Herzneurose – Herzbeschwerden ohne medizinischen Befund?
Herzstolpern, Stiche in der Brust oder Extra-Herzschläge – ab und zu kommt Ihr Herz aus dem Takt. Immer wieder aber erklärt Ihnen Ihr Arzt nach der Untersuchung, dass mit Ihrem Herzen alles in Ordnung sei. Viele Menschen erhalten erst nach Monaten oder Jahren die Diagnose „funktionelle kardiovaskuläre Störung“ – Herzneurose.
Was versteht man unter Herzneurose?
Wenn Ihr Herz gleichmäßig schlägt, werden Sie es kaum wahrnehmen. Sie fühlen sich gesund, Ihr Lebensmotor ist im Takt. Aber Ihr Herz ist kein Uhrwerk, dass immer gleich monoton arbeitet. Darum kann sich schon mal ein Stolpern oder ein Extra-Schlag einschleichen, es kann auch zu leichten Herzschmerzen kommen.
Diese kurzzeitigen Beschwerden sind normal und in der Regel völlig harmlos. Aber jeder vierte Deutsche nimmt sich diese leichten Unregelmäßigkeiten – im wahrsten Sinne des Wortes – so zu Herzen, dass er in Panik gerät. Es könnte sich ja um eine ernsthafte Herzkrankheit handeln. Diese Angst führt dazu, dass die Atmung flach und hektisch wird.
Dadurch kann es zu einem Ungleichgewicht zwischen Kohlendioxyd und Sauerstoff in Ihrem Blut kommen – es entstehen im schlimmsten Fall sogar Krampfanfälle. Aber jeder Arzt, den Sie dann aufsuchen, erklärt Ihnen das Gleiche: Er kann keine organischen Ursache dafür finden.
In den meisten Fällen sind die Patienten zunächst einmal beruhigt, wenn es heißt: „Mit Ihrem Herz ist alles in Ordnung.“ Leider hält diese Ruhe nicht lange an. Schon nach wenigen Stunden, manchmal auch erst nach einigen Tagen, kommt es erneut zu Angstanfällen.
Die Patienten sind dann wieder überzeugt, unter einer schweren Herzkrankheit zu leiden. Die Gedanken kreisen nur noch um das Sorgenkind in der eigenen Brust. Jeder Aussetzer – ab und zu ein Aussetzer ist ganz normal – wird mit Angst wahrgenommen, jedes Ansteigen der Herzfrequenz führt zu Panik.
Sie kommen in einen Teufelskreis, der in dem Wunsch nach immer neuen Untersuchungen mündet. Wenn Sie Glück haben, geraten Sie in diesem Moment an einen Arzt, der die Diagnose „funktionelle kardiovaskuläre Störung“, also Herzneurose, stellt. Viele Patienten haben dieses Glück erst einmal nicht.
Im Schnitt dauert es sieben Jahre, bis Menschen mit einer Panikerkrankung, die das Herz beeinflusst, einen Arzt finden, der sie an einen geeigneten Ansprechpartner weiterverweist.
Wie kann eine Herzneurose behandelt werden?
Bei einer Herzneurose ist die Psychotherapie die erfolgreichste Behandlung. Dabei wird der Blick verändert, den Sie auf sich selbst haben. Gehen Sie aber nicht zu irgendeinem Psychotherapeuten. Es gibt Spezialisten für Angstgefühle, die sich in körperlichen Symptomen äußern.
Ihr Kardiologe kann Ihnen einen Therapeuten in Ihrer Nähe empfehlen. In einer Gesprächstherapie werden zunächst einmal die Ursachen für Ihre Angst aufgespürt. Dazu gehört viel Mut! Der wird aber belohnt: Sie erlernen Entspannungstechniken und Strategien, wie Sie sich Ihrer Angst stellen können, um sie dann endlich zu besiegen.
Sport lässt Ihre Herzangst schwinden
Parallel dazu bietet sich eine Bewegungstherapie an. Menschen, die unter Herzneurose leiden, vermeiden fast immer sportliche Betätigung. Es könnte ja durch die Belastung zu einer neuen Attacke kommen. Das ist aber grundfalsch. Studien haben gezeigt, dass Sport, gerade Ausdauertraining, Angstgefühle schwinden lässt.
Darüber hinaus ist es durchaus ratsam, eine Entspannungstechnik zu lernen, zum Beispiel Yoga. Suchen Sie sich, wenn möglich, einen Kurs, bei dem Sie andere Menschen kennenlernen. So bauen Sie neue soziale Kontakte auf. Auch diese sind nötig – Menschen, die an Herzneurosen leiden, ziehen sich oft zurück, da sie der Meinung sind, keiner verstehe sie und nähme sie ernst.