Barfußlaufen: Darum ist es so wichtig, die Schuhe mal auszuziehen
Wer kennt es nicht – das befreiende Gefühl, wenn man seine Schuhe nach einem langen anstrengenden Tag endlich ausziehen kann und sich die Füße frei bewegen können. An wärmeren Tagen genießt man es auch einfach mal barfuß über die Wiese zu gehen und den Boden unter den Füßen zu spüren. Warum das Barfußlaufen aber auch aus orthopädischer Sicht wirklich wichtig ist, verrät Ihnen unser Artikel.
Barfußlaufen stärkt Muskulatur und Gleichgewichtssinn
Ob auf der Wiese, am Strand oder im Wald während des Lauftrainings: Barfußlaufen ist gesund – zumindest, wenn man einige Punkte beachtet. Denn wer seine Füße unentwegt in Schuhe zwängt, nimmt ihnen zu viel Arbeit ab: So müssen die Füße, in Schuhe verpackt, keine Unebenheiten mehr ausgleichen. Barfuß hingegen sind die Fuß- und Wadenmuskeln viel stärker gefordert – und das ist gut, denn es sorgt für mehr Beweglichkeit.
Auch die Widerstandsfähigkeit der Füße erhöht sich: Die Haut an der Fußsohle wird durch das Barfußgehen mit der Zeit unempfindlicher. Fit For Fun vergleicht den Effekt vom Barfußlaufen auf der Wiese oder am Strand mit einer „natürlichen Fußmassage“. Das Resultat ist eine sich mit der Zeit verdickende Fettschicht unter der Epidermis, wodurch beispielsweise das Auftreten auf kleinen Steinen seltener Schmerzreize auslöst. Ein weiterer Nebeneffekt: Man behält auch bei unebenen Wegen leichter das Gleichgewicht und verbessert seine Haltung, wovon auch Rücken- und Hüftschmerzgeplagte profitieren können.
Nicht zuletzt hilft das Barfußlaufen auch, schmerzhaften Verformungen der Zehen entgegenzuwirken. Fußfehlstellungen wie der Hallux valgus (Ballenzeh) werden von zu engen Schuhen befördert. Wer stattdessen so oft wie möglich barfuß läuft, beugt durch die Kräftigung des Fußes einer Fehlstellung vor. Auch Fußgymnastik hilft, der Bildung eines Hallux valgus entgegenzuwirken.
Ein weiterer Vorteil des Barfußlaufens ist der Schutz vor unangenehmem Fuß- und Nagelpilz, der sich leichter in engen und wenig belüfteten Schuhen bildet. Barfußläufer leiden hingegen seltener an Pilzerkrankungen der Füße, da ein erheblich besserer Luftaustausch stattfinden kann.
Vorteile von Barfußlaufen zusammengefasst:
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Barfußlaufen – was gibt es zu beachten?
Allerdings sollte man mit dem Barfußlaufen trotz aller langfristigen Vorteile lieber behutsam anfangen. Vor allem mit Vorerkrankungen wie Diabetes sollte man unbedingt einen Arzt konsultieren, bevor man anfängt, barfuß Sport zu treiben. Besonders wer lange Zeit nicht mehr im freien Gelände barfuß unterwegs war, wird sehr empfindliche Füße haben und das Auftreten auf Unebenheiten sowie spitze und scharfkantige Steinchen als schmerzhaft empfinden. Daher sollte man der Fußmuskulatur etwas Zeit geben, sich zu entwickeln.
Wer Barfußabschnitte in sein Lauftraining einbauen möchte, sollte ebenfalls langsam anfangen: Fit For Fun empfiehlt selbst erfahrenen Sportlern, die regelmäßig bzw. mehr als dreimal pro Woche joggen gehen, anfangs nur maximal einmal pro Woche barfuß zu laufen. Für den Anfang können sich spezielle Barfußschuhe lohnen. Allerdings sollten diese Produkte nur mit der richtigen Lauftechnik genutzt werden. Andernfalls kann es zu einer Überlastung der Fersen kommen, die wiederum schmerzhafte Knie- und Hüftgelenksbeschwerden hervorrufen kann.
Wie sollte das Training aussehen?
Keiner sollte von heute auf morgen versuchen seine übliche Jogging-Strecke mal barfuß abzulaufen. Die Muskulatur der Füße ist noch nicht trainiert und somit ist die Verletzungsgefahr sehr hoch. Ihre Füße müssen erst auf das barfußlaufen vorbereitet werden und dies kann einige Monate in Anspruch nehmen.
Gewöhnen Sie Ihre Füße Schritt für Schritt an das barfußlaufen, indem Sie jeden Tag für 10-15 Minuten Barfuß auf einer Wiese laufen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, ist auch der Strand ideal für den Anfang. Es gibt hier keinen Musterplan sondern die Eingewöhnung verläuft ganz individuell. Sie werden nach einiger Zeit merken wie sich Ihre Fußmuskulatur verändert hat. Wenn Sie sich bereit fühlen, können Sie die nächsten Einheiten dann auf Asphalt probieren.
Auch hier gilt: Geduldig bleiben! Fangen Sie nicht direkt mit einer Lauf-Einheit ein. Beginnen Sie erst wieder mit kleinen Spaziergängen von ca. 15 Minuten. Steigern Sie die Dauer ganz individuell. Sie merken, wenn Ihre Füße bereit für einen ersten Probelauf sind.
Anders als beim Laufen in Schuhen, setzen Barfußläufer nicht mit der Ferse an, sondern eher mit dem Vorderfuß. Das führt zu einer geringeren Belastung der Gelenke, weshalb Barfußlaufen wie eingangs erwähnt viel schonender für die Knie und Hüfte ist.
Barfuß-Schuhe sorgen für mehr Schutz
Da die Füße barfuß keinerlei Schutz haben und es schnell passieren kann, dass man in eine Glasscheibe oder einen Nagel tritt, gibt es auf dem Markt viele Anbieter die Barfuß-Schuhe anbieten, die Sie vor Verletzungen schützen können.
Nicht wie andere Laufschuhe, ahmen Barfuß-Schuhe das Barfußlaufen nach. Sie sitzen wie eine zweite Haut am Fuß und bieten zusätzlichen Schutz für den Fuß. Bei den Barfuß-Schuhen wird in der Regel von Minimalschuhen und Schuhen mit leichter Dämmung unterschieden. Für Anfänger sind Schuhe mit leichter Dämmung zu empfehlen, doch im allgemeinen gilt, dass je minimalistischer der Schuh ist desto höher ist die Belastung für die Füße.
Alle Barfuß-Schuhanbieter haben ihre Vor- und Nachteile und müssen individuell je nach Einsatzzweck und Fußform ausgewählt werden. Bekannte Marken sind beispielsweise Merrel, Vivobarefoot und Sole Runner. Bei Sole Runner sind die Schuhe beispielsweise sehr weit geschnitten, bei Merrel dagegen sehr schmal. Auch die Längen unterscheiden sich und es ist sehr wichtig, dass der Schuh nach maximalen Tragekomfort ausgewählt wird.
Wundern Sie sich nicht, denn anders als bei normalen Laufschuhen, die nach vorne hin sehr schmal geschnitten sind, sind Barfuß-Schuhe vorne breiter und lassen den Zehen viel Platz sich zu bewegen.