Mittelohrentzündung – Symptome, Ursachen, Diagnose & Behandlung
- Akuter und chronischer Verlauf einer Mittelohrentzündung
- Was sind die Ursachen einer Mittelohrentzündung?
- Was sind Symptome einer Mittelohrentzündung?
- Kälteschmerzen: Vor Kälte schmerzende Ohren sind nicht selten
- Wie wird eine Mittelohrentzündung diagnostiziert?
- Wie erfolgt die Behandlung einer Mittelohrentzündung?
- Mittelohrentzündung: Wann darf ich wieder schwimmen?
- Wie kann man einer Mittelohrentzündung vorbeugen?
Mittelohrentzündung (Otitis media) ist ein Sammelbegriff für verschiedene Krankheitsbilder. Sie zeichnen sich durch eine Entzündung der Schleimhäute des Mittelohrs aus. Dieses umfasst das Trommelfell, die Paukenhöhle sowie die Ohrtrompete. Sowohl Bakterien als auch Viren und deren Schadstoffe (Toxine) verursachen Mittelohrentzündung.
Die Krankheit tritt am häufigsten bei Kindern bis zum Schulalter auf, vermehrt in den Wintermonaten, weniger oft im Sommer. Insbesondere Säuglinge leiden häufiger an Mittelohrentzündungen.
Erwachsene sind nur selten von dieser Krankheit betroffen, da die Eustachische Röhre oder Ohrtrompete, die Ohr und Rachenraum verbindet, bei Kindern noch kürzer ist.
Die Erkrankung ist meist sehr schmerzhaft und geht mit einem plötzlich einsetzenden, heftigen und stechenden Schmerz einher. Sie heilt jedoch, bei richtiger Behandlung, rasch und ohne Komplikationen wieder ab.
Akuter und chronischer Verlauf einer Mittelohrentzündung
Generell werden zwei Arten von Mittelohrentzündung unterschieden: die akute (Otitis media acuta) und die chronische Mittelohrentzündung (Otitis media chronica).
Meistens verursachen Bakterien akute Mittelohrentzündungen, die ihren Weg ins Ohr über den Nasenrachenraum finden. Handelt es sich um eine virale Mittelohrentzündung, überträgt sich die Infektion oft über den Blutweg. Ist das Trommelfell verletzt, können Krankheitserreger auch von außen ins Mittelohr vordringen, beispielsweise durch Badewasser oder im Schwimmbad.
- Chronische Mittelohrentzündung
Der Begriff Chronische Mittelohrentzündung bezeichnet zwei chronische Erkrankungen des Mittelohrs: Chronische Mittelohrschleimhauteiterung und chronische Knocheneiterung.
Die Ursachen beider Erkrankungen sind noch unklar. Häufige akute Mittelohrentzündungen, genetische Ursachen, Fehlfunktionen der eustachischen Röhre sowie außergewöhnliche bakterielle Besiedlung des Mittelohrs gelten als Risikofaktoren.
Bei der chronischen Schleimhauteiterung vereitert die Schleimhaut des Mittelohres. Das austretende Sekret ist schleimig oder schleimig-eitrig und in der Regel geruchlos.
Während die chronische Schleimhauteiterung zwar unangenehm, aber harmlos ist, führt die chronische Knocheneiterung zu ernsthaften Komplikationen. Zerstörungen des an das Mittelohr grenzenden Knochens oder der Gehörknöchelchen können eine Folge der chronischen Knocheneiterung sein. Weitere Komplikation wie eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) und Gehirnentzündungen (Enzephalitis) können sich lebensbedrohlich auswirken. Eine Operation ist darum in vielen Fällen ratsam.
- Akute Mittelohrentzündung
Akute Mittelohrentzündungen machen sich durch plötzliche stechende Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Fieber und Schwindel bemerkbar. Der mit der Entzündung einhergehende Erguss im Ohr stört dann den Gleichgewichtssinn.
Schwillt die Eustachische Röhre so zu, dass die Flüssigkeit im Ohr nicht mehr abläuft, kann das Trommelfell reißen und Flüssigkeit sowie Eiter durch den Gehörgang nach außen treten.
Mittelohrentzündungen treten als selbstständige Erkrankungen oder als Sekundärerkrankungen in Folge anderer Grunderkrankungen auf. Hierzu gehören Masern-Otitis, Scharlach-Otitis und Grippe-Otitis. Häufige Risikofaktoren sind Rachen- und Mandelentzündungen und chronische Infekte der oberen Luftwege.
Was sind die Ursachen einer Mittelohrentzündung?
Aus der Ohrtrompete fortgeleitete Infektionen aus dem Nasen- und Nasenrachenbereich dienen als häufige Ursache für eine Mittelohrentzündung. Die Schleimhäute in der Ohrtrompete schwellen an und verschließen den Luftkanal zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum. Im verschlossenen Mittelohr vermehren sich die Erreger und breiten sich aus.
Verschiedene Auslöser können zu einer akuten Mittelohrentzündung führen:
- Bakterien oder Viren steigen aus dem Nasen-Rachen-Raum über die Ohrtrompete in das Mittelohr. Dies kann in Folge von Erkältungskrankheiten, wie Schnupfen oder Halsweh, passieren. Die Belüftung des Mittelohrs ist aufgrund des Infekts der Schleimhäute eingeschränkt und die Keime können sich im Mittelohr ausbreiten.
- Defektes Trommelfeld: Durch traumatische Perforation (z.B. durch den falschen Gebrauch eines Wattestäbchens) kommen Erreger in das Mittelohr.
- Folge von Masern- oder Scharlach-Erkrankungen
Bei über 70 % der Mittelohrentzündungen bei Säuglingen und Kleinkindern sind Pneumokokken und Haemophilus Influenzae verantwortlich. Ebenso können Grippe- und Herpes-Viren Mittelohrenzündungen auslösen. Besonders nach viralen Ersterkrankungen kann es zu einer Superinfektion kommen, was einen bakteriellen Befall des Mittelohres zur Folge hat.
Risikofaktoren für Mittelohrentzündungen (insb. für Kleinkinder):
- Winter: erhöhte Erkältungsgefahr
- Vergrößerte Rachenmandeln
- Grunderkrankungen (Funktionsstörung der Tube, Gaumenspalte), Allergien oder geschwächtes Immunsystem
- Passivrauchen
Risikofaktoren bei Säuglingen und Kleinkindern:
- Häufiger Gebrauch von Schnullern (bei Säuglingen und Kleinkindern)
- Täglicher Kontakt mit anderen Kindern in Kindergrippen (und Aufnahme von Krankheitserregern)
- Flugreisen mit Schnupfen oder langanhaltenden Erkältungen
Was sind Symptome einer Mittelohrentzündung?
Mittelohrenzündungen werden durch Viren, Bakterien oder Toxine ausgelöst. Folgende Symptome können Anzeichen für eine akute Mittelohrentzündung sein:
- Stechende Schmerzen im Ohr
- Hörverminderungen
- Ausfluss aus dem Ohr
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Fieber
- Erbrechen
Die Schmerzen im Ohr setzen plötzlich und stark ein. Sie treten sowohl einseitig als auch beidseitig auf. Ohrenpochen, ein Druckgefühl und vermindertes Hörvermögen sind mögliche Begleiterscheinungen. Ausfluss aus dem Ohr kann entstehen, wenn das Trommelfell durch den Druck des Eiters nachgibt oder einreißt. Der Ausfluss ist meist am Beginn blutig und kann mehrere Wochen anhalten.
Kälteschmerzen: Vor Kälte schmerzende Ohren sind nicht selten
Kälte löst immer wieder Ohrenschmerzen aus. Dabei tut sich die Frage auf, ob vor Kälte schmerzende Ohren gefährlich sind und ob dies zu einer Ohrenentzündung oder einer Erkältung führen kann?
Schmerzende Ohren bei Kälte sind zwar äußerst unangenehm, aber ungefährlich. Die Schmerzen verschwinden rasch, wenn Sie einen warmen Raum betreten.
Was sind die Ursachen für Schmerzen im Ohr bei Kälte?
Ausgelöst werden die Kälteschmerzen durch empfindliche Haut. Gerade über dem Knorpel des Ohres ist sie sehr dünn und damit schmerzempfindlich. Genauso verhält es sich im Gehörgang. Auch hier werden die Schmerzen ausgelöst, weil die dünne Haut keinen ausreichenden Schutz bietet.
Wenn die Temperaturen allerdings in den Minus-Bereich sinken, sollten Sie dazu übergehen, Mütze oder Stirnband zu tragen. Temperaturen, die weit unter dem Gefrierpunkt liegen, können sowohl an den Ohren als auch an anderen Körperteilen Erfrierungen hervorrufen.
Wie wird eine Mittelohrentzündung diagnostiziert?
Der Facharzt stellt die Diagnose nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und der Untersuchung des Trommelfells auf etwaige Veränderungen. Dieses erscheint bei einer Entzündung rosa und nicht wie gewöhnlich eher gräulich. Der Grund für diese Färbung sind erweiterte Blutgefäße infolge der Infektion. Liegt ein Erguss vor, kann dieser durch das Trommelfell sichtbar sein. Er führt dazu, dass sich das Trommelfell nach außen wölbt und möglicherweise bereits kleine Risse aufweist.
Neben der Untersuchung des Gehörgangs wird auch der Nasen-Rachenraum mit einem Endoskop inspiziert. Außerdem wird zumeist eine Sonographie der Nasennebenhöhlen vorgenommen.
Wie erfolgt die Behandlung einer Mittelohrentzündung?
Eine akute Mittelohrentzündung wird vorerst durch entzündungshemmende Medikamente behandelt. Zusätzlich ist Bettruhe einzuhalten. Nasentropfen, die abschwellend auf die Schleimhaut im Nasen- und Rachenraum wirken, helfen auch bei der Therapie der angeschwollenen Ohrtrompete. Leichte Wärmeanwendungen wirken lindernd auf die Schmerzen. Aus der Homöopathie haben sich Belladonna und Aconitum bei Mittelohrentzündungen bewährt. Während der Erkrankung muss darauf geachtet werden, dass beim Duschen und Baden kein Wasser in den Gehörgang gelangt.
Verläuft die Krankheit ohne Komplikationen, ist die Anwendung von Antibiotika nicht nötig. Um mögliche Schwierigkeiten auszuschließen, sollte jedenfalls ein Arzt hinzugezogen werden. Falls Komplikationen auftreten und der Druck auf das Trommelfell durch die Entzündung nicht nachlässt, kommen verschiedene Maßnahmen zur Anwendung. Ist die Entzündung bakteriell, erfolgt die Gabe von Breitbandantibiotika.
Bei starkem Druck und einer Wölbung des Trommelfells nach außen, ohne bereits entstandene Risse ist eine sogenannte Parezentese durch den Facharzt möglich. Dabei wird das Trommelfell leicht eingeschnitten, damit die Schleimhautflüssigkeit aus dem Mittelohr abfließen und abgesaugt werden kann. Diese Behandlung erfolgt unter lokaler Betäubung beziehungsweise bei Kindern auch unter Vollnarkose. Der kleine Schnitt im Trommelfell verheilt nach ein paar Wochen ohne bleibende Schäden.
Bei einer übergangenen Mittelohrentzündung und fehlender Behandlung besteht die Möglichkeit, dass aus einer akuten eine chronische Mittelohrentzündung entsteht. Das kann bis hin zu bleibenden Hörschäden führen. Eine Behandlung ist daher immer anzuraten!
Menschen, die bereits des Öfteren an einer Mittelohrentzündung erkrank sind, wird daher unbedingt ein Gang zum HNO-Facharzt oder bei Kindern und Säuglingen der Besuch beim Kinderarzt empfohlen. Die zugrundliegenden Ursachen müssen ermittelt werden, um weitere Erkrankungen zu verhindern.
Schmerzmittel sind wichtiger als Antibiotika
Nach einer deutschen Studie sind auch wiederholt auftretende Mittelohrentzündungen kein Grund zur Sorge. Die meisten heilen ganz ohne Antibiotikum von selbst aus. Viel wichtiger ist eine ausreichende Schmerzbehandlung durch schmerzstillende, entzündungshemmende und fiebersenkende Mittel (Zäpfchen oder flüssige Mittel). Antibiotika sind nur bei schweren Krankheitsverläufen von Nöten, um bakterielle Entzündungen zu behandeln.
Kinderärzte analysierten die Daten der LISA-Studie (LISA = Lifestyle-Immune-System-Allergy), für die 3.097 Neugeborene aus verschiedenen Regionen Deutschlands aufgenommen und sechs Jahre lang beobachtet wurden. Die Eltern hatten dabei regelmäßig über die Krankheiten ihrer Kinder berichtet. Durchschnittlich machte jedes Kind in den ersten beiden Lebensjahren zweimal eine Mittelohrentzündung durch. Bis zum Alter von sechs Jahren hatten zwei Drittel der Kinder mindestens eine Mittelohrentzündung gehabt.
Privatdozent Johannes Liese vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München betont, dass nur Babys unter sechs Monaten sofort ein Antibiotikum benötigen. Bei älteren Kindern genüge es, zwei Tage abzuwarten und es nur dann antibiotisch zu behandeln, wenn weiterhin Beschwerden bestehen. Dadurch könne 90 Prozent der Kinder das Antibiotikum erspart werden.
Wichtiger sei eine ausreichende Schmerztherapie mit Ibuprofen oder Paracetamol drei- bis viermal am Tag. Auch häufige Mittelohrentzündungen seien zunächst kein Grund zur Sorge. Ein Besuch beim HNO-Arzt ist erst bei sechs und mehr Mittelohrentzündungen pro Jahr dringlich.
Mittelohrentzündung: Wann darf ich wieder schwimmen?
Der Virusinfekt muss auskuriert werden.
Mittelohrentzündungen werden fast immer durch einen Infekt, ausgelöst durch Viren, verursacht. In jedem Fall müssen Sie so lange warten, bis dieser Infekt vollständig ausgeheilt ist.
Kam es bei der Erkrankung zu Ausfluss aus den Ohren, sollten Sie diese noch weitere drei Tage schützen – entweder durch Watte oder durch kompletten Verzicht auf Schwimmen in dieser Zeit. Ohrstöpsel halten nicht komplett dicht und Sie sollten darauf verzichten.
Mittelohrentzündung und tauchen: Es braucht seine Zeit
Warten müssen Sie dagegen auch nach überstandenen Mittelohrentzündungen, bevor Sie das nächste Mal tauchen. Verzichten Sie hierauf für einige Wochen. Es besteht die Gefahr, dass Wasser über die Nase ins Mittelohr fließt und eine weitere Entzündung auslösen kann.
Wie kann man einer Mittelohrentzündung vorbeugen?
Folgende Maßnahmen können Mittelohrentzündungen vorbeugen:
- Grippe- und Pneumokkokken-Impfungen
Säuglinge mit Pneumokokkenimpfung bekommen weniger oft Mittelohrentzündungen. Die Impfung schützt jedoch nur vor Infekten, die durch Pneumokokken verursacht werden. Andere virale oder bakterielle Entzündungen können nicht dadurch vorgebeugt werden. Eine Grippeimpfung senkt das Risiko einer Infektion mit Grippeviren.
- Schnuller vermeiden
Säuglinge und Kleinkinder, die häufig Schnuller verwenden, neigen häufiger zu Mittelohrentzündungen als Kinder ohne. Dies hängt mit dem Saugen am Schnuller und den entstehenden Druckverhältnissen im Rachen und Ohrbereich zusammen. Schnuller können außerdem Infektionen übertragen. Es ist daher anzuraten, den Schnuller weniger oft zu verwenden.
- Passivrauch vermeiden
Infektionen der Atemwege und des Nasen-Rachen-Raums können durch Passivrauch vermehrt entstehen. Für Kinder ist es daher wichtig, in einer rauchfreien Umgebung aufzuwachsen.
- Zink
Das Immunsystem durch Nahrungsergänzungsmittel stärken und Infektionen damit erfolgreich abwehren, ist eine weitere Möglichkeit der Verbeugung. Ausgewogene Ernährung ist daher wichtig.
- Entfernung der Rachenmandeln
Vergrößerte Rachenmandeln können zu Mittelohrentzündungen führen. Studien zeigen, dass die Entfernung der Rachenmandeln, Mittelohrentzündungen vorbeugen können. Oft wird mit der Entfernung auch das Einsetzen eines Paukenröhrchens kombiniert. Die Entfernung der Rachenmandeln allein kann jedoch nicht als Vorbeugung für eine Mittelohrentzündung ausreichen.
- Schwimmbäder, kalte Luft oder Luftzüge bei Erkältungen sollten bei Kindern vermieden werden.
- Stillen stärkt das Immunsystem der Säuglinge.
- Ausreichend Trinken: 1,5-2 l Wasser, Tee oder Saft-Wasser-Mischgetränke am Tag werden empfohlen.
- Vorsichtige Reinigung der Ohren
- Rechtzeitiger Einsatz von Nasentropfen oder Nasenspray bei Erkältungen, um die Belüftung des Mittelohres zu verbessern.