Morgellons auf Masken und Teststäbchen? Das steckt hinter der Hautkrankheit
- Welche Beschwerden haben die Betroffenen bei Morgellons?
- Was ist dran an der Morgellons-Krankheit?
- Was bedeutet Dermatozoenwahn?
- Wie können die Betroffenen geheilt werden?
- Welche durch Tiere oder Parasiten verursachten Hautkrankheiten gibt es tatsächlich?
- Fazit: Morgellons ist eine psychische Erkrankung, aber keine Hautkrankheit
Hautärzte kennen die Morgellons-Krankheit schon länger – durch die Corona-Pandemie ist sie auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Bei der Morgellons-Krankheit sind Menschen davon überzeugt, dass Parasiten über die Haut eindringen und sich in ihr einnisten.
Unter anderem sollen sich die Morgellons auf Einwegmasken und Corona-Teststäbchen befinden, so die Patienten. Im Internet kursieren zahlreiche Videos von dunklen Fasern in dem medizinischen Material, die sich angeblich bewegen.
Doch was ist dran an diesen Parasiten unter der Haut, die jetzt auch noch durch Tests und Masken die Menschen befallen sollen? Handelt es sich um einen Mythos oder um eine echte Krankheit?
Welche Beschwerden haben die Betroffenen bei Morgellons?
Menschen mit der Morgellons-Krankheit geben an, dass sich unter ihrer Haut etwas Lebendiges bewegt.
Zu den Symptomen zählen:
- Juckreiz
- Schmerzen
- Hautläsionen
- Störungen des Magen-Darm-Traktes
- Müdigkeit
- Angst
- Leistungseinschränkungen
Häufig kommen die Betroffenen in Hautarztpraxen und berichten von dunklen Verfärbungen unter der Haut und von dem Gefühl, dass sich unter ihrer Haut etwas bewegt. Bei der Untersuchung von Einwegmasken oder Teststäbchen kann es unter dem Mikroskop sogar so aussehen, als ob sich die Fasern bewegen. Das liegt an elektrostatischer Aufladung oder an einem Luftzug, der durch Anhauchen entsteht – die Textilfasern selbst sind aber kein lebendes Gewebe.
Was ist dran an der Morgellons-Krankheit?
Mehr als 80 Studien wurden bereits zur Morgellons-Krankheit durchgeführt und keine konnte die Existenz von Parasiten, die sich über Gegenstände auf die Haut übertragen und in diese eindringen, belegen. Die ersten Studien erfolgten bereits im Jahr 2008, nachdem sich insbesondere in den USA immer mehr Menschen mit potenziellen Symptomen bei der „Morgellons Research Foundation“ meldeten. Seit Pandemie-Beginn im Jahr 2020 wurden noch mehr Studien zu Morgellons durchgeführt, seitdem auch mit dem Schwerpunkt auf Masken und Teststäbchen.
Sie kommen alle zu demselben Ergebnis: Es gibt keine Beweise für eine reale Erkrankung durch Parasiten (Parasitose) oder eine Erkrankung durch toxische Fasern.
Die Schlussfolgerung der Studien und auch der Dermatologen, die regelmäßig mit dem Verdacht auf Morgellons in Kontakt kommen, lautet, dass es sich bei den betroffenen Personen um eine psychiatrische Störung im Sinne eines Dermatozoenwahns handelt.
Für die Betroffenen sind die wissenschaftlichen Fakten oft irrelevant: Sie glauben fest daran, von Parasiten oder sonstigen „Lebewesen“ befallen und geplagt zu werden.
Was bedeutet Dermatozoenwahn?
Bei einem Dermatozoenwahn sind die Betroffenen davon überzeugt, dass Veränderungen in ihrer Haut existieren. Sie gehen von Arzt zu Arzt und suchen nach Beweisen und wenn Ärzte sie mit den mangelnden Fakten und dem Verdacht einer psychiatrischen Erkrankung konfrontieren, wechseln sie den Arzt. Eine psychiatrische Behandlung lehnen die Patienten in der Regel ab.
Es kann vorkommen, dass Menschen tatsächlich dunkle Fasern unter der Haut haben. Das ist so zu erklären, dass sie sich selbst zum Teil Hautläsionen zufügen und dabei Fasern in die offenen Wunden geraten, die dann einwachsen. Bei Untersuchungen unter dem Mikroskop fanden Ärzte statt Parasiten bisher Textilfasern, Gewittertierchen, Pflanzenfasern und verfärbte Hautschuppen. Der Gedanke, dass es sich um lebendige Wesen handelt, die unter der Haut aktiv sind, hat sich bei keinem Morgellons-Verdacht bisher bestätigt.
Wie können die Betroffenen geheilt werden?
Der Leidensdruck unter den Betroffenen ist hoch. Auch wenn allgemein kontroverse Ansichten über die Ursache und Art der Erkrankung herrschen, besteht Konsens darin, dass die Patienten eine Behandlung erfahren müssen. Damit ist in erster Linie eine psychiatrische Behandlung gemeint, um die Betroffenen von ihren Wahnvorstellungen zu heilen. Auch eine Hypnose-Therapie kann helfen, um eine Besserung zu erzielen. Eine medikamentöse Behandlung mit Neuroleptika ist ebenfalls denkbar, damit die betroffenen Personen künftig wieder gesund leben können.
Die Haut der Betroffenen ist oft geschädigt durch häufiges Waschen, Desinfektion oder den Versuch, sich eingebildete Parasiten unter der Haut zu entfernen oder herauszukratzen. Die Behandlung der gereizten Haut muss daher ebenfalls bedacht werden, wenn es um die Behandlung eines Dermatozoen-Wahns geht.
Welche durch Tiere oder Parasiten verursachten Hautkrankheiten gibt es tatsächlich?
Es gibt tatsächlich Hautkrankheiten, die durch Tiere oder Parasiten verursacht werden können. Jedoch werden diese nicht über Corona-Teststäbchen oder Einwegmasken übertragen:
- Krätze: Die Krätze wird durch Milben übertragen, die vorwiegend durch Geschlechtsverkehr oder einen langen Hautkontakt übertragen werden können. Sie legen ihre Eier unter der Haut, was stark juckt – eine Ansteckung über Gegenstände ist aber ausgeschlossen.
- Läuse: Insbesondere bei Kindern kommt Lausbefall häufiger vor. Beim Spielen werden die Läuse übertragen, bei Erwachsenen ist Geschlechtsverkehr der häufigste Überträger. Männer können im Erwachsenenalter von Filzläusen betroffen sein, die Übertragung erfolgt durch Körperkontakt oder benutzte Bettwäsche bzw. Handtücher. Frisch eingepackte Masken und steriles Corona-Testequipment ist kein Überträger von Läusen.
- Hautmaulwurf: Dieser Parasit zählt zu den Hakenwürmern und bohrt sich in die Haut, wo er Kanäle anlegt, die durch die Haut sichtbar sind. Übertragen wird er jedoch nicht über Gegenstände wie Corona-Teststäbchen oder Masken, sondern über Sandflöhe. An tropischen Stränden in Asien, Südamerika oder in der Karibik kommen diese vor und wer dort am Strand liegt, muss mit Sandflöhen rechnen. Die Beschwerden reichen von starkem Juckreiz, über Blasenwurf bis hin zu Schwellungen.
- Fadenwurm: Optisch ähneln sie zwar den Fasern, die manche Menschen für Morgellons halten, übertragen werden sie aber über rohe Lebensmittel. Besonders sensibel sind zum Beispiel Eier oder rohes Fleisch und der Parasit kann Durchfall, Krämpfe, Fieber und im schlimmsten Fall sogar eine Blutvergiftung auslösen.
- Bettwanzen: Hotelbetten sind wahrscheinlich der häufigste Überträger von Bettwanzen – die zu juckenden, roten Pusteln auf der Haut führen können, die stark jucken. Die kleinen Tiere können es sogar ins Gepäck schaffen und so vom Hotel mit nach Hause genommen werden. Eine Verunreinigung von sterilen Einweg-Corona-Teststäbchen und Einwegmasken ist nicht möglich.
Fazit: Morgellons ist eine psychische Erkrankung, aber keine Hautkrankheit
Die Corona-Pandemie hat die vermeintliche Hautkrankheit Morgellons stärker ins Blickfeld gerückt. Menschen klagen über Parasiten auf Masken und Teststäbchen, die in die Haut eindringen. Wissenschaftliche Beweise dafür gibt es nicht – dunkle Fasern, die unter dem Mikroskop auf Teststäbchen oder Masken entdeckt wurden, sind Textilfasern, die völlig unbedenklich sind.
Menschen, die wegen des Verdachts auf Morgellons zum Arzt gehen, leiden häufig unter einem Dermatozoen-Wahn, das heißt sie bilden sich die Hautveränderungen ein. Somit ist eine psychiatrische Behandlung häufig der Schlüssel zur Heilung und zur mentalen Gesundheit – zum Teil auch mit medikamentöser Unterstützung oder durch Hypnose.
Es gibt Hautkrankheiten, bei denen Tiere oder Parasiten in den Körper bzw. unter die Haut eindringen. Allerdings haben diese alle andere Übertragungswege und die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung über Teststäbchen oder Masken ist nicht möglich.