Fibromyalgie: Symptome erkennen und richtig behandeln
Quälende, ständige wechselnde Schmerzen in der Muskulatur und an Sehnenansätzen, die sich über den gesamten Körper verteilen: Das ist das Leitsymptom von Fibromyalgie. Hinzu kommen zahlreiche begleitende Beschwerden, sodass die Erkrankung für Fibromyalgie-Patienten meist sehr belastend ist. Informieren Sie sich hier über typische Symptome der Fibromyalgie und erfahren Sie, wie sich die Störung feststellen lässt und was Betroffene zur Linderung der Beschwerden tun können.
Was ist Fibromyalgie?
Bei Fibromyalgie (Fibromyalgia oder Fibromyalgiesyndrom, kurz FMS) handelt es sich um eine chronische, nicht heilbare Schmerzerkrankung, die nicht entzündlich verläuft. Manche bezeichnen sie auch als Faser-Muskel-Schmerz oder Weichteilrheumatismus bzw. Muskelrheumatismus. Fachleute betrachten Fibromyalgie als eigenständige Krankheit.
Nach der Arthrose und verschiedenen Wirbelsäulenleiden ist Fibromyalgie die dritthäufigste Erkrankung des Bewegungsapparats. Sie äußert sich dabei weder als eine entzündliche Erkrankung, noch als Störung der Gelenke oder Wirbelsäulenerkrankung, sondern bezeichnet ein Syndrom, das vor allem Muskeln und Sehnen betrifft.
Welches sind typische Fibromyalgie-Symptome?
Hauptsymptome der Fibromyalgie sind Schmerzen in Muskeln und Gelenken. Oftmals tritt eine Vielzahl an Begleitbeschwerden auf – sie sind abhängig von der Person, der Krankheitsphase, von Tätigkeit, Tageszeit, Stresslevel und Wetter. Dazu gehören beispielsweise Müdigkeit und Erschöpfung.
Die Muskel- und Skelettschmerzen können dabei im gesamten Körper auftreten. Typisch sind Schmerzen am Übergang von den Muskeln zu den Fasern. Diese Übergänge nennen sich auch Schmerz-Druckpunkte, Triggerpunkte oder Tender points.
Am häufigsten sind folgende Körperregionen vom chronischen Schmerz bei der Fibromyalgie betroffen:
- Kopf und Nacken
- Rücken und Schultern
- Brustkorb und Schlüsselbein
- Ellenbogen und Hände
- Hüften und Steißbein
- Knie und Sprunggelenke
Fibromyalgie-Syndrom: Symptome im Verlauf
Die Fibromyalgie verläuft eher schleichend mit anfangs unspezifischen Beschwerden. Bis sich die Fibromyalgie voll ausgebildet hat, dauert es meist etwa 10 Jahre. Im Schnitt vergehen weitere 7 Jahren, bis die Diagnose gestellt ist.
Am Anfang einer Fibromyalgie stehen unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Magen- und Darmbeschwerden sowie Schlafstörungen. Später gesellen sich meist Schmerzen im Bereich der Lenden- oder Halswirbelsäule hinzu. Anschließend breiten sich diese auch auf Arme und Beine aus.
Das Leiden verschlimmert sich schubweise: Heftige Schmerzattacken wechseln sich regelmäßig mit schmerzfreien Phasen ab. Insbesondere Kälte, Nässe, Infektionen, eine äußere Belastung oder körperliche Anstrengung können einen Fibromyalgie-Schub auslösen.
Begleitende Symptome der Fibromyalgie
Oftmals kommen zu quälenden, ständig wechselnden Schmerzen des Bewegungsapparats weitere Symptome wie Müdigkeit beziehungsweise Erschöpfung hinzu. Diese sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt und können mitunter wieder abflachen.
Zu den charakteristischen Begleitbeschwerden zählen:
- ständige Müdigkeit und Erschöpfung
- Spannungskopfschmerzen
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwäche
- Verdauungsprobleme
- chronische Blasenentzündung (interstitielle Zystitis)
- trockene Schleimhäute in Mund, Nase und Augen
- Geräusch-, Licht- und Kälteempfindlichkeit
- Depressivität
- diverse vegetative Störungen (z. B. Herzbeschwerden, Atemnot, Schwindel)
Ähnlich wie beim Burnout-Syndrom zählen manche Ärzte bis zu 100 verschiedene Symptome – von leichten Beschwerden bis hin zu kaum erträglichen Schmerzen und Arbeitsunfähigkeit. Daher stützt sich die Diagnostik nicht auf alle möglichen Krankheitszeichen, sondern auf die Schmerzen an den Tender Points als zentrale Symptome.
Was sind Ursachen der Fibromyalgie?
Die genauen Auslöser der Fibromyalgie sind ungeklärt. Es werden unter anderem genetische, psychische, neurophysiologische und hormonelle Ursachen vermutet. Nach heutigen Erkenntnissen liegt der Grund der Beschwerden in einer gestörten beziehungsweise veränderten Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung: Im Gegensatz zu Rheuma liegen dem Syndrom keine Entzündungen zugrunde, sondern Veränderungen im Schmerzgedächtnis und der Schmerzwahrnehmung.
Bei einem gesunden Nervensystem filtert das Rückenmark, in dem die Nervenfasern zusammenlaufen, Schmerzreize aus verschiedenen Körperregionen. Die Weitergabe an das Gehirn, die für eine bewusste Schmerzwahrnehmung nötig ist, findet nur für relevante Schmerzreize statt. Dieser Prozess scheint bei Menschen mit Fibromyalgie beeinträchtigt zu sein. Wie die veränderte Schmerzverarbeitung zustande kommt, ist jedoch nicht vollständig geklärt.
Genetische Ursachen des Syndroms
Wenn in der Familie bereits Fälle von Fibromyalgie aufgetreten sind, beeinflusst dies das Risiko von Patienten, ebenfalls daran zu erkranken. Allerdings ist noch nicht erforscht, was genau vererbt wird: Störungen bezüglich der Schmerzweiterleitung und dem Schmerzempfinden oder eine gestörte Produktion von bestimmten Botenstoffen?
Psychische Ursachen der Fibromyalgie
Neben einer erblichen Veranlagung können offenbar auch traumatische Erlebnisse (z. B. ein Unfall) und schwerwiegende Konfliktsituationen die Krankheit auslösen. Experten sind sich jedoch noch nicht einig, ob eine Fibromyalgie die körperliche Manifestation einer psychischen Erkrankung ist oder aber eine physische Erkrankung, die in der Folge zu psychischen Problemen führt.
Neurophysiologische Ursachen des Fibromyalgie-Syndroms
Fibromyalgie-Patienten weisen häufig einen Mangel des Botenstoffs Serotonin auf. Das lässt sich möglicherweise mit den depressiven Symptomen und dem veränderten Schmerzgedächtnis bei Betroffenen in Zusammenhang bringen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass das Fehlen einer entzündungshemmenden Vorstufe des Stress-Hormons Cortisol ein potenzieller Mitverursacher ist.
Hormonelle Ursachen der Fibromyalgie
Im Vergleich zu Männern sind Frauen mehr als doppelt so häufig vom Fibromyalgie-Syndrom betroffen. Das bringt hormonelle Auslöser als plausibel ins Spiel. Hinzu kommt, dass nach wissenschaftlichen Erkenntnissen das weibliche Geschlechtshormon Östrogen an der Ausbildung des Schmerzgedächtnisses beteiligt sein soll.
Wie lässt sich Fibromyalgie feststellen?
Bei der Diagnose einer Fibromyalgie geben weder Röntgenbilder noch Laborwerte Aufschluss, da sich Gelenke und Organe durch die Krankheit nicht verändern. Die ärztliche Diagnostik orientiert sich in der Regel an der geschilderten Schmerzsymptomatik.
Fibromyalgie-Symptome: Test anhand von Triggerpunkten
Bei Verdacht auf Fibromyalgie wenden sich Betroffene am besten an einen Rheumatologen. Für den Test tastet der Spezialist 18 typische Schmerz-Druckpunkte (Tender Points) ab. Reagieren 11 oder mehr schmerzhaft auf Druck, so wird die Diagnose Fibromyalgie vergeben.
Fibromyalgie-Diagnostik: Abgrenzung gegenüber anderen Erkrankungen
Alle Symptome einer Fibromyalgie können auch bei anderen Erkrankungen vorkommen – das betrifft auch die Tender Points. Daher müssen vor der endgültigen Diagnose andere Leiden ausgeschlossen werden. Folgende Erkrankungen gilt es gegenüber dem Fibromyalgie-Syndrom abzugrenzen:
- Rheuma
- Gicht
- Infektionen
- Muskelentzündungen
- Tumore
- neuropsychologische Erkrankungen
- psychische Leiden
Für diese Feststellung untersucht der Arzt auch das Blut und den Urin. Denn bei Fibromyalgie befinden sich die meisten Blut- und Urinwerte im Normalbereich. Gegebenenfalls können auch Röntgenaufnahmen und neurologische Spezialuntersuchungen notwendig werden, um die Symptome eindeutig zuzuordnen.
Wie kann man das Fibromyalgie-Syndrom behandeln?
Da die Ursache nicht abschließend geklärt ist und noch nicht genügend Forschung vorliegt, ist noch keine spezifische Therapiemöglichkeit bekannt, die Fibromyalgie explizit behandelt oder sogar heilt. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten, um den auftretenden Beschwerden lindernd zu begegnen.
Die Schulmedizin setzt dabei auf eine körperliche, psychotherapeutische und vorübergehende medikamentöse Behandlung der Fibromyalgie. Es bieten sich aber auch Maßnahmen aus der Erfahrungsmedizin oder alternative Verfahren an.
Medikamentöse Behandlung der Fibromyalgie: Schmerzmittel und Antidepressiva
Wenn die Schmerzen besonders stark sind, sind schmerzlindernde Medikamente das Mittel der Wahl. Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Paracetamol können die Beschwerden kurzzeitig erträglicher machen. Die Präparate sollten aber nicht unkontrolliert über längere Zeit eingenommen werden: Insbesondere Paracetamol steht bei einer Überdosierung in Zusammenhang mit akutem Leberversagen.
Auch stärkere Schmerzmittel wie Novalgin, Tramal oder niedrig dosierte Antidepressiva (z. B. Amitriptylin oder Doxepin) werden eingesetzt. Diese sollen den niedrigen Serotoninspiegel erhöhen und so die Schmerzen abmildern. Sie lösen bei einer Daueranwendung aber Kopfschmerzen und starke Magenbeschwerden aus.
Ernährung als wichtige Säule in der Fibromyalgie-Therapie
Wie viele andere Gesundheitsprobleme lässt sich auch das Fibromyalgiesyndrom durch einen gesunden Lebensstil günstig beeinflussen. Dazu gehört eine Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst – insbesondere Sorten, die reich an Antioxidantien sind (z. B. Beeren). Wichtig sind für das Muskel-Gelenk-Zusammenspiel zudem Mineralstoffe (Kalzium, Magnesium) sowie essenzielle Fettsäuren aus naturbelassenen Fetten (Fisch, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Oliven).
Auf tierische Fette und Eigelb sollten Betroffene besser verzichten: Sie enthalten Arachidonsäure, die Rheumaprozesse auslösen kann. Auch den Konsum von Kaffee sollten Patienten weitestgehend einschränken, da Koffein die Durchblutung der Muskulatur negativ beeinflussen kann. Gleiches gilt für Nikotin.
Bewegung bei Fibromyalgie: Leichtes Ausdauertraining und Gymnastik
Überlastung, Steifheit, Schlappheit und Schmerzen sind typische Symptome einer Fibromyalgie. Diese lassen sich aber auch auf die Vermeidung von sportlichen Aktivitäten zurückführen, da Bewegung die Symptome zu Anfang verstärken kann. Hinzu kommt: Nach einer längeren Leidenszeit bildet sich bei einem Großteil der FMS-Patienten durch die Schonhaltung die gesamte Muskulatur zurück. Übergewicht, Unbeweglichkeit und Verletzungsanfälligkeit sind häufig die Folge.
Dabei kann Bewegung bei Fibromyalgie die Symptome positiv beeinflussen: Ein ruhiges Ausdauertraining, ergänzt durch leichte Kraftübungen, verbessert nicht nur Körperwahrnehmung und Schlafqualität, sondern erhöht auch Ihre Schmerzschwelle und baut Spannungen ab. Die Leitlinie der AWMF empfiehlt zum Beispiel Wasser- oder Trockengymnastik.
Unser Rat:
- Beginnen Sie mit täglichen Spaziergängen in Ihrem Wohlfühlbereich.
- Setzen Sie sich dabei leicht erreichbare Ziele wie etwa zehn Minuten ruhiges Gehen am Tag.
- Steigern Sie das Ziel wochenweise geringfügig um wenige Minuten, bis Sie nach und nach eine halbe Stunde oder mehr erreichen.
Darüber hinaus sind sich Fachleute einig, dass eine Psychotherapie mitunter großen Nutzen bringt.
Psychotherapie bei Fibromyalgie: Die Psyche wirkt mit
FMS-Fälle können auf eine Angststörung, eine Depression oder eine posttraumatische Belastungsstörung zurückgehen. Mit Hilfe einer Psycho- bzw. kognitiven Verhaltenstherapie lernen Patienten, Lebensgewohnheiten und -planung selbstbestimmt zu ändern und Stressauslöser besser zu bewältigen.
Alternative Medizin: Behandlung mit Akupunktur und Akupressur
Auch die alternative Medizin bietet eine Vielzahl an Behandlungswegen der Fibromyalgie. Anwender berichten sowohl von Erfolgen mit Akupunktur als auch mit Akupressur. Wichtig ist, ähnlich wie bei der Medikamenteneinnahme: Es gibt viele Möglichkeiten, die im Einzelfall Linderung bringen können. Studien belegen einen Nutzen der Traditionellen Chinesischen Medizin bei Fibromyalgie. Akupunkturpunkte sollten allerdings nur dann durch ein TCM-Verfahren weiter behandelt werden, wenn Patienten eine Besserung der Fibromyalgie-Symptome spüren.