Hausmittel gegen Gicht: So lindern Sie Ihre Schmerzen effektiv
In der Adventszeit oder an Karneval steigt der Appetit auf süße und deftige Köstlichkeiten sowie der Alkoholkonsum. Doch Vorsicht: Sie können Gichtattacken zur Folge haben!
Was hilft gegen Gicht?
Mit der richtigen Ernährung schützen Sie sich, können die Häufigkeit und Schwere der Gichtanfälle reduzieren sowie Komplikationen verhindern. Beachten Sie dafür einfach die grundlegenden 3 Bausteine:
- Reduzieren Sie Purinbomben
- Viel trinken – aber nur wenig Alkohol
- Bauen Sie Übergewicht ab
Wie entsteht Gicht?
Purine sind Baustoffe Ihres genetischen Erbguts und kommen somit in jeder Zelle vor. Ihr Körper bildet diese Substanzen selbst und Sie nehmen sie täglich über die Nahrung auf.
Die Purine werden dann zu Harnsäure abgebaut und über den Urin ausgeschieden. Ist dieser Stoffwechsel gestört, steigt Ihr Harnsäurespiegel im Blut dauerhaft an. Mediziner bezeichnen das als Hyperurikämie, ein Vorbote der Gicht.
Die Quittung folgt bei vielen Menschen aber erst nach zehn bis fünfzehn Jahren. Irgendwann schafft die Niere den Abbau nicht mehr, und die überschüssige Harnsäure lagert sich in Form von scharfen und kantigen Salzkristallen schmerzhaft im Organismus ab.
In Mitleidenschaft gezogen werden vor allem:
- Gelenke
- Knorpel
- Knochen
- Schleimbeutel
- Sehnenscheiden
- Niere
Ihr Harnsäurespiegel im Blut sollte eine Obergrenze von 6,5 mg pro 100 ml nicht übersteigen! Dieser Wert wird bei Verdacht auf Gicht labormedizinisch von Ihrem Arzt untersucht. Sie können ihn aber auch bei Ihrem regelmäßigen Check-up auf Wunsch mit untersuchen lassen (Kosten: etwa 5 Euro).
Welche Symptome und schwere Folgeerkrankungen treten durch Gicht auf?
Ein akuter Gichtanfall überrascht die Betroffenen häufig nachts mit folgenden typischen Symptomen:
- Gelenke schwellen an
- Haut rötet sich stark
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Fieber
- erhöhter Puls
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
In den meisten Fällen ist das Großzehengrundgelenk akut entzündet. Betroffene gehen dann unter Schmerzen, gequält, unsicher und trippelnd.
Vielleicht kennen Sie auch die Bezeichnung „Zipperlein”? Sie stammt wahrscheinlich vom Verb „zipfern” ab und umschreibt jene zitternde Gangart.
Die Ablagerungen können auch an den Sprung- und Fingergelenken beißende Schmerzen verursachen sowie weit ausstrahlen. Bleibt die Krankheit unbehandelt, droht durch permanente Ablagerung der Salzkristalle im Nierenmark die sogenannte Gichtniere bzw. chronische Gicht.
Diese kann zu häufig wiederkehrenden Nierenbeckenentzündungen, Nierensteinen und im schlimmsten Fall Organversagen der Niere führen.
Auch das Herzinfarktrisiko steigt, denn die erhöhten Harnsäurespiegel im Blut begünstigen Entzündungen und das Verkleben der Blutplättchen.
Das sind Risikofaktoren von Gicht
Die Veranlagung zu Gicht ist in vielen Fällen angeboren, doch Sie haben es selbst in der Hand, ob die Krankheit ausbricht bzw. wie sie verläuft. Hierfür sollten jedoch die Risikofaktoren einer Gicht-Erkrankung bekannt sein und aktiv vermieden werden. Doch was begünstigt die Entstehung von Gicht?
- Purinreiche Ernährung: Besonders Fleisch, Innereien, Alkohol, aber auch manche Fischsorten und Hülsenfrüchte liefern deutliche Mengen an Purinen, die wiederum den Harnsäurespiegel in die Höhe treiben.
- Einen hohen Alkoholkonsum: Alkoholische Getränke beeinträchtigen nicht nur die Ausscheidung der Harnsäure, sondern fördern auch dessen Produktion. Häufiger Alkoholkonsum begünstigt demnach die Entstehung von Gicht.
- Übergewicht: Wer an Übergewicht leidet, besitzt ein erhöhtes Risiko, an Gicht zu erkranken. Eine Gewichtsreduktion ist vor allem bei Menschen mit familiärer Vorbelastung ratsam.
- Spezielle Medikamente: Medikamente, die den Harnsäurewert steigern, stellen ebenfalls ein Risiko für Gicht dar. Hierunter fallen unter anderem entwässernde Präparate sowie Acetylsalicylsäure (kurz: ASS).
- Zuckerhaltige Softdrinks und Getränke: Wer häufig zu Softdrinks wie Cola greift, kann leichter an Gicht erkranken. Dies betrifft jedoch vor allem fruchtzuckerhaltige Getränke. Cola und Softdrinks, die mit Süßstoffen gesüßt sind, erhöhen das Risiko hingegen nicht.
Mit den folgenden 3 Bausteinen senken Sie effektiv Ihre Harnsäurewerte.
Baustein 1: Reduzieren Sie Purinbomben
Wenn Sie gefährdet sind, sollten Sie eine purinarme Kost als Basis zur Prävention von Gichtanfällen dauerhaft und konsequent umsetzen.
Positiver Nebeneffekt: Auch typische Begleiterkrankungen wie Übergewicht und erhöhte Blutfette werden dadurch verbessert.
Vielleicht können Sie damit sogar die Einnahme Ihrer harnsäuresenkenden Medikamente reduzieren.
Begrenzen Sie die Zufuhr von Harnsäure auf etwa 420 mg pro Tag (3.000 mg pro Woche). Dafür können Sie einmal am Tag etwa 100 g Fisch, Fleisch oder Wurst essen.
Innereien, bestimmte Fischsorten (z. B. Sprotten, Sardellen, Hering) und Meeresfrüchte, die Haut von Geflügel und Fleisch sowie Hülsenfrüchte sind aufgrund ihres extrem hohen Harnsäuregehalts möglichst tabu.
Wenn Ihr Arzt Ihnen zu einer streng purinarmen Kost rät, beispielsweise weil Sie keine harnsäuresenkenden Arzneimittel vertragen, diese aber benötigen, sollten Sie nicht mehr als 300 mg Harnsäure pro Tag (2.100 mg pro Woche) verzehren.
Fleisch, Wurst und Fisch dürfen dann nur ein- bis zweimal die Woche in 100-Gramm-Portionen auf dem Speiseplan stehen.
Greifen Sie stattdessen auf Milch, Milchprodukte und Eier als purinfreie bzw. sehr purinarme Eiweißquellen zurück, denn reines Eiweiß fördert die Harnsäureausscheidung über die Nieren.
Baustein 2: Trinken Sie ausreichend – aber wenig Alkohol
Warum erleiden so viele Menschen ihren ersten Gichtanfall nach einem Trinkgelage? Alkohol liefert Purine, fördert zudem die Harnsäurebildung im Körper und blockiert ihre Ausscheidung über die Niere. So provoziert Alkohol auch erneute Gichtanfälle.
Genießen Sie zu Weihnachten und Silvester ein Glas Wein oder Sekt ganz bewusst. Dagegen ist auch bei einer purinarmen Ernährung nichts einzuwenden.
Beim Genuss von Bier ist neben den Auswirkungen des Alkohols auch der an sich schon hohe Puringehalt von Bier zu berücksichtigen (15 mg pro 100 ml). Alkoholfreies Bier enthält übrigens etwa die gleiche Menge Purine.
Wein hingegen ist purinfrei und wirkt sich nur über seinen vergleichsweise hohen Alkoholgehalt negativ aus. Bei der streng purinarmen Ernährung gehört Alkohol komplett auf die Tabuliste.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2,5 Litern pro Tag ist wichtig für den Abtransport der Harnsäure.
Neben Mineralwasser, Kaffee, Tee und Fruchtschorlen sind auch nichtalkoholische Cocktails optisch wie geschmacklich ein Genuss. Solche Drinks machen sich zudem sehr gut als Begrüßungs-Highlight, wenn der Weihnachtsbesuch klingelt.
Baustein 3: Bauen Sie Übergewicht ab – ohne zu fasten
Bei Übergewicht (BMI > 25) sollten Sie Ihr Körpergewicht reduzieren, nicht zuletzt weil eine zu hohe Fettzufuhr die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere hemmt.
Ich rate Ihnen jedoch unbedingt von radikalen Fastenkuren und Crash-Diäten ab, da sie langfristig den Erfolg der Gewichtsreduktion verhindern und auch die Ausscheidung der Harnsäure hemmen.
Streben Sie eine kontinuierliche, aber langsame Verminderung Ihres Körpergewichts durch eine langfristige Ernährungsumstellung und mehr Bewegung an.
Reduzieren Sie fettreiche Fleischsorten wie Schweineschwarte, Speck und Schweineschmalz sowie Snacks, Backwaren und Süßigkeiten.
Bevorzugen Sie bei Käse und Milchprodukten die fettärmeren Sorten. Essen Sie sich zudem satt an Obst und Gemüse, denn sie liefern mit Ausnahme der Hülsenfrüchte keine oder kaum Purine.
Welche Ernährung hilft gegen Gicht?
Verzichten müssen Sie auf gar nichts! Genießen Sie an den Festtagen und auch sonst bewusst kleinere Portionen Fleisch, Wurst oder Fisch. Fleisch mit Haut enthält viele Purine. Wählen Sie beispielsweise statt Brathähnchen besser ein Hähnchenbrustfilet.
Das gilt auch für Fisch: Bevorzugen Sie zum Beispiel naturbelassenen Kabeljau und lassen Sie Ölsardinen mit Haut links liegen.
Bereiten Sie Ihr Fleisch als Gulasch, Ragout oder Schmortopf zu. Sie werden kaum merken, wenn es dann ein bisschen weniger Fleisch ist.
Würzen Sie statt mit Fleischbrühe mit Gemüsebrühe (ohne Geschmacksverstärker wie Hefeextrakt oder Glutamat) und Kräutern.
Bei einer Attacke: Mädesüßtee lindert Ihre Schmerzen
Die Heilpflanze Mädesüß lindert Entzündungen und damit auch Gichtschmerzen. Zudem fördert sie die Ausschwemmung der überschüssigen Harnsäure.
Leiden Sie schon über Jahre an Gicht oder liegt bei Ihnen sogar schon eine Gichtniere vor, so halten Sie vor dem Trinken dieses Tees zuerst Rücksprache mit Ihrem Arzt.
Achtung! Mädesüß enthält Acetylsalicylsäure. Bei bekannter Allergie gegen Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®) sollten Sie diese Heilpflanze nicht verwenden.
Zubereitung:
1. Brühen Sie einen Tee mit 1 bis 2 TL des Krautes (aus der Apotheke) mit ¼ Liter kochendem Wasser auf.
2. Lassen Sie den Tee etwa 10 Minuten ziehen.
3. Filtern Sie den Tee ab.
4. Bei Bedarf können Sie den Tee mit Honig süßen.
Trinken Sie zweimal täglich eine Tasse.
Mythos Teein und Koffein: Tee trinken ist erlaubt
Auch wenn Sie unter Gicht leiden, können und dürfen Sie Tee trinken. Man ist lange Zeit davon ausgegangen, dass das Teein und auch das Koffein ebenfalls Gichtanfälle auslösen können.
Heute aber sind Wissenschaftler anderer Meinung. Zwar sind diese Inhaltsstoffe auch purinhaltige Verbindungen, die Sie als Gichtkranker eigentlich meiden sollten.
Aber sie werden, im Gegensatz zu anderen purinhaltigen Verbindungen, nicht im Körper zu Harnsäure umgewandelt, die letztendlich für die Schmerzen verantwortlich ist.
Vielmehr werden sie vom Körper in andere Substanzen umgewandelt und über die Niere ausgeschieden. Lassen Sie sich also Ihre Tasse Tee nicht nehmen.