetzt wachen Sie jeden Morgen mit diesen Symptomen auf und das über Wochen und Monate.
Verlauf der Krankheit
So muss man sich die Polymyalgia rheumatica vorstellen, die sich allmählich noch verschlimmern kann. Mitunter macht der Schmerz das morgentliche Aufrichten und Aufstehen zur Qual.
Obwohl man bisher keine Therapie gegen die Polymyalgia rheumatica kennt, verschwinden die Beschwerden im Allgemeinen nach ein bis zwei Jahren wieder von allein. Während dieser Zeit bewirkt die Behandlung sofortige Linderung.
Die Auslöser der PMR bleiben ungeklärt. Es gibt Hinweise, die auf eine Mitwirkung des Immunsystems schließen lassen. Darüber hinaus scheint die Vererbung eine Rolle zu spielen.
Die Erkrankung kommt unter Nordeuropäern und ihren Nachfahren häufiger vor. Die schmerzhaften Beschwerden der PMR treten langsam auf oder die PMR beginnt wie ein grippaler Infekt Gliederschmerzen, Müdigkeit, leichtem Fieber und Appetitlosigkeit.
Begleiterscheinung Riesenzellarteriitis
Im Vergleich zur Grippe verschwinden die Symptome bei der Polymyalgia rheumatica nicht nach einem Monat. Die Gelenk- und Muskelschmerzen fallen mäßig bis schwer aus. Sie beginnen bei vielen Patienten in den Schultern, in der Hüfte oder im Nacken und breiten sich aus.
Etwa 15 Prozent der Patienten mit Polymyalgia rheumatica leiden des Weiteren an der Riesenzellarteriitis, die unbehandelt zu Blindheit und Schlaganfällen führt.
Die Riesenzellarteriitis verursacht eine Entzündung bestimmter Arterien des Körpers, vor allem an den Schläfen. Andere Arterien an Kopf, Nacken, Oberkörper und den Armen sind unter Umständen auch beteiligt.
Die Erkrankung kommt gewöhnlich bei 60-Jährigen und Älteren vor. Die Ursache bleibt unbekannt.
Klassische Symptome
Zu den häufigsten Symptomen gehören sehr starke Kopfschmerzen. Ihre Kopfhaut kann schmerzempfindlich sein und beim Kauen treten Schmerzen auf.
Vielleicht bemerken Sie ein verschwommenes Sehen oder Sie sehen doppelt. Unter Umständen kommt es zu einem vorübergehenden oder dauerhaften Verlust Ihres Sehsinns in einem oder beiden Augen. Ein geringer Temperaturanstieg ist häufig zu bemerken.
Im Allgemeinen fällt der Morgen am schlimmsten aus. Sie verbringen vielleicht die erste halbe bis zwei Stunden nur damit, sich langsam zu bewegen, ohne allzuviel Schmerzen zu erzeugen.
Dadurch sind sie für den Rest des Tages ermattet. Die Schmerzen dauern unter Umständen den ganzen Tag über an. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung kommt es vor, dass der Schmerz Sie mitten in der Nacht aufweckt, wenn Sie sich im Bett bewegen.
Gelenk- und Muskelschmerzen
Da die Polymyalgia rheumatica sich allmählich entwickelt, sind Sie unter Umständen unschlüssig, ob Sie zu einem Arzt gehen sollen. Viele Patienten gehen erst zum Arzt, wenn sich ihr Zustand so verschlechtert hat, dass sie morgens kaum aus dem Bett kommen.
Verzögern Sie also nicht den Arztbesuch, wenn Sie eine PMR vermuten. Ohne Behandlung sorgt sie jahrelang für Unwohlsein und Schmerzen, bevor sieverschwindet.
Wenn Sie einmal wissen, dass Sie an einer PMR leiden, führen Medikamente meistens zur schnellen und restlosen Befreiung Ihrer Symptomen.
Zur Diagnose der PMR fragt Sie Ihr Arzt vor allem nach den Symptomen fragen, damit er andere Ursachen ausschließt. Ein einfacher Bluttest hilft bei der Diagnose. Der Test misst, wie schnell sich Ihre roten Blutkörperchen am Grund des Teströhrchens absenken (Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit).
In der Regel beschleunigt sich die Blutsenkung bei einer Entzündung. Wenn man bei Ihnen eine PMR feststellt, untersucht Ihr Arzt auch, ob Sie an einer Riesenzellarteriitis leiden.
Er überprüft Ihre Arterien auf Empfindlichkeit, Vergrößerung und Blutdurchfluss. Eine Gewebeprobe Ihrer Schläfen-Arterie (unter örtlicher Betäubung) ist wichtig zur Bestätigung der Diagnose.
Linderung durch Medikamente
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) wie Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®) und Ibuprofen sind in leichten Fällen von PMR angebracht. Wenn Ihre Beschwerden jedoch ernster ausfallen, behandelt man Sie mit Prednison (Cortison).
Dies bezeichnet ein Steroid, das sich wie die Hormone der Nebennieren verhält. Prednison heilt eine PMR nicht, sondern bekämpft die Entzündung, die mit PMR-Schmerzen einhergeht.
Häufig kommt es zu einer dramatischen Besserung innerhalb von 24 Stunden. In der Regel verordnet der Arzt geringe Prednison-Dosen von 7.5 mg bis 20 mg täglich.
In den folgenden Monaten versucht er, langsam die Menge reduzieren. Dabei achtet er darauf, die Dosis nicht so stark herabzusetzen, dass es zu einem Wiederaufflammen der Entzündung kommt.
Der langfristige Gebrauch von Steroiden birgt das Risiko von Nebenwirkungen, wie Osteoporose, Katarakte der Augen, erhöhter Blutdruck und ein geschwächtes Immunsystem.
Ihr Arzt arbeitet mit Ihnen eine Strategie aus, um diese möglichen Nebenwirkungen zu minimieren. Mit einer wirkungsvollen Behandlung führen die meisten PMR-Patienten weiterhin ein aktives Leben.
Schließlich benötigen die Patienten keine Medikamente mehr, wenn die Erkrankung abgeebbt ist. Die Genesung erfolgt fast immer vollständig.
Rheuma: Was die Schulmedizin tun kann
Therapieziel bei der rheumatoiden Arthritis ist, möglichst frühzeitig die gelenkzerstörenden Prozesse zu unterbinden, um die Gelenkfunktionen und damit die Lebensqualität zu erhalten.
Dafür muss Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen gemeinsam herausfinden, wie Sie Ihre Schmerzen am besten lindern und Ihre Beweglichkeit erhalten können. Die Medizin unterscheidet dabei zwischen systemischer (den ganzen Körper betreffender) und lokaler (örtlicher) Therapie.
Als systemische Therapie werden Medikamente gegeben, die die fortschreitende Entzündung aufhalten und die Schmerzen lindern sollen.
Dazu gehören die entzündungshemmenden Kortikosteroide (Cortison).
Andere entzündungshemmende (antiphlogistische) Mittel, aber ohne Cortison, sind die so genannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen, Indomethacin, Piroxicam, Acetylsalicylsäure (ASS) und – neu – COX-2-Hemmer.
Je nach Krankheitsverlauf und Ausprägung werden zusätzlich Medikamente eingesetzt, die immunsuppressiv wirken (die Aktivität des Immunsystems bremsen) oder immunstimulierend bzw. immunmodulierend wirken (die Aktivität des Immunsystems in bestimmte Richtungen lenken).
Hierzu zählen die Basistherapeutika wie Gold, oral (einzunehmen) oder als Injektion, Cloroquin, Sulfasalazin, d-Penicillamin. Basistherapeutika müssen über eine lange Zeit, oft sogar lebenslang eingenommen werden.
Wenn diese Therapie greift, können NSAR bzw. Cortison reduziert oder nur eingesetzt werden, wenn es zu einem neuen Schub kommt.
Immunsuppressiva sind Methotrexat, Azathioprin, Cyclosporin, Chlorambucil. Neue Medikamente sind die so genannten TNF?-Hemmer und ARAVA (Leflunomid). Diese sollen den Krankheitsprozess aufhalten.
Die lokale Therapie besteht aus:
- Injektionen von Cortison in das Gelenk (intraartikulär)
- Radio-Synoviorthese
- operative Maßnahmen (in Ausnahmefällen)
- Rheumasalben, Bäder, Packungen
Warum Bewegung tatsächlich Ihre Rheumabeschwerden lindert
Starke Schmerzen der Gelenke schränken viele Menschen mit rheumatoider Arthritis, einer chronischen Form von Gelenkentzündungen, bei alltäglichen Bewegungen ein.
Gerade als Rheumapatienten mit Gelenkbeschwerden sind Sie leicht verunsichert, ob Sport für Sie überhaupt geeignet ist.
Meine Praxis zeigt, dass Funktionstraining, Rehabilitationssport sowie vor allem „langsame” Sportarten bei Menschen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen die Schmerzen mindern und ihre Beweglichkeit verbessern.
Sportlich aktive Rheumapatienten berichten häufiger über eine bessere Lebensqualität und ein gesteigertes psychisches Wohlbefinden.
Dazu wird das Sportprogramm an die jeweilige Krankheitssituation angepasst. Sind viele Gelenke entzündet, bietet sich beispielsweise eine Bewegungstherapie in warmem Wasser an.
Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie empfehlen eine Sport- und Physiotherapie, bei der sich die Betroffenen unter Anleitung bewegen. Dies erfolgt am besten im Rahmen einer Rehabilitation.
So gelingt meistens der Einstieg in eine dauerhaft sportliche Aktivität. Spezialisierte Reha-Zentren, die über Erfahrungen mit einer großen Zahl von Rheumapatienten verfügen, sind besonders geeignet.
Tipp: Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt einmal auf das Thema an und lassen Sie sich in puncto geeignete Reha-Maßnahmen beraten.