Aneurysma – Ursachen, Symptome, Diagnose & Behandlung
- Aneurysma Steckbrief:
- Definition: Was ist ein Aneurysma?
- Was sind die Ursachen eines Aneurysmas?
- Wie kommt es zur Entwicklung eines Aneurysmas?
- Was sind die Symptome eines Aneurysmas?
- Wo treten Aneurysmen auf?
- Ist ein Aneurysma gefährlich?
- Wie häufig ist ein Aneurysma?
- Aneurysma Diagnose
- Behandlung – Möglichkeiten ein Aneurysma zu behandeln
- Aneurysma Früherkennung
- Was Sie vorbeugend gegen ein Aneurysma tun können
Aneurysma Steckbrief:Definition: Blase in der Arterienwand, auch arterielle Aussackung genannt Auftreten: Aorta, Gehirn, Arterien – geschwächtes Gewebe kann reißen Häufigkeit: selten, häufig bei älteren, männlichen Rauchern Gefährlichkeit: sehr hoch, führt unentdeckt und unbehandelt schnell zum Tod Heilungschancen: sehr gut, wenn noch nicht ruptiert |
Es gibt einige Krankheiten auf der Welt, deren Auftretenshäufigkeit zwar sehr gering ist, die allerdings aufgrund ihrer fatalen Auswirkungen eine große Bekanntheit in der Gesellschaft besitzen. Dies geht auch einher mit einer schwelenden Angst, die häufig durch zu wenig Wissen über die jeweilige Krankheit zusammenhängt. Eine dieser Krankheiten ist auch das sogenannte Aneurysma, das in diesem Artikel umfangreich vorgestellt werden soll.
Definition: Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma ist eine dauerhafte Erweiterung einer Arterie im Körper. Also in einem Blutgefäß, welches Blut vom Herzen wegführt. Arterien sind hauptsächlich dafür zuständig, den Blutdruck im Körper stabil zu halten. Daher sind Arterien fundamental für unsere Gesundheit und Probleme an ihnen führen oft zu ernsthaften Komplikationen. Erweitert sich eine Arterie, also bildet sich eine Art Blase in der Arterienwand, dann wird das Gewebe geschwächt und kann reißen. Mediziner sprechen hier auch von einer arteriellen Aussackung. Bildlich gesprochen, lässt sich dies mit einem Wasserschlauch vergleichen, der an einer Stelle zugedrückt wird. Dies ist die große Gefahr, die mit einem Aneurysma zusammenhängt.
3 Arten von Aneurysmen
Man unterscheidet in der Medizin zwischen einem
- echten Aneurysma (Aneurysma verum)
- einem unechten Aneurysma (Aneurysma spurium/falsum) und
- einer Dissektion (Aneurysma dissecans).
Der Unterschied zwischen diesen Formen von Aneurysmen liegt in der Ursache der vorliegenden Ausbeulung. Bei einem echten Aneurysma ist die gesamte Gefäßwand beziehungsweise alle Schichten ausgesackt, meist als Folge einer Arteriosklerose.
Das unechte Aneurysma entsteht nach einer Verletzung der Gefäßwand, in deren Folge sich außerhalb des Gefäßes ein Hämatom (ein Bluterguss) bildet und verkapselt. Zwar handelt es sich in diesem Fall nicht um ein Aneurysma im eigentlichen Sinne, dennoch kann nach einer solchen Verkapselung die Gefahr eines Gefäßrisses bestehen.
Die Dissektion schließlich ist kein Aneurysma gemäß der geltenden Definition. Die Gefäßwand wird nicht überdehnt, sondern das Blut dringt zwischen die verschiedenen Schichten der Gefäßwände und spaltet diese auf. Auch ein solcher Befund kann lebensbedrohlich sein, denn hier besteht die Möglichkeit, dass die Aufspaltung durch Überdehnung in einem Riss mündet.
Was sind die Ursachen eines Aneurysmas?
Aneurysmen können viele Ursachen haben. Je nachdem, wo das Aneurysma auftritt, führen unterschiedliche Vorkommnisse zur Ausbeulung eines Gefäßes.
Geschwächten Arterie als Ursache für ein Aneurysma
Ein Aortenaneurysma tritt auf, wenn die Wand des Blutgefäßes geschädigt oder geschwächt wird. Das ständige Pulsieren des Bluts ruft im Laufe der Zeit in einem geschwächten Gefäß eine allmähliche Erweiterung an einer Stelle hervor.
Dies hat eine Ausbuchtung zur Folge – ein Aneurysma. Cholesterinhaltige Fettablagerungen (atherosklerotische Plaques) verursachen diese Schwäche in den meisten Fällen. Darüber hinaus schädigen Rauchen und Bluthochdruck ebenfalls die Blutgefäße.
Durch die geschwächte Gefäßwand erweitert sich ein Teilstück langsam. Üblicherweise entwickelt sich das Aortenaneurysma unterhalb der Stelle, wo die Aorta sich verzweigt, um die Nieren mit Blut zu versorgen. Ebenfalls gefährdet ist die Stelle oberhalb des Punktes, wo sie sich teilt, um das Becken und die Beine mit Blut zu versorgen.
Eine Möglichkeit zur Verhütung oder Behandlung eines Einrisses der Aorta (Aortenruptur) besteht in verschiedenen operativen oder minimalinvasiven Eingriffen. Sie bieten eine Verstärkung der Arterienwand.
Risikogruppen bei Aneurysmen
Personen über 70 Jahren weisen ein erhöhtes Risiko für Aneurysmen auf. Für Menschen mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Bluthochdruck erhöht sich das Erkrankungsrisiko ab einem Alter von 55 Jahren. Männer sind zudem häufiger betroffen als Frauen (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie). Zusätzlich schädigen Verletzungen, Infektionen oder angeborene Erkrankungen die Blutgefäße.
Ferner sind Menschen mit Neigung zu Blutgefäßverengung, Arteriosklerose und Krampfadern besonders gefährdet. Ein Teil der AAA (abdominales Aortenaneurysma) ist genetisch bedingt. Patienten mit Marfan – eine genetisch bedingte Unterentwicklung des Unterhautgewebes und der Muskulatur, die meist mit einer Schwäche der Gefäßwandmuskulatur einhergeht, sind ebenfalls AAA-gefährdet.
Aneurysmen bei Arteriosklerose
Aneurysmen sind oft eine Folge von Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Damit stehen sie in einer Linie mit Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, die ebenfalls auf diese Gefäßkrankheit zurückgehen. Arteriosklerose entwickelt sich meist schleichend über Jahre hinweg, ohne dass die Betroffenen Krankheitssymptome bemerken. Die ersten Folgekrankheiten machen sich erst spät bemerkbar.
Neben Aneurysmen beruhen auch die folgenden Krankheiten auf einer Arteriosklerose:
- Angina Pectoris („Brustenge“, ein anfallartiger Brustschmerz)
- Herzinfarkt (anhaltende Durchblutungsstörung im Herzen)
- Schlaganfall (z. B. eine anhaltende Durchblutungsstörung im Gehirn)
- arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, „Raucherbein“)
- Thrombosen und Embolien
Degenerative Gefäßerkrankungen, allen voran die Arteriosklerose, sind die Hauptursache eines Aneurysmas.
Genetisch bedingtes Aneurysma
Aneurysmen der Bauchaorta kommen unter Umständen familiär gehäuft vor. Wenn Sie Geschwister mit einem Aneurysma haben, sollten Sie mit Ihrem Arzt über Ihr mögliches Risiko sprechen. Gehören Sie einer Hochrisikogruppe an, empfiehlt Ihr Arzt eventuell eine regelmäßige Kontrolluntersuchung.
Wie kommt es zur Entwicklung eines Aneurysmas?
Bei einer Arteriosklerose bilden sich in den Gefäßen Ablagerungen aus Fett und Kalk (Plaques), die die Arterien immer mehr verengen und verhärten. Auslöser der Plaquebildung ist eine Verletzung der Gefäßinnenhaut. An den geschädigten Stellen kommt es zu entzündlichen Reaktionen. Dabei wandern Monozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen) in die Arterienwand ein.
Diese Zellen nehmen vermehrt einen bestimmten Anteil des im Blut enthaltenen Cholesterins (oxidiertes LDL: Low Density Lipoprotein) auf, bis sie schließlich platzen. Auf diese Weise bilden sich mit der Zeit Cholesterinablagerungen und im Verlauf dieses Prozesses verdickt sich die Muskelfaserschicht der Arterie. Darüber hinaus kommt es dort zu zusätzlichen Kalkablagerungen.
Diese Ablagerungen werden immer dicker und fester, bis eine solche Plaque das Gefäß mehr und mehr verengt. Richtig brenzlig wird es, wenn die spröden Plaques einreißen. Denn an diesen rauen und verletzten Stellen bilden sich dann rasch Blutgerinnsel, die das Gefäß komplett verschließen können – z. B. beim Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Was sind die Symptome eines Aneurysmas?
Wenn ein Aneurysma reißt, sind die Symptome umso deutlicher und erkennbarer. Leider ist es dann allerdings für viele Menschen zu spät. Diese typischen Anzeichen hängen davon ab, an welchem Ort sich das Aneurysma gebildet hat.
Aortenaneurysma-Riss – Klassische Symptome:
- heftige Schmerzen in der Brust oder im Bauchraum
- ausstrahlende Schmerzen in den Rücken oder die Beine
- ein pulsierendes Gefühl im Bereich des Bauchnabels
- Atemnot
- Bewusstlosigkeit
- kalte Schweißausbrüche
- Herzrasen
Hirnaneurysma-Riss – Klassische Symptome:
- ein hämmernder Kopfschmerz
- Nackensteifigkeit
- kurze Bewusstlosigkeit
Wenn Sie diese Symptome bei sich oder einem Mitmenschen wahrnehmen, zögern Sie nicht, sofort den Rettungsdienst zu verständigen. Ein geplatztes Aneurysma kann ohne Hilfe schnell zum inneren Verbluten führen.
Auch andere Aneurysma-Typen haben spezifische Symptome. Ist beispielsweise die Brustaorta betroffen, können ständiger Hustenreiz, Atemnot oder Rückenschmerzen die Folge sein. Das Aneurysma drückt auf die umgebenden Organe. Ein Aneurysma im Bauchbereich äußert sich dagegen durch Bauch- und Seitenschmerzen, Verdauungsprobleme oder Harndrang.
Wenn ein Aneurysma unentdeckt bleibt und einreißt, endet das oft tödlich. Behandelt man ein gerissenes Bauchaneurysma (Ruptur eines abdominellen Aortenaneurysmas) nicht sofort, sterben 80% der Patienten. Nach der Einlieferung in ein Krankenhaus und Behandlung liegt die Sterblichkeit der Patienten immer noch bei 40 bis 50%.
Sie tragen zur Verhütung von Aneurysmen bei, indem Sie die Risikofaktoren meiden, die zu einer Schwächung von Gefäßwänden oder zur Atherosklerose führen: Stabilisieren Sie Ihren Blutdruck, hören Sie mit dem Rauchen auf und nehmen Sie weniger Cholesterin zu sich. Wenn Sie älter als 55 Jahre sind und eine Atherosklerose haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über mögliche Gefahren.
Wo treten Aneurysmen auf?
Ein Aneurysma kann an verschiedenen Orten im Körper auftreten, darunter überwiegend im Gehirn, im Herzen und in der Bauchregion. Das bedeutet aber nicht, dass an anderen Stellen Aneurysmen nicht möglich sind. Aneurysmen können sich in jedem Blutgefäß in allen Teilen des Körpers bilden, z. B. auch in den Beinen, in einer Kniearterie oder den kleinen Arterien des Auges oder des Gehirns.
Aneurysma in der Aorta
Dennoch: In der Regel ist die häufigste Stelle für ein Aneurysma die Aorta. Also die große Hauptschlagader des Menschen, die vom Herzen durch den gesamten Körper bis zum Beckenbereich führt. Sie ist bei einem erwachsenen Menschen etwa 2,5 bis 3,5 cm breit und 30 bis 40 cm lang.
Die Aorta hat die Form eines Spazierstockes: Sie steigt vom Herzen auf und biegt dann um 180° in den Bauchraum ab.
Obwohl sich ein Aneurysma überall in der Aorta bilden kann, treten etwa 80% davon im Bauchteil auf (abdominelles Aneurysma). Die restlichen 20% kommen in dem Teil der Aorta vor, der durch den Brustkorb verläuft (thorakales Aneurysma). Große thorakale Aneurysmen drücken auf die Brustwandvorder- oder -rückseite und verursachen dort Schmerzen.
Ein Aneurysma kann den Durchmesser der Aorta teilweise verdoppeln. Einige Aneurysmen erreichen so einen Durchmesser von 7 cm oder mehr.
Ist ein Aneurysma gefährlich?
Aneurysmen sind gefährlich, weil sie möglicherweise einreißen und eine lebensgefährliche innere Blutung nach sich ziehen können (Embolisation). Darüber hinaus sammeln sich in ihnen oft kleine Blutgerinnsel, die sich ablösen und Gefäße in anderen Teilen des Körpers verstopfen können.
Die Gerinnsel führen zu einer eingeschränkten Funktion der betroffenen Gefäße, zu Schmerzen oder einer möglicherweise lebensgefährlichen Störung.
Was passiert, wenn ein Aneurysma platzt?
Mit einem Aortenriss ist nicht zu spaßen. In den meisten Fällen wird das Aneurysma glücklicherweise schon vor einem solchen Ereignis entdeckt, allerdings ist die Gefahr des Reißens beziehungsweise Platzens des Blutgefäßes allgegenwärtig. Dabei tritt Blut unkontrolliert in das umliegende Gewebe. Der Betroffene fühlt einen heftigen, messerstichartigen Schmerz, verbunden mit plötzlicher Todesangst. Meistens treten auch Atemnot, Benommenheit oder eine Bewusstlosigkeit auf.
Etwa 10% der Betroffenen haben keine Beschwerden, was fast immer tödlich ausgeht, da keine Vorkehrungen zur Rettung möglich sind. Das berühmteste Opfer eines geplatzten Aortenaneurysmas starb vor knapp 65 Jahren: Albert Einstein.
Eine schnelle, zuverlässige Diagnose ist beim Aortenriss von entscheidender Bedeutung. Daher müssen Sie sofort den Notarzt rufen. Dieser wird den Patienten erstversorgen und ihn in eine Klinik einweisen, wo er sofort notoperiert wird.
Wie häufig ist ein Aneurysma?
Aneurysmen sind zwar vielen Menschen bekannt und lösen so oft Ängste aus, sind allerdings vergleichsweise selten. Nur ca. 4% der Menschen über 65 Jahren sind davon betroffen, in Deutschland starben nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2016 nur etwas mehr als 3100 Menschen an verschiedenartigen Aneurysmen. Schätzungsweise 220.000 Menschen in Deutschland sind aktuell an einem Aneurysma erkrankt. Zum Vergleich: In Deutschland leben (Stand Dezember 2018) ca. 83 Millionen Menschen.
Dennoch kann seit dem Zweiten Weltkrieg ein Anstieg von Aneurysmen um das Dreifache dokumentiert werden. Dieser Anstieg ist möglicherweise mit der Zunahme des Rauchens verbunden. Darüber hinaus steigt die Lebenserwartung der Menschen und damit die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Aneurysmas zu werden.
Frauen als Aneurysma-Risikopatienten
Obwohl Frauen grundsätzlich seltener an Aneurysmen erkranken als Männer, reagieren sie deutlich empfindlicher darauf und sterben häufiger. Dies liegt unter anderem daran, dass Frauen weniger Blut besitzen als Männer und somit potenziell schneller verbluten.
Zudem spielt laut einer US-amerikanischen Studie an 160.000 Frauen insbesondere das Rauchen eine entscheidendere Rolle (vierfaches Aneurysma-Risiko) bei Frauen zwischen 50 und 79 Jahren. Ganz gleich, ob sie früher geraucht hatten, oder noch zum Zeitpunkt der Untersuchung rauchten. Daher sollten auch Frauen das Risiko eines Aneurysmas nicht unterschätzen.
Aneurysma Diagnose
Zu wissen, was ein Aneurysma ist, ist allerdings nur die halbe Miete, denn es muss auch rechtzeitig diagnostiziert werden können, dass eine solche Erkrankung vorliegt. Dies erweist sich in einigen Fällen allerdings als schwierig. Dabei ist bei einem Verdacht die Diagnose eines Aneurysmas ausgesprochen einfach. Ihr Arzt kann oft schon durch äußeres Abtasten der Aorta mit den Fingern eine Erweiterung feststellen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass mit einer Aneurysmenbildung kaum Symptome verbunden sind und die Krankheit so oft erst spät erkannt wird.
Schwierige Diagnose durch fehlende Symptome
Nicht alle Aneurysmen erreichen den Punkt des Einreißens. Viele beginnen als kleine Beule und bleiben in der Größe unverändert oder erweitern sich im Laufe der Jahre langsam. Andere gefährliche Aneurysmen vergrößern sich langsam im Laufe der Zeit. Dies geschieht oft mit 0,3 bis 0,6 cm pro Jahr, ähnlich einem Ballon, den man langsam übermäßig aufbläst.
Manche Aneurysmen dehnen sich schneller aus. Einige Patienten verspüren Rücken- oder Bauchschmerzen beim Wachsen des Aneurysmas. Die meisten allerdings treten symptomlos auf und wachsen stumm. Das macht ihre Entdeckung grundsätzlich schwierig.
Zufällige Diagnose
In manchen Fällen entdeckt der Arzt ein Aneurysma durch eine körperliche Untersuchung. Er tastet möglicherweise eine pulsierende Anschwellung in Ihrem Bauch oder hört mit dem Stethoskop eine turbulente Blutströmung im Bauch. Die meisten Aneurysmen findet man jedoch zufällig bei Routineuntersuchungen wie Röntgenaufnahmen oder Ultraschalluntersuchungen.
Wenn eine weitere Beurteilung nötig ist, kann der Arzt speziellere Untersuchungen wie Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (NMR) durchführen.
Behandlung – Möglichkeiten ein Aneurysma zu behandeln
Ungefähr 4% der über 65-Jährigen in Deutschland erkranken jährlich an einem Aneurysma. Das Risiko eines Risses liegt bei 1% pro Jahr (bis 5cm Erweiterung), bei größeren Aneurysmen 20% pro Jahr, steigend. Dennoch besteht bei einem positiven Befund kein Grund zur Panik. Ein Aneurysma muss lediglich einmal pro Jahr kontrolliert werden. Darüber hinaus sollte vor allem der Blutdruck normalisiert werden und Sie sollten alles meiden, was den Prozess der Arteriosklerose vorantreibt.
Die Behandlung eines Aneurysmas hängt von seiner Größe, Lokalisation, der Wachstumsgeschwindigkeit und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Wenn Ihr Aneurysma klein ist und Sie keine Symptome verspüren, empfiehlt Ihr Arzt Ihnen eine regelmäßige Beobachtung und Kontrolle.
In der Tat können Ultraschalluntersuchungen Personen mit einem kleinen Bauchaneurysma im Allgemeinen zuverlässig überwachen. Sie benötigen keine Operation, solange das Risiko eines Risses (Ruptur) kleiner ist als das Risiko einer Operation.
Zwei Arten einer Aneurysma-Operation
Wenn das Aneurysma schnell wächst, undicht ist oder Anzeichen für einen bevorstehenden Riss bestehen, benötigen Sie eine Operation. Es gibt zwei Hauptgruppen operativer Eingriffe:
- Offene Bauch- oder Brustkorboperation: Dies ist der Standardeingriff, um ein Aortenaneurysma zu beseitigen. Dabei öffnet der Chirurg die Bauchhöhle oder den Brustkorb und unterbricht den Blutfluss in der Aorta. Auf diese Weise kann er den geschädigten Teil der Aorta durch ein künstliches Schlauchstück (Prothese) ersetzen. Im Volksmund wird diese Operation auch Bypass-Operation genannt. Basis für die Bezeichnung ist das englische Wort für eine Überbrückung der durch eine Verengung beziehungsweise einen Verschluss betroffenen Arterie.
Diese Operation verläuft im Allgemeinen erfolgreich. Dennoch ist ein Schnitt in den Brustkorb oder die Bauchhöhle notwendig. Die Genesung dauert mehrere Wochen einschließlich eines mindestens einwöchigen Krankenhausaufenthalts. Dies ist durchaus mit größeren Risiken verbunden, hinterlässt eine große Narbe und ist für den Patienten belastend.
- Endovaskulärer Eingriff: Bei diesem Eingriff heftet der Chirurg ein synthetisches Implantat an das Ende eines Katheters (Plastik-Röhrchen) und führt es in das Gefäßsystem ein. Meist erfolgt der Eingriff über eine Beinarterie. Er verschiebt den Katheter gegen den Blutstrom bis zur Aorta vor und benutzt ihn dazu, das Implantat an der Stelle des Aneurysmas zu platzieren. An dieser Stelle angelangt, breitet man das Implantat zu seiner vollen Größe aus und befestigt es mit metallenen Stents (spiralförmigen Metallstücken), kleinen Haken oder Stiften. Die Prothese reduziert den Druck auf die Aortenwand. Das Kunststoffgeflecht der Prothese verwächst dort mit dem umgebenden Aorta-Gewebe und dichtet sie nach allen Seiten ab. Vorteil: Statt einer großen Operation sind nur noch zwei kleine Schnitte in der Leistenbeuge erforderlich.
Die endovaskuläre Operation hat einige Vorteile und reduziert die Genesungszeit auf wenige Tage. Deshalb werden heutzutage immer seltener klassische Bypass-Operationen durchgeführt. Insbesondere, da diese Stent-Lösungen seltener zu operationsbedingten Todesfällen führt und auch noch unter schwierigen anatomischen Bedingungen gut funktioniert.
Zwar ist auch diese minimalinvasive Eingriffsvariante nicht vollständig risikofrei, im Vergleich zur herkömmlichen Operation ist das Risiko aber um das 3- bis 4-fache niedriger. Eine Narkose ist nicht erforderlich, der Patient kann am selben beziehungsweise nächsten Tag wieder nach Hause.
Allerdings kann nicht jede Aorta-Erweiterung auf diese Weise behandelt werden. Hier hat der Gefäßspezialist das letzte Wort. Nach einem Eingriff sollten sich Patienten weiterhin alle 6 Monate untersuchen lassen, denn wer einmal ein Aneurysma entwickelt hat, für den ist das Risiko, ein weiteres zu bekommen, stark erhöht.
Pro und Kontra einer Aneurysma-Operation
Aneurysmen zwischen 5 und 5,5 cm fallen in eine Grauzone, was die Notwendigkeit einer Operation angeht. Diese ist vor allem ratsam, wenn Mitglieder Ihrer Familie Aneurysmen aufweisen. Typischerweise empfiehlt sich eine Operation ab einer Größe von 5,5 cm. Die Art des Eingriffes hängt vom Alter des Patienten, seinem Gesundheitszustand, medizinischen Risikofaktoren und der Anatomie seiner Blutgefäße ab.
Aneurysma Früherkennung
Weil die Symptome selten sind – allenfalls verspürt der Patient mal einen scharfen oder dumpfen Schmerz im Brust- oder Rückenbereich – sollten Sie sich einer regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung unterziehen. Das gilt vor allem, wenn Sie zu einer der Risikogruppen gehören.
Wann Sie unbedingt zur Aneurysma Früherkennung gehen sollten
Sie …
- sind über 65 Jahre alt,
- sind Raucher,
- leiden unter Bluthochdruck,
- leiden unter Arteriosklerose,
- hatten bereits Verletzungen an den Arterien (z. B. nach einem Autounfall),
- haben bereits eine Punktion, Operation o. Ä. an den Arterien erhalten, oder
- haben Schmerzen, die tief aus dem Körperinneren zu stammen scheinen und können diese nicht zuordnen.
Was übernimmt die Kasse?
Eine völlig schmerzfreie Doppler-Ultraschall-Untersuchung, die Teil einer Früherkennungsuntersuchung ist, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nur, wenn ein begründeter Verdacht besteht (z. B. wenn Sie an unerklärlichen Bauchschmerzen leiden).
Als reinen Vorsorge-Check müssen Sie die Kosten von ca. 50 € leider selbst tragen. Doch die Investition in diese Untersuchung ist gut investiertes Geld und kann Ihr Leben retten. Ein frühzeitig entdecktes Aneurysma kann regelmäßig untersucht und dann (falls es 5 cm überschreitet) in einer geplanten Operation in Ruhe und relativ sicher entfernt werden. Die Heilungschancen liegen bei einem positiven Befund, abseits unvorhersehbarer interoperativer Komplikationen, bei 95–100 %.
Was Sie vorbeugend gegen ein Aneurysma tun können
Typische Vorsorgemaßnahmen beinhalten Gewichtskontrolle, gesunde Cholesterinwerte durch ausgewogene Ernährung und eventuelle Medikamente sowie ein sofortiger Rauch-Stop.
Kneippsche Wassergüsse, Saunen, Yoga und autogenes Training sowie Aerobe Übungen wie Gehen oder Radfahren gelten ebenfalls als vorteilhaft. Sportspitzen sollten allerdings vermieden werden, schon zwei Stunden in der Woche am Stück oder verteilt auf zwei bis drei Einheiten reichen aus, um das Gefäßsystem zu trainieren.
Schließlich sollte auch eine gesunde Ernährung mit reduziertem Fleisch- und Fettkonsum und erhöhtem Obst-, Gemüse, Getreide-, Hülsenfrucht- und Vollkornproduktkonsum zum erfolgreichen Vermeidungsprogramm von Aneurysmen gehören.
Wenn Ihr Aneurysma größer als 5,5 cm ist, raten Experten davon ab, schwere Gewichte (größer als 2 bis 5 kg) zu heben. Zurzeit untersuchen Forscher, ob bestimmte Wirkstoffe das Wachstum der Aussackung verlangsamen.
Es gibt jedoch keine Pille, die Sie zur Verhütung eines Aneurysmas einnehmen können. Das Beste ist, dass Sie Ihre Blutgefäße so gesund wie möglich erhalten. Ihr Arzt kann Ihnen zusätzliche Maßnahmen, wie beispielsweise Medikamente zur Senkung des Blutdrucks und der Minderung des Drucks auf die geschwächten Gefäße empfehlen.