Honig und Sauerstoff bei chronischen Wunden: Hilfe aus der Naturmedizin
Dass eine Verletzung schlecht verheilt, kann viele Gründe haben: Beispielsweise können sich kleinere Verletzungen durch eingedrungene Keime entzünden. Doch meist ist eine Durchblutungsstörung die Ursache dafür, dass sich eine Wunde zu einem schlecht heilenden Geschwür entwickelt.
Wie entstehen chronische Wunden?
Wird die Haut dauerhaft nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, kann sie sich bei Verletzungen nicht mehr richtig schließen. Aber ihre Regeneration verzögert sich auch, wenn der Abtransport von Stoffwechselschlacken behindert ist. Das ist zum Beispiel bei Venenerkrankungen der Fall oder wenn die Gefäße in der Haut durch langes Liegen abgequetscht werden.
Was sind die häufigsten Ursachen für chronische Wunden?
Auf diese Auslöser müssen Sie achten:
- Druckgeschwüre durch Wundliegen (Dekubitus) an Steißbein, Schulterblatt, Wirbelsäule und Ferse bei Bettlägerigen (durch verminderte Durchblutung)
- arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit, verengte Arterien)
- Venenleiden (Ulcus cruris, offenes Bein)
- Diabetes (diabetischer Fuß)
- Einnahme von Kortisonpräparaten, Zytostatika oder Antibiotika (Störung der Wundheilung)
- Wundinfektionen
Auch mit zunehmendem Alter heilen Hautverletzungen immer langsamer, weil sich ihre Blutversorgung verschlechtert. Bei Diabetikern ist die Durchblutung vor allem aufgrund von Gefäßschäden (Arteriosklerose) behindert, die durch den ständig erhöhten Zuckerspiegel entstehen. Bei einer Venenschwäche kommt es zu einem „offenen Bein”, weil der Abtransport von Schlackenstoffen und Stoffwechselgiften aus dem Unterschenkelgewebe behindert ist.
Wie unterstützt die hyperbare Sauerstofftherapie die Wundheilung?
Da hinter schlecht heilenden Wunden oft schlicht eine Sauerstoffunterversorgung der Haut steckt, bietet die „Hyperbare Sauerstofftherapie” (HBO) einen weiteren Ansatz, um die Wundheilung zu beschleunigen. Die Patienten sitzen während der Behandlung in einer Druckkammer, in der sie über eine Atemmaske reinen Sauerstoff einatmen (zum Vergleich: unsere Atemluft enthält lediglich 21 Prozent Sauerstoff). Das steigert die Konzentration des gelösten Sauerstoffs im Blut um das 20-Fache. Ein weiterer Effekt: Wundkeime, die sich nur in Abwesenheit von Sauerstoff vermehren können, sterben ab.
Eine HBO-Behandlung wird nur in spezialisierten Drukkammerzentren angeboten und dauert etwa zwei Stunden. Bei fortgeschrittenen Durchblutungsstörungen und chronischen Wunden sind bis zu 25 Sitzungen (teilweise mehr) notwendig. Diese sollten möglichst rasch hintereinander stattfinden (drei bis vier Sitzungen pro Woche). Die Kosten belaufen sich pro Sitzung auf ca. 150 €. Sie werden von den privaten Krankenversicherungen in der Regel erstattet. Die gesetzlichen Krankenkassen sind dazu nicht verpflichtet.
Zwei von drei Amputationen könnten verhindert werden
Wissenschaftler an der Universität Würzburg konnten im Jahr 2005 die gute Wirksamkeit der Behandlung nachweisen. Sie haben insgesamt sechs internationale Studien zusammenfassend ausgewertet (fünf mit Diabetikern und eine mit Patienten, die ein offenes Bein hatten).
Von den insgesamt 191 Patienten wurden 100 mit jeweils 30 HBO-Sitzungen behandelt. Bei ihnen sank das Risiko für eine Bein- oder Fußamputation auf 10 Prozent. Bei der herkömmlich behandelten Kontrollgruppe lag es hingegen bei 30 Prozent. Eine rechtzeitig durchgeführte Druckkammmertherapie kann Sie beispielsweise als Diabetiker also tatsächlich vor einer Amputation bewahren.
Oft die letzte Rettung: Fliegenmaden als „Biochirurgen”
Eine weitere natürliche und sanfte Alternative der Wundbehandlung ist die Biochirurgie. Als biologische „Chirurgen” dienen hier die Maden von Fliegen. Das ist zunächst keine besonders angenehme Vorstellung, aber keine Sorge: Die verwendeten Maden sind speziell gezüchtet und hygienisch einwandfrei. Sie werden in einem Säckchen aus Mull (ähnlich einem Teebeutel) auf die Wunde gesetzt und mit einem Verband fixiert. Pro Quadratzentimeter Wundfläche werden etwa fünf Larven benötigt.
Die Larven sondern nach dem Kontakt mit der Wundoberfläche Verdauungsenzyme ab. Abgestorbenes Gewebe wird dadurch verflüssigt und kann von den Maden aufgenommen werden. Intaktes Hautgewebe wird dagegen nicht angegriffen. Die „Biochirurgen” geben außerdem wachstumsfördernde und antibakterielle Substanzen ab, die die Wunde desinfizieren. Die Maden bleiben drei bis vier Tage auf der Wunde, dann werden sie durch eine neue „Mannschaft” ersetzt. Insgesamt erstreckt sich die Behandlung über zwei bis drei Wochen. Die Kosten von 100 bis 150 € werden von den meisten Krankenkassen erstattet. Fragen Sie zur Sicherheit vorher nach.