Reiseapotheke: Magen-Darm und Co. im Urlaub bekämpfen
Eine gut ausgestattete Reiseapotheke ist für den Urlaub unerlässlich. Schließlich bedeutet ein Urlaub in einem fremden Land nicht nur Erholung, Abenteuer und Spaß. Je nach Land und Reiseprogramm lauern diverse Gefahren, denen Reisende gut vorbereitet begegnen wollen:
- erhöhtes Risiko für Verletzungen und Unfälle aufgrund außergewöhnlicher Aktivitäten, Verkehrsmittel, Straßenverhältnisse, gefährlichen Tieren oder ähnliches
- erhöhte Keimbelastung durch niedrigere Hygienestandards als zu Hause (Stichwort Magen-Darm-Erkrankungen)
- schlechtere medizinische Versorgung im Reiseland als zu Hause
- durch Mücken und Insektenstiche übertragbare Krankheiten (z.B. Malaria, Zika oder Gelbfieber in tropischen Gefilden)
Was sind die häufigsten Krankheiten auf Reisen?
Für die Ausstattung der Reiseapotheke sollten einige Eventualitäten durchdacht werden. Manche Krankheiten treten besonders häufig auf und können dafür auch besonders gut selbst behandelt werden. Dazu zählen:
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Mückenstiche
- Kopfschmerzen
- Erkältung
- Fieber
- Schürfwunden oder Schnitte
- Sonnenbrand
- trockene oder gereizte Augen
Nicht immer genügt eine Selbstmedikation bei einer dieser Krankheiten, schließlich können Fieber oder Magen-Darm-Erkrankungen auch auf schwerwiegende Infekte hinweisen. Dennoch kann für all diese Fälle zumindest vorgesorgt werden, indem schon vor dem Abflug die richtigen Medikamente in den Koffer gepackt werden.
Das Reiseziel sowie die Art der Reise und die Reisedauer entscheiden letztlich darüber, was tatsächlich in die Reiseapotheke gehört. Grundsätzlich sollte aber eher zu viel als zu wenig eingepackt werden, um im Notfall gut vorbereitet zu sein.
Was gehört in die Reiseapotheke?
Verbandsmaterial: Mullbinden, Pflaster und Kompressen gehören in jede Reiseapotheke. Auch eine kleine Schere, eine Pinzette, Klebeband sowie elastische Binden gehören zum Verbandsmaterial dazu. Einen kleinen Schnitt oder eine Schürfwunde hat man sich schnell geholt und gerade in Ländern mit niedrigeren Hygienestandards oder hohen Temperaturen ist es umso wichtiger, die Wunde schnell und sauber versorgen zu können.
Desinfektionsmittel: Um Wunden oder auch eine Pinzette zu desinfizieren, falls beispielsweise ein Splitter entfernt werden muss, gehört ein Desinfektionsmittel unbedingt in die Reiseapotheke. Auch eine desinfizierende Wundsalbe macht Sinn. Ein Desinfektionsgel für die Hände oder ein Desinfektionsspray für Toilettensitze kann ebenfalls in den Koffer gepackt werden, allerdings nicht als Teil der Reiseapotheke.
Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen: Gegen Reiseübelkeit helfen spezielle Kaugummis oder Tabletten. Sie machen jedoch häufig sehr müde. Eine Alternative ist der Wirkstoff Scopolamin, der verschreibungspflichtig ist und in Form eines Pflasters daherkommt. Auf die Haut geklebt nimmt er die Übelkeit ohne dabei müde zu machen.
Gegen andere Formen von Übelkeit sowie Erbrechen (Magen-Darm-Probleme) sollte sich auch ein Präparat in der Reiseapotheke befinden. Hier helfen die Wirkstoffe Metoclopramid (MCP) oder Domperidon. Vomex ist ein beliebtes Mittel gegen Erbrechen. Es kann auch in Zäpfchenform verabreicht werden und im Notfall zum Einsatz kommen.
Mittel gegen Durchfall: Das Gefährliche an Durchfall ist der Verlust von Flüssigkeit und wertvollen Salzen, was den Körper schwächt. Neben Durchfallmitteln gehören daher auch Elektrolyte-Präparate wie zum Beispiel Elotrans in die Reiseapotheke für Magen-Darm-Beschwerden. Alternativ können sich von Durchfall Geplagte auch eine Lösung aus einem halben Liter abgekochtem Wasser, fünf Teelöffel Traubenzucker und einem halben Teelöffel Salz zubereiten. Mit Orangensaft verdünnt, ist die Lösung genießbar.
Mindestens drei Liter sollten pro Tag bei Durchfall getrunken werden. Kohletabletten können dabei helfen, die Giftstoffe im Darm zu binden und auszuscheiden – bis sie wirken dauert es aber häufig ein bis zwei Tage. Mittel wie Perenterol wirken ebenfalls schonend bei Durchfall, in dem sie den Darm dabei unterstützen die Giftstoffe auszuscheiden, ohne die Darmbewegung zu lähmen.
Loperamid oder Immodium stoppen Durchfall zwar schnell, sollten aber nur im Notfall eingenommen werden, wenn es zum Beispiel darum geht eine Busfahrt oder einen Flug ohne Probleme durchzustehen. Diese Mittel wie Loperamid lähmen die Darmbewegung, was nicht gut ist, wenn Giftstoffe aus dem Darm ausgeschieden werden müssen. Bei Blut im Stuhl oder Durchfall, der länger als drei Tage anhält, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Mittel gegen Verstopfung: So wie es auf Reisen häufiger zu Durchfällen kommt, ist auch Verstopfung keine Seltenheit. Anderes Essen als zu Hause oder die Strapazen der Anreise und das lange Fliegen können den Verdauungstrakt ganz schön durcheinander bringen. Ein leichtes Abführmittel kann helfen, wenn es eine Ernährung mit viel Flüssigkeit und ballaststoffreichen Lebensmitteln nicht tut. Feigen, Melonen, Papaya oder getrocknete Pflaumen sollten aber eigentlich auch ohne Arznei wirken.
Insektenstiche und Sonnenbrand: Antihistamingel hat sowohl eine lindernde Wirkung bei Juckreiz durch Moskitostiche oder generell Insektenstiche als auch bei verbrannter Haut. Ein Aprés-Gel gehört ebenso in die Reiseapotheke wie eine kortisonhaltige Creme für stärkere Rötungen. Um erst gar keinen Sonnenbrand zu bekommen, sollte natürlich auch eine gute Sonnencreme mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor mitgeführt und regelmäßig angewendet werden.
Schmerzmittel und Mittel gegen Fieber: Kopfschmerzen können auf Reisen häufig auftreten. Sowohl nach Flügen und Reisestrapazen als auch bei ungewohnten Temperaturen kommt es schnell zu Kopfschmerzen. Je nach Urlaubsart steht möglicherweise auch der ein oder andere feucht-fröhliche Abend auf dem Programm, der für manche die Einnahme von Schmerzmitteln am nächsten Morgen nötig macht. Auch bei anderen Schmerzen sowie bei Fieber hilft zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen – sollte das Fieber länger anhalten oder sehr hoch sein, wird jedoch ein Arztbesuch nötig. Ein kleines Fieberthermometer im Gepäck kann dabei helfen, die Körpertemperatur zu messen. Bei jüngeren Kindern sollte ab 38 Grad Körpertemperatur ein Arzt aufgesucht werden, bei älteren Kindern und Erwachsenen spätestens ab 39 Grad. Das Fieberthermometer gehört dementsprechend ebenfalls in jede Reiseapotheke.
Malariaprophylaxe: Für eine Reise innerhalb Europas oder in die USA können Urlauber auf entsprechende Tabletten verzichten. Für Reisen in Malariagebiete gehören die Tabletten jedoch unbedingt ins Gepäck und müssen gegebenenfalls sogar als Stand-By-Medikament schon im Vorfeld eingenommen werden. Hier ist die Rücksprache mit einem Arzt oder speziellen Tropenmediziner wichtig – er kann Informationen zur Malariasituation im Zielland geben und Auskunft erteilen, ob eine vorherige Einnahme nötig ist oder das Medikament nur in der Reiseapotheke mitgeführt werden sollte – für den Fall, dass erste Symptome auftreten.
Medikamente gegen Erkältungssymptome: Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen können im Urlaub zu lästigen Begleitern werden. Die Klimaanlagen in Flugzeugen oder Bussen, ein extremes Klima im Zielland und die veränderte Umgebung mit den neuen Herausforderungen insgesamt, machen den Körper anfälliger für Infekte. Mittel wie zum Beispiel Grippostadt, Aspirin Plus C, ein abschwellendes Nasenspray oder ein Hustensaft sollten in die Reiseapotheke, wenn Reisende schon wissen, dass sie zu Erkältungssymptomen im Urlaub neigen.
Augentropfen: Von der Klimaanlage gereizte Augen, Staub, Wind oder extreme Sonneneinstrahlung können zu starker Trockenheit oder Bindehautentzündungen führen. Entsprechende Augentropfen oder -salben helfen bei geröteten oder brennenden Augen.
Mittel gegen Prellungen, Blutergüsse und Schwellungen: Diclofenac oder Voltaren gehören als Salbe oder Tabletten ebenfalls in jede Reiseapotheke. Bei leichten Verstauchungen, Rückenschmerzen, Zerrungen oder schmerzhaften Prellungen kommen sie zum Einsatz und wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend und abschwellend. In Kombination mit dem Verbandsmaterial kann die Salbe auf die betroffene Stelle aufgetragen werden – bei stärkeren Schmerzen durch Stürze, Unfälle oder bloßes Umknicken mit dem Knöchel sollten Reisende aber zum Arzt gehen, um einen Bänderriss oder einen Bruch auszuschließen.
Was ist der persönliche Medikamentenbedarf?
Wichtig: Wer individuelle Medikamente, zum Beispiel zur Behandlung chronischer Erkrankungen benötigt, muss sich vor der Abreise einen entsprechenden Vorrat besorgen und natürlich auch diesen in die Reiseapotheke packen.
Wer weiß, dass er zur Bildung von Lippenherpes oder Pilzinfektionen neigt oder regelmäßig unter Sodbrennen, Migräne oder Blasenentzündung leidet, kann entsprechende Stand-by-Medikamente mitnehmen. Bei klaren Symptomen und bekannten Krankheitsbildern erspart dies den Weg zum fremden Arzt und kann für schnelle Linderung im Urlaub sorgen. Selbiges gilt auch beim Hang zur “klassischen” Reisekrankheit – ausgelöst etwa durch Bewegung im Auto, auf einem Schiff oder im Flugzeug.
Sonnencreme nicht vergessen
Sonnencreme ist nicht direkt Teil der Reiseapotheke, gehört aber in jedem Fall ins Gepäck. In vielen Ländern ist die Sonneneinstrahlung stärker als in Deutschland. Meist wird im Urlaub auch mehr Zeit im Freien verbracht als zu Hause. Schon bei schwacher Sonneneinstrahlung empfiehlt sich daher das Auftragen eines Sonnenschutzes, am Strand, bei Wanderungen und in äquatornahen Regionen ist es unerlässlich.
Achtung: Auch an einem bewölkten Tag droht ein Sonnenbrand. Schließlich kommen die UV-Strahlen der Sonne auch durch die Wolken durch. Luftige Kleidung oder das Aufhalten unter einem Sonnenschirm schützen auch nicht davor, dass die Haut nicht verbrennt. Da Sonnencreme in vielen Ländern deutlich teurer ist als in Deutschland, empfiehlt es sich immer einen ausreichenden Vorrat mit im Gepäck zu haben.
10 Tipps zur Reiseapotheke
- Verträglichkeit: Reisende sollten Medikamente mitnehmen, von denen sie wissen, dass sie sie gut vertragen.
- Mindesthaltbarkeit: Das Mindesthaltbarkeitsdatum der Medikamente sollte nicht überschritten sein. Achtung: Für Salben oder Tropfen gilt das auf der Packung angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum nur bei noch ungeöffneten Packungen.
- Temperaturen: Wenn die Reise in ein Land mit extrem hohen oder niedrigen Temperaturen geht, sollten die Lagerhinweise für Medikamente beachtet werden. Bei den meisten Temperaturen wird eine Lagerung zwischen 15 und 25 Grad empfohlen, einige Medikamente benötigen auch eine spezielle Kühlung. Das Reisen mit einer kleinen Kühltasche kann in einem solchen Fall Sinn ergeben.
- Zeitverschiebung: Bei Medikamenten, die in entsprechenden Zeitabständen eingenommen werden müssen, sollte immer die genaue Zeit berechnet werden und die Einnahme nicht bloß nach der Uhr erfolgen. Andere Zeitzonen spürt man zunächst nur durch die Uhr, bis der Körper sich daran gewöhnt hat, dauert es.
- Handgepäck: Medikamente, die dringend benötigt werden, sollten im Handgepäck mitgeführt werden. Schließlich ist es immer möglich, dass das Gepäck abhanden kommt. Reisende sollten die Handgepäcksvorschriften für Flüssigkeiten berücksichtigen, schließlich dürfen nicht mehr als 10 mal 100 Milliliter in einem durchsichtigen 1 Liter-Plastikbeutel im Handgepäck mitgeführt werden.
- Nachweis: Für das Mitführen gewisser Medikamente oder großer Arzneimengen benötigen Reisende unter Umständen einen schriftlichen Nachweis ihres Arztes. Dieser sollte auf Englisch ausgestellt werden, damit er am Flughafen auch sicher verstanden wird.
- Reiseziel: Die Reiseapotheke sollte immer an das Reiseziel angepasst werden. Je abgelegener ein Reiseziel ist beziehungsweise je schlechter die medizinische Versorgung im Zielland ist, desto gründlicher sollte die Reiseapotheke zu Hause ausgestattet werden. Für eine Fernreise nach Uganda oder Myanmar gelten daher andere Voraussetzungen was die Reiseapotheke angeht, als für einen Urlaub in Italien, Frankreich oder in den USA. In den USA und Kanada sind Medikamente wie Schmerz- oder Grippemittel zum Teil sogar im Supermarkt erhältlich, weshalb es nicht nötig ist, größere Mengen davon mitzuführen.
- Mitreisende: Auch sollte die Reiseapotheke an die Mitreisenden angepasst werden. Für eine Reise mit Kindern werden zum Beispiel andere Medikamente benötigt als für Erwachsene.
- Antibiotika: Die Mitnahme eines Breitband-Antibiotikums, dass bei allen möglichen Infektionen gegeben werden kann, sollte vor der Reise mit einem Apotheker oder besser noch mit einem Arzt besprochen werden. Schließlich sind diese Antibiotika nicht immer gut verträglich und darüber hinaus können Keime dagegen Resistenzen entwickeln. Nur bei extremen Reisen ist die Mitnahme eines General-Antibiotikums wirklich sinnvoll. Gleiches gilt für Notfallsets gegen Schlangenbisse oder die Mitnahme von sterilen Spritzen oder Kanülen. Nur bei ganz speziellen Reisen oder bestimmten Expeditionen ergibt solch eine Ausrüstung Sinn.
- Taschentücher: Einige Päckchen Taschentücher sollten in keinem Reisegepäck und auf keiner Checkliste fehlen. Sie leisten bei Schnupfen gute Dienste und können darüber hinaus vielfältig eingesetzt werden: Als Toilettenpapier-Ersatz, zum Abwischen der Hände oder um eine kleine Wunde zuzudrücken, wenn gerade nichts anderes zur Hand ist.
Gesundheit auf Reisen: So wird der Urlaub kein Reinfall
Neben der Ausstattung einer Reiseapotheke gehören auch die nötigen Impfungen sowie der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung zu den wichtigsten Reisevorbereitungen. Am besten gehen Urlauber vor ihrer Reise zu ihrem Hausarzt und lassen sich zum Thema Impfungen und Reiseapotheke beraten. Auch der Apotheker kann hilfreiche für die Reiseapotheke Tipps geben.
Um gesund durchs Ausland zu kommen, hilft eine Übersicht der wichtigsten Medikamente, die am besten auf Basis einer Checkliste gekauft und eingepackt werden. Sich über potenzielle Gefahren im Reiseland zu informieren, ist ebenfalls hilfreich, jedoch sollte die gesunde Vorsicht nicht in eine krankhafte Sorge umschlagen. Schließlich geht es immer noch um Urlaub, die schönste Zeit des Jahres, und die will in vollen Zügen genossen werden.