Alle Kneipp Anwendungen auf einen Blick: Wirkung & Anwendung
- Konzept Kneipp im Überblick
- Pfarrer Sebastian Kneipp: Begründer der Hydrotherapie
- Kneippen: Zuhause oder im Rahmen einer Kur?
- Die 5 Säulen der Kneipp-Therapie
- Von der Prävention bis hin zur Schmerztherapie: Einsatzbereiche der Kneipp Anwendungen
- Die besten Kneipp-Anwendungen und Regeln auf einen Blick
- Hydrotherapie nach Kneipp: Wirksam und kostengünstig
- Kneipp-Güsse: Ritualisierte Abläufe mit kaltem Wasser
- Wassertreten: Im Storchengang zu bester Gesundheit
- Bäder für gesteigertes Wohlbefinden
- Kneippen in der eigenen Badewanne: Hydrotherapie für zu Hause
- Kneipp Wickel: Richtig gewickelt zu mehr Gesundheit
- Trockenbürsten: Training für die Blutgefäße
- Die Kraft der Natur: Phytotherapie und Heilkräuter nach Kneipp
- Kneipp Therapie: Ganzheitliches Konzept für mehr Wohlbefinden
Um bei Schmerzen und Krankheiten nicht gleich zu starken Medikamenten greifen zu müssen, sind viele Menschen auf der Suche nach alternativen Heilverfahren. Ein Konzept, das neben der gesundheitsfördernden Kraft der Natur vor allem auch auf die des Wassers setzt, ist die Therapie nach Kneipp. Verschiedene Kneipp Anwendungen helfen Betroffenen nicht nur dabei, Schmerzen zu lindern. Vielmehr können auch Gesunde eine Kneipp Kur nutzen, um das eigene Wohlbefinden zu steigern – denn auch Wellness kommt bei Kneipp nicht zu kurz.
Konzept Kneipp im Überblick
Bei Kneipp handelt es sich um eine ganzheitliche Therapie mit dem Ziel, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Zu typischen Kneippanwendungen zählen neben Güssen auch verschiedene Bäder und Wickel. Das Kneipp-Konzept verfolgt den Ansatz, Schmerzen zu lindern oder gar deren Entstehen vorzubeugen. Ergänzend zu den Anwendungen bietet Kneipp auch wertvolles Wissen zur Aromatherapie und Informationen rund um Heilpflanzen. Alles, was Sie zu einer Kneipp Therapie wissen müssen, finden Sie in diesem Artikel.
Kneipp Anwendungen: Alle Fakten auf einen Blick
- Das ist Kneipp: umfassendes Therapiekonzept für gesteigertes Wohlbefinden
- Heilkraft: kann gegen zahlreiche Beschwerden angewandt werden (z. B. Entzündungen, Schmerzen, Schlaflosigkeit)
- Prävention: lässt sich präventiv einsetzen – zur Abhärtung und Gesundheitsförderung
- Anwendungen: zu den beliebtesten Kneipp Anwendungen zählen Güsse, Bäder und Wickel
Pfarrer Sebastian Kneipp: Begründer der Hydrotherapie
Die Kneipp-Therapie, wie sie heute bekannt ist, geht auf ihren Namensgeber Sebastian Kneipp zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts war er nicht nur als Pfarrer tätig, sondern etablierte auch ein bis dahin einzigartiges Heilsystem. Die Grundlagen seiner Therapie mit Wasser (Hydrotherapie) entdeckte er, als er selbst an einer schweren Tuberkuloseerkrankung litt. Auf der Suche nach Heilung experimentierte er dabei mit Tauchbädern in der Donau und Wassergüssen aus einer Kanne. Seine Beschwerden verschwanden – und der Grundstein der heutigen Kneipp Therapie war gelegt.
Sein Heilsystem sollte nicht nur zum Einsatz kommen, wenn die Menschen bereits an einer bestimmten Krankheit litten, sondern auch das Entstehen neuer Leiden vorbeugen. Neben der Wasserheilkunde interessierte sich der Pfarrer Kneipp vor allem auch für die gesundheitsförderliche Kraft der Kräuter. Daraus entstand ein umfangreiches Gesundheitskonzept.
Interessant: Auch wenn die Wirksamkeit der Kneipp Anwendungen bis heute nicht eindeutig bewiesen ist, deuten erste klinische Studien auf eine Linderung diverser Krankheitsbilder sowie eine Verbesserung der Lebensqualität hin. Eine Kneipptherapie stellt daher eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin dar.
Kneippen: Zuhause oder im Rahmen einer Kur?
Aus Sebastian Kneipps Tradition ist ein Netz aus Kneippheilbädern und Kurorten entstanden. 53 staatlich anerkannte Einrichtungen haben sich der Kneipptherapie verschrieben. Das bekannteste Beispiel ist dabei Bad Wörishofen. Die Stadt im Unterallgäu gilt als Ursprungsort der originalen Kneipp Kur. Der Pfarrer war 1855 als Beichtvater in Bad Wörishofen tätig und baute hier das Fundament seiner Therapie auf. Erholungssuchende besuchen das Kurzentrum für zwei bis vier Wochen und steigern mit den verschiedenen Kneipp Anwendungen ihre Gesundheit. Besondere Anwendungen wie Blitzgüsse oder Ganzkörperwickel sind besonders effizient, wenn sie Profis vor Ort ausführen.
Sie haben keine Zeit für eine wochenlange Kur und möchten die Kneipp Prinzipien lieber in Ihren Alltag integrieren? Dann können Sie sich ganz einfach selbst mit den Grundlagen der Hydrotherapie vertraut machen und Güsse und Bäder zu Hause durchführen. Dafür benötigen Sie oft nicht mehr als eine Badewanne und einen Duschschlauch. Im Folgenden finden Sie zahlreiche Kneippanwendungen, die Sie auch ganz einfach in den eigenen vier Wänden ausprobieren können.
Die 5 Säulen der Kneipp-Therapie
Kneipp stellt ein komplexes Behandlungsverfahren dar, welches weit über die bekannten Wasseranwendungen hinaus geht. Die Therapie stützt sich dabei auf fünf Säulen: Neben der Hydrotherapie zählen hierzu auch die Bereiche Ernährung, Bewegung, Pflanzenheilkunde und Ordnungslehre.
1. Hydrotherapie: Die Kraft des Wassers
Zu den bekanntesten Anwendungen der Hydrotherapie gehören neben dem Wassertreten auch die Kneippgüsse. Durch gezielte Temperaturauswahl und verschiedene Waschrituale lassen sich verschiedenste positive Wirkungen erzielen. Die Hydrotherapie wirkt vor allem stärkend, vorbeugend und Beschwerden lindernd. Sie ist eine große Hilfe bei oder für Folgendes:
- Immunsystem
- Atmungssystem
- Herz-Kreislaufsystem
- Venenleiden
- Hitzewallungen / Schweißausbrüche
- Hormonhaushalt
- Schlafstörungen
- Abgeschlagenheit / Müdigkeit
- Wetterfühligkeit / Temperaturschwankungen
- depressive Verstimmungen
- Reizbarkeit
- Nervosität
- Mastopathie
2. Ernährungstherapie: Auf das richtige Maß kommt es an
Sebastian Kneipp rückte auch die Rolle der Ernährung in den Mittelpunkt. Eine ausgewogene und vollwertige Kost ist laut Kneipp am gesündesten. Verbote gibt es in puncto Ernährung keine. Lediglich das Übertreiben gilt im Kneipp’schen Sinne als Gefahr für die Gesundheit. Ein Zitat von ihm lautet: „Wenn du merkst, du hast gegessen, hast du schon zu viel gegessen.“ Ein maßvoller und bewusster Umgang mit Lebensmitteln ist daher ein wichtiger Bestandteil der Kneipptherapie.
3. Bewegungstherapie: Bleiben Sie aktiv
Neben der Ernährung spielt auch die Bewegung eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Gesundheit zu erhalten. Im heilenden Kontext kann es sich dabei zum Beispiel um Bewegungsbäder oder Massagen handeln. Aber auch maßvolle Aktivität und vor allem das Barfußgehen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Schon ein entspannter Waldspaziergang kann laut Kneipp dienliche Effekte für die Gesundheit haben.
4. Phytotherapie: Lehre über die gesundheitsförderliche Wirkung von Pflanzen
Die Phytotherapie nutzt die Heilkraft der Pflanzen. Dazu zählen beispielsweise Tees. Die beruhigende Wirkung von Fenchel auf die Verdauung ist als Hausmittel schon lange bekannt. Spezieller geht es bei den Tinkturen und Salben zu. Wussten Sie beispielsweise, dass Lavendel Entzündungen hemmen kann? Pfarrer Sebastian Kneipp verband bei seiner Phytotherapie Erkenntnisse aus den Traditionen der Klostergärten Europas mit eigenen Forschungsergebnissen.
5. Ordnungstherapie: Körper und Seele im Einklang
Die letzte Säule rundet die ganzheitliche Lebensphilosophie ab. Seelische Ausgeglichenheit und Stresstoleranz zu erreichen ist das erklärte Ziel. Demnach zählen auch Entspannungsmethoden wie Yoga oder progressive Muskelrelaxation zu einer Kneipp Kur. Denn nur wenn Geist und Körper zusammenarbeiten, steht der Gesundheit nichts mehr im Wege. So kann eine Kneipp Kur sogar dabei helfen, stressbedingten Tinnitus zu heilen.
Von der Prävention bis hin zur Schmerztherapie: Einsatzbereiche der Kneipp Anwendungen
Kneipp Anwendungen kommen bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern zum Einsatz. Egal, ob es darum geht, den Schmerz zu lindern oder Krankheiten präventiv vorzubeugen: Die Therapie nach Kneipp kann dabei helfen, das Wohlbefinden effektiv zu steigern.
Prävention: Vorsorge ist das A und O
Damit Schmerzen und Krankheiten gar nicht erst auftreten, lassen sich Kneipp Anwendungen präventiv – also vorbeugend – einsetzen. Das bedeutet, dass sie durchgeführt werden, obwohl bisher keine Beschwerden aufgetreten sind. Wasseranwendungen, wie Teilbäder oder Blitzgüsse, stärken beispielsweise das Immunsystem und helfen so, gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
Behandlung und Therapie: Schmerzen mit Kneipp Anwendungen lindern
Doch auch wenn Erkrankungen bereits aufgetreten sind, ist es nicht zu spät, mit den Kneippanwendungen zu beginnen. Mögliche Krankheitsbilder, bei denen eine Kneipp Kur sinnvoll ist, sind:
- Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen
- Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut und der Schleimhäute (z. B. Allergien)
- Nervenleiden wie psychosomatische Erschöpfung oder Migräne
- Schlafstörungen
- Fieber
- Rheumatische und degenerative Erkrankungen
- Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus I und II, Übergewicht)
- Kinderkrankheiten (z. B. Neurodermitis)
Interessant: Viele Krankenkassen übernehmen sogar die Kosten für die Anwendungen, wenn ein Arzt sie verordnet.
Auch bei der Nachversorgung und Rehabilitation vieler Erkrankungen fördert Kneipp die Gesundheit. So ist eine Kneipp Kur beispielsweise auch nach einer Hüft-, Knie- oder Rückenoperationen sinnvoll.
Die besten Kneipp-Anwendungen und Regeln auf einen Blick
Welche Kneipp Anwendungen bei einer Kur genau zum Einsatz kommen, hängt davon ab, welche Ziele erreicht werden sollen. Dabei können selbst einzelne Güsse verschiedenste gesundheitsförderliche Wirkungen entfalten. Die Hydrotherapie stellt den größten Pfeiler der Kneipp Therapie dar. Zahlreiche Wickelarten sowie Wärme- und Kälteanwendungen ergänzen die Wasseranwendungen. Außerdem lässt sich nach Kneipp sogar das Trockenbürsten dazu nutzen, den Kreislauf anzuregen.
Anwendung | Anwendungsgebiet | Gegenanzeigen | Günstigste Tageszeit |
---|---|---|---|
Gesichtsguss | Erfrischung, Durchblutungs-förderung, Kopfschmerzen | akute Nebenhöhlen-entzündung, Nerven-entzündungen im Gesicht, Grauer und Grüner Star | jederzeit |
Kaltes Armbad | Erfrischung, niedriger Blutdruck, Unruhe, nervöse Herzbeschwerden | Herzkrankheiten, Gefäßkrämpfe in den Händen (Raynaud-Syndrom) | früher Nachmittag |
Kaltes Fußbad | Einschlafstörungen, Venenleiden inkl. Krampfadern, Zerrungen & Prellungen | Harnwegsinfekte, Ischiasschmerzen, arterielle Durchblutungs-störungen, starker Bluthochdruck | abends |
Kalter Lendenwickel | Einschlafstörungen, Verstopfung, Magen-Darm-Krämpfe, Bluthochdruck | Harnwegsinfekte | abends |
Kühle Güsse | Venenleiden, niedriger Blutdruck, Schwindel | Harnwegsinfekte, Ischiasschmerzen | morgens |
Wasser-treten/ Tautreten | Schlafstörungen, Stress, Wetterfühligkeit, Kreislaufschwäche, Regulie-rung des Wärmehaushalts, Infektanfälligkeit, nervöse Beschwerden | Harnwegsinfekte, Ischiasschmerzen, Durchblutungs-störungen oder Krämpfe in den Beinen | morgens erfrischend, abends beruhigend |
Hydrotherapie nach Kneipp: Wirksam und kostengünstig
Hydrotherapie: Kneipp-Güsse, Wassertreten und Bäder
Wasseranwendungen sind die Kneipp Anwendungen, die sich der größten Beliebtheit erfreuen. Neben Güssen, die in einer Dusch- oder Badewanne durchzuführen sind, gehören hierzu auch verschiedene Bäder. Ebenso ist das Wassertreten ein Teil der Hydrotherapie.
Kneipp-Güsse: Ritualisierte Abläufe mit kaltem Wasser
Die Auswahl der Güsse ist riesig. Über hundert verschiedene Anwendungen etablierte Sebastian Kneipp im 19. Jahrhundert. Doch eine Sache haben die meisten gemein: Das Wasser ist mit 16 bis 17 Grad Celsius kühl. Dadurch lässt sich die Durchblutung anregen – je nach Körperstelle mit unterschiedlichen Auswirkungen. So können die Güsse sogar bei Multipler Sklerose das Wohlbefinden steigern. Lediglich bei Wechselgüssen kommt auch warmes Wasser zum Einsatz.
Wichtig ist, dass die Haut zu Beginn durch Reibung, Massagen oder Bewegung angewärmt ist. Außerdem starten die Güsse immer an der rechten, vom Herzen weiter entfernten Seite des Körpers.
Eine wichtige Grundregel: Nach einem Guss nicht abtrocknen, sondern die Feuchtigkeit lediglich abstreifen. Anschließend ist es wichtig, für Ruhe und Wiedererwärmung zu sorgen. Das gelingt am besten durch eine kurze Ruhepause im Bett.
In der Praxis sind vor allem die folgenden Güsse weit verbreitet:
Gesichtsguss
Das kalte Wasser auf Gesicht und Schläfen fördert die Durchblutung und belebt so Körper und Geist. Der Gesichtsguss strafft außerdem die Haut und kann gegen Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen helfen.
Anleitung:
- Führen Sie den Schlauch von der rechten Schläfe beginnend mehrmals kreisförmig rund um Ihr Gesicht
- Gießen Sie dann ein paar Mal in waagerechten Bewegungen über Ihre Stirn
- Von dort führen Sie den Strahl über Ihre Augenbrauen und Ihren Nasenrücken zu Ihrem Kinn
- Anschließend geht es wieder zurück zur Stirn
- Wiederholen Sie den Guss einmal. Atmen Sie dabei die ganze Zeit über ruhig und gleichmäßig ein und aus.
Armguss
Dieser Guss hilft bei Schulter- und Armbeschwerden. Entzündungen, aber zum Beispiel auch Schwindelgefühl lassen sich mit dem kühlen Nass vertreiben.
Anleitung:
- Halten Sie Ihren Arm seitlich über die Badewanne
- Setzen Sie den Wasserstrahl außen an der rechten Hand an
- Gießen Sie von hieraus bis über die Schulter hoch
- Verweilen Sie für einen kurzen Moment an der Schulter
- Führen Sie den Schlauch auf der Innenseite zurück
- Wiederholen Sie dasselbe Vorgehen am linken Arm
- In ein bis drei Vorgängen wiederholen
- Gesunde können als Reizsteigerung zusätzlich die Brust achterförmig umgießen
Knieguss
Für ein wahres Gefäßtraining der Venen sorgt diese Kneipp Anwendung. Der Knieguss kann nicht nur den Blutdruck senken, sondern auch als Beruhigungs- und Einschlafhilfe fungieren. Wenden Sie einen Knieguss nur bei warmen Füßen an.
Anleitung:
- Beginnen Sie diese Kneipp Anwendung hinten am rechten Bein
- Führen Sie den Wasserstrahl außen aufwärts, bis Sie etwa handbreit über der Kniekehle ankommen
- Hier verweilen Sie für zwei bis drei Sekunden
- Dann führen Sie den Schlauch auf der Innenseite wieder abwärts
- Wiederholen Sie den Vorgang auf der Beinvorderseite
- Im Anschluss folgt das linke Bein auf dieselbe Art und Weise
- Gießen Sie zum Abschluss die rechte und linke Fußsohle ab
Schenkelguss
Schmerzhilfe bei Hüft- und Kniegelenksarthrosen bringt der Schenkelguss. Auch entzündlichen Ischias- oder Rückenbeschwerden lassen sich hiermit mildern. Außerdem wird das Beingewebe gefestigt und müde Beine entlastet.
Anleitung:
- Orientieren Sie sich bei einem Schenkelguss an dem Gießweg für einen Knieguss
- Hinten lassen Sie den Strahl allerdings bis über den Beckenkamm laufen, während Sie auf der Vorderseite bis über die Leistenbeuge gießen
Vollguss
Der Guss für den ganzen Körper ist eine sehr starke Abhärtungsmaßnahme und daher nicht für Einsteiger geeignet. Er hilft nicht nur bei Stoffwechselstörungen, sondern kann auch zu einer Stabilisierung des vegetativen Nervensystems beitragen. Die Atemtätigkeit erhöht sich, ein Erfrischungsgefühl stellt sich ein. Führen Sie einen Vollguss nur bei warmem Körper durch, am besten nach der Sauna oder einer warmen Dusche. Direkt vor dem Guss ist es sinnvoll, das Herz und die Stirn kurz abzukühlen.
Anleitung:
- Beginnen Sie wie auch beim Schenkelguss rechts außen am Fuß
- Führen Sie den Wasserschlauch bis zur Leiste
- Wiederholen Sie das Vorgehen am linken Bein
- Nun geht es an der rechten Hand außen weiter
- Gießen Sie das Wasser bis zur Schulter und gehen innen zurück
- Wiederholen Sie den Guss am linken Arm
- Nun gießen Sie kreisförmig im Uhrzeigersinn um den Bauch
- Gehen Sie über die Brust bis zur rechten Schulter hoch und gießen Sie dabei 2/3 des Wassers nach vorne und 1/3 des Wassers nach hinten
- Wechseln Sie zur linken Schulter
- Wenn Sie möchten, können Sie an dieser Stelle kurz kreisförmig das Gesicht abgießen
Wichtig: Führen Sie nie zwei Wasseranwendungen gleichzeitig durch. Sinnvoll sind zwei bis vier Stunden Pause zwischen den einzelnen Einheiten. Achten Sie außerdem auf Ihren Körper: Leichte Rötungen dürfen vorkommen, starke Schmerzen sollten durch das kalte Wasser keinesfalls entstehen.
Wassertreten: Im Storchengang zu bester Gesundheit
Das Wassertreten – in Variation auch als Schnee- oder Tautreten bekannt – fördert ebenfalls die Durchblutung, reguliert den Wärmehaushalt und härtet den Körper ab. Benötigt dazu wird eine Wanne. Beim Tau- oder Schneetreten hingegen genügt der Gang in den Garten. Viele Gemeinden bieten auch öffentliche Kneipp Becken an, in welchen Sie das Wassertreten durchführen können. Wichtig ist, dass die Beine vor der Anwendung durch Laufen oder Gymnastik erwärmt wurden.
Das Vorgehen ist dabei recht simpel: Schreiten Sie auf der Stelle. Ziehen Sie bei jedem Schritt ein Bein ganz aus dem Wasser heraus. Nachdem Sie es wieder in das kühle Nass getaucht haben, ist die andere Seite dran. Die Dauer des Wassertretens beläuft sich zunächst auf 10 bis 20 Sekunden, bis ein leichtes Schmerzgefühl eintritt. Später können Sie sogar bis zu zwei Minuten im Wasser verweilen. Danach streifen Sie das Wasser mit den Händen von den Beinen ab und ziehen Strümpfe und Schuhe an. Durch Fußgymnastik oder Gehen führen Sie im Anschluss eine Reaktion des Körpers und ein angenehmes Wärmegefühl herbei.
Bäder für gesteigertes Wohlbefinden
Die Bäder ergänzen die bereits vorgestellten Wasseranwendungen. Anders als bei den Güssen arbeitet man hier nicht mit einem fließenden Wasserstrahl, sondern lässt die Flüssigkeit in ein Gefäß ein. Die gewünschten Körperteile werden dann direkt in das Bad getaucht. Ein Beispiel hierfür ist ein kühles Armbad. Es hebt den Blutdruck, vertreibt rasch Müdigkeit und beruhigt zugleich die Nerven.
Interessant: Selbst bei Migräne kann dieses Bad für Besserung sorgen. Dabei tauchen Sie Ihre Arme bis zur Hälfte der Oberarme für etwa 30 Sekunden in kühles Wasser.
Teilbäder sind außerdem auch an den Füßen möglich. Dabei kann ein Fußbad seine Wirkung auf den gesamten Körper entfalten, denn die Reize sind nicht nur lokal auf die Füße begrenzt. Sie wirken insbesondere auf den Kreislauf, das Immunsystem, den Stoffwechsel und das Nervensystem ein – eine wahre Wasserkur.
Diese Fußbäder gehören zur „kleinen Kneipptherapie”:
- kaltes Fußbad: wirkt beruhigend und venenstärkend
- warmes Fußbad: hilft bei Durchblutungsstörungen und Schlafstörungen
- wechselwarmes Fußbad: wärmt kalte Füße und stärkt Ihr Immunsystem
- Wassertreten: fördert Ihre Durchblutung und den Schlaf, beruhigt und härtet ab
- ansteigende Fußbäder: wirken Durchblutungsstörungen vor, wärmen kalte Füße und bekämpfen Erkältungen und Nasennebenhöhlenentzündungen
- Fußbäder mit pflanzlichen Zusätzen: sind sinnvoll bei Hauterkrankungen und nässenden Hautveränderungen
Bei diesen Beschwerden sollten Sie auf Fußbäder verzichten:
- Fußpilz (kann sich durch die Feuchtigkeit verschlechtern)
- offene Wunden
- entzündliche Hautveränderungen
- schwere Krampfaderleiden
- hochgradige Durchblutungsstörungen
Kalte Fußbäder für einen geruhsamen Schlaf
Ein kaltes Fußbad im Bach kann nach einer Wanderung oder einem langen Spaziergang für Erfrischung sorgen. Die kühlen Temperatur-Reize können aber auch nervenentspannend und beruhigend auf das Herz wirken sowie den Puls runterfahren. So können Kalte Fußbäder auch bei Venenleiden, funktionellen Herzbeschwerden und Einschlafstörungen angewendet werden.
Dafür füllen Sie das Gefäß mit 16 bis 18 °C kühlem Wasser. Baden Sie die Füße höchstens eine halbe Minute darin. Trocknen Sie die Füße nicht ab, sondern streifen Sie das Wasser lediglich ab, um die kühlende Wirkung nicht vorzeitig zu unterbrechen. Achten Sie trotzdem darauf, dass die Füße nach einigen Minuten wieder erwärmt sind, unterstützen Sie sonst die Fußerwärmung durch Bewegung oder dicke Socken.
Kaltes Wasser gegen kalte Füße
Kalte Füße sind im Winter eine leidige Begleiterscheinung der ungemütlichen Witterung. Doch kalte Füße begünstigen Erkältungen und Sie sollten daher nicht nur wegen des Unbehagens, das die Eisfüße auslösen, für Abhilfe sorgen. Eine gute und altbewährte Maßnahme hierzu ist das aus der Kneipp-Therapie stammende Wassertreten. Auch wenn Sie jetzt innerlich frösteln: Das kalte Wasser ist tatsächlich eine der besten Methoden, um rasch wieder für warme Füße zu sorgen. Durch die Bewegung im kalten Wasser wird die Durchblutung in den Füßen ordentlich angekurbelt, die Gefäße weiten sich und die Füße werden warm.
Vorgehensweise:
- Füllen Sie Ihre Badewanne bis auf Wadenhöhe mit kaltem Wasser.
- Gehen Sie im Storchenschritt in der Wanne auf und ab.
- Achten Sie dabei darauf, dass Ihre Füße bei jedem Schritt aus dem Wasser auf- und wieder eintauchen.
- Beenden Sie das Wassertreten nach zwei Minuten.
- Tupfen Sie Ihre Füße trocken und ziehen Sie sich sofort ein Par warme Socken an.
Wenn Sie am Abend Wassertreten, haben Sie zusätzlich zu warmen Füßen noch eine gute Einschlafhilfe. Gleichzeitig gehört das Wassertreten zu den immunstimulierenden Anwendungen, die Ihre Abwehr auf Trab bringen.
Macht Ihre Füße warm: Ansteigendes Fußbad
Bei Bluthochdruck, Harnwegsinfekten, drohenden grippalen Infekten, Neigung zu kalten Füßen, Menstruationsbeschwerden und Prostataentzündungen profitieren Sie von einem temperaturansteigenden Fußbad. Am besten verwenden Sie dafür eine spezielle Wanne für Fußbäder aus dem Sanitätshandel. Sie sollte ausreichend hoch sein, so dass Sie Ihre Beine bis zu den Waden darin unterbringen können. Stellen Sie diese Wanne in die Badewanne und setzen Sie sich auf den Wannenrand.
Stellen Sie Ihre Füße in diese Wanne und lassen Sie Wasser hineinlaufen. Beginnen Sie mit einer Wassertemperatur von 33 Grad Celsius bis 34 Grad Celsius. Lassen Sie dann allmählich heißes Wasser zulaufen. In einer Zeit von 15 bis 20 Minuten sollten Sie bei etwa 40 Grad Celsius landen. Diese Temperatur sollten Sie ein bis zwei Minuten beibehalten. Dann nehmen Sie die Füße aus dem Wasser und trocknen Sie diese gründlich und vorsichtig ab.
Ruhen Sie nach dem Fußbad noch 20 Minuten bis eine halbe Stunde nach.
Warme Fußbäder für kältesensible Personen
Ein warmes Fußbad eignet sich hervorragend für eine generelle Wärmezufuhr für den Organismus, wirkt aber auch blutgefäßerweiternd. Warme Fußbäder wirken außerdem durchblutungsfördernd, sodass der Blutdruck gesenkt und das Herz entlastet wird.
Dazu baden Sie ihre Füße 12 bis 15 Minuten in etwa 36 C° warmem Wasser. Achten Sie darauf, dass die Füße zu Beginn nicht zu kalt sind, sonst könnte es zu leichten Verbrühungen kommen. Steigern Sie sonst wenn nötig langsam die Temperatur des Fußbades. Nach dem Bad die Füße abtrocknen und sich eine Ruhephase von ungefähr 30 Minuten gönnen.
Achtung: Warme Fußbäder sind bei Venenthrombose oder Durchblutungsstörungen nicht empfehlenswert. Kalte Fußbäder gilt es bei Bluthochdruck und Harnwegsentzündungen zu meiden.
Die Vielfalt der Bäder: Salzbäder, Erkältungsbäder, Entspannungsbäder
Neben Sitzbädern versprechen auch Ganzkörperbäder laut Kneipp eine gesundheitsförderliche Wirkung. Durch den Einsatz von Salz, Aromaölen und Heilpflanzen lassen sich verschiedene Effekte erzielen. Ideal ist dabei immer eine Wassertemperatur von 37 Grad Celsius. So muss der Körper keine Energie für einen Temperaturausgleich aufbringen. Ausgewählte Badeanwendungen im Überblick:
- Salzbäder: Ein Bad im Salzwasser kann bei Schuppenflechte, Rheuma und schmerzhaften Verspannungen heilsam wirken. Dabei können Sie sogar handelsübliches Kochsalz in Ihre Wanne geben. Für eine intensive Kur ist es ratsam, zwei bis drei Salzbäder pro Woche durchzuführen. Eine Besserung der Beschwerden sollte sich nach circa vier Wochen einstellen.
- Erkältungsbäder: Vor allem auch bei Erkältungssymptomen und Erkrankungen der Atemwege können Bäder wahre Wunder wirken – insbesondere, wenn das Wasser mit ätherischen Ölen versetzt ist. Eukalyptus, Kampfer, Fichten- oder Kiefernadeln sind einige Heilpflanzen, die einem Erkältungsbad seine Wirksamkeit verleihen.
- Entspannungsbäder: Das Baden im warmen Wasser hilft außerdem dabei, Körper und Geist zu entspannen. Vor allem Badezusätze wie Lavendel, Patschuli und Sandelholz duften nicht nur gut, sondern helfen auch gegen Unruhe und innere Anspannung.
Da das Baden die Blutgefäße weitet, sollten Sie Vorsicht walten lassen, wenn Sie unter niedrigem Blutdruck leiden. Stehen Sie in der Wanne ganz langsam auf, um Schwindel zu vermeiden.
Kneippen in der eigenen Badewanne: Hydrotherapie für zu Hause
Viele Kneipp Einsteiger fragen sich, ob man die Kneipp Anwendungen nur in einem Kur-Zentrum durchführen kann oder ob es auch zu Hause möglich ist. Um die richtige Handhabung der Wassertherapie zu erlernen, ist es sinnvoll, einmal in einen Kneipp Kurort zu reisen. Hier holen Sie sich Tipps und Tricks von den Profis. Ist Ihnen ein solcher Ausflug nicht möglich, können Sie sich auch selbst in die Wasseranwendungen einlesen und diese in den eigenen vier Wänden durchführen.
In der Vorbereitung sollten Sie die Dusch- oder Badewanne mit rutschfesten Unterlagen auskleiden. Für die Güsse schrauben Sie den Kopf vom Duschschlauch ab. Noch besser gelingen die Wasseranwendungen mit einem professionellen Kneipp-Gießschlauch, der in Sanitätsfachgeschäften erhältlich ist.
Sorgen Sie dafür, dass ihre Haut zu Beginn durch Reibung, Massagen oder Bewegung angewärmt ist. Beginnen Sie die Bäder immer mit der rechten, vom Herzen weiter entfernten, Seite des Körpers. Bleiben Sie nicht länger als 5 Minuten im warmen Wasser und nicht länger als 10 Sekunden im kalten Wasser stehen.
Für die erste, die warme Anwendung, sollte die Wassertemperatur rund 36 bis 38 Grad betragen. Fangen Sie mit dem rechten Bein an: gießen Sie das Wasser an der Außen- und Rückseite von Unter- und Oberschenkel entlang bis hoch zu Ihrem Gesäß; dann führen Sie den Duschschlauch wieder abwärts, an der Innenseite Ihres Beines bis zum Fuß zurück. Nun machen Sie das gleiche am linken Bein.
Nun wechseln Sie die Temperatur des Wassers; es sollte rund 16 bis 18 Grad kühl sein und wiederholen die Anwendung. Während Sie sich aber bei der Warmwasser-Behandlung ruhig Zeit lassen können, sollten Sie die Anwendung mit kaltem Wasser recht schnell durchführen; Sie dürfen auf keinen Fall dabei frieren. Nach Belieben können Sie nun die Behandlung mit Warm- und Kaltwasser wiederholen; den Abschluss sollte der kalte Guss bilden.
Bei den Güssen ist es sehr wichtig, auf die richtige Gießrichtung und eine maximale Anwendungsdauer zu achten. Unkomplizierter sind Bäder und das Wassertreten. Probieren Sie dies einfach in der heimischen Badewanne aus!
Kneipp Wickel: Richtig gewickelt zu mehr Gesundheit
Einen weiteren wichtigen Bereich der Kneipp Anwendungen stellen die Wickel dar. Dabei werden bestimmte Körperteile oder gar der ganze Körper mit drei verschiedenen Tüchern eingehüllt.
Wie genau die Kneipp Wickel wirken, hängt nicht nur von der Körperstelle der Anwendung ab. Auch die Temperatur spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wenn Sie beispielsweise Krampfadern haben oder nach langem Stehen oder Sitzen zu schweren, geschwollenen Beinen neigen, hilft ein kühler Venenwickel (Wadenwickel).
Grundregeln des Wickelns
- Sorgen Sie für eine gute Raumluft, denn angelegte Wickel führen zu einer vertieften Atmung.
- Wenn Sie Ihren Partner oder ein Kind behandeln, erkundigen Sie sich nach der Empfindung bezüglich der Temperatur des Wickels. Jeder Mensch und jedes Lebensalter empfindet Wärme und Kälte anders.
- Für Kaltreize gilt: Niemals kalt an einem kalten Körper. Wer fröstelt, verträgt kein kaltes Wasser. Frieren Sie während oder nach der Behandlung, war der Kaltreiz zu stark. Brechen Sie in diesem Fall die Wickelung ab und wärmen Sie die unterkühlte Region auf (durch Reiben, warme Decken, Wärmflasche etc.).
- Akute (entzündliche) Krankheitsprozesse vertragen einen Kaltreiz. Für chronische Prozesse empfiehlt sich oft eher Wärme.
- Je weiter die Wassertemperatur von der normalen Körpertemperatur (37 °C) abweicht, desto stärker wirkt der Reiz.
- Schwache und mittlere Reize stärken die Lebenskräfte, zu starke Reize hemmen die Körperreaktion und schaden.
- Vor und direkt nach den Mahlzeiten sollte man nicht wickeln. Halten Sie einen Mindestabstand von 30 Minuten ein. Rauchen vor und nach dem Wickeln schwächt die Wirkung unter Umständen ab.
Wie oft Sie eine Behandlung durchführen, hängt davon ab, ob sie für akute Beschwerden oder zur Vorbeugung gedacht ist. In der Regel reichen zwei Wickelungen am Tag aus. Der Körper braucht Zeit zur Verarbeitung der Reize. Als Ausnahme gilt der wärmeentziehende Wadenwickel bei hohem Fieber oder der Halswickel bei Halsentzündungen, die man beide öfter anlegen kann.
Der richtige Stoff zum Wickeln
Ein Wickel besteht aus mindestens 2 Tüchern: dem Innen- und Außentuch. Bei Bedarf (z. B. bei Wickelzusätzen) verwenden Sie ein schützendes Zwischentuch.
- Benutzen Sie keine neuen Stoffe. Diese müssten Sie wegen ihrer Imprägnierung erst mehrmals waschen.
- Das anzufeuchtende Innentuch liegt direkt auf der Haut.
- Schneiden Sie es so groß zu, dass es einmal zusammengefaltet die zu umwickelnde Körperfläche völlig bedeckt.
- Ideal für Kaltreize sind Leinentücher wie alte Bett- oder Geschirrtücher. Leinen leitet Körperwärme gut ab: Je dicker das Leinentuch, um so besser der Wärmeentzug.
- Mullwindeln oder Geschirrtücher aus Baumwolle gelten als gute Wärmeleiter und eignen sich besser für warme Wickel.
- Als Träger für Zusätze wie beim Quark- oder Zwiebelwickel eignet sich Verbandmull, weil er grobmaschig und chemikalienfrei ist.
- Im Hinblick auf die Hygiene sollte der Stoff eines Innentuchs auskochbar sein.
- Bei allen Wickeln ziehen Sie das Innentuch faltenfrei und nicht zu locker um die Haut, um einen Temperaturverlust zu vermeiden.
Kneipp Anwendungen gegen Fieber: Kalte Wickel
Ein kalter Wickel kann folgende Wirkungen entfalten:
- schmerz- und entzündungslindernd
- schlaffördernd
- beruhigend auf das vegetative Nervensystem
- hilft bei länger bestehenden Krankheiten
Das Prinzip der kalten Wickel ist dabei relativ simpel. Der Kältereiz regt den Körper dazu an, den unterkühlten Bereich vermehrt mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.
Vor allem bei Fieber helfen kühle Wadenwickel, die Temperatur zu senken. Allerdings sollte das Wasser, in das Sie den Wickel tauchen, etwas wärmer sein als bei den anderen Wasseranwendungen. Die Wickel verbleiben für fünf bis zehn Minuten um die Waden geschlungen. Die gesundheitsförderlichen Folgen: Sinkendes Fieber, ein gestärktes Kreislaufsystem und ein angeregtes Lymphsystem.
Kneipp Anwendung für mehr Entspannung: Warme Wickel
Quälende Periodenschmerzen, Bauchkrämpfe oder harte Verspannungen – bei vielen Betroffenen lösen diese Beschwerden einen hohen Leidensdruck aus. Hier kann ein feuchter warmer Wickel Linderung bringen. Verspannte Körperregionen entspannen sich durch den Wärmereiz und der Organismus aktiviert seine Selbstheilungskräfte.
Achtung: Legen Sie den warmen Wickel nicht zu heiß an. Die Folgen können Reizungen oder gar Verbrennungen sein. Da das erklärte Ziel dieser Wickelart die Entspannung ist, sollte die Temperatur in Ihrem Wohlfühlbereich liegen.
Wickel bei Krampfadern oder geschwollenen Beinen
Wenn Sie Krampfadern haben oder nach langem Stehen oder Sitzen zu schweren, geschwollenen Beinen neigen, hilft ein kühler Venenwickel (Wadenwickel). Der Kaltreiz entstaut und erfrischt. Sie brauchen:
- Eine Ritterspitz-Tinktur (Dosierung nach Angaben des Herstellers)
- Meersalz (ein Esslöffel auf einen halben Liter Wasser) oder Apfelessig (1:2 im Wasser verdünnt) als Zusatz zum Wickelwasser, um die Wirkung zu verstärken.
- Als Hausmittel hilft kalter Quark, der etwa 0,5 bis 1 cm dick auf das trockene Innentuch ausgestrichen wird.
Wickel bei Rückenschmerzen
- Breiten Sie das Außentuch und darauf das kleinere Zwischentuch auf der Liegefläche aus. Ein „Probeliegen“ bestätigt Ihnen die Maße und die korrekte Lage der Tücher.
- Danach bereiten Sie mit eventuellen Zusätzen das Innentuch vor.
- Ein warmer Rückenwickel (oder eine Auflage) hilft bei einem schmerzenden verspannten Rücken.
- Als Zusätze wirken warme, zerkleinerte Kartoffeln (heiß in das trockene Innentuch gelegt) sowie Johanniskraut– und Lavendelöl im Wickelwasser (Dosierung nach Anweisung des Herstellers) schmerzstillend.
- Warme Körperwickel mit Rosmarinöl (auch als Bad) kurbeln den Kreislauf an.
Nervosität, Darm- und Menstruationsbeschwerden mit Wickeln zu lindern
- Im Gegensatz zum Rückenwickel verwenden Sie für einen Bauchwickel ein kleineres Wickeltuch.
- Warm angelegt, beruhigen Schafgarben- oder Kamillen-Aufguss oder Kümmelöl als Zusatz im Befeuchtungswasser bei Magen- und Darmbeschwerden, Nervosität und Menstruationsbeschwerden.
Gegen Anzeichen von Erkältung hilft ein warmer Brustwickel
- Bei Erkältungen sorgen warme Brustwickel für eine bessere Durchblutung, Schleimlösung und Hustenlinderung
- als Zusätze (zum Befeuchtungswasser bzw. als Auflage auf das Innentuch) eignen sich zerkleinerte Zwiebeln, Zitronensaft und leicht angewärmter Magerquark sowie ätherische Öle gegen Erkältungen.
- Rücken- und Brustwickel mit Kaltreizen regen Atmung und Kreislauf an, härten allgemein ab und erfrischen.
Kombinierte Wirksamkeit: Wickel mit Heilpflanzenextrakten
Eine besondere Heilwirkung erzielen Sie, wenn Sie dem Wasser Heilpflanzenextrakte oder ätherische Öle beigeben. Besonders warme Wickeln setzen die Öle besonders gut frei. Über die Nasenschleimhaut gelangen sie dann direkt in den Blutkreislauf. Zur durchblutungsfördernden und entkrampfenden Wirkung des warmen Wassers gesellen sich so auch noch die positiven Folgen der Aromatherapie.
Tipp: Ein besonders beliebter Wickelzusatz ist Thymian-Öl. Es wirkt entzündungshemmend und schleimlösend. Auch Heilerde- und Quarkwickel hemmen Entzündungen. Sie möchten eher die entspannende und entkrampfende Wirkung verstärken? Dann sollten sie ein paar Tropfen Lavendelöl auf den Wickel geben.
Hausmittel als Wickelzusatz: Anwendung und Wirkung
Anwendung | Zusatz | Wirkung |
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Erkältung Husten Rheuma Gelenkentzündung Blasenentzündung | Zwiebel roh schneiden und im Innentuch bis zur Saftbildung drücken | schmerzlindernd, entzündungshemmend, stoffwechselanregend, schleimlösend, desinfizierend |
Krampfadern Wasseransammlungen im Gewebe Prellungen Quetschungen Blutergüsse Insektenstiche und Juckreiz | Obst-/Apfelessig ohne weitere Zusätze 1:2 mit dem Wickelwasser verdünnen | entstauend, durchblutungsanregend, kühlend |
Husten Bronchitis Muskelverspannungen | Kartoffeln gekocht und zerkleinert, auch als Ersatz für Leinsamen | schmerzlindernd, stark erwärmend |
Husten Bronchitis Schnupfen Nebenhöhlenentzündungen | Leinsamen, frisch geschrotet, aus Reformhaus oder Apotheke | schmerzlindernd, stark erwärmend, schleimauflösend |
Wasseransammlung im Gewebe Krampfadern Schnupfen Nebenhöhlenentzündungen Schmerzen Entzündungen | Salz / Meersalz; ein bis zwei Esslöffel auf einen Liter Wickelwasser | abschwellend, wundheilungsfördernd, entzündungsheilend, durchblutungsfördernd |
Husten Halsentzündungen | Zitrone (nur ungespritzte; bei empfindlicher Haut Reizungen möglich) | entzündungshemmend, bakterientötende Wirkung |
Als Kaltreiz: Akute Halsentzündung Krampfadern Venenentzündung (oberflächlich) Sonnenbrand Insektenstich Brustdrüsenentzündung Gelenkentzündung Kopfschmerzen Akute Schwellungen und Entzündungen | Quark, ein bis zwei Päckchen aus dem Kühlschrank je nach Körperbereich dünn ausstreichen | kühlend, abschwellend, entzündungshemmend, schleim- und krampflösend bei Husten, schmerzlindernd, entgiftend |
Als Warmreiz (körperwarm): Husten Bronchitis Heiserkeit Lymphdrüsenschwellung Chronische Gelenkschmerzen | Quark nur körperwarm auflegen | chronische Erkrankungen lindernd, beruhigend, schleimlösend, krampfstillend, schmerzst |
Hitze und Kälteanwendungen: Mit der richtigen Temperatur zu mehr Wohlbefinden
Doch die Wickel sind nicht die einzige Kneipp Anwendungen, die sich das Wirkungsprinzip von Wärme und Kälte zunutze machen. Die Thermotherapie umfasst auch noch zahlreiche andere Einsatzmöglichkeiten.
Kälteanwendungen als Schmerzhilfe
Die Kälte hilft vor allem bei Schmerzen, deren Ursache in einer Verstauchung, Zerrung oder Überbeanspruchung liegen. Eine 20-minütige Kälteanwendung kann hierbei bereits helfen und sogar Schwellungen und Entzündungen mindern. Als Kühlkompresse können Sie ein Kühlpäckchen oder einen eisgefüllten Plastikbeutel benutzen. Wickeln Sie das Päckchen mit einem trockenen Handtuch oder Stück Stoff ein – Sie schaffen so eine dünne Isolierschicht zwischen Haut und Eis, die Erfrierungen vorbeugt.
Achtung: Ein leicht kribbelndes schmerzhaftes Gefühl oder gar Taubheit sind Warnsignale des Körpers, die Sie auf keinen Fall ignorieren sollten. Beenden Sie die Kälteanwendung sofort, wenn Sie ein zu starkes Abkühlen der entsprechenden Körperpartie bemerken.
Wärmeanwendungen bei Verspannungen und Co.
Wenden Sie zunächst keine Wärme bei einem verletzten Muskel oder Gelenk an, denn die Hitze stimuliert die Durchblutung. Das kann die Schwellung verstärken. Beginnen Sie mit den Wärmeanwendungen erst, wenn die Schmerzen und die Schwellung nachgelassen haben – das ist normalerweise etwa 2 oder 3 Tage nach der Verletzung der Fall.
Wärme entspannt angespannte und entzündete Muskeln und vermindert die Schmerzen. Bei chronischen Schmerzen – wie bei Arthritis – und zur Muskelentspannung ist Wärme in der Regel besser geeignet als Kälte. Wenden Sie die Wärme auf der verletzten Körperregion bis zu dreimal täglich für 20 Minuten an.
Zu den traditionellen Wärmeanwendungen zählen neben Rotlicht- und anderen Wärmelampen auch Wärmepäckchen, Wärmflasche und warme Kompressen. Ebenso steigern ein warmes Bad oder eine warme Dusche das Wohlbefinden.
Trockenbürsten: Training für die Blutgefäße
Die letzte Kneipp Anwendung aktiviert den Kreislauf und stärkt das Immunsystem – die Rede ist vom Trockenbürsten. In der Regel kommt hierbei eine Naturborstenbürste mit Stiel zum Einsatz. Da die Bürstenmassage anregend wirkt, sollten Sie diese nur am Morgen und nicht am Abend durchführen.
Beginnen Sie am rechten Fuß und massieren Sie mit sanftem Druck in kreisenden Bewegungen an der Außenseite des Beins nach oben und an der Innenseite wieder nach unten zurück. Nach und nach bearbeiten Sie auf diese Weise den ganzen Körper, bis Sie die Massage durch das Abbürsten des Rückens beenden. Das Ganze dauert nur fünf bis zehn Minuten und lässt sich daher hervorragend in die Morgenroutine einbauen. Um durch das Bürsten gelöste Hautschüppchen zu entfernen ist es sinnvoll, diese Kneipp Anwendung mit einer Dusche abzuschließen.
Die Kraft der Natur: Phytotherapie und Heilkräuter nach Kneipp
Eine milde, aber wirksame Medizin fand Sebastian Kneipp auch in der Kraft der Natur. Egal ob Tinkturen, Pulver, Salben, Öle oder Tees – die heilende Wirkung von Kräutern und Pflanzen ist laut Kneipp nicht zu unterschätzen. Dabei wird jedem Gewächs in der Naturheilkunde eine ganz eigene Wirkung nachgesagt. Einen kleinen Einblick in die Weiten der Phytotherapie schenkt Ihnen das folgende Pflanzenlexikon:
- Lindenblüte: Atemwegsinfekte, grippalen Infekte und trockener Reizhusten
- Löwenzahn: Störung des Gallenflusses, Erkrankungen der Leben, Appetitlosigkeit, rheumatische Erkrankungen
- Melisse: Magen-Darm-Beschwerden, nervöse Herzbeschwerden mit Einschlafstörungen
- Pfefferminze: krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Brechreiz
- Salbei: Völlegefühl/Blähungen, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, starkes Schwitzen
- Weidenrinde: rheumatische Erkrankungen/Arthrose, fieberhafte Erkrankungen, entzündungsbedingte Schmerzzustände, Kopfschmerzen
Eine besondere Rolle spielen dabei auch die ätherischen Öle. Sie kommen unter andere bei der Aromatherapie zum Einsatz. Hier entsteht die gesundheitsfördernde Wirkung vor allem durch den starken Duft der Öle. Haben Sie außerdem gewusst, dass die Gerüche sogar die Stimmung positiv beeinflussen können?
Kneipp Therapie: Ganzheitliches Konzept für mehr Wohlbefinden
Bei Kneipp handelt es sich um ein umfangreiches Gesundheitskonzept, das ohne den Einsatz von Medikamenten auskommt. Der Fokus liegt auf der heilenden Wirkung des Wassers und der Heilkräuter. Kneipp Anwendungen sind dabei vor allem für all diejenigen interessant, die Schmerzen, Erkrankungen oder einer Erkältung mit alternativen Methoden begegnen möchten.
Doch auch wenn Sie keine Beschwerden haben, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Kneipp Therapie zu werfen. Denn zahlreiche Anwendungen lindern nicht nur bestehende Probleme, sondern beugen diese auch vor. Wenn Sie Ihr Immunsystem stärken oder Ihrem Körper einfach etwas Gutes tun wollen, sind Sie bei Kneipp richtig. Lassen Sie sich vom Wellnessaspekt von Vollbädern, Massagen und Co. überzeugen.