Mandelentzündung – Ursachen, Symptome, Diagnose & Behandlung

Frau mit Halsschmerzen
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Inhaltsverzeichnis

Mandelentzündung im Überblick

  • Medizinischer Name: Tonsillitis, Angina tonsillaris
  • Sonderform: Chronische Mandelentzündung
  • Definition: Entzündung/Infektion der Gaumenmandeln
  • Übertragung: Tröpfcheninfektion
  • Symptome: Schmerzhafte Schluckbeschwerden, hohes Fieber, geschwollene Mandeln
  • Dauer: 2 Wochen – einige Monate (abhängig vom Schweregrad)

Was ist eine Angina tonsillaris?

Eine Mandelentzündung ist eine Entzündung der Gaumenmandeln. Gemeinsam mit der Rachenmandel und den Zungenmandeln bilden die Gaumenmandeln als sogenannter „lymphatischer Rachenring” einen Teil des körpereigenen Abwehrsystems. Sie schützen vor Infektionen und schwellen dabei an.

Die akute Tonsillitis betrifft vor allem Kinder im Schulalter, selten auch Kleinkinder und manchmal Erwachsene. Der häufigste Übertragungsweg dieser Erkrankung ist die Tröpfcheninfektion. In den Wintermonaten und im Frühling tritt eine Mandelentzündung häufiger auf als in den anderen Jahreszeiten.

Neben der akuten Mandelentzündung gibt es auch noch eine chronische Form. Bei der chronischen Mandelentzündung besteht die Entzündung meist mehrere Monate. Sie entsteht entweder nach einer oder mehreren Mandelentzündungen und ist durch einen Verschluss der Krypten gekennzeichnet. Krypten sind Einbuchtungen in den Rachenmandeln. Die Mandeln sind dann meist verkleinert und nur ein operativer Eingriff kann Linderung verschaffen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Mandelentzündung und einer Seitenstrangangina?

Im Gegensatz zur Mandelentzündung ist bei einer Seitenstrangangina der Rachen betroffen, vor allem das lymphatische Gewebe im Rachenbereich. Diese Erkrankung tritt vor allem bei Patienten mit entfernten Rachenmandeln auf.

Verschiedene Arten Mandelentzündung

Wie kommt es zu einer Mandelentzündung?

Die Hauptursache einer Mandelentzündung ist eine virale Halsentzündung, auf die meist eine bakterielle Infektion folgt, die schließlich zur eitrigen Mandelentzündung führt. Für die schweren, eitrigen Entzündungen sind häufig Bakterien, manchmal aber auch Viren verantwortlich.

Zu den Bakterien zählen in den meisten Fällen Streptokokken, seltener andere Bakterien. Da es unterschiedliche Typen von Streptokokken gibt und das Immunsystem sich immer auf einen Typ einstellen kann, ist es möglich, immer wieder an Angina zu erkranken.

Die Mandelentzündung kann als einmaliges Ereignis (akut), oder aber auch über einen längeren Zeitraum anhaltend (chronisch), sowie auch wiederkehrend verlaufen. Risikofaktoren für das Entstehen einer Mandelenzündung sind:

  • Geschwächtes Immunsystem
  • Stress
  • Chronische Erkrankungen

Eine Angina tonsillitis kann außerdem eine Begleiterscheinung anderer Krankheiten oder schwerer Erkrankungen sein.

Zu diesen Erkrankungen zählen:

  • Scharlach
  • Diphtherie
  • Pfeiffer’sches Drüsenfieber
  • Tuberkulose
  • Leukämie

Wichtig ist, dass diese Erkrankungen diagnostiziert und die Erreger identifiziert werden.

Wie lange dauert eine Mandelentzündung an?

Die Dauer einer Mandelentzündung hängt von der Form und Ursache der Erkrankung ab. Bei einer akuten Mandelentzündung können zwischen Beginn der Symptome und einem Ausheilen der Erkrankung zwei Wochen vergehen, wobei durch den Einsatz von Antibiotika meist ein verkürzter Krankheitsverlauf erzielt werden kann.

Bei einer chronischen Mandelentzündung bestehen Symptome über mehrere Monate hinweg. Die Erkrankung kann durch das operative Entfernen der Mandeln beseitigt werden.

Ist eine Mandelentzündung ansteckend?

Die Mandelentzündung wird durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Das bedeutet wiederum eine Übertragung über den Speichel oder durch Niesen. Dabei gelangen die Krankheitserreger, die im Rachenraum oder im Atmungstrakt siedeln, über kleinste Speicheltröpfchen an die Luft. Werden sie anschließend von einem anderen Menschen eingeatmet oder direkt über die Schleimhäute der oberen Atemwege aufgenommen, kann das eine Angina tonsillitis auslösen.

Über welche Dauer eine Mandelentzündung ansteckend ist, ist ganz vom Erreger abhängig. Durch die Einnahme von Antibiotika ist eine bakterielle Mandelentzündung bereits nach einem Tag nicht mehr ansteckend. Eine durch Viren ausgelöste Mandelentzündung ist jedoch länger ansteckend.

Was sind Anzeichen für eine Mandelentzündung?

Eine Mandelentzündung beginnt meist plötzlich mit starkem Krankheitsgefühl und schnellem Fieberanstieg.

Weitere Symptome einer Angina tonsillitis sind:

  • Schluckbeschwerden
  • Halsschmerzen
  • Mandeln sind gerötet, geschwollen & haben Eiterpünktchen
  • Klosgefühl im Hals & „klosige” Aussprache, jedoch keine Heiserkeit
  • Unangenehmer Geschmack im Mund & Mundgeruch
  • Eventuell vergrößerte Lymphknoten am Hals
  • Bei Kindern: Bauchschmerzen, Erbrechen
Merkmale einer Entzündung der Mandeln

Beschwerden: Unterschied zwischen viraler und bakterieller Mandelentzündung

Die virale Mandelentzündung tritt deutlich häufiger (70 – 80 % der Fälle) als eine bakterielle Mandelentzündung auf. Obwohl sich die Symptome ähneln, wird sie anders behandelt als eine bakterielle Infektion. Eine virale Mandelentzündung hängt häufig mit einer Erkältung oder einem viralen Infekt zusammen. Virusinfektionen betreffen in der Regel nicht nur ein Organ, sondern den gesamten Körper. Daher leiden Betroffene bei einer viralen Mandelentzündung meist zusätzlich unter Fieber, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Husten und Schnupfen.

Die Mandeln sind in der Regel kleiner als bei einer bakteriellen Entzündung. Auch Halsschmerzen sollten weniger stark ausgeprägt sein.

Merkmale einer viralen Mandelentzündung:

  • Hängt mit Erkältung oder viralen Infekt zusammen
  • Virusinfektionen betreffen gesamten Körper
  • Betroffene leiden unter Fieber, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Husten, Schnupfen
  • Mandeln sind weniger stark vergrößert als bei einer bakteriellen Entzündung
  • Halsschmerzen weniger stark ausgeprägt

Merkmale einer bakteriellen Entzündung:

  • Beschränkt sich auf Mandeln und umliegenden Rachenraum
  • Mandeln sind stark gerötet
  • Schluckbeschwerden
  • Infektion mit Streptokokken

Ob eine Mandelentzündung durch Viren oder Bakterien ausgelöst wurde, ist für die Wahl der Behandlungsmethode entscheidend.

  • Eine bakterielle Mandelentzündung lässt sich gut mit einem Antibiotikum behandeln. Bei einer Infektion mit Streptokokken ist beispielsweise Penicillin ein wirksames Mittel.
  • Gegen eine virale Mandelentzündung sind Antibiotika jedoch wirkungslos, da sie nur gegen Bakterien wirken. Ursächlich behandelt werden kann die virale Mandelentzündung daher nicht, es können lediglich die Symptome gelindert werden.

Wann sollte man den Arzt konsultieren?

Akute Schmerzen sind vor allem in den ersten Tagen typisch für eine Mandelentzündung. Zu Hause kann man probieren, den Schmerzen mit Halswickeln, Lutschbonbons oder lokal betäubende Gurgellösungen entgegen zu wirken.

Sollten diese Schritte nicht ausreichen, können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen die Symptome dämpfen. Diese Mittel wirken schmerzlindernd und fiebersenkend. Ibuprofen wirkt zudem auch entzündungshemmend. Diese Substanzen sollten aber nur angewendet werden, wenn keine Allergien dieser Wirkstoffe vorhanden sind.

Zuerst untersucht der Arzt die Mund, Nasen, Ohren und Rachen. Im Zuge dessen überprüft er die Mandeln, um anhand der Oberfläche und des Belages den Erreger einzuschätzen. Das Aussehen der Mandeln, sowie die Farbe und Größe des Belages geben Hinweise auf die Form der Angina tonsillitis. Anschließend kann der Mediziner entscheiden, welche Behandlung am wirksamsten ist.

Eiter besteht aus abgestorbenen, weißen Blutzellen als Reaktion auf eine meist bakterielle Infektion. Manche verstehen unter einer Mandelentzündung auch Formen von gelblich-weißlichen Belägen, die durchaus auch auf eine Infektion mit Viren zurückzuführen sein können. Entscheidend ist eigentlich weniger die Unterscheidung ob eitrig oder nicht-eitrig, sondern bakteriell oder viral.

Ein ärztlicher Schnelltest in Form eines Abstrichs auf Streptokokken kann nützliche Informationen zur Erkrankung liefern. Dazu streicht der Arzt mit einem Wattestäbchen über diverse Stellen im Rachen. Das Ergebnis liegt bereits nach wenigen Minuten vor. Ein unauffälliges Testergebnis schließt jedoch eine Infektion mit Streptokokken nicht aus. Bei Zweifel kann der Mediziner den Abstrich im Labor untersuchen lassen.

Was kann man gegen eine Mandelentzündung tun?

Die Therapie einer Mandelentzündung richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Je nachdem, ob es sich um eine bakterielle oder virale Mandelentzündung handelt, werden Antibiotika oder schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt.

Die Mandelentzündung und das damit auftretende Fieber können mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol behandelt werden. Antibiotika der Wahl sind Penicillin und Cephalosporine, bei bekannter Penicillinallergie oder Nicht-Ansprechen auf die Therapie können auch andere Antibiotika eingesetzt werden. Es sollte aber kein Antibiotikum ohne vorangegangene ausgiebige Diagnostik verschrieben werden.

Wichtig bei der Behandlung mit Antibiotika ist, dass man sie solange einnimmt, wie der Arzt es verordnet hat, und nicht nur, solange Schmerzen und Fieber bestehen. Setzt man Antibiotika zu früh ab, kann die Entzündung wieder zurückkehren. Die häufigsten Nebenwirkungen von Antibiotika sind Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Übelkeit. Bei Frauen kann es nach der Einnahme von Antibiotika zu einer Scheidenpilzinfektion kommen.

Neben den typischen Medikamenten, können auch bestimmte Hausmittel bei einer Mandelentzündung helfen.

Hausmittel, die bei einer Mandelentzündung zur Anwendung kommen können:

  • Umschläge mit Topfen
  • Umschläge mit Heilerde
  • Ingwertee mit Honig und Zitrone
  • Zwiebeltee
  • Gurgeln mit Salbeitee, Kamillentee oder Salzwasser
  • Ölziehen

Eine operative Mandelentfernung kommt nur dann in Frage, wenn die Mandeln häufig und immer wieder entzündet sind.

Behandlung und Therapie bei bakterieller Mandelentzündung

Diagnostiziert der Arzt eine bakterielle Mandelentzündung, verschreibt er meist Antibiotika. Wer auf Antibiotika allergisch reagiert, bekommt andere oder ähnliche Medikamente, die auch gut dagegen wirken.

Achtung

Bei jeder Therapie mit Antibiotika können sich resistente Stämme von Bakterien bilden. Daher sollten Antibiotika generell bei Mandelentzündung nicht prophylaktisch eingesetzt werden, sondern nur, wenn auch wirklich Bakterien die Auslöser der Erkrankung sind.

Behandlung und Therapie einer viralen Mandelentzündung

Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, daher werden sie bei Virusinfekten nicht eingesetzt. Bei viraler Mandelentzündung sind diese nur dann erforderlich, wenn es auf den erkrankten Schleimhäuten zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion gekommen ist.

Die Behandlung der viralen Mandelentzündung beschränkt sich auf die Behandlung der Symptome wie Fieber und Schmerzen. Dabei können neben den oben genannten Schmerzmedikamenten auch Hausmittel und körperliche Schonung den Genesungsprozess beschleunigen.

Vorsicht ist geboten beim Pfeiffer’schen Drüsenfieber. Die Antibiotika Amoxicillin und Ampicillin können in diesem Fall einen Hautausschlag verursachen und sollten deshalb nicht angewendet werden. Besonders beim Pfeiffer’schen Drüsenfieber ist es wichtig, sich körperlich zu schonen. Bei diesem Krankheitsbild können nämlich die inneren Organe anschwellen. Es besteht daher die Gefahr eines Milzrisses. Diese Komplikation ist lebensbedrohlich und erfordert die stationäre Behandlung in einem Krankenhaus.

Welche natürlichen Hausmittel helfen bei einer Mandelentzündung?

Die Anwendung von diversen Hausmittel bei Angina tonsillitis, ist seit Jahrtausenden bekannt. Halswickel, Salzlösung zum Gurgeln und ausreichendes Trinken können durchaus die Beschwerden abklingen lassen. Verschiedene, pflanzliche Zusatzmittel können gegen Mandelentzündung sehr wirksam sein.

Mit Lutschbonbons, wie etwa Salbeibonbons kann man Schmerzen und das Kratzen im Hals reduzieren. Diese hydrieren den Rachenbereich und sorgen dafür dass die entzündeten Gaumenmandeln weniger schmerzen.

Die Inhaltsstoffe von diversen pflanzlichen Hausmittel wirken entzündungshemmend, schleimbildend und antiseptisch. Diese können etwa die Durchblutung der Gaumenmandeln verringern und dadurch schmerzlindernd wirken. Außerdem verbessern manche Heilpflanzen den Mundgeruch, der für Betroffene einer Mandelentzündung äußerst unangenehm sein kann

Info

Hausmittel auf pflanzlicher Basis sind nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht, sodass der medizinische Nutzen zum Teil nicht gesichert ist. Eine belegte Wirksamkeit besitzen beispielsweise Kapland-PelargonieMyrrhe und Kamille.

Fazit: Vorsicht bei der Einnahme von Antibiotika!

Bei akuten Halsschmerzen werden zur Vorbeugung von eitrigen Komplikationen meist Antibiotikatherapien eingesetzt. Aus Infektionen der oberen Luftwege mit Halsschmerzen können Gaumenabszesse, Mittelohr- oder Stirnhöhlenentzündungen entstehen.

Bei einer akuten Mandelentzündung sind Antibiotikatherapien zur Vorbeugung von eitrigen Komplikationen in der Regel jedoch meist nicht notwendig. Ob genannte Komplikationen tatsächlich eintreten, ist nicht vorhersehbar, was wiederum die vorbeugende Antibiotikatherapie kaum rechtfertigt.

Hinweis

Bei Zweifel und Unsicherheiten sollte stets ein Arzt konsultiert werden.