Ayurveda: Traditionelle indische Heilkunst und Medizin
- Definition: Was ist Ayurveda?
- Was gehört alles zur Ayurveda?
- Was sind die Ziele von Ayurveda?
- Wie funktioniert Ayurveda?
- Wie unterscheidet sich Ayurveda von der Schulmedizin?
- Was sind die Grenzen der indischen Heilkunst?
- Wie sieht eine ayurvedische Behandlung aus?
- Wie läuft die ayurvedische Diagnose und Therapie ab?
- Wie wird der Therapieplans im Ayurveda erstellt?
- Wie viel kostet eine ayurvedische Behandlung?
- Hier finden Sie Ayurvedatherapeuten in Ihrer Nähe
- Studien zur Heilwirkung von Ayurveda
Viele Menschen verbinden mit der indischen Heilkunst Ayurveda lediglich entspannende Massagen und exotische Gewürze. Da liegen Sie auch nicht ganz falsch. Denn vielleicht konnten Sie auch schon eine ayurvedische Massage genießen oder haben einen ayurvedischen Tee gekostet. Ayurveda ist aber noch viel mehr!
Definition: Was ist Ayurveda?
Unter dem Begriff „Ayurveda“ wird eine traditionelle indische Heilkunst verstanden, die in den Bereich der alternativen Medizin fällt. Die indische Heilkunst betrachtet Körper, Seele und Geist als Einheit. Ayurveda behandelt alle Ebenen und bezieht auch eine spirituelle Komponente mit hinein. Der Mensch ist Teil des Ganzen im Einklang mit der Natur und nicht ein isoliertes Wesen.
Ayurveda ist ein Wort aus dem Sanskrit: Es setzt sich zusammen aus „ayus“ (das Leben) und „veda“ (das Wissen): Das Wissen vom Leben. Deshalb ist Ayurveda beides: eine natürliche, intensive Heilweise und ein reicher Schatz an Wissen, um Ihre Gesundheit zu erhalten.
Was gehört alles zur Ayurveda?
Die Jahrtausende alte Gesundheitslehre aus Indien verfügt über ein breites Repertoire an Methoden, um Ihr Wohlbefinden zu steigern und Erkrankungen vorzubeugen und zu behandeln.
- Ernährung,
- Massagen,
- Öl- und Kräuterbehandlungen,
- Pflanzenheilkunde,
- Kuren: Panchakarma (Entgiftungskur), Rasajana (Verjüngungskur),
- Atem- und Yoga-Übungen,
- Vastu, die indische Lehre vom Wohnen.
Was sind die Ziele von Ayurveda?
Ayurveda verfolgt das Ziel, die Seele und den Körper miteinander in Einklang zu bringen, um die psychische und körperliche Gesundheit aufrechtzuerhalten und zu fördern. Ayurveda dient also vorrangig zur Prävention von Erkrankungen. Die indische Heilkunst versucht diese mit speziellen Maßnahmen wie beispielsweise Massagen, Kuren wie Panchakarma, ayurvedischen Behandlungen und einer bestimmten Ernährungsweise zu verhindern. Im Fokus steht dabei jedoch nicht nur der Körper, auch der Geist spielt bei ayurvedischen Therapien eine große Rolle.
Denn die ayurvedische Lehre aus Indien geht davon aus, dass jede Form von Disharmonie und Ungleichgewicht seelische Störungen und gesundheitliche Schäden hervorruft. Reinigen, entgiften und harmonisieren sind damit die obersten Ziele der Behandlungen im Ayurveda.
Wie funktioniert Ayurveda?
Ayurveda dient in erster Linie dazu, einen Ausgleich und Harmonie zwischen den drei Doshas (Ihren inneren Temperamenten) herzustellen, um möglichst viel Lebensenergie und Vitalität durch Ihren Körper fließen zu lassen. Dafür kommen ayurvedische Behandlungen, Massagen, Kuren oder auch eine ayurvedische Ernährungsweise mit speziellen Kräutern und Pflanzen zum Einsatz
Doch auch durch eine ausgleichende Lebensweise, die individuell zu Ihrem Dosha (Ihrer Konstitution) passt, können Sie Ihre Lebensenergie steigern und täglich etwas für Ihre Gesundheit zu tun.
Die drei Doshas im Ayurveda
Im Ayurveda gibt es drei verschiedene Konstitutionen, die sogenannten drei Doshas. Jeder Konstitutionstyp ist mit zwei der folgenden Elemente verbunden: Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther.
- Vata (Elemente Äther und Luft)
- Pitta (Element Feuer und etwas Wasser)
- Kapha (Element Erde und Wasser)
Bei der Geburt haben Sie eine individuelle Verteilung der Doshas als Grundkonstitution. Das ist Ihre Natur, Ihr grundliegendes Wesen. Aus diesem Grund spricht man auch von Konstitutionstypen beziehungsweise dem Vata-, Pitta- oder Kapha-Typen.
Im Laufe des Lebens können Sie durch Umwelteinflüsse, seelische Probleme, negative Denkmuster und einseitige Ernährung aus Ihrem ursprünglichen Gleichgewicht geraten. Auch in intensiven Lebensphasen kann sich die Verteilung der Doshas vorübergehend in eine Richtung verändern, z.B. in Stressphasen oder bei starken psychischen Belastungen. In allen Fällen kann mithilfe von Ayurveda das Gleichgewicht, Ihre ursprüngliche Natur, ihr Konstitutionstyp wiederhergestellt werden.
In den etwa 5000 Jahren, in denen Ayurveda bereits praktiziert wird, hat sich gezeigt, dass die speziell auf das jeweilige Dosha angepassten Behandlungen in der Lage sind, psychosomatische Beschwerden zu lindern und chronische oder akute Gesundheitsstörungen positiv zu beeinflussen.
Wie unterscheidet sich Ayurveda von der Schulmedizin?
Bei den fernöstlichen Heilweisen steht die Erhaltung der Gesundheit im Mittelpunkt. In China war es früher so, dass der Arzt nur so lange Geld bekam, wie der Mensch gesund war. Die fernöstliche Heilkunde, auch die indische, sieht ihre Aufgabe darin, Krankheit zu verhindern und dafür Anregungen für den Alltag zu geben, z.B. zur Körperpflege, ausgleichenden Ernährung, Förderung der Verdauung oder zur Gestaltung der Wohnung für mehr Glück, Erfolg und Gesundheit, in Indien durch Vastu und in China durch Feng-Shui. Alles ist miteinander verwoben und wirkt aufeinander ein. Nichts ist isoliert und kann isoliert medizinisch behandelt werden.
Anders als bei unserer Schulmedizin, wo Sie auf Ihren Körper reduziert werden und die medizinische Behandlung erst beginnt, wenn Sie schon körperlich krank sind. Vieles ist zwar überlebensnotwendig und fortschrittlich in dieser modernen Medizin, z.B. die Notfall-Medizin, minimal invasive Eingriffe und Prothesen. Das ist aber nur ein Mosaikstein, ein Bruchteil dessen, was im Bereich Gesundheit möglich ist.
Ayurveda ist im Gegensatz zur klassischen Medizin deutlich breiter aufgestellt. Wenn Sie mithilfe des Konstitutionstests Ihr Dosha kennen, können Sie viele Maßnahmen ergreifen, um sich eigenständig um Ihre Gesundheit zu kümmern. Dazu gehört auch eine bestimmte Tagesroutine.
Was sind die Grenzen der indischen Heilkunst?
Ayurveda eignet sich vor allem zur Aufrechterhaltung der geistigen und körperlichen Gesundheit und somit zur Vorbeugung von Krankheiten. Bei der Behandlung von akuten Erkrankungen können ayurvedische Behandlungen und Kuren zwar unterstützend eingesetzt werden, eine alleinige medizinische Behandlung durch ayurvedische Heilmethoden ist jedoch nicht möglich. Vor allem bei medizinischen Notfällen oder akuten Unfällen, die möglicherweise einen chirurgischen Eingriff erfordern, ist die moderne Schulmedizin unabdingbar.
Nichtsdestotrotz bietet die ayurvedische Heilkunst aus Indien die Chance, die eigene Gesundheit gezielt zu fördern und nicht nur den Körper, sondern auch den Geist langfristig zu stärken.
Wie sieht eine ayurvedische Behandlung aus?
Jede Ayurveda-Behandlung ist an die Doshas des Patienten angepasst. In einem Vorgespräch wird das Verhältnis der drei Doshas Vata, Pitta und Kapha ermittelt, um anschließend eine entsprechende Behandlung mit Massagen, Bädern und Ernährung zusammenstellen zu können.
Sinn der meisten Ayurveda-Behandlungen und einer mehrwöchigen Ayurveda-Kur ist das Ausleiten und Entgiften. Demzufolge sind viele der originalen Ayurveda-Behandlungen in irgendeiner Form mit Reinigung verbunden, die auch zur Behandlung und Vorbeugung durchgeführt werden können.
Dazu gehören zum Beispiel Anwendungen wie Einläufe und Abführmittel auf Kräuterbasis, um den Darm zu reinigen, Nasenreinigungen, Ohrreinigungen und Reinigung der Haut, zum Beispiel durch Öl-Massagen und Dampfbäder.
Massagen dienen im Rahmen der Ayurveda-Behandlung dazu, bestimmte Energiepunkte des Körpers anzuregen und den Stoffwechsel zu stimulieren. So soll zum Beispiel die Kopfmassage die Hirnfunktion anregen, während die Thermomassage mit kleinen Stoffbeuteln Schlacken löst und die Regeneration des Gewebes anregt.
Die sicherlich bekannteste Ayurveda-Behandlung ist der traditionelle Stirnguss, bei dem warmes Öl in einem dünnen Strahl für etwa 20 Minuten auf die Stirn fließt. Neben einer sich unweigerlich einstellenden Entspannung sorgt das Öl auch für die Regeneration des Nervensystems und soll gegen Bluthochdruck, Kopfschmerzen und hormonelle Störungen helfen.
Auch die anderen Ölbehandlungen wie Körpergüsse und Massagen sind im Westen inzwischen bekannt und beliebt. Doch auch die ayurvedische Ernährungsweise gehört zur Ayurveda-Therapie. Berater zeigen Ihnen hierbei, mit welchem Essen Sie Ihre Doshas in Einklang bringen und Ihre Verdauung positiv fördern. Die Verdauung spielt im Ayurveda eine bedeutende Rolle und wird vom „Agni“, dem Verdauungsfeuer unmittelbar beeinflusst. Doch auch der Stoffwechsel soll durch eine gezielte Ernährungsweise angeregt und optimiert werden.
Wichtig: Man darf nicht vergessen, dass ayurvedische Behandlungen bestimmte Wirkungen ausüben und nicht für jeden in gleicher Weise geeignet sind. So sollen z.B. Diabetiker und Rheumakranke vor der Entgiftung nicht mit Ölmassagen behandelt werden, da sonst zu viele Schlackenstoffe gelöst werden. Ayurveda wirkt intensiv und ist nicht ohne weitere Kenntnisse als Wellness-Anwendung für jeden gedacht.
Denn der medizinische Teil des Ayurveda hat nichts mit Wellness zu tun! Kräuter schmecken bitter, die Massagegriffe sind oft kräftig. Aber der Gesundheitseffekt belohnt Sie: Ayurveda hat eine Tiefenwirkung, die Körper, Seele und Geist von Grund auf reinigen und erneuern können. Neben der Anwendung ayurvedischen Wissens zur Gesundheitsförderung im Alltag und Vorbeugung von Erkrankungen, werden die ayurvedischen Methoden auch zur Behandlung manifester Erkrankungen zum Einsatz gebracht.
Wie läuft die ayurvedische Diagnose und Therapie ab?
Die Ayurveda-Therapie beginnt stets mit einer ausführlichen Anamnese und Untersuchung durch den Ayurveda-Arzt. Daraufhin wird ein individueller Behandlungsplan, abgestimmt auf die Dosha-Verteilung, Ihre Konstitution erstellt.
Ayurveda-Therapeuten brauchen für ihre Diagnose keine Geräte. Der Therapeut nutzt die Pulsdiagnose und betrachtet gleichzeitig Ihre Hautfärbung, den Hauttonus, den Zustand Ihrer Augen und das Aussehen Ihrer Zunge (Antlitz- und Zungendiagnostik). Zusätzlich stellt der Ayurveda-Arzt Ihnen zahlreiche Fragen zu Ihrer Lebensweise: Was Sie in der Regel essen, wie lange Sie schlafen, wie oft Sie sich bewegen und wie Ihre seelische Verfassung ist.
Auf diese Weise stellt der Ayurveda-Therapeut fest, welche Doshas bei Ihnen wie intensiv ausgeprägt sind, d.h. wie Ihre Konstitution beschaffen ist, und wo es mögliche Ungleichgewichte gibt. Der Ayurveda-Arzt wird nun mit Hilfe passender Ernährungsanweisungen, Massagen, Ölanwendungen, und Kräuterzubereitungen und bei Bedarf auch ambulanten Kuren versuchen, die Doshas auszugleichen. Das soll Ihnen dabei helfen, wieder Ihre innere Harmonie zu finden und Erkrankungen, auch begleitend zu eventuell notwendigen schulmedizinischen Therapien, zu behandeln.
Die ayurvedische Konsultation
Die ayurvedische Konsultation oder Anamnese besteht neben der Befragung seitens des Ayurveda-Arztes aus acht Untersuchungen:
1. Pulsdiagnose
Der Puls ist am besten morgens im nüchternen Zustand zu fühlen. Da ist er von Essen und Alltagsstress noch unbeeinflusst. Der Puls sollte zur gleichen Stunde und unter denselben Bedingungen abgenommen werden, bei der Frau an der linken und beim Mann an der rechten Hand. Er wird möglichst dreimal hintereinander gefühlt.
Der Vata-Puls ist stark am Abend, der Pitta-Puls am Mittag und der Kapha-Puls am Morgen. Am Puls kann der Ayurvedatherapeut neben Ihrem Dosha auch folgende Beschwerden feststellen:
- Leber- und Nierenstörungen
- Ama-Zustände (Grad der Verschlackung)
- Fieber
- chronische Erkrankungen
- Verstopfung
- Herzerkrankungen
- emotionale Anspannungen
2. Zungendiagnose
Die Beschaffenheit der Zunge gibt wertvolle Informationen über das mögliche Dosha: Die Vata-Zunge ist trocken, rissig, rau mit dunklem Belag. Die Pitta-Zunge ist rötlich, eventuell mit Flecken, Punkten, Wunden und Geschwüren. Die Kapha-Zunge ist weiß und schleimig bedeckt, feucht und leicht geschwollen.
Bei einer Ama-Störung (Verschlackung) findet sich ein weißer bis grauer Zungenbelag, der sich nicht mit dem Zungenschaber lösen lässt. Ein dicker Belag auf der Zunge spricht für ein schlecht arbeitendes Verdauungsfeuer. Daneben gibt die Beschaffenheit der Zunge dem versierten Ayurveda-Arzt noch weitere Anhaltspunkte für die Befindlichkeit des Patienten.
3. Untersuchung des Urins
Der Urin wird nach Menge, Geruch, Farbe und Säuregehalt untersucht. Die Parameter geben Aufschluss über Ihr Dosha und das Maß Ihres Überschusses.
4. Untersuchung des Stuhls
Auch der Stuhl gibt Auskunft über den Dosha-Typen und das Maß an Ama (Verschlackung). Anzeichen für Ama sind z.B. unangenehmer Geruch, unterschiedliche Farben des Exkrements, schleimige Konsistenz und höheres Gewicht, d.h. der Stuhlgang sinkt im Wasser.
5. Untersuchung durch Berühren
Hier wird der Zustand der Haut genau untersucht. Trockene, raue, rissige Haut z.B. spricht für ein Vata-Typen.
6. Untersuchung der Augen
Bei einer Vata-Störung mangelt es an Tränenflüssigkeit, die Augen jucken und verlieren ihren Glanz. Bei einer Pitta-Störung sind die Augen gerötet, lichtempfindlich und brennen. Ein Überschuss an Kapha zeigt sich in schmutzig aussehenden, sehr feuchten Augen.
7. Allgemeiner Eindruck
Der Ayurvedatherapeut beobachtet genau die Körperhaltung und Körperstruktur, den Ernährungszustand und Geruch, die psychische Verfassung und den Gesamteindruck des Patienten und nimmt die Ergebnisse in die Untersuchungsergebnisse mit auf.
8. Diagnose der Sprechweise
Ihr Dosha ist auch an der Art, zu sprechen, zu erkennen: Vata-Typen reden laut, unklar, hektisch und nervös. Pitta-Typen sind an einer erregten, energischen, warmen, manchmal auch einschüchternden Stimmlage erkennbar. Kapha-Typen sprechen sanft, langsam und ausdrucksstark.
Die ayurvedische Konsultation ersetzt nicht die schulmedizinische Untersuchung. Eine ayurvedische Konsultation mit Erstellung des Therapieplans dauert ein bis zwei Stunden und kostet pro Stunde etwa 50 bis 60 Euro.
Die Diagnose und Krankheitsursachen im Ayurveda
Die Diagnose bezieht sich nicht auf ein Krankheitsbild aus Sicht der westlichen Medizin, sondern basiert auf dem komplexen ayurvedischen Heilsystem: Im Mittelpunkt steht die Bestimmung Ihres Doshas.
Dabei gibt es keinen allgemeinen Gesundheits- und Krankheitsbegriff wie bei uns mit Richtwerten für das Blutbild oder den Body Mass Index. Es existieren auch keine allgemeinen Richtlinien zur Heilung wie die medizinischen Leitlinien und die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Jeder Patient wird genau und auf allen Ebenen untersucht und beobachtet. Er bekommt seine Diagnose bezüglich der Dosha-Verteilung. Denn Störungen der Doshas schlagen sich auf die entsprechenden Gewebe wieder.
Der Ayurveda unterscheidet zwischen sieben Geweben (Dhatus): dem Plasmagewebe, dem Muskel- und Fettgewebe, Knochenmark und Hirnsubstanz/Nervengewebe sowie Samen und Fortpflanzungsgewebe, die dem Kapha-Dosha zugeordnet sind. Pitta wirkt hauptsächlich auf das Blut und Vata auf die Knochen. Manchmal kann ein übermäßiges Dosha auch in die Gewebe eines anderen Doshas eindringen und Störungen hervorrufen. Deshalb bezieht der Ayurvedatherapeut den Zustand der Gewebe mit in seine Diagnose ein.
Im Körper befindet sich aus ayurvedischer Sicht ein System aus Kanälen (Shrotas). Sie verbinden die Außenwelt mit der Innenwelt zur Aufnahme von Atem, Wasser und Nahrung und die Innenwelt mit der Außenwelt zur Abgabe von Stoffwechselabfallprodukten über Schweiß, Urin und Kot. Krankheiten werden auch nach den Störungen der Kanäle klassifiziert.
Die Kanäle können blockiert, übermäßig gefüllt, im Mangelzustand oder leer sein. Mit der Untersuchung der Shrotas erkennt der Ayurvedatherapeut, welche Art der Erkrankung in welcher Stärke vorliegt. Eine weitere wichtige Krankheitsursache ist die Entwicklung von Giftstoffen, Ama. Ama wird von der Umwelt aufgenommen oder entsteht, wenn Nahrung nicht ausreichend verdaut, verarbeitet, vom Körper aufgenommen bzw. ausgeschieden wird.
Wie Sie sehen, ist die Untersuchung und Diagnose ein komplexer Vorgang, der hier nur skizziert werden kann.
Was sind die Symptome bei einem Ungleichgewicht der Doshas?
Sollte Ihre individuelle Konstitution, also Ihr Dosha gestört sein, zeigen sich – je nachdem, von welchem Dosha Sie zu viel haben – spezielle Erkrankungen und Symptome.
Vata-Erkrankungen: Symptome bei zu viel Vata
- Verstopfung
- Schmerzen
- Zu wenig Energiezufuhr in Händen und Füßen
- Ausgekugeltes Gelenk
- Ständiger Durst
- Zittern und Zuckungen
- Raue Haut, Haare, Nägel, Zunge
- Gewebeschwund, z.B. Osteoporose
- Steifheit und Lähmungen
- Entzündungen
- Unregelmäßigkeit oder Ausbleiben der Regel, verfrühte Wechseljahre
- Körperliche Überanstrengung führt zur Schwächung von Herz und anderen Organen
- Kopfschmerzen
- Verlust des Geruchssinns
- Ruhelosigkeit
- Depression
Pitta-Erkrankungen: Das sind die Anzeichen bei zu viel Feuer
- Rötung, rote Flecken
- Hitzeempfindung
- Brennende Empfindungen
- Entzündung
- Starkes Schwitzen, Hitzewallungen
- Übler Geruch
- Magengeschwüre
- Abszesse, z.B. im Mund und auf der Haut, schlechter Wundgeruch (Ama)
- Vermehrter Stuhl, Urin, Speichel
- Ekzeme
- Saurer oder bitterer Geschmack im Mund
- Fischgeruch
- Blutungen und Geschwüre in Nase, Mund , Zahnfleisch und Rektum
- Übermäßiger Hunger und Durst
Kapha-Erkrankungen: Symptome bei einem Kapha-Überschuss
- Geschwächte Stoffwechselfunktionen
- Trägheit, Lethargie und Schläfrigkeit
- Alles ist schwer – körperlich, geistig, seelisch
- Ödeme
- „Dickes Blut“, Risiko für Blutgerinnsel und Thrombosen
- Langsame Entstehung der Krankheiten, chronische Erkrankungen
- Steifheit von Körper und Organen
- Fettleibigkeit
- Mildes chronisches Fieber
- Vermindertes Verdauungsfeuer, träge Organfunktionen
Wie wird der Therapieplans im Ayurveda erstellt?
Der Ayurvedatherapeut hat anhand der Anamnese und den Untersuchungen die Diagnose gestellt. Sie und Ihre individuelle Konstitution stehen an erster Stelle für die Therapie. Die Erkrankung ist nur Abbild und Folge davon. Wenn Sie Ausgleich und Harmonie in Ihr System bringen, wirkt sich das automatisch auf die Erkrankungen aus, die sich als Folge der Dosha-Störung entwickelt haben.
Zur Therapie erhalten Sie eine individuelle Zusammenstellung an Ernährungsempfehlungen, ayurvedischen Kräutern, Ölbehandlungen und Anweisungen für Ihre Tagesroutine sowie insgesamt für Ihre Lebensweise.
Je nach Beschwerden und Erkrankung kann Ihnen auch eine ayurvedische Kur empfohlen werden. Mit zur Therapie können auch spirituelle Übungen wie Meditation und Yogaübungen für den Körper oder die Atmung gehören. Auch die Wohn- und Architekturlehre Vastu kann ihre Anwendung finden. Ein Vastu-Berater kann Ihnen Tipps für eine Optimierung der energetischen Verhältnisse geben, ähnlich wie im Feng-Shui. Leider finden sich nicht allzu viele Vastu-Berater in Deutschland und es gibt auch keine Berater-Liste.
Sie können im Internet schauen, wo es in Ihrer Nähe einen Vastu-Berater gibt. Wenn Sie nicht fündig werden, aber unbedingt eine professionelle Beratung für die Harmonisierung Ihres Zuhauses und dessen Verbindung mit der Umgebung möchten, können Sie auch die chinesische Variante Feng Shui wählen.
Wie viel kostet eine ayurvedische Behandlung?
Die Kosten für eine ayurvedische Behandlung variieren je nach Dauer sowie Art und Häufigkeit der Behandlung. Während einzelne Therapie-Sitzungen wie beispielsweise Öl-Massagen lediglich 100 bis 200 Euro kosten, sind ayurvedische Kuren wie beispielsweise die Panchakarma deutlich teuer. Je nach Dauer kommen somit Kosten von 1.000 bis 3.000 Euro auf Sie zu. Doch auch höherpreisige Kuren, die sich über mehrere Wochen erstrecken, sind im Ayurveda keine Seltenheit.
In der Regel übernehmen Krankenkasse die Kosten für die ayurvedischen Behandlungen nicht. Allerdings bieten manche Krankenkasse Sondertarife an oder geben einen jährlichen Zuschuss für Naturheilverfahren. Hier lohnt es sich, bei Ihrer Krankenkasse nachzufragen.
Fazit: Mehr Selbstbestimmung durch Ayurveda
In der Wahrnehmung des Menschen auf allen Ebenen und dem Potenzial der Vorbeugung und der ganzheitlichen Behandlung hat die etablierte Medizin im Westen noch einen langen Weg vor sich. Als gesunder Mensch müssen Sie sich eigenständig um den Erhalt Ihrer Gesundheit durch vorbeugende Maßnahmen kümmern. Als Patient ist es an Ihnen, sich über ganzheitliche Methoden zu informieren. Dann müssen Sie sich von dem Mainstream-Mediziner auch noch belächeln lassen, wenn Sie sie anwenden, und sie meist auch noch aus eigener Tasche bezahlen, wie beim Ayurveda.
Ihr Vorteil: mehr Selbstbestimmung und Mündigkeit, mehr Auswahl und Eigenbeteiligung in dem Erhalt und der Wiederherstellung Ihrer Gesundheit neben eventuell notwendigen konventionellen Behandlungen.
Hier finden Sie Ayurvedatherapeuten in Ihrer Nähe
Ayurvedatherapeuten finden Sie im Internet, indem Sie Ihren Wohnort und Ayurveda in die Suchmaschine eingeben. Adressenlisten finden Sie hier:
- https://www.ayurveda-verband.eu/aerztetherapeuten/arzttherapeut-suchen/
- https://www.ayurveda.de/ayurveda-arzt-klinik/
Studien zur Heilwirkung von Ayurveda
Hier finden Sie ein paar exemplarische Studien für die Wirksamkeit des Ayurveda:
- Gewichtsreduktion bei Adipositas durch Ayurveda und Yoga
- Linderung der Beschwerden bei rheumatoider Arthritis durch Ayurveda
- Linderung der Beschwerden bei Fibromyalgie durch Ayurveda ähnlich wie bei konventioneller Behandlung, nur ohne Nebenwirkungen
- Besserung der Symptome bei neurodegenerativer Krankheit
- Senkung von Blutfettwerten durch ayurvedisches Präparat
- Ayurvedische Medikamente und andere Methode lindern Colitis ulcerosa
- Panchakarma-Kur mit nachhaltigem, gesundheitsbewussterem Verhalten und Linderung von Depressionen