Entzündung des inneren Gehörgangs – Ursachen & Behandlung
Alle Informationen über Entzündungen des GehörgangsArten: Otitis externa, Labyrithitis, vestibulare Neuritis, MittelohrentzündungFolgen: Unbehandelt teilweise lebensgefährlichUrsachen: Verletzung des Gehörgangs, Infektion mit BakterienSelbsthilfe: Vermeidung von Wattestäbchen, Schutz vor Wind & Bakterien |
Was ist eine Gehörgangsentzündung?
Wenn das Ohr entzündet ist, dann führt dies zu großen Unannehmlichkeiten. Ohrenschmerzen sind sehr einschränkend, die betroffenen Organe sind sehr empfindlich und filigran.
Es gibt unterschiedliche Arten von Entzündungen am Ohr, die sich hauptsächlich darin unterscheiden, wo sie auftreten. Eine Entzündung des äußeren Gehörgangs wird als eine Otitis externa bezeichnet, während eine Entzündung des Innenohrs als Labyrinthitis oder auch eine vestibulare Neuritis bezeichnet wird. Einer Labyrinthitis liegt meist eine Virusinfektion zugrunde. Bei einer Mittelohrentzündung (Otitis media acuta) ist die Schleimhaut im Mittelohr von der Entzündung betroffen.
Während die Otitis externa die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang betrifft, ist eine Labyrithitis eine Entzündung des Innenohrs und dessen Organe.
Wie funktioniert das Innenohr?
Die schneckenförmige, mit Flüssigkeit gefüllte Cochlea (Hörschnecke), die im Innenohr sitzt, ist der komplizierteste Teil des Hörapparates. Sie wandelt ankommende Schallwellen in Nervenimpulse für das Gehirn um.
Angrenzend an die Cochlea befindet sich der Vestibularapparat, der für das Gleichgewicht und die Augenbewegung zuständig ist. Dieser ist in einem knöchernen Labyrinth untergebracht. Er besteht aus drei Bogengängen (halbrunde Röhren), die ebenfalls mit Flüssigkeit gefüllt sind und winzige Haarzellen besitzen. Diese Haarzellen registrieren jegliche Bewegung der Flüssigkeit und ermöglichen es, das Gleichgewicht zu halten.
Was ist eine Neurithis vestibularis?
Bei einer Entzündung der Cochlea und des Vestibularapparates ist aufgrund der Entzündung manchmal nur der Gleichgewichtsnerv betroffen, der Informationen über die Kopfhaltung vom Innenohr zum Gehirn weiterleitet. In diesem Fall spricht man von Neuritis vestibularis (anhaltender Drehschwindel).
Was ist eine Otitis externa?
Eine äußere Gehörgangsentzündung hingegen betrifft das Äußere des Ohrs. Sie ist recht tückisch, denn unbehandelt kann sie lebensbedrohlich sein. Eine Behandlung ist allerdings heutzutage gut möglich.
Gelegentlich entwickelt sich aus einer Otitis externa eine schwere, aggressive Infektion – die invasive Otitis externa. Sie betrifft häufiger Personen mit Diabetes sowie ältere Personen. Auch Personen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein größeres Risiko.
Die tückische chronische Mittelohrentzündung
Ein Sonderfall der Ohrentzündungen ist die chronische Mittelohrentzündung, die oft keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden verursacht. Dabei ist das Trommelfell defekt, sodass Keime ins Mittelohr eindringen. Die Entzündung wird oft jahrelang nicht bemerkt, weil sie nur zeitweise leichte Schmerzen, Ohrlaufen und Hörstörungen verursacht.
Ein HNO-Arzt kann das Trommelfell erfolgreich reparieren oder ersetzen und die Beschwerden lindern. Hat die Entzündung bereits den Knochen angegriffen, muss allerdings sofort operiert werden.
Während eine Mittelohrentzündung nicht ansteckend ist, kann eine Gehörgangsentzündung durchaus ansteckend sein. Diese wird beispielsweise über verunreinigtes Badewasser übertragen. Auch das Nutzen von gemeinsamen Ohrstöpseln kann eine Ansteckung verursachen.
Wie kommt es zu einer Gehörgangsentzündung?
Entzündungen des Gehörgangs sind vielseitig und komplex. Je nachdem, wo die Entzündung auftritt, können unterschiedliche Ursachen für die Infektion verantwortlich sein. Im Folgenden möchten wir einige dieser Auslöser vorstellen.
Wie entsteht eine Otitis externa?
Die Infektion des Außenohrs beginnt im Allgemeinen als äußere Gehörgangsentzündung. Aber ab einem gewissen Punkt können sich die Bakterien auch von der Haut des äußeren Gehörgangs in benachbartes Gewebe sowie Knorpel und Knochen ausbreiten. Dann kann eine Nervenschädigung oder sogar eine Gesichtslähmung auftreten.
Wie entsteht eine Mittelohrentzündung?
Eine Mittelohrentzündung hingegen entsteht durch Schädigung des Trommelfells. Plötzliche Schmerzen und Blutungen nach der Nutzung von Wattestäbchen, nach Ohrfeigen oder nach einem Explosionsknall, aber auch nach heftigem Naseschnäuzen weisen auf einen Riss des Trommelfells hin.
Das Eindringen von Bakterien sollte in den Gehörgang verhindert werden
Die äußere Gehörgangsentzündung kann in jedem Lebensalter auftreten. Sie kann beispielsweise durch eine Pilz- oder Virusinfektion bedingt sein. Am häufigsten aber ist die bakterielle Infektion.
Die Ausbreitung von Bakterien:
- Exzessive Feuchtigkeit im Gehörgang: Wiederholter Kontakt mit Wasser kann zum Verlust von Ohrenwachs führen. Die Haut des ungeschützten Gehörgangs wird gereizt. Das normale pH-Gleichgewicht wird gestört und ermöglicht das Bakterienwachstum.
- Verletzung oder Reizung der Haut des äußeren Gehörgangs: Das Kratzen im Gehörgang oder die Entfernung von Wachs mit ungeeigneten Instrumenten kann die Haut verletzen. Somit wird eine Eintrittspforte für Bakterien hergestellt – oder sogar das Trommelfell geschädigt. Der Versuch, den Gehörgang mit Wattestäbchen zu reinigen, kann den gegenteiligen Effekt haben: Überschüssiges Wachs wird hereingedrückt oder es werden Verletzungen verursacht.
Ohrenschmalz hat eine wichtige Funktion
Generell ist das Entfernen von Ohrenschmalz mit einem Gegenstand nicht zu empfehlen. Unter normalen Umständen hält das Ohrenwachs (Ohrenschmalz, Cerumen) Wasser von der Oberfläche des äußeren Gehörgangs ab. Gleichzeitig wird der richtige pH-Wert (Säure-Basen-Gleichgewicht) aufrechterhalten. Dies verhindert Bakterienwachstum. Wird dieses Gleichgewicht gestört, kann es zu Irritation und Schmerz durch eine äußere Gehörgangsentzündung kommen.
Das Ohr reinigt sich zudem selbst. Überschüssiges Ohrenschmalz läuft beispielsweise nach dem Duschen von allein aus dem Ohr und kann mit einem Tuch entfernt werden. Das Ohrenwachs im Gehörgang manuell zu entfernen, ist ein Eingriff in die Schutzfunktion des Ohrs.
Chronische Hauterkrankungen oder Allergien – Hauterkrankungen wie Ekzeme und Seborrhoe (sehr fettige Haut) können Bakterien ein Eindringen ins Ohr erleichtern. Auch Allergien gegen Haarfarben oder Haarsprays können die Haut reizen und zu Infektionen führen.
Ursachen für chronische Ohrenschmerzen
- Schnupfen mit Verlegung der Eustachischen Röhre (Tubenkatarrh)
- Entzündungen des Mittelohrs
- Entzündungen des Gehörgangs Verschluss des Gehörgangs (z. B. durch Ohrenschmalz)
- Direkte Trommelfellverletzung (z. B. durch Wattestäbchen)
- Plötzliche Luftdruckveränderungen (z. B. Flugreisen, Knalltrauma, Tauchunfälle)
- Nebenhöhlenentzündungen
- Zahnentzündungen
- Fehlstellung des Kiefergelenks
- Speichelsteine
- Verschobene Halswirbel
Auch Kehlkopftumore können sich durch Ohrenschmerzen beim Schlucken bemerkbar machen. Ein plötzliches Versagen des natürlichen Druckausgleichs zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum durch einen Verschluss der Eustachischen Röhre bezeichnet die Medizin als Tubenkatarrh. Ursache ist meist ein akuter oder allergischer Schnupfen.
Polypen begünstigen den Tubenkatarrh
Aber auch chronische Nebenhöhlenentzündungen, Polypen und starke Verkrümmungen der Nasenscheidewand können diesen Katarrh begünstigen. Ebenso führen plötzliche Druckabfälle bei heftigem Schnäuzen sowie beim Fahrstuhlfahren, Tauchen oder bei Flugreisen zu einem „Zusammenkleben” der Eustachischen Röhre.
Typische Symptome sind die so genannten „zugefallenen Ohren”, dumpfe drückende Schmerzen und Hörverlust. Bei einem akuten Schnupfen muss unbedingt eine freie Nasenatmung erhalten bleiben, um den Druckausgleich für das Ohr zu gewährleisten: Nasentropfen auf Meersalzbasis bringen rasch Linderung. In den anderen Fällen sollte unbedingt ein Haus- oder Hals-Nasen-Ohrenarzt konsultiert werden.
Innenohrentzündung: Alles dreht sich
Die Ursachen für Labyrinthitis und Neuritis vestibularis sind verschiedener Natur. Meistens ist nur ein Ohr entzündet, was auf eine Virusinfektion der oberen Atemwege zurückzuführen sein kann. Infrage kommt als Auslöser aber auch eine bakterielle Infektion in einer benachbarten Region. Auch bakterielle Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Schädeltraumata können als Ursache infrage kommen. Manchmal sucht man jedoch vergeblich nach einer Ursache.
Die Ursache der Virusinfektion kann auf verschiedenen Faktoren beruhen. Auch wenn die Symptome meist nach einigen Wochen nachlassen, sollten der Arzt klären, ob eine medikamentöse Behandlung notwendig ist.
Die Innenohrentzündung wird durch Viren ausgelöst und in den meisten Fällen verschwindet sie auch von selbst wieder. Dennoch ist es wichtig, zum Arzt zu gehen, denn eine Innenohrentzündung darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Ein Verlust des Gehörs kann dauerhaft sein.
Einseitige Schmerzen können von der Halswirbelsäule herrühren
Verschobene Halswirbel, z. B. bei einem Halswirbelsäulen-Syndrom oder nach einem Schleudertrauma, können zu einseitigen Ohrenschmerzen führen. Diese sind entweder dumpf und häufig mit Kopfschmerzen verbunden oder sie treten bei Halsbewegungen plötzlich kurz und stechend auf.
Eine Untersuchung der Halswirbelsäule lohnt sich also! Bei einseitigen Schmerzen während und nach dem Essen sollte stets an Fehlstellungen der Kiefergelenke gedacht werden. Dieses so genannte Temporomandibular-Gelenk-Syndrom kann beispielsweise durch eine fehlerhafte Biss-Stellung der Zähne ausgelöst werden.
Auch eine verstärkte Anspannung der Kaumuskulatur bei Stress (Zähne-Zusammenbeißen oder Zähneknirschen) verursacht auf Dauer Ohrenschmerzen. Zusätzlich treten Ohrgeräusche und Schwindel auf. Hier ist zunächst der Zahnarzt der richtige Ansprechpartner, besonders wenn Zahn- und Ohrenschmerzen gemeinsam auftreten.
Schmerzen beim Kauen deuten auf Speichelsteine hin
Leichte Schwellungen der Ohrspeicheldrüse und anfallsweise dumpfe einseitige Schmerzen beim Kauen bis ins Ohr können ein Frühsymptom von Speichelsteinen (Sialolithen) sein. Diese bestehen hauptsächlich aus Kalzium.
Was sind Anzeichen für Ohrentzündungen?
Plötzlicher Schwindel, Übelkeit mit Erbrechen und Schmerzen: Zunächst einmal sind diese Symptome recht unspezifisch und können auf viele Krankheiten hinweisen. Wenn aber Schmerzen im Ohr hinzukommen, eventuell sogar mit einem verminderten oder gar nicht mehr vorhandenen Hörvermögen, dann handelt es sich vermutlich um eine Innenohrentzündung.
Anzeichen und Symptome einer Infektion des äußeren Gehörgangs hingegen sind unter anderem Jucken im Gehörgang, Ohrenschmerzen, Schmerzen beim Berühren des äußeren Ohrs, das Ausfließen von Sekret oder Hörminderung.
Plötzliche pochende Schmerzen sprechen für eine Entzündung
Heftig pulsierende, pochende Schmerzen entspringen meist einer Entzündung des Mittelohrs oder des Gehörgangs. Oft geht dem ein schnupfenbedingter Tubenkatarrh voraus. Aber auch kalter Wind (trockener Ostwind oder Fahrtwind) kann binnen Stunden zu einer äußerst schmerzhaften Mittelohrentzündung führen. Hier haben sich Hausmittel wie das Zwiebelsäckchen sehr bewährt.
Falls sich die Beschwerden jedoch trotz Selbstbehandlung innerhalb eines Tages nicht bessern oder hohes Fieber (>39,0° C) dazukommt, dann sollte unbedingt ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht werden.
Mögliche Anzeichen & Symptome bei Labyrinthitis (Innenohrentzündung)
- Plötzlich auftretende, heftige Schwindelgefühle (Vertigo), die über mehrere Tage anhalten können, sodass weder sitzen, stehen noch laufen möglich ist. In manchen Fällen bleibt der Gleichgewichtssinn dauerhaft geschädigt
- Übelkeit & Erbrechen
- Unkontrollierbare Augenbewegungen (Nystagmus)
- Verlust der Hörfähigkeit, was in einigen Fällen auch zum dauerhaften Hörverlust des betroffenen Ohres führen kann
- Klingel- & Brummgeräusche im Ohr (Tinnitus)
Bei anhaltendem Drehschwindel (Neuritis vestibularis) treten ähnliche Symptome auf, jedoch kommt es nicht zum Verlust der Hörfähigkeit oder zu Tinnitus-Problemen.
Was kann man bei einer Gehörgangsentzündung tun?
Bei der Behandlung einer Otitis externa wird der Arzt zunächst wahrscheinlich den Gehörgang mittels einer Saugvorrichtung oder einer watteumhüllten Sonde von Krusten reinigen. Oft werden auch antibiotische Ohrentropfen verschrieben. Manchmal enthalten die Tropfen auch Kortikosteroide zur Behandlung der Ohrentzündung.
Gegebenenfalls wird ein Antibiotikum verschrieben, wenn eine Schwellung des äußeren Ohrs, in der Umgebung des Ohrs oder in nahegelegenen Lymphknoten auftritt.
Welche Schmerzmittel helfen bei Ohrenschmerzen?
Frei verkäufliche oder verschreibungspflichtige, entzündungshemmende Mittel wie Acetylsalicylsäure (Aspirin®), Ibuprofen oder Naproxen könnten zur Schmerzlinderung notwendig werden. Eventuell empfiehlt der Arzt auch, die Ohren für sieben bis zehn Tage trocken zu halten.
Wie lange dauert es, bis eine Gehörgangsentzündung weg ist?
Normalerweise ist schon nach drei bis vier Tagen eine Besserung zu bemerken. Die invasive äußere Gehörgangsentzündung benötigt jedoch häufig intravenöse Antibiotika und einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt.
Manchmal wird auch ein operativer Eingriff zur Entfernung von abgestorbenem oder infiziertem Gewebe notwendig. Danach müssen über einen längeren Zeitraum Antibiotika weiter genommen werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wenn Anzeichen einer Innenohrentzündung festgestellt werden, sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Bei bakteriellen und viralen Infektionen sind zwar die Symptome ähnlich, aber die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr unterschiedlich.
Stellt der Arzt eine Labyrinthitis aufgrund einer bakteriellen Infektion fest, wird er vermutlich ein Antibiotikum verschreiben. Ist die Ursache jedoch eine Virusinfektion werden wahrscheinlich antivirale Medikamente eingesetzt.
Kann keine Infektion nachgewiesen werden, verschreibt der Arzt möglicherweise Steroide (entzündungshemmende Mittel). Auch ein Einsatz von Medikamenten gegen Schwindel und Übelkeit ist denkbar.
Bei anhaltendem Erbrechen kommt es zu einem hohen Flüssigkeitsverlust und zur Austrocknung des Körpers. Dann muss eventuell ein kurzer Krankenhausaufenthalt eingeplant werden. Gegen Schwindelgefühle hingegen, reicht oft ruhiges sitzen und die Vermeidung abrupter Bewegungen.
Wie lange dauert die Behandlung?
Die Genesungszeit kann unterschiedlich sein und liegt zwischen einigen Tagen und mehreren Monaten. Typisch für den Verlauf einer Labyrinthitis sind anfangs relativ starke Beschwerden, die innerhalb weniger Wochen mehr und mehr nachlassen.
Gleichgewichtsstörungen bei schnellen Bewegungen halten jedoch oft noch mehrere Wochen an. Wird eine Innenohrentzündung sofort behandelt, bleiben meist keine Schäden zurück. Selten bleiben leichte Schwindelgefühle, in ganz seltenen Fällen kann es zu dauerhaften Schädigungen kommen.
Wie werden Speichelsteine behandelt?
Kleine Steine können durch eine Erhöhung des Speichelflusses herausgespült werden. Dabei hilft ein speichelfördernder Tee aus den Blättern des südamerikanischen Pilocarpus-Strauchs (= Folia jaborandi).
Auch sonst sind eine reichliche Flüssigkeitszufuhr sowie Kaugummikauen und das Essen saurer Speisen gut für den Speichelfluss. Größere Steine werden heute ähnlich wie Nierensteine per Stoßwellen-Lithotripsie zertrümmert und entfernt.