Rheuma-Diagnostik anhand von 2 zusätzlichen Rheuma-Kenngrößen
Rheuma gehört zu den Krankheiten, bei denen eine Diagnose schwer zu stellen ist. Als Hilfsmittel galt den Ärzten immer der Rheumafaktor. Aber heute wissen wir, dass er eine unsichere Methode ist, eine Rheuma-Erkrankung eindeutig zu bestimmen.
Lesen Sie, welche beiden Kenngrößen Ihr Arzt auf zusätzlich ermitteln sollte, um Rheuma zu diagnostizieren und Kontrollen erfolgreich durchzuführen zu können.
2 Rheuma-Kenngrößen ermöglichen eindeutige Ergebnisse
Eine Diagnose, dass Sie an Rheuma erkrankt sind, werden Sie nicht von heute auf morgen bekommen. Rheuma entwickelt sich schleichend und langsam. Der Rheumafaktor ist dabei nach wie vor eine wichtige Kenngröße für die Diagnose von Rheuma.
Findet im Körper eine Autoimmunreaktion statt, bei der Antikörper körpereigenes Gewebe angreifen, dann bindet sich Eiweiß an diese Antikörper. Diese Kombination aus Eiweiß und Antikörper ist im Blut nachweisbar als Rheumafaktor.
Daher hat der Rheumafaktor auch den Namen „Auto-Antikörper“. Dennoch kann man sich nicht auf ihn allein verlassen.
Warum der Rheumafaktor ein unsicherer Marker ist
Bei 70 bis 80 % der an rheumatoider Arthritis erkrankten Menschen findet man den Rheumafaktor im Blut. Bei ihnen spricht man dann von einem seropositiven Rheumafaktor – er ist nachweisbar. Bei den restlichen 20 bis 30 % der Erkrankten aber fehlt dieser Marker.
Hier spricht man vom seronegativen, also nicht nachweisbaren Rheumafaktor.
Die Schwierigkeit, die Ihr behandelnder Arzt bei einer eindeutigen Diagnose hat, ist, dass der Rheumafaktor auch bei 6 bis 8 % aller gesunden Menschen auftaucht.
Zudem ist er bei vielen anderen Krankheiten ebenfalls vorhanden, zum Beispiel wenn Sie an Tuberkulose oder chronischer Hepatitis erkrankt sind. Ihr Blut kann also den Rheumafaktor aufweisen, und Sie sind doch nicht an Rheuma erkrankt.
Daher wird der Rheumafaktor heute nur noch dazu benutzt, um unklare Beschwerden, die zu keiner anderen Krankheit passen, im Zusammenhang mit anderen Faktoren einer Rheuma-Erkrankung zuzuordnen.
Als einziger Marker aber wird er nicht mehr angewandt. Erfahrene Rheuma-Ärzte untersuchen vielmehr auch
- das C-reaktives Protein,
- die Blutsenkungsgeschwindigkeit und
- das Absinken des roten Blutfarbstoffs.
Diese Faktoren in Kombination können auf eine eindeutige Erkrankung hinweisen. Der neue CCP-Test ermöglicht eine frühe und eindeutige Diagnos.
Seit 2002 wird bei der Rheumadiagnostik eine neue Laboruntersuchung angewandt. Getestet werden dabei die Antikörper gegen Citrullin, das sogenannte cyclische citrullinierte Peptid (CCP).
Diese CCP-Antikörper zeigen eine deutliche Reaktion auf rheumabedingte Entzündungsprozesse.
Citrullin selbst gehört zu den Aminosäuren, die im Körper nur in Spuren vorkommen. Stark enthalten aber ist sie in Fibrin, einem Blutgerinnungsstoff.
Er hat nicht nur die Aufgabe, die Blutgerinnung auszulösen, sondern wird auch bei Entzündungen im Gelenk freigesetzt. Sind also viele CCP-Antikörper im Körper zu finden, dann muss, wenn keine offene Wunde vorhanden ist, eine Entzündung vorliegen.
Es ist sogar möglich, Blut direkt aus der Umgebung der Gelenke zu entnehmen und hierin die CCP-Konzentration zu untersuchen.
Ist diese erhöht, lässt sich daraus schließen, dass eine Entzündung an diesem Gelenk gerade ausbricht.
CCP-Antikörper können, im Gegensatz zu anderen Markern, schon sehr früh nachgewiesen werden – und sie sind eindeutig. Diese Antikörper sind nur bei Rheuma vorhanden, und zwar schon im Anfangsstadium der Erkrankung.
So kann eine Diagnose zeitig gestellt und die Erkrankung nachgewiesen werden.
Die Kombination der Marker verrät die Schwere Ihrer Krankheit
Aus der Kombination von CCP und Rheumafaktor kann Ihr Arzt eine Prognose über den Krankheitsverlauf aufstellen. Bleibt bei einem positiven CCP-Antikörper-Test der Rheumafaktor unter 50 Einheiten/ml Blut, ist mit einem leichten Verlauf der Krankheit zu rechnen.
Liegt er über 50 Einheiten/ml Blut, kann man von einem schwereren Verlauf ausgehen. In dieser Situation müssen Sie dann von Anfang an sehr intensiv therapiert werden.
Durch ständige Kontrollen können Sie Ihrer Rheuma-Krankheit Einhalt gebieten
Rheuma verlangt regelmäßige Kontrollen. Nur so können Entzündungen rechtzeitig entdeckt werden. Eine wichtige Kenngröße, um Entzündungen rechtzeitig aufzuspüren, ist S-100A12. Das ist ein weiterer Marker.
Es handelt sich um ein Protein, das bei an Rheuma erkrankten Kindern als Beobachtungsfaktor bereits genutzt wird – langsam wird es auch in der Rheumabehandlung von Erwachsenen eingesetzt.
Die Konzentration dieses Proteins erhöht sich im Körper, wenn eine Entzündung an den Gelenken ausbricht. Wird dann die Konzentration Ihrer Medikamente erhöht, können Zerstörungen der Gelenke verhindert werden.
Im besten Fall kommt es bei so einer dauerhaften Kontrolle und frühzeitigen Behandlung zur Remission – Ihre Rheuma-Erkrankung ruht völlig.