Kniegelenk wirksam schützen: Tipps und Vorsorge
Sicher durchs Leben zu gehen ist Ihnen nur dann möglich, wenn Ihre Knie gesund bleiben. Leider treten die ersten Verschleißerscheinungen schon früh auf. Und auch Verletzungen mit daraus resultierenden Operationen können zu dauerhaften Knieschäden führen.
Warum haben so viele Menschen Knieschmerzen?
Knieschmerzen sind ein echtes Volksleiden: Schätzungsweise zehn Millionen Deutsche sind davon zeitweise oder ständig betroffen. Die Ursachen für Knieschmerzen können vielfältig sein, doch immer signalisiert der Schmerz wie die Warnlampe am Auto, dass es ein Problem gibt.
Unser Knie ist ein Wunderwerk: Bänder, Sehnen, Knochen und Knorpel spielen zusammen, um dafür zu sorgen, dass Sie fest stehen und ein Gelenk besitzen, das es Ihnen ermöglicht, sich nach allen Seiten zu drehen, und welches zu starke Bewegungen abfedert. Wie wichtig gerade Letzteres ist, erkennen Sie beispielsweise daran, wenn Sie davon ausgehen, dass allein beim Treppensteigen das Sechsfache Ihres Körpergewichts auf Ihren Knien lastet. Wiegen Sie 80 kg, ruht also rund eine halbe Tonne Gewicht auf diesen wichtigen Gelenken.
Verschleiß am Knie tritt früh auf
Diese Belastung bleibt nicht ohne Folgen:
- Die Knorpelschicht, die das Ende sowohl vom Ober- als auch vom Unterschenkelknochen schützend umhüllt, wird im Laufe der Zeit immer dünner.
- Die Menisken, die als Puffer im Knie dienen, werden spröde und rissig.
Bei rund einem Viertel aller Deutschen lassen sich solche oder andere Abnutzungserscheinungen in den Knien nachweisen. Betroffen sind übrigens nicht nur ältere Menschen, sondern sogar schon jeder Dritte unter 40 Jahren.
Welche Ursachen gibt es für Probleme am Kniegelenk?
- Übergewicht
- Fehlstellungen wie X- und O-Beine
- Arbeiten im Knien und Hocken
- häufiges Laufen auf hartem oder unebenem Grund
- falsches Schuhwerk
Durch diese äußeren Einwirkungen auf das Knie nimmt der Druck auf das Gelenk zu. In der Folge wird das umgebende Gewebe schlechter durchblutet und der Verschleiß sowie die daraus resultierenden Schmerzen sind vorprogrammiert. Lassen Sie Knieschmerzen immer vom Arzt abklären, damit Schäden an Knochen, Sehnen und Menisken nicht übersehen werden.
Wann drohen Knieverletzungen?
Und nicht bei allen Menschen bleibt es beim noch vergleichsweise harmlosen Verschleiß. Sportlern wie Tennisspielern, Skifahrern, Fußballspielern, aber auch Läufern drohen zudem Knieverletzungen. Durch schnelle Stopps aus der Bewegung heraus, unerwartete Drehungen oder eine unglückliche Bewegung können etwa der Meniskus und/oder das Kreuzband reißen. Eine Operation ist die Folge der schmerzhaften Verletzung. Die schmerzhaften Folgen unnötiger Knieoperationen sind nicht selten: Pro Jahr müssen allein in Deutschland rund 60.000 Kreuzbänder wieder zusammengenäht werden und etwa 120.000 Meniskus-Verletzungen werden mit dem Skalpell behandelt.
Dabei handelt es sich zwar um Routineeingriffe, harmlos sind sie jedoch nicht. Zwar werden gerade Meniskus-OPs heute schnell vorgenommen, auch wenn die Heilung ohne Operation vonstatten gehen könnte. In den Jahren nach der Operation aber klagen viele der Operierten über vorzeitige Arthrosebildung im Knie. Diese tritt immerhin bei 80 Prozent aller Betroffenen im Verlauf von zehn Jahren nach der OP auf. Daher sollten Sie sich mit einem Fachmann beraten, ob gerade eine Meniskusoperation bei Ihnen wirklich nötig ist. Ein Meniskus kann sich auch selbst regenerieren, dafür braucht er allerdings Zeit.
Bringt die Arthroskopie Erfolg?
Wenn Sie mit unklaren Knieproblemen zum Arzt gehen, wird Ihnen schnell die Allzweckwaffe der heutigen Medizin ans Herz gelegt: die Knie-Arthroskopie, auch als „Gelenk-Toilette” bezeichnet. Dafür wird ein winziger Schnitt am Knie gemacht, durch den ein Endoskop ins Gelenk eingeführt wird. Auf diese Weise werden Verletzungen gesucht und Verschleiß kann entdeckt werden. Gleichzeitig wird in den meisten Fällen der Knorpel geglättet.
Zwar fühlen sich viele Menschen nach diesem Eingriff besser. Studien zeigen jedoch, dass dies nur ein subjektives Gefühl ist. Denn dieses Verbesserungsgefühl tritt auch bei Menschen auf, die nur eine Scheinbehandlung erhielten, bei denen nur der Schnitt am Knie durchgeführt wurde.
Warum die „Gelenk-Toilette” häufig unangebracht ist
Zudem hat die Arthroskopie noch einen weiteren Nachteil: 50 Prozent aller Behandlungen sind überflüssig. Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit Schmerzen im Knie zum Arzt. Der wird in der Regel eine Röntgenuntersuchung oder eine Untersuchung per Kernspin anordnen. Dabei wird er Verschleiß bzw. bestimmte Defekte an Ihren Knien entdecken. Diese werden dann mit der Arthroskopie behandelt, aber sie sind häufig gar nicht der Auslöser Ihrer Probleme. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihrem Arzt Ihre Beschwerden genau beschreiben.
Zur Eingrenzung der Schmerzen können folgende Fragen dienen:
- Wann treten sie auf?
- Können Sie sich hinknien?
- Können Sie ohne Probleme Treppen steigen?
- Können Sie lange sitzen?
- Können Sie ohne Probleme nach langem Sitzen aufstehen?
Die Fragen helfen dabei, dass Sie eine richtige Diagnose erhalten, ohne dass bei Ihnen ein überflüssiger Eingriff durchgeführt wird.
Welche Homöopathischen Mittel gibt es bei Knieschmerzen?
Dass die Homöopathie mit chemischen Schmerzmitteln durchaus mithalten kann, hat eine wissenschaftliche Studie klar nachgewiesen. Das in dieser Studie im Vergleich mit Diclofenac-Gel angewendete homöopathische Komplexmittel Traumeel© ist eine homöopathische Zubereitung aus Arnika, Calendula, Echinacea und Beinwell. Offenbar wirkt dieser Komplex stark entzündungshemmend und ist auch bei verschleißbedingten Arthroseschmerzen lindernd.
Sie können das Komplexmittel bei Knieproblemen kurmäßig für ein paar Wochen in Form von Tabletten einnehmen. Bei akuten Schmerzattacken hilft Ihnen ein Salbenumschlag mit dem Mittel. Traumeel©-Tabletten und -Salbe erhalten Sie in jeder Apotheke. Eine Alternative sind Zeel© comp. Tabletten, die ebenfalls eine homöopathische Zubereitung von Arnica in Kombination mit weiteren homöopathischen Mitteln wie unter anderem Rhus toxicodendron enthalten.
Quark und Kohl lindern akute Entzündungsschmerzen
Bei einer bestehenden Arthrose oder nach einer kurzzeitigen Überlastung kann sich das Kniegelenk schmerzhaft entzünden. Hier können Sie mit altbewährten entzündungshemmenden Anwendungen wirkungsvoll gegensteuern: Magerquark enthält phosphatsäurehaltiges Kasein, das Entzündungsstoffe hemmt. Nutzen Sie diese Wirkung, indem Sie bei Entzündungen im Kniegelenk eine daumendicke Schicht handelsüblichen Magerquark auf die Haut über dem Knie auftragen. Umwickeln Sie das Gelenk mit einem Baumwolltuch und lassen Sie die Auflage etwa eine halbe Stunde lang einwirken.
Weißkohl enthält Flavonoide und Senföle und wirkt dadurch entzündungshemmend. Für einen entzündungshemmenden Kohlwickel entfernen Sie die Strünke von zwei bis drei großen Kohlblättern und klopfen die Blattrippen flach. Umwickeln Sie nun das schmerzende Knie mit den Blättern und fixieren Sie die Auflage mit einem Baumwolltuch. Lassen Sie den Wickel über Nacht einwirken.
Wie schützt man das Kniegelenk vorsorglich?
Am besten ist es natürlich, Sie vermeiden von vornherein, dass Ihre Knie über Gebühr abnutzen. Damit sollten Sie sofort anfangen, denn schon ab dem 18. Lebensjahr werden mehr Knochen und Knorpel ab- als aufgebaut. Daher sollten Sie sich an einige Regeln halten, um Ihre Knie vor Verschleiß zu schützen:
- Bleiben Sie aktiv. Knorpelgewebe ist, im Gegensatz zu anderem Gewebe, nicht durchblutet. Daher kann es auch nicht durch das Blut ernährt werden. Es erhält seine Nährstoffe nur durch die Gelenkflüssigkeit, die bei Bewegung in den Knorpel hineintransportiert wird.
- Wärmen Sie sich auf. Wenn Sie Sport treiben, sollten Sie sich vor dem Training aufwärmen, egal wie kurz oder lang Ihre Trainingseinheit und das Wetter sein werden. Durch das Aufwärmen vergrößert sich das Volumen Ihrer Knorpel. So sind sie in der Lage, die beim Sport entstehenden Stöße besser abzufangen. Gerade für Jogger ist das sehr wichtig. So vermeiden Sie schwerwiegende Knieprobleme, die Ihnen die Lust am Sport nehmen können.
- Auf die richtige Technik kommt es an. Der typische Kandidat für Knieprobleme ist der Freizeitsportler, der einmal im Leben einen Marathon laufen will. Dabei können unsere Gelenke durchaus 80 km Sport pro Woche vertragen. Wichtig ist aber (und das ist bei Freizeitläufern häufig nicht der Fall), dass Sie die richtigen Schuhe tragen und Ihre Technik sauber ausführen.
- Starke Muskeln sind wichtig. Sie sollten auf jeden Fall Ihre Beinmuskeln stärken. Denn sind diese kräftig, wird die Belastung der Knie um 30 Prozent reduziert, weil die starken Muskeln viel mehr Belastung abfangen können. Zudem senken kräftige Beinmuskeln das Verletzungsrisiko für die Knie deutlich.
Mit diesen Tipps können Sie die Belastung Ihrer Knie so weit wie möglich senken und tragen dazu bei, dass die Knie Sie sicher und lange gesund durch Ihr Leben tragen.
Tipp 1: Täglich 6.000 Schritte erhalten ein gesundes Gehtempo
Ein strukturiertes Training beispielsweise beim Physiotherapeuten kann die körperliche Funktion von Patienten mit Kniearthrose verbessern. Doch was leistet eigentlich eine Bewegungsform wie simples Gehen? Wissenschaftler der Universität Boston beobachteten den Einfluss der täglich zurückgelegten Schritte bei rund 1.800 Arthrosepatienten oder Risikokandidaten mit einem durchschnittlichen Alter von 67 Jahren. Die Teilnehmer erhielten dazu automatische Schrittzähler, die aber kein Ergebnis anzeigten.
Nach zwei Jahren ergab die Kontrolle zu den funktionellen Einbußen Folgendes: 97 Prozent der Teilnehmer, die täglich 7.500 und mehr Schritte getan hatten, waren nach zwei Jahren nicht unter ein Gehtempo von 1 m/s gefallen. Das hingegen war bei 21,4 Prozent der Personen, bei denen weniger als 5.000 Schritte gezählt wurden, der Fall. Die Forscher glichen ihre Ergebnisse noch mit einer Reihe von anderen Einflussfaktoren, wie Alter, Geschlecht, Gewicht, Grad der radiologisch sichtbaren Kniegelenksveränderungen, Ausmaß der Knieschmerzen und Begleiterkrankungen ab. In der statistischen Analyse kristallisierten sich 6.000 Schritte täglich als geeigneter Grenzwert heraus, um körperlich leistungsfähige Menschen von solchen mit eingeschränkter Fitness zu unterscheiden. Mit einer Kniegelenksarthrose sollten Sie ein Anfangspensum von über 3.000 Schritten pro Tag absolvieren. Mindestens 6.000 Schritte sind dann das langfristige Ziel.
Tipp 2: Stärken Sie Ihre Knie mit einfachen Übungen
Sie können Ihre Knie mit ein paar einfachen Übungen kräftigen, dadurch Ihre Kniegelenke entlasten und Schmerzen vorbeugen. Machen Sie diese Knieübungen zu Ihrem täglichen Programm:
- Knie pendeln: Lassen Sie im Sitzen die Unterschenkel locker hin- und herpendeln. Dadurch wird die Bildung der Gelenkschmiere im Knie gefördert und Arthrose entgegengewirkt.
- Bodenwischen im Sitzen: Stellen Sie einen Fuß im Sitzen auf ein Handtuch und wischen Sie damit in Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen den Boden. Mit dieser Übung verbessern Sie die Beweglichkeit im Knie.
- Ausfallschritt mit Wippe: Machen Sie einen Ausfallschritt und beugen Sie das hintere Knie so weit wie möglich zum Boden. Federn Sie ein paar Mal und wechseln Sie dann das Bein. Diese Übung kräftigt die Beinmuskulatur.
Führen Sie jede der Übungen etwa eine Minute lang durch.
Wann ist eine Knie-Operationen notwendig?
Es gibt Fälle, in denen eine Operation wirklich unumgänglich ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn das Kreuzband so gerissen ist, dass Ihr ganzes Knie instabil ist, oder die Kniefunktion aufgrund eines Meniskusschadens blockiert ist. Worauf müssen Sie dann achten?
- Kreuzbandriss: Er wird in der Regel erst dann operiert, wenn das Knie abgeschwollen ist. Bis dahin können durchaus sechs Wochen ins Land gehen. Wichtig ist die anatomische Rekonstruktion des Kreuzbandes. Dazu wird die Ersatzsehne unter Röntgenkontrolle ganz präzise an die Stelle der alten Sehne gesetzt. Sonst verändern sich die Kniebewegungen und es kommt zu einem deutlich verfrühten Verschleiß.
- Meniskus: Grundsätzlich sollte so operiert werden, dass so viel wie möglich vom Meniskus erhalten bleibt. Verwendet wird heute fast immer die Nahttechnik mit Ankern. Von dem Einsatz künstlicher Menisken ist abzuraten, denn sie sind noch nicht genügend erforscht.
- Verschleiß: Bei Verschleiß im Knie hilft Ihnen eine Operation bzw. Arthroskopie nicht weiter. Besser ist es in diesem Fall, Sie treiben gelenkschonenden Sport. Dazu eignen sich die Sportarten Walking, Schwimmen und langsames Radfahren. Dadurch wird zusätzliche Gelenkschmiere ins Knie gebracht. Zudem stärken Sie auf diese Weise Ihre Kniemuskulatur. Diese unterstützt dabei, das angegriffene Knie zu schützen und seine Stabilität zu verbessern. Eine Operation hilft Ihnen im Grunde nur für kurze Zeit. Der Grund: Der Knieverschleiß setzt sich immer mehr fort.
Generelle Tipps für Knie-OPs
Suchen Sie sich einen erfahrenen Operateur. Bei Kreuzbandrissen gilt beispielsweise, dass 80 Prozent aller Eingriffe von Ärzten durchgeführt werden, die weniger als zehn solcher OPs pro Jahr vornehmen. Aber gerade bei Knie-Eingriffen ist Erfahrung wichtig, damit die Kniefunktionen nach der Operation wieder so ablaufen wie von der Natur vorgesehen. Wenden Sie sich daher an einen erfahrenen Arzt, etwa in einer Sportklinik.