Schmerzmittel und Alkohol: Eine Kombination, die einige Risiken birgt

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Viele Menschen nehmen Schmerzmittel ein, um damit ihre unterschiedlichen Schmerzen zu lindern: Rücken- oder Kopfschmerzen, solche, die durch Arthritis bedingt sind, oder durch eine Vielzahl anderer Beschwerden.

Werden sie entsprechend der Angaben auf dem Beipackzettel eingenommen, gelten Schmerzmittel im Allgemeinen als sicher.

Probleme können allerdings dann auftreten, wenn sie häufiger als empfohlen oder in einer höheren Dosis eingenommen werden.

Oder dann, wenn sie mit anderen Medikamenten oder Drogen, wozu auch der Alkohol zählt, kombiniert werden. Bedeutet das also, dass Sie, wenn Sie Schmerzmittel einnehmen, niemals Alkohol trinken dürfen, nicht mal ein Glas Wein? Nicht unbedingt!

Allerdings heißt das sehr wohl, dass Sie die Risiken einer Kombination von Alkohol und Schmerzmitteln abwägen müssen.

Das gilt insbesondere dann, wenn Sie die Schmerzmedikation regelmäßig oder in höheren Dosen brauchen.

Erst bedenken, dann trinken

Berücksichtigen Sie die folgenden Faktoren bei Ihrer Entscheidung darüber, ob es sicher für Sie ist, ein alkoholisches Getränk zu trinken, wenn Sie gleichzeitig Schmerzmittel einnehmen:

  • Trinken Sie häufig Alkohol oder nehmen Sie oft Schmerzmedikamente? – Das Risiko von Nebenwirkungen bei einer Kombination aus Schmerzmittel und Alkohol ist dann größer, wenn Sie eines von beidem regelmäßig tun.
  • Nehmen Sie hohe Dosen von Schmerzmitteln ein? – Das Risiko ernster Nebenwirkungen durch den Genuss von Alkohol steigt, wenn Sie ein Schmerzmittel in einer hohen Dosis einnehmen.
  • Verursacht das Medikament Nebenwirkungen? – Wenn Sie durch die Einnahme eines Schmerzmittels Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden oder Schläfrigkeit haben, dann werden die Beschwerden in Verbindung mit Alkohol noch stärker.
  • Wie alt sind Sie? – Menschen, die älter als 65 Jahre sind, haben generell ein höheres Risiko für Nebenwirkungen durch Schmerzmittel. Zudem baut der menschliche Körper Alkohol mit zunehmendem Alter langsamer ab, was dessen Wirkung verlängert.
  • Können Sie nach einem Glas Alkohol aufhören? – Wenn es für Sie schwierig ist, es bei einem Glas Alkohol bewenden zu lassen, wenn Sie einmal damit angefangen haben, dann ist es wahrscheinlich am besten für Sie, Alkohol ganz zu meiden. Denn je mehr Sie trinken, desto größer werden die Risiken.

Schmerzmittel und Alkohol -Welche Menge ist zu viel?

Die Menge an Alkohol, die Sie sicher trinken können, hängt stark von einer Reihe von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählt, wie viel von welchem Medikament Sie wie oft einnehmen.

Was die Forschung dazu herausgefunden hat, ist im Folgenden aufgelistet:

  • Paracetamol (Tylenol und andere Wirkstoffe) – Die amerikanische Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) berichtet, dass Erwachsene, die mehr als die empfohlene Dosis Paracetamol einnehmen – das sind mehr als 4000 mg Wirkstoff pro Tag oder 8 Tabletten mit 500 mg Paracetamol pro Tag – und zusätzlich 3 oder mehr alkoholische Getränke pro Tag zu sich nehmen, möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Leberschäden tragen.
  • Nichtsteroidale entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Naproxen und andere) – Die FDA berichtet, dass Menschen, die NSAR einnehmen und mehr als 3 alkoholische Getränke pro Tag trinken, wahrscheinlich ein höheres Risiko für Magen-Darmblutungen haben.
  • Verschreibungspflichtige Schmerzmittel – Da die verschreibungspflichtigen Medikamente (Antidepressiva, Muskelrelaxantien, Narkotika) im Allgemeinen potentere Wirkstoffe enthalten als die nicht verschreibungspflichtigen Schmerzmittel, wird generell empfohlen, bei deren Einnahme Alkohol zu meiden. Alkohol kann sowohl die Wirkung dieser Arzneimittel verstärken, als auch eventuell zu mehr Komplikationen führen.

Der beste Rat ist, vorsichtig zu sein. Es ist um so besser für Sie, je weniger Sie Schmerzmittel und Alkohol in Kombination einnehmen. Und je nach Ihren persönlichen Umständen ist es sogar am besten, diese Kombination ganz zu meiden.

Vermeiden Sie auch gefährliche Medikamente-Cocktails

Erschreckend: Der Trend geht zum begehbaren Arzneimittelschrank! Rund ein Viertel der über 65-jährigen Menschen in Deutschland nehmen täglich mehrere Medikamente ein, nicht wenige von ihnen sogar neun und mehr Wirkstoffe.

Da reicht der althergebrachte übersichtliche Arzneimittelschrank schon gar nicht mehr aus.

Laut einer AOK-Studie wurden im ersten Quartal 2012 sage und schreibe 206.000 eindeutig kontraindizierte Pillencocktails verordnet, die zu neuen Krankheiten führen und sogar lebensbedrohlich werden können.

Bei mehreren Millionen weiterer Fälle waren die Kombinationen zwar nicht kontraindiziert, bargen jedoch moderate bis schwerwiegende Wechselwirkungspotentiale.

Schätzungen zufolge sind rund 300.000 Krankenhausaufenthalte im Jahr auf die Folgen der Wechselwirkungen von Arzneimitteln zurückzuführen. Mindestens 50.000 Menschen jährlich sollen sogar an den Neben- und Wechselwirkungen sterben.

Sicherlich könnten viele dieser Todesfälle verhindert werden.

Auch wenn in einigen Fällen mangelnde Kommunikation unter mehreren behandelnden Ärzten verschiedener Fachbereiche für die Probleme verantwortlich war, so war jedoch in rund 80 Prozent dieser Fälle nur ein einzelner verordnender Arzt involviert.

Hauptproblem: Mehr Wohlstandserkrankungen plus Zeitdruck der Ärzte

Die richtige Arzneimittelwahl bei verschiedenen Krankheiten zu treffen, ist nicht einfach. Jeder Krankheit ist eine entsprechende medizinische Behandlungsleitlinie zugeordnet, an die sich der Arzt halten sollte.

Bei einer Erkrankung bietet das hilfreiche Anhaltspunkte. Bei zwei bis drei Grunderkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes und Rheuma) wird es schon deutlich schwieriger.

Auch der in den meisten Fällen auftretende hohe Zeitdruck des Arztes steigert das Problem, die passende Kombination und Dosierung herauszufiltern sowie Pro und Contra genau abzuwägen.

Und selbstverständlich können Probleme auch entstehen, wenn Patienten eigenmächtig Medikamente hinzufügen, weglassen oder ganz absetzen.

Bei einer Verordnung von acht Präparaten in Kombination kann sich das Risiko um das Drei- bis Vierfache potenzieren. Ziel sollte es sein, grundsätzlich nicht mehr als vier Medikamente parallel einzunehmen.

Bei diesen 6 Arzneikombis ist besondere Vorsicht geboten

Wechselwirkungen sind gegenseitige Beeinflussungen von gleichzeitig eingenommenen Wirkstoffen. Sie können zur Abschwächung der Wirkung bis hin zur völligen Wirkungslosigkeit führen oder sie aber bis zur Vergiftung verstärken.

Beide Effekte können zur Verschlechterung eines Krankheitsgeschehens, zu Notfallsituationen und im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Auch der gleichzeitig zur Medikamenteneinnahme erfolgte Verzehr bestimmter Nahrungs- und Genussmittel, diverser Obst- (z. B. Grapefruit) oder Gemüsesorten, Kaffee, Milch und Alkohol birgt Gefahren durch Wechselwirkungen.

Die häufigsten Probleme entstehen im Zusammenhang mit Blutdrucksenkern, Schmerzmitteln und Antidepressiva:

1. Das Schmerzmittel Ibuprofen kann vor allem bei langfristiger Einnahme die blutdrucksenkende Wirkung z. B. von Betablockern reduzieren und/oder das Risiko für Nierenfunktionsstörungen erhöhen. In vielen Fällen weiß der Arzt nichts von der Schmerzmittel-Einnahme.

2. Häufig werden vom Arzt bewusst ACE-Hemmer und gleichzeitig Diuretika zur Verstärkung ihrer blutdrucksenkenden Wirkungen verordnet. Im Einzelfall kann der Blutdruck des Patienten rapide abfallen, was zu plötzlich einsetzendem, starkem Schwindel bis hin zum Kollaps führen kann. Wird diese Medikation dauerhaft mit NSAR (nichtsteroidale Entzündungshemmer) wie Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure kombiniert, steigt das Risiko für ein akutes Nierenversagen signifikant an.

3. Ist bei einem Diabetiker ein blutzuckersenkendes Medikament nicht ausreichend, wird meist ein zweites verschrieben. Eine solche Kombination birgt allerdings stets die Gefahr einer überschießenden Wirkung, die in einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung enden kann. Halten Sie für solche Situationen stets ein Stück Traubenzucker als Gegenmittel bereit (routinemäßig in der Hosentasche mitführen).

4. ASS (Acetylsalicylsäure) greift ebenso wie Kortison die Magenschleimhaut an. Bei dauerhaftem Paralleleinsatz kann es zu Magengeschwüren kommen, daher sollten Sie diese Kombination nie ohne Magenschutz einnehmen.

5. Ibuprofen und ASS können die Wirkung von Antidepressiva wie SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, z. B. Fluvoxamin, Citalopram, Escitalopram) verringern.

6. Die Kombination aus Blutgerinnungshemmern wie Phenprocoumon (z. B. Marcumar®) und Antibiotika (z. B. Cotrimoxazol oder Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone) soll das Blutungsrisiko sogar um das Zwei- bis Fünffache erhöhen. Hier ist eine sehr engmaschige ärztliche Kontrolle der INR-Werte angesagt.

Vor allem bei psychoaktiven Arzneimitteln wie Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmitteln verstärkt Alkohol die dämpfende Wirkung auf Ihr zentrales Nervensystem.

Folge: Ihr Reaktionsvermögen und Ihre Verkehrstüchtigkeit werden stark herabgesetzt, was zu gefährlichen Unfällen im Alltag, im Straßenverkehr und beispielsweise beim Bedienen von Maschinen führen kann.

Verzichten Sie bei solch starken Medikamenten komplett auf alkoholische Getränke.

Mit dieser Checkliste entschärfen Sie Ihren Medikamenten-Mix

Bei einer Verordnung von acht Präparaten in Kombination kann sich das Risiko um das Drei- bis Vierfache potenzieren. Ziel sollte es sein, grundsätzlich nicht mehr als vier Medikamente parallel einzunehmen.

Sie sind diesen Gefahren nicht machtlos ausgeliefert. Hier ist auch Ihre Eigeninitiative gefragt, denn Sie selbst können mit unseren Tipps das Risiko von Wechselwirkungen erheblich reduzieren.

1. Eigen-Check: Hinterfragen Sie selbst kritisch Ihre Mehrfach-Medikation. Nehmen Sie sich die Beipackzettel (Gebrauchsinformation) aller Medikamente vor und markieren Sie mit einem Textmarker, mit welchen anderen Wirkstoffen und Medikamentengruppen der Wirkstoff Wechselwirkungen eingeht.

2. Führen Sie Buch: … über Ihre Gesamtmedikation: alle verordneten und von Ihnen eingenommenen Medikamente plus weitere, regelmäßig eingenommene frei verkäufliche Arzneimittel wie z. B. Schmerzmittel, pflanzliche Einschlafhilfen und Mineralstofftabletten sowie Nahrungsergänzungsmittel, da auch sie ein Interaktionspotential haben können. Diese Übersicht ist extrem hilfreich für Ihren Arzt und Apotheker.

3. Körper-Check: Hören Sie vor allem bei der Umstellung Ihrer Medikation (Wirkstoff oder Dosierung) sensibel auf Ihren Körper. Fällt Ihnen etwas auf wie Schwindel, Konzentrationsschwäche, vermehrte blaue Flecken, Schmerzen etc., kontaktieren Sie lieber Ihren Arzt einmal zu häufig, als gefährliche Folgen zu riskieren. Setzen Sie aber keinesfalls selbstständig Medikamente ab.

4. Arzt-Check: Bitten Sie Ihren Arzt, Ihre Gesamtmedikation (Wirkstoff und Dosierung) auch hinsichtlich möglicher Neben- und Wechselwirkungen zu prüfen. Legen Sie ihm dafür Ihre selbst angefertigte Liste vor. Bei der Kombination Blutverdünner plus Antibiotika sollte Ihr Arzt beispielsweise entweder Ihre Gerinnungswerte engmaschiger kontrollieren oder Ihnen ein Antibiotikum verordnen, welches das Blutungsrisiko weniger stark erhöht.

5. Apotheken-Check: Sie können zum Check natürlich auch die Apotheke Ihres Vertrauens nutzen. Der große Vorteil einer Kundenkarte in einer Stammapotheke ist, dass dort bei jedem Einkauf Ihre Gesamtmedikation gecheckt wird. Hier sind auch alle frei verkäuflichen Arzneimittel und andere Präparate gespeichert, die Sie regelmäßig dort kaufen. Über eine Datenbank kann Ihre Apotheke sofort erkennen, ob Wirkstoffkombinationen kontraindiziert sind. Der Apotheker kann dann den verordnenden Arzt kontaktieren und mit ihm eine Lösung finden.

6. Entwickeln Sie neue Strategien: Es gibt zahlreiche Strategien, wie Sie über Bewegung und Ernährung Arzneimittel einsparen bzw. durch Reduzierung alkoholhaltiger Getränke Wechselwirkungen verhindern können. Bei einem beginnenden Diabetes mellitus Typ II oder bei leichtem Bluthochdruck wirkt beispielsweise die Kombination aus Ernährungsumstellung und regelmäßigem Ausdauersport ebenso effektiv (wenn nicht sogar besser!) als manches Arzneimittel. Auch ein paar Kilo Gewichtsabnahme können die Stoffwechselsituation maßgeblich verändern.