Pankreatitis durch Medikamente: Diese Arzneimittel können der Bauchspeicheldrüse schaden
- Welche Medikamente können eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen?
- Rücksprache mit dem Arzt ist empfehlenswert
- Was sind die Symptome einer Bauchspeicheldrüsenentzündung?
- Was kann eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen?
- Akute Pankreatitis ist immer ein Notfall
- FAQ: Antworten auf die häufigsten Fragen
Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, auch Pankreatitis genannt, äußert sich in der Regel durch starke, plötzlich auftretende Schmerzen im Oberbauch. Für Betroffene ist ein Aufenthalt im Krankenhaus unumgänglich, da eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse durchaus lebensgefährlich werden kann: Rund 3 Prozent der Patienten sterben daran. Es gibt mehrere Faktoren, die Pankreatitiden auslösen können. Einer davon ist die Einnahme bestimmter Medikamente. Doch um welche Arzneimittel handelt es sich? Und welche weiteren Symptome treten bei einer Pankreatitis auf?
Welche Medikamente können eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen?
Bei 30 Medikamenten wurde bisher nachgewiesen, dass sie zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen können. Bei zahlreichen weiteren Mitteln vermuten Mediziner, dass sie eine akute Pankreatitis auslösen können. Doch oftmals fehlt es noch an konkreten Belegen.
Bei den Medikamenten, die eine Bauchspeicheldrüsenentzündung wahrscheinlich auslösen können, handelt sich vor allem um diese Arzneimittelgruppen:
- manche entzündungshemmende Mittel, die bei chronischen Darmerkrankungen oder rheumatischen Beschwerden eingesetzt werden
- einige Antibiotika
- manche entwässernden Medikamente (Diuretika)
- bestimmte Epilepsiemedikamente
- einige Östrogenpräparate
- manche Blutdrucksenker wie ACE-Hemmer
- Statine (Cholesterinsenker)
- Einige Mittel zur Behandlung von HIV
- Bestimmte Krebsmedikamente
Die folgende Liste enthält eine genauere Auflistung der Substanzen, die gesichert eine Pankreatitis auslösen können:
- Acetaminophen
- Asparaginase
- Cimetidin
- Cisplatin
- Cytarabin
- Didanosin
- Enalapril
- Erythromycin
- Östrogene
- Furosemid
- Hydrochlorothiazid
- Interferon-a2b
- Lamivudin
- Mercaptopurin
- Mesalamin/Olsalazin
- Methyldopa
- Metronidazol
- Octreotid
- Opiate
- Oxyphenbutazon
- Pentamidin
- Pentavalentes Antimon
- Phenformin
- Simvastatin
- Steroide
- Sulfasalazin
- Sulfmethaxazol/Trimethoprim
- Sulindac
- Tetracyclin
- Valproat
Darüber hinaus gibt es noch weitere Wirkstoffe, die wahrscheinlich eine Pankreatitis auslösen. Dazu zählen folgende Mittel:
- Carbamazepin
- Cyclopenthiazid
- Doxycyclin
- Famotidin
- Maprotilin
- Mesalazin
- Rifampin
Zahlreiche weitere Wirkstoffe stehen zumindest im Verdacht, eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen zu können. Der Zusammenhang zwischen der Einnahme eines bestimmten Medikaments und einer akuten Pankreatitis ist jedoch oft nur schwer zu belegen. Denn eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann auch andere Ursachen haben – und viele Patienten nehmen nicht nur ein einziges Medikament ein.
Diese Problematik führt manchmal dazu, dass der Einfluss einiger Medikamente auf die Bauchspeicheldrüse wieder hinterfragt wird. So nahmen Mediziner lange an, dass das Immunsuppressivum Azathioprin definitiv eine akute Pankreatitis auslösen könne. Mittlerweile relativieren Forscher diese Annahme wieder, da möglicherweise doch andere Risikofaktoren, beispielsweise das Rauchen, eine größere Rolle spielen, als zuvor gedacht.
Grundsätzlich gehen Mediziner davon aus, dass eine akute Pankreatitis nur sehr selten von Arzneimitteln ausgelöst wird. Es handelt sich wohl um etwa 2 bis 5 Prozent aller Fälle.
Rücksprache mit dem Arzt ist empfehlenswert
Wenn Sie ein Medikament aus den genannten Arzneimittelgruppen einnehmen, sollten Sie Ihren Arzt fragen, ob dieses eine Bauchspeicheldrüsenentzündung verursachen kann. Setzen Sie jedoch Medikamente, die Ihnen verordnet wurden, keinesfalls eigenständig ab. Ihr Arzt wird Sie über mögliche Nebenwirkungen aufklären und den Nutzen gegenüber den Risiken abwägen. Müssen Sie das Medikament dauerhaft einnehmen, sollte ein Mediziner jedoch in regelmäßigen Abständen Ihre Bauchspeicheldrüse kontrollieren.
Was sind die Symptome einer Bauchspeicheldrüsenentzündung?
Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung äußert sich in der Regel durch starke Schmerzen im Oberbauch beziehungsweise rund um den Bauchnabel. Bei der Hälfte aller Betroffenen breiten sich die Schmerzen auch gürtelförmig bis in den Rücken aus. Die Schmerzen können sich, je nach Ursache, sehr kurzfristig innerhalb weniger Minuten oder auch über einige Tage hinweg entwickeln. Viele Betroffene verspüren Übelkeit oder müssen erbrechen, manchmal kommt Fieber hinzu.
Charakteristisch für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung ist außerdem ein angeschwollener Oberbauch. Der Bauch ist dabei jedoch nicht hart, sondern elastisch. Mediziner sprechen in solch einem Fall von einem „Gummibauch“.
Was kann eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen?
Meistens, in 70 bis 80 Prozent der Fälle, sind Alkoholmissbrauch oder Gallensteine für die Pankreatitis verantwortlich: Die Ausführungsgänge der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse münden gemeinsam in den Darm. Leidet ein Betroffener an Gallensteinen, dann können sie diesen gemeinsamen Gallengang verstopfen und so zu einer Entzündung der Pankreas führen.
Langjähriger Alkoholmissbrauch sorgt hingegen dafür, dass die Bauchspeicheldrüse direkt geschädigt wird und das sogenannte Pankreassekret eindickt. Rauchen wirkt sich ebenfalls negativ aus. Die beste Vorbeugung gegen eine Pankreatitis ist also: Gesund leben.
Eher selten stecken Medikamente oder weitere Ursachen hinter der Entzündung des Organs. Eine akute Pankreatitis, die durch Medikamente ausgelöst wird, hat in der Regel einen leichten Verlauf.
Akute Pankreatitis ist immer ein Notfall
Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung muss im Normalfall immer im Krankenhaus behandelt werden. Denn für die Ärzte ist oft nicht sofort absehbar, wie sich die Erkrankung entwickeln wird und wie die Prognose aussieht. Grundsätzlich kann jede akute Pankreatitis eine Lebensgefahr für den Patienten darstellen.
Mediziner unterscheiden bei der akuten Pankreatitis zwischen verschiedenen Schweregraden:
- leichte akute Pankreatitis
- mittelschwere akute Pankreatitis
- schwere akute Pankreatitis
Bei der leichten akuten Pankreatitis ist die Bauchspeicheldrüse angeschwollen, doch es nicht zu Organversagen. Außerdem treten keine lokalen Komplikationen auf. Betroffene können das Krankenhaus in der Regel innerhalb einer Woche wieder verlassen.
Bei Patienten mit mittelschwerer akuter Pankreatitis kommt es zu einem vorübergehenden Organversagen, das höchstens zwei Tage andauert. Zudem treten häufig Komplikationen auf, zum Beispiel Flüssigkeitsansammlungen um die Bauchspeicheldrüse herum (peripankreatische Flüssigkeitsansammlungen). Die schwere akute Pankreatitis geht mit einem länger als 48 Stunden andauernden Organversagen und Komplikationen einher.
Nach ausgestandener Bauchspeicheldrüsenentzündung bleiben bei einigen Patienten Hohlräume zurück, die mit Flüssigkeit gefüllt sind (Pankreas-Pseudozysten). Diese Pseudozysten können Beschwerden verursachen und müssen manchmal, aber nicht immer, operiert werden. Teilweise ist auch eine endoskopische Intervention möglich. Das ist ein schonender Eingriff im Rahmen einer Spiegelung.
Nekrotisierende Pankreatitis – eine gefürchtete Diagnose
Mediziner unterscheiden zwei verschiedenen Arten der Pankreatitis, die auch unterschiedlich schwerwiegend sind:
- interstitiell-ödematöse Pankreatitis
- nekrotisierende Pankreatitis
In den meisten Fällen, nämlich in rund 85 Prozent aller akuten Bauchspeicheldrüsenentzündungen, liegt eine interstitiell-ödematöse Pankreatitis vor. Diese hat einen eher leichten Verlauf und eine gute Prognose. Bei dieser Form kommt es nicht zum Absterben (Nekrose) von Pankreasgewebe.
Bei den mittelschweren und schweren Fällen der Erkrankung liegt dem Ganzen jedoch häufig eine nekrotisierende Pankreatitis zugrunde. Wenn die Bauchspeicheldrüse Verdauungsenzyme (Pankreasenzyme) freisetzt, diese jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht in den Darm gelangen, sondern direkt vor Ort wirksam werden, dann kommt es zu einer Selbstverdauung des Organs. Dadurch sterben Zellen des Bauchspeicheldrüsengewebes ab (Nekrosen). Manchmal gelangen außerdem Darmbakterien in das abgestorbene Gewebe (infizierte Nekrosen) und es kommt zu einer Blutvergiftung (Sepsis).
Weitere schwerwiegende Komplikationen können auftreten, wenn die Verdauungsenzyme in den Bauchraum gelangen und dort anfangen, Blutgefäße anzudauen. Innerliche Blutungen und ein Kreislaufschock sowie Organversagen können die Folge sein. Die nekrotisierende Pankreatitis stellt deshalb eine große Gefahr für das Leben der Betroffenen dar: Etwa 15 Prozent der Patienten sterben daran; Haben sich infizierte Nekrosen gebildet, ist die Prognose noch schlechter.
Mittlerweile sind die Arten der Behandlungen und Therapien jedoch besser geworden. Während früher in der Regel sofort chirurgisch eingegriffen wurde, um Nekrosen zu entfernen (Nekrosektomie), wird heute länger abgewartet. Dadurch kommt es seltener zu Komplikationen. Wenn eine Operation doch notwendig wird, nutzen Ärzte heute minimal-invasive Methoden, die wesentlich schonender sind als frühere Eingriffe. So konnte die Sterblichkeitsrate bereits erheblich reduziert werden.